Flügel mikrofonieren - Feedback

[fender_rhodes]

Liebe Gemeinde,
ich will meine täglichen Klimpereien in Zukunft öfter mal mitschneiden, vielleicht ist ja mal was Brauchbares dabei (für ein "Best Of Album" ). Leider ist mein Übe-Instrument, genau wie der Rest der Aufnahmekette eher Budget als Premium (der Pianist auch ). Ich habe heute mal ein bisschen rumprobiert, vielleicht könnt ihr eure fachkundige Meinung dazu kundtun. (z.B. Sound EQ, Stereobreite, Phasen, Komprimierung). Hauptproblem für mich ist das Instrument. Die Mechanik ist zwar Bombe, aber klanglich ist es einfach zu viel. Da ich meistens mit Gehörschutz übe, passt das meistens auch, aber auf den Aufnahmen knallt es schon ein bisschen arg. Die Basssaiten hatten auch schon mal bessere Tage .

Für die gegebenen Umstände bin ich jetzt nicht völlig unzufrieden. Aber hört mal selbst, vielleicht habt ihr ja noch Ideen zur Verbesserung:

Wirre Impro:

Es weihnachtet sehr :

Viel zu hibbelig:

Damit ihr unvoreingenommen hören könnt, verrate ich erst mal nicht was ich bisher gemacht habe .

Gruß Thilo

 

[RefinedRough]

Erst mal: super Spiel vom Sound her finde ich's nicht soo schön - genauer gesagt in erster Linie die Höhen: da sind irgendwelche Resonanzen, es scheppert was. Ob's am Instrument oder an den Mikros liegt? Hat fast was bit-crusher-mässiges. Unten rum fehlt mir auch etwas die Fülle. Problem von den Miks, oder einfach zu viel abgeschnitten? Sieht auf dem Analyser sehr nach Lowcut aus. Würde etwas "Gerumpel" drin lassen.
Stereofeld finde ich gut, auch der räumliche Eindruck finde ich nicht verkehrt.

 

[harrymudd]

schön gespielt! Sound ist nicht alles - Wenn du auf diesem Niveau spielst, sind klangliche Abstriche bedeutungslos. Es wird heute viel zu sehr auf den Klang geachtet, obwohl die Musik ja das entscheidende ist

 

[fender_rhodes]

Vielen Dank für eure Feedbacks!

genauer gesagt in erster Linie die Höhen: da sind irgendwelche Resonanzen, es scheppert was. Ob's am Instrument oder an den Mikros liegt?

Da hast du völlig recht! Leider liegt es am Instrument. Erstens hat es dieses lange "Zzziieeng" nach dem Anschlag und zweitens resoniert irgendetwas mit (besonders im Bereich c''-g''), das sich aber nicht finden lässt. Ich habe schon oft versucht das finden, aber leider vergeblich. Ist ja schon ein altes Instrument (110 Jahre), da ist irgendwas aus dem Leim (vermutlich irgendwo am Resonanzboden). Und das blöde an so Flügeln ist, z.B. vorne links ist der Resonanzboden lose und das Klappern kommt von hinten rechts . Ich werde noch mal andere Mikros probieren. Ich habe noch welche, die in diesem Bereich etwas gnädiger sind, die lösen allerdings schlechter auf.

Sieht auf dem Analyser sehr nach Lowcut aus. Würde etwas "Gerumpel" drin lassen.

Danke, das ist ein guter Tipp. Ich habe den LowCut (38Hz/48dB) mal rausgenommen. Klingt besser und so viel Gerumpel passiert da unten gar nicht. Ich habe auch einen Pultec-EQ verwendet (Cubase), der unten rum ein bisschen mehr Fundament schaffen soll, vielleicht drehe ich den noch ein bisschen rein. Ist eine Gratwanderung, zuviel ist dann auch schnell Matsch.

Stereofeld finde ich gut, auch der räumliche Eindruck finde ich nicht verkehrt.

Das freut mich, da habe ich das Gefühl auch einen Fortschritt im Vergleich zu früheren Aufnahmen gemacht zu haben. Ich habe jetzt zwei Mikros in relativ stumpfen Winkel zueinander verwendet (ca. 120 Grad), Abstand voneinander ca. 15 cm, Position so etwa halbhoch im geöffneten Deckel im Bereich der Zarge. Den Bassbereich habe ich mit dem Imager-PlugIn aus Cubase mono gemacht. Die Phasen der Spuren sind geringfügig angepasst (1 Sample oder so was, also bedeutungslos )

schön gespielt! Sound ist nicht alles - Wenn du auf diesem Niveau spielst, sind klangliche Abstriche bedeutungslos. Es wird heute viel zu sehr auf den Klang geachtet, obwohl die Musik ja das entscheidende ist

Dein Lob beschämt mich, vielen Dank! Du hast natürlich auch recht, am Ende geht es darum die Menschen mit der Musik zu berühren!

Gruß Thilo

 

[fender_rhodes]

Liebe Leute, es gibt ein kleines Update!

Nach den Aufnahmen letzte Woche habe ich mich erinnert, dass die letzte Hammerkopfpflege am Flügel doch schon wieder einige Jahre zurück liegt. Also gleich mal die Filze ein bisschen überarbeitet und ich muss sagen, das hat sich gelohnt!

Dann habe ich andere Mikros ausprobiert, die klangen aber deutlich schlechter. Zum Glück, sonst hätte ich die teureren Mikros ganz umsonst gekauft.

Dann habe ich ein bisschen mit den Preamps rumprobiert, aber die färbenden Einstellungen (Mosfet Drive) an meinem ASP800 klangen zwar schon weicher, aber dann doch zu indirekt und kraftlos. Das ist für Klavier eher nix.

Zu guter Letzt dann noch an der Mikroposition gearbeitet. Ich bin jetzt etwas tiefer und ca. 20 cm weiter weg, als bei den letzten Aufnahmen.

Beim Mix verzichte ich jetzt auf den Pultec zu Gunsten des Kanal-EQs, der Pultec klang mit den obigen Maßnahmen jetzt zu fett.

Insgesamt sind alle Maßnahmen zusammen für mich ein guter Schritt in die richtige Richtung:

Nicht vergessen, bald ist Weihnachten:

Und ein bisschen Impro über das berühmte "Für Luise"! Oder so ähnlich heißt das doch? (im Hintergrund klappert meine Frau ein bisschen )

Gruß Thilo

 

[fender_rhodes]

Noch ein paar Infos zur Aufnahmekette für Interessierte:

-Mikros sind 2 Neumann TLM-102

-Mikroposition:




-Preamp ist der Audient ASP800

Im Mix passiert jetzt nicht mehr viel:

-Beide Kanäle hart Links-Rechts gepannt

-Imager:


-EQ:


-Reverb:


Das ist schon alles !

Gruß Thilo

 

[Pianist_Berlin]

Nicht vergessen, bald ist Weihnachten:
Anhang anzeigen 149400

Gefällt mir sehr gut! Hinten im Ausklang erschien schon fast vor meinem geistigen Ohr der Nachrichtenjingle auf Deutschlandfunk Kultur, ist ja gleich 14 Uhr.

Matthias

 

[Pianist_Berlin]

Irgendwie hatte ich gerade Lust, das mal auszuprobieren:

Deine Aufnahme fügt sich total gut in das laufende Programm ein. Da gibt es nichts zu meckern.

Matthias

 

[gyn]

Für die gegebenen Umstände bin ich jetzt nicht völlig unzufrieden. Aber hört mal selbst, vielleicht habt ihr ja noch Ideen zur Verbesserung:

Sehr schön, Klang gefällt mir gut, mit ist nur der Bassbereich zu unterrepräsentiert, da fehltmir der "Bauch". Kannst du da noch was tweaken?

 

[fender_rhodes]

Irgendwie hatte ich gerade Lust, das mal auszuprobieren:

Anhang anzeigen 149438

Deine Aufnahme fügt sich total gut in das laufende Programm ein. Da gibt es nichts zu meckern.

Matthias

Sehr schön! Ist gekauft! Danke!

 

[fender_rhodes]

Sehr schön, Klang gefällt mir gut, mit ist nur der Bassbereich zu unterrepräsentiert, da fehltmir der "Bauch". Kannst du da noch was tweaken?

Danke fürs Feedback, ich höre es mir später nochmal am Rechner an. Grundsätzlich ist das Instrument nicht der "Bass-Hammer", ist ja auch nur gute 170 cm lang. Aber vielleicht geht ja noch was.

 

[Matt B]

1A gespielt, sehr schöne Interpretation

 

[fender_rhodes]

Kannst du da noch was tweaken?

Ich habe es mal probiert:

EQ sieht jetzt so aus:


Mir kommt es ein bisschen zu viel vor, ist aber vielleicht auch nur ungewohnt, da es ja nicht real ist .

Ich werde sicher noch ein bisschen rumprobieren, aber wahrscheinlich erst wieder im neuen Jahr. Und irgendwann sollen dann ja auch mal ein paar "seriöse" Aufnahmen entstehen, also nicht nur Weihnachtslieder . Vielleicht traue ich mich und lasse euch daran teilhaben .

Gruß Thilo

 

[gyn]

Ich habe es mal probiert:
Anhang anzeigen 149467

EQ sieht jetzt so aus:
Anhang anzeigen 149468

Mir kommt es ein bisschen zu viel vor, ist aber vielleicht auch nur ungewohnt, da es ja nicht real ist .

