Auftragsarbeit Abrechnung

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Ein sonniges Hallo,


Vorab nochmal Grundinfo:

Ich habe heute von einem namhaften und erfolgreichen Produzenten den Auftrag bekommen, seine Song-Ideen in "verständliche" Demos umzuwandeln und falls möglich schon möglichst weit vorzuproduzieren. Musikrichtung etc. völlig egal in diesem Fall. Ich komme damit klar. Für Problemfälle oder besondere Anforderungen steht mir sein Studio zur verfügung. Auch in weiteren Angelegenheiten würde er mich unterstüzten.
Dies ist keine Luftnummer und ich habe die erste Songskitze schon in der Tasche. Dieser Song wird auch definitiv in den öffentlichen Medien zu hören sein.

jetzt steh ich wie der Ochs vorm Berg und weiß nicht Rat, nicht Tat, nicht Beirat, nicht Unrat. Gleich vorneweg, falls mir jemand verbindlich helfen kann, bitte gerne per PM.

Es geht um folgendes Szenario welches ich bereits hier angekündigt habe: http://homerecording.de/modules/newbb/viewtopic.php?topic_id=48978&post_id=689274#forumpost689274

Problem Nr. 1:
Wie abrechnen bei reiner Auftragsarbeit. Nach Stunden? Pauschal? Prozentual v. Gewinn? Hat jemand Erfahrung damit wieviel man im deutschen Profi-Sektor verlangen kann/darf/soll? Ich habe Gewerbeschein und kann Rechnung schreiben.

Problem Nr. 2:
Im Inhalt unseres Gespräches kam es hervor, daß es möglich sei, auch musikalische Einflüsse von mir "mitzunehmen". Wie es aussieht werden die nicht gerade wenig sein. Wie sieht es dann mit meinem Urheberrecht aus?

Problem Nr. 3:
Es wird auf eine Mischung von Nr. 1 und Nr. 2 hinauslaufen. Wie rechnet man da ab?

Die angelegenheit ist mir ziemlich brisant und ich würde mich sehr über fachkundige Antworten oder branchenerfahrene Antworten freuen.

Viele Grüße
Reiner
 
hi,
es ist in deinem fall wie immer bei den musikern: sonnenschein, schöne aussichten, nette gespräche...
das ist schon legitim, aber man macht sich damit ein riesenknoten (manche sogar um hals).
und ein knoten löst man am besten mit dem schwert. ;)
also: ich würde ihn, den produzent, fragen was er ausgeben möchte für so eine vielseitige und unüberschaubare leistung welche ich ihm zu verfügung stellen soll.
natürlich könnte ich ihm sofort mein preis nennen, wenn er mir GANZ GENAU sagt was er von mir will, weil wolken kann ich zwar erzeugen, in allen farben, aber wie schwer und wie groß die sind, das weiss ich nicht. :)
musik-geschäft iat schwarz-weiss.
entweder macht man so was aus freundschaft/kollegialität (bands) oder handwerklich.
dazwischen gibts nix.
wenn schon handwerklich gemacht sein soll, dann muss man auch abrechnen können.
und dafür gibt es werte wie zeit und geld.
ohne zeitangaben arbeitet man mit einer pauschale.
mit zeitangaben arbeitet man pro stunde.
pauschale hängt davon ab was man liefert.
"einfluss", so wie in deinem fall, kann man auch mit pauschale abrechnen.
ein song zu beeinflussen wie auch immer hätte ich auf 300 euro gesetzt, wobei ich nicht mehr als 12 stunden an dem song arbeiten darf.
ganz gemein rechne ich das in die zeit um: 25 euro pro stunde.
wenn er mich ausnutzt, der produzent, und mit so einem beeinflusstem song kohle macht, stehe ich immer noch nicht schlecht da, weil mein name MUSS erwähnt werden, und das ist eine gute basis später auch ohne so einen komischen produzenten welcher nicht selber produzieren will, sondern sich die "praktikanten" sucht, die musik selber geschäftlich zu machen :)
vg
dragan
 
Danke Diagnostix,

zwar bin ich kein "Praktikant" mehr, eher schon ein "alter Hase", aber man betritt doch immer wieder Neuland. Deine Ideen und Ansichten sind brauchbar. Irgendwie hatte ich das auch so im Hinterkopf. Möchte aber etwas auf Nummer Sicher gehen. Erfahrungen einholen. Momentan stehe ich aber kurzfristig etwas auf dem Schlauch und brauch nen Tritt in den Hintern.
Man darf ja froh sein, wenn es solche Produzenten gibt. Dann hat man die Chance bei einer anderen Liga mitzuspielen :D
Meine war bisher immer so Mittelklasse oder darunter. Aber auch nicht schlecht. Nur solche Auftragsarbeit hatte ich halt bisher in diesem Sinne noch nicht.
In einer anderen Branche dagegen habe ich jahrelang in der Oberklasse mitgespielt, aber Schnauze voll....

Bitte bitte gerne weitere Erfahrungen und Anregungen, Ideen.

Gruß
Reiner
 
Also ich würde denken, wenn das alles sooo namhaft, so erfolgreich und so ernst wird, dann reicht es nicht mehr, wenn man sich über all die Möglichkeiten und da gibt es einige und vor allem über die rechtlichen Grundsätze und Verfahrensweisen in einem Forum wie diesem schlau macht. Je nachdem wie viele hier noch schreiben, es wird dich wohl am Ende mehr verwirren, als dir weiterhelfen. Das unterstelle ich jetzt mal, ohne das ich es böse meine. Weder gegenüber Dir noch gegenüber den Antwortschreibern.

Ich würde Dir raