Mitten rein!

[artname]

Hallo, mal wieder eine schnelle Skizze. Mir ging es hierbei konkret um ein kleines Ventil für Gefühle.

Dodo brachte mich in der Zwischenzeit auf die Idee, Euch zu fragen: schwebt Euch beim Lesen ein bestimmtes Tempo vor?


Mitten rein!

Nun lieg ich hier, auf trockener Lunge.
Die Zeit weicht aus dem porösen Ballon.
Der Morgen klopft an, zeigt mir die Zunge,
läuft durch das Zimmer, sieht sich stumm um

Hey, Hallo - was soll schon sein!
So oder so - mitten rein!

Und nun lauf ich hier, auf müden Beinen.
und jedes Ziel ist mir grad gut genug,
die Sorgen und den Tag zu vertreiben.
Der hier geht vorbei - und zwinkert mir zu

Hey, Hallo - was soll schon sein!
So oder so - mitten rein!

Und nun knie ich hier, vor deinen Füssen.
Vor dem Portal zum magischen Licht.
Die Nacht ist ein Kuppler, ein Duft zum Verschießen
Das Herz am Zerspringen, oder noch* nicht.

Hey, Hallo - was soll schon sein!
So oder so - mitten rein!

* bin noch immer unsicher, ob es "auch" oder "noch" heißen muss...?

 

[Dodo_I]

Cool!
Stimmt das denn rhythmisch mit der Musik?

Ansonsten Vorschläge:
Für einen besseren Reim auf "Ballon":
"läuft durch das Zimmer, stiehlt sich davon"

"Jetzt lauf ich hier, mit müden Beinen
Jedes Ziel, grad gut genug
Die Sorgen mir den Tag zu vertreiben
Er geht vorbei, zwinkert mir zu"
passt besser zu einem Rhythmus, den ich gerade im Kopf habe. Ist aber wahrscheinlich nicht der des Songs

Von unterwegs mit lieben Grüßen,
Dodo

 

[Teestunde]

Hab den Text gefühlt jetzt zehn mal gelesen, kann damit aber nichts anfangen. Der Refrain widerspricht für mein Empfinden den Strophen. LG T.

 

[Saurus]

Wofür steht "Mitten rein"? Mitten ins Leben, in die Realität?

 

[artname]

Lieber Dodo,

Hab gar noch gar keine genauen Vorstellungen. Metrisch steht jede der Strophenzeile auf 4 Versfüßen. Das wäre zum Beispiel,geeignet für harte Rhythmen. muss aber nicht!

Ehrlichen Dank für das poetische Mitdenken. Bei MIR lässt sich der Morgen Zeit, stöbert, manchmal etwas vernachlässigt, stumm rum, während ich noch lese oder schreibe. Wenn er verschwinden würde, gäbe es für mich keinen Anlass zu sagen: Mitten rein!

Die Sorgen zu vertreiben ist für mich das Eine. muss ich wohl nicht erläutern. Den Tag zu vertreiben, ist für mich etwas anderes. Daran denk ich oft, wenn ich die Vorhänge schließe, damit kein blendendes Licht auf den Monitor fällt...

Zum Rhythmus: Bei bestimmten inhaltlichen Skizzen achte ich nur aus dem Augenwinkel auf den Rhythmus. Da ist mir zunächst nur das anvisierte Gefühl wichtig. Sicher kann ich später, auf eine Musik, mit wenig Aufwand die Metrik nachjustieren..

Lg

Dodo, welcher Rhythmus schwebte dir den beim Lesen vor?

 

[Teestunde]

Ach so rum. Ich dachte bei "Tag vertreiben" an "verjagen". Darum mein Befremden. "verjagen" sähe dir nicht ähnlich. Bilde ich mir jedenfalls ein.

 

[artname]

@ Teestunde und Saurus

Mitten rein... könnte ich fast als Logo benutzen... aber warum soll man ein Logo erklären? Es gefällt oder nicht. Aber bei häufigen Kontakt prägt es sich ein. So oder so.

@Teestunde

Noch informativer wäre für mich, wenn du mir etwas genauer erklären könntest, was in den Strophen dem Chorus widerspricht. Geht das?

 

[Teestunde]

Sollste ja nich! Der Hinweis auf die Vorhänge hat mir auf die Sprünge geholfen.

 

[Andaraginga]

Mir ging es hierbei konkret um ein kleines Ventil für Gefühle.

Mein Problem mit dem Text ist, dass ich diese Gefühle nicht erkennen kann.
Vielleicht stecken sie in der für mich kryptischen 3. Strophe.

So lange ich diese aber nicht verstanden hab, beschreibt der Text für mich ein großes Nichts.
Das LI ist antriebslos, will nichts wissen, nichts hören, nichts sehen und dann kommt der Morgen vorbei und macht im Grunde ebenfalls nichts.

Irgendwie fehlt mir da was, wenn es keine äußere Handlung gibt, dann zumindest ein tieferer erklärender Blick ins Innere.

 

[Rex]

@artname

* bin noch immer unsicher, ob es "auch" oder "noch" heißen muss...?

Ich würde "auch" nehmen.

mitten rein!

Der Prolet in mir assoziert dabei: "Voll auf die Glocke" oder "Mitten in die Fresse" .

Vielleicht gibts ja noch eine Proletenversion mit entschärftem bzw. angepasstem Poesieteil.

 

[Teestunde]

So lange ich diese aber nicht verstanden hab, beschreibt der Text für mich ein großes Nichts.
Das LI ist antriebslos, will nichts wissen, nichts hören, nichts sehen und dann kommt der Morgen vorbei und macht im Grunde ebenfalls nichts.

Das ist doch was. Stell dir so einen französischen Film vor in Schwarzweiß... oder "Solo Sunny" (habe ich eben auf 3 Sat gesehen)...

* bin noch immer unsicher, ob es "auch" oder "noch" heißen muss...

"auch" gefällt mir persönlich besser

 

[Teestunde]

@artname

Noch informativer wäre für mich, wenn du mir etwas genauer erklären könntest, was in den Strophen dem Chorus widerspricht. Geht das?

Das war vor ein paar Stunden. Da widersprach dieses "mitten rein" der (von mir so interpretierten) Lethargie. Inzwischen sehe/höre/lese ich es als eine Art aufforderndes Hornissensummen.

 

[Dodo_I]

Wieder von unterwegs, daher kurz:

Ich habe einen Fehler gemacht. Ich meinte:

"Die Sorgen mir den Tag vertreiben" - daraus wird eine ganz neue Bedeutung

Dann entsteht auch der Rhythmus "Ta ta ka ta - ta ta ka ta"
Also 8tel mit Betonung auf der 2

Sorry dass nicht mehr Zeit ...

 

[artname]

Danke für die bisherigen Kommentare. Sehr lehrreich. Ich werde künftig häufiger Skizzen reinstellen.

Im Einzelnen:

1. Ich bin überrascht, dass nur Rex die gemeinte Bedeutung voll erkannte: Mitten rein ins Geschehen! In medias res. Carpe diem. Von mir aus auch: Voll in die Fresse! Warum nicht? Was Ist schlecht an einen deftigen Ausruf Der Text spiegelt mein vorrangiges Lebensgefühl wieder: Warum sollte man - umgeben von so viel Leben - nicht intensiv leben wollen?! Voll auf die Glocke!!

2. ich verstehe nicht, wie man "mitten rein" als lethargisch verstehen kann. Auch nicht, wie man vor den Füßen einer Frau kniend lethargisch sein sollte. Oder angesichts eines zu zwinkernden Tages.
Also meine Bitte: Kann mir jemand erklären, warum er den Text lethargisch empfindet? Ich bin nicht beleidigt, sondern echt neugierig und erhoffe mir Verbesserungen von so einer Erklärung.

3. Teestunde, die verschiedenen Gestalten beim Lesen ist das Geheimnis eines guten Textes. Er besitzt mehr Potential, als man beim ersten Mal vermutet. Im Gegensatz zu einem vordergründigen Text. Dabei bin nicht nur ich der Künstler, sondern auch der Hörer mit seinen täglich wandelnden Gefühlen.

4. Möchte mir jemand sagen, in welchem musikalischen Tempo er den imaginären Song hört?

5. @Dodo: ja, schönes Wortspiel. Aber die wichtigste Zeile in der zweiten Strophe lautet: JEDES Ziel ist mir recht (mir die Sorgen und die Zeit zu vertreiben)! Kennen wir doch alle: Einfach den Schalter im Kopf umstellen!

6. heute neige ich zum Schluss von S3 stark zu: oder NOCH nicht. Es birgt einfach mehr Schattierungen als AUCH: Oder man verliebt sich NOCH nicht, Oder man bekommt NOCH keinen Infarkt, Oder man ist NOCH nicht an den Grenzen angelangt.
Demgegenüber impliziert ein "oder AUCH nicht" nur ein JA oder NEIN..

 

[Teestunde]

@artname

ich verstehe nicht, wie man "mitten rein" als lethargisch verstehen kann. Auch nicht, wie man vor den Füßen einer Frau kniend lethargisch sein sollte. Oder angesichts eines zu zwinkernden Tages.
Also meine Bitte: Kann mir jemand erklären, warum er den Text lethargisch empfindet? Ich bin nicht beleidigt, sondern echt neugierig und erhoffe mir Erkenntnisse von so einer Erklärung.

Da siehst du mal, wie die eigene Haltung und "Voreinstellung" beim Lesen einen total blockiert. Wahrscheinlich hätte ich jeden Text als lethargisch empfunden. Man sollte wirklich erst kommentieren, wenn man sich ganz frei gemacht hat von der Schlacke in den "Wahrnehmungskanälen". Nachdem ich "Solo Sunny" gesehen hatte, ging es dann wieder. Ich werde künftig die Klappe halten, solange das Eigene mich mehr beschäftigt als der Text, den ich vor der Nase habe.

 

[artname]

Nein, Teestunde! Bitte nicht überlegen! Der Text will Gefühle! UND:Ich habe ja auch noch die Möglichkeit, meinen Anliegen etwas zu verdeutlichen. Deshalb schrieb ich ja von Skizze. Mal schauen, ob noch andere Stimmen kommen.

Natürlich stehen auch unangenehme Stellen im Text: trockene Lunge, poröser Ballon, müde Beine usw. Damit möchte ich Schwierigkeiten andeuten. Denn ohne Schatten kein Licht. darin besteht das Risiko eines Textes: der Eine sieht die Schatten, der andere das Licht. Wenn ein Song zum Ohrwurm wird, wird man wohl irgendwann beides sehen.

 

[Saurus]

...1. Ich bin überrascht, dass nur Rex die gemeinte Bedeutung voll erkannte: Mitten rein ins Geschehen!...

Wirklich daneben lag ich doch auch nicht

 

[holgi]

Grossartig, ich bin mir überhaupt nicht sicher was es darstellt, ehrlich gesagt interessiert mich nicht was du damit meinst

Also GENAU meinst.

MIR gefällt dieses ungeklärte daran, also meine Unschlüssigkeit. Tolle Sprache.

 

[artname]

Holgi: So wie Dir geht es sogar mir selber! Deshalb hab ich den Text gepostet, ich wollte ihn nicht unnötig zerdenken. Aber ich weiß andererseits nicht, ob mein Gefühl ansteckt. Danke für deinen Zuspruch.