Ich werde sicher noch ein bisschen rumprobieren, aber wahrscheinlich erst wieder im neuen Jahr. Und irgendwann sollen dann ja auch mal ein paar "seriöse" Aufnahmen entstehen, also nicht nur Weihnachtslieder . Vielleicht traue ich mich und lasse euch daran teilhaben .

Gruß Thilo

Also ich bemerke jetzt nicht den grossen Unterschied im Sound, Bass ist nach wie vor unterrepräsentiert, meiner Meinung nach. Macht aber nix, ich hör dir sehr gerne zu, bitte mehr Output!

Sowas, ich meine der Sound, ist niemals mittels eins Sample-Pianos- erfahrbar. Ich frage mich, wieso. Ich meine, man hört ist hier doch, und in andern unzähligen Aufnahmen. Helene Grimaud z.B. Wieso ist dieser Sound nicht reproduzierbar? Klar hat sie ihren eigenen Stil, aber grad der Sound des Flügels z.B, bei der Einspielung des A-Dur Klavierkonzerts von Mozart sollte doch irgendwie reproduzierbar sein! Ist es aber nicht.

 

[Blackbox]

Tja, es wird zwar von Jahrzehnt zu Jahrzehnt besser, aber die Vorgänge im 'echten' Flügel sind halt komplizierter oder komplexer als es zunächst scheinen mag.
Der Resonanzboden wirkt ja ein bischen wie eine Farbpalette und es wird nicht einfach Ton x zu Ton y hinzuaddiert, sondern es entsteht eine gegenseitige Beeinflussung im Schwingungschaos des 2qm großen Holzlautsprechers. Insbesondere wenn dann Pedal bzw. Pedalabstufungen dazu kommen müssen Samplingklaviere zur Zeit noch weitgehend passen, wenngleich die Simulationen nicht mehr so gruslig sind wie zu Anfang in den 90ern und Nullerjahren.
Evtl. spielt auch die Umsetzung der 'Anschlagskultur' eine Rolle. Zwar ist die letzte Phase vor dem Auftreffen des Hammers an der Saite für ca. 2mm ein freier Flug ohne jeden Tastenkontakt, aber die Art und Weise des Anschlags (Masse/Geschwindigkeits-Verhältnis des Impulses von Finger-Hand-Arm-Körper in die Mechanik spielt da möglicherweise mit rein) verändert auch ein wenig den Sound, da das 'zittern' des Hammers unterschiedlich ausfällt und so das Auftreffen auf die Saiten um Nuancen differiert. Zudem sind die Klangveränderungen bei unterschiedlich starkem Anschlag durch Sampling immer in Stufen gerastert, auch wenn das Ding dann >150GB groß ist.
Dazu kommt evtl. das beim Einspielen deutlich veränderte akustische Feedback des Instruments. Auch mit guten Lautsprechern lassen sich die echte Akustik des Flügels, sowie die Vibrationen am Tastengrund nicht simulieren. Ebenso sind die wichtigen Nuancierungen des 'Halbpedals' nicht vorhanden. Da geht es ja nicht um den 'Weg' des Pedals, sondern es ist beim 'echten' Flügel eher ein Gefühl des 'Drucks' aufs Pedal, das die Nuancierungen bringt.
Man spielt also vermutlich auch anders, da halt die klangliche und haptische Rückmeldung fehlt bzw. unvollständig ist.
Weiterer Faktor ist die i.d.R. deutlich andere Mechanik beim 'digitalen' Einspielen. Die Tastatur/Mechanik der D-Modelle ist deutlich länger als alle 'Keyboards', die Veränderung der Anschlagsmechanik bei Nichtpedal / Pedal / Halbpedalstufen fehlt auf 'digitalen' Tastaturen. Mit Glück entspricht das ungefähr einen kleinen Stutzflügel.
Alles zusammen genommen macht dann wohl den Unterschied.
Mag sein, dass physical modeling da irgendwann weitere Fortschritte bringt?
Ich hab selbst seit Jahren zum Üben oder nächtlichen Einstudieren Pianotec installiert. Da Ding spielt sich m.E. etwas authentischer als die Sampling Pianos, auch wenn der Klang insgesamt immer noch viel 'Plastik' beinhaltet arbeitet die Saitenresonanzsimulation 'echter', und es scheint auch irgendein Modell von Resonanzboden mit dabei zu sein (Mutmaßung).
Vielleicht wird auch unser Ohr anspruchsvoller?
Ich erinnere noch, dass ich bei Erscheinen von Kurzweils KMP-1 auch nach ein paar Tagen des Ausprobierens dachte:
super, das klingt ja bei Barock und Frühklassik fast schon eins zu eins wie ein Flügel, und wenn ich mir das Kistchen heute anhöre ...