HybridDrums - vom Full Quantisieren zum zulassen können?

[stereolli]

Hallo in die Runde,

immer ein kleines Stückchen weiter. Nicht viel, aber geht vorran.
( https://recording.de/threads/hybrid-drums-edrum-mit-echter-hihat-ride-umsetzung-eines-laien.251558/ )


Bei der Entstehung eines neuen Songs, stelle ich mir neben dem Rumexperimentieren mit den 4 Kleinmembranern von Lewitt für Hats, Ride und OH, grad die Frage, ob es bei folgendem Audiobeispiel zuviel des "Humanize" ist und doch quantisiert werden sollte ?

Meine Drummerskills sind bescheiden, aber nicht hoffnungslos, so würde ich dies jedenfalls beschreiben.
Habe ich vorher sonst immer die Drums, die mit dem eDrum eingespielt wurden, komplett stumpf 100% aufs Raster quantisiert, so ist dies nun erstens garnicht mehr möglich und zweitens dann ja auch witzlos. Nicht möglich, weil ja etwas an Übersprechungen der Meshheads mit auf die Kleinmembraner kommen (zum Einen) und ich die Becken ja wohl schlecht mit quantisieren kann, und auch wenn, wie mag das wohl klingen ? Was ich bisher weiß: Ich bin eher vor dem Raster. Ein zu Frühkommer sozusagen
Das mehr Übung für die Tightness her muss, steht ausser Frage. Das dauert aber. Mit den eDrums konnte man gut Part für Part einspielen. Jetzt, wegen den Becken, muss naürtlich so viel an einem Stück wie möglich eingespielt werden. Ganz neue Herrausforderungen.

Hört selber mal rein, wenn ihr Lust und Zeit habt und teilt gerne eure Meinung dazu mit. Dabei muss der Höhrer nicht mal voll die Ahnung von Allem haben, sondern es geht darum, wie es im Gesamtbild auf euch wirkt, vor dem Hintergrund des Drummer Timings.
Verkraftbar oder hart quantisieren ? Was meint ihr...?

Kick, Snare, Toms - BFD3
Beckenset Zultan Rock Beat
2 x Lewitt 040 matched Sets

 

[Crosswise]

Bei der Musikrichtung geht hart quantisieren ja mal gar nicht. Mich hat es hier im Gesamtbild nicht zu sehr gestört, beim ein oder anderen (vor allem) Zwischen-Schlag merkt man das schon. Wenn, dann würde ich entweder nur leicht quantisieren, also in die Richtung rücken, oder je nach gewünschter Stimmung nach dem Quantisieren wieder humanisieren. Da kann man ja normalerweise einstellen, ob es eher treibend oder laid back sein soll. Bei diesem Lied fände ich zweiteres cool...

 

[Entone]

Tipp: Mach erst einen Guidetrack für die Drums. Dann nimmst Du die Drums richtig auf (inkl. Groove, ohne hart auf dem Raster). Und diese Drums nimmst Du als rhythmische Referenz und nimmst darauf (ohne Clicktrack) alle anderen Instrumente richtig auf. Dann orientieren sich die anderen Instrumente automatisch am Groove der Drums, wie das auch bei einer echten Band der Fall wäre.

 

[diagnostix]

Timing finde ich ok. Was mich stört, ist durchgehende velocity. Es klingt so, als alle Schläge auf 127 stehen. Zumindest die Variationen zw. Parts versuchen, wäre mein Vorschlag.

 

[stereolli]

Tipp: Mach erst einen Guidetrack für die Drums. Dann nimmst Du die Drums richtig auf (inkl. Groove, ohne hart auf dem Raster). Und diese Drums nimmst Du als rhythmische Referenz und nimmst darauf (ohne Clicktrack) alle anderen Instrumente richtig auf. Dann orientieren sich die anderen Instrumente automatisch am Groove der Drums, wie das auch bei einer echten Band der Fall wäre.

Oh, das klingt nach einer guten Idee. Danke ).

 

[stereolli]

so, als alle Schläge auf 127 stehen.

Ja, damit liegts du ziemlich richtig. Im Editor sind die fast alle knall rot, also auf Anschlag. Die Feinabstimmung mit dem Roland Modul und den Meshheads fehlt wohl noch. Muss ich unbedingt mal anpassen. Danke.
edit: aber sicher auch meine Spielweise in Kombination von dem, was ich als Mix auf den Headphones habe.

 

[Navar]

Habe ich vorher sonst immer die Drums, die mit dem eDrum eingespielt wurden, komplett stumpf 100% aufs Raster quantisiert, so ist dies nun erstens garnicht mehr möglich und zweitens dann ja auch witzlos. Nicht möglich, weil ja etwas an Übersprechungen der Meshheads mit auf die Kleinmembraner kommen (zum Einen) und ich die Becken ja wohl schlecht mit quantisieren kann, und auch wenn, wie mag das wohl klingen ?

Naja, bei Multimic Aufnahmen musst du halt alle Mics gleichzeitig mit quantisieren und das funktioniert hevorragend. Ich persönlich würde das nur in Notfällen über Timestrech Verfahren machen, die können je nach Implementierung die Transienten ziemlich kaputt machen. Meine erste Werkzeugwahl ist da schneiden, verschieben und auffüllen. Sorgfältig gemacht, ist der Unterschied selbst Solo in den meisten Fällen nicht zu hören, im Mix verschwindet das dann gänzlich.
Einzelne Snare Hits getrennt zu verschieben ist ziemlich problematisch, wobei das mit einem Hybrid Set bei der Bassdrum z.B. auch eigentlich ganz gut geht, da müsste man jetzt aber die Roh Spuren hören, um die Übersprechung genau beurteilen zu können. In Notfällen geht aber selbst das mit einem voll mikrofonierten Drumkit wobei ich dann immer zuerst nach eine Stelle im Song suche, in der exakt das Gleiche gespielt wurde, oder aber in anderen Takes nachschaue sofern die existieren.

Das dauert aber. Mit den eDrums konnte man gut Part für Part einspielen. Jetzt, wegen den Becken, muss naürtlich so viel an einem Stück wie möglich eingespielt werden. Ganz neue Herrausforderungen.

Aber klar geht das, merkt niemand. Du musst einfach nur genau wissen was du spielst und nimmst entweder den ersten Beckenanschlag auf der 1 wo du absetzen willst noch mit, oder aber du hörst entsprechend auf dem letzten Abschlag auf und lässt es ausklingen. Die Herausforderung dabei ist natürlich, dass man zum Ende eines Takes hin nicht den Groove verschleift. Deswegen ist es für viele einfacher die 1 noch mitzuspielen oder die dann in der Luft mitzumachen, gerade wenn man nach einem Fill aufhören möchte.
Und dann nimmst du einfach den nächsten Take auf einem neuen Set Spuren auf. Dabei achtet man dann ein wenig darauf, dass die Ausklänge einigermaßen natürlich klingen und man z.B. auch dann aufhört sollte das Becken wieder angeschlagen werden. Das Ergebnis kann hinterher niemand auseinander halten ob an der Stelle abgesetzt wurde.
Etwas komplizierter wird es, wenn man richtig ans Comping geht und dann z.B. nur kurze Abschnitte aus einem anderen Take nehmen möchte, da Becken je nach Anschlagstärke dann leicht unterschiedlich klingen. Da kann es einem passieren, dass man das hört oder das man etwas basteln muss bis man den richtigen Schnittpunkt gefunden hat.

Ansonsten zum Thema quantisieren:
Ich find's halt von Song zu Song eine individuelle Entscheidung. Bei dem Song von dir würde ich wenig quantisieren bzw. erstmal die wichtigsten Einsätze etwas nachrücken wenn da was ist.
Was ich eigentlich schon fast immer mache ist, dass ich große Taktanfänge (also Übergang Strophe/Chorus z.B.) dann nochmal recht präzise drauf schiebe. Und ich fange nie sofort an, kleinteilig zu quantisieren sondern schaue mir ganze Parts an, manchmal ist es nur dieser eine Schlag der etwas zu sehr hängt und den Groove etwas aus dem Gleichgewicht bringt. Manchmal kann man aber auch hervorragend gleich 4 oder 8 Takte einfach einen Schnuff verschieben, eben weil der Drummer konsequent vor dem Beat spielt, man sie/ihn dann aber doch eher noch etwas weiter drauf haben möchte. Dann reicht ein kleiner Schubs über viele Takte und die Gesamtperformance bleibt in sich erhalten.

 

[FredTadge]

Hört selber mal rein, wenn ihr Lust und Zeit habt und teilt gerne eure Meinung dazu mit. Dabei muss der Höhrer nicht mal voll die Ahnung von Allem haben, sondern es geht darum, wie es im Gesamtbild auf euch wirkt, vor dem Hintergrund des Drummer Timings.
Verkraftbar oder hart quantisieren ? Was meint ihr...?

Der Drummer geht klar, wenn die anderen Instrumente danach aufgenommen wären.
Mach mal, was @Entone geschrieben hat. Nen bißchen Humanize ist immer gut, aber die anderen müssen dann eben dem Schlagzeug folgen.

Übrigens finde ich die Drumskills durchaus gut für einen Nicht-Drummer (habe ich richtig verstanden, oder?) Ich versuche mich auch immer wieder dran, aber 5 Minuten am Stück mit so vielen Fills könnte ich nix auch nur halbwegs in time drummen.

 

[stereolli]

Danke für die ausführlichen Antworten.
Hatte mittlerweile schon die derbsten Stellen der Snare,Kick und Toms auf das Raster gesetzt, bzw. sogar etwas davor. Manchmal wirklich minimal, aber dennoch hörbar. u.a. Westerngitarre ist auch bereits neu eingespielt, Crunchgitarren usw.

Aber klar geht das, merkt niemand

Habe tatsächlich auch die Drums ab einem Part zum Ende hin neu eingespielt, da ich den Beat/Song mit Hihat, statt Ride beenden wollte. Bischen in den Sampleeditor und nachbearbeiten und dann funktionierte das tatsächlich sehr gut. Ich war erstaunt, daas es doch so gut geht.

 

[Navar]

Habe tatsächlich auch die Drums ab einem Part zum Ende hin neu eingespielt, da ich den Beat/Song mit Hihat, statt Ride beenden wollte. Bischen in den Sampleeditor und nachbearbeiten und dann funktionierte das tatsächlich sehr gut. Ich war erstaunt, daas es doch so gut geht.

Von dem üblichen "wer nicht wie Bonham spielt sollte gar nicht erst aufnehmen" und dem "man muss nur genügend üben" Blabla abgesehen, ist es schon krass was man alles noch hingebogen bekommt. Allerdings braucht das auch etwas an Erfahrung was gut funktioniert und was nicht, dann flutscht das auch irgendwann. Natürlich editiert sich eine gute Performance fast von alleine, da geht es dann hinterher ja auch weniger um's korrigieren als die Entscheidung in welchem Take, welche Sektion am Besten klingt.

Ich hab auch schon ein paar Mal die Situation gehabt, dass spontan ein Drumfill geändert wurde und das dann einfach nicht in den eingespielten Ablauf hinein will, ohne dass es sich echt lange verzögern würde. Man will ja auch nicht einen guten Fluss unterbrechen. Und dann lass ich den Drummer vor dem Fill aufhören und er soll die nächste 1 wieder voll treffen. Das Fill machen wir dann später als Overdub. Hört man auch nicht wenn es richtig gemacht wird, man kann ja auch all die Übersprechungen mit aufnehmen, dann bleibt es in sich konsistent.
Und bevor ich schiebe oder stretche schaue ich immer, ob ich von dieser einen Stelle nicht dann doch noch etwas besseres habe, das funktioniert für mich fast immer am Besten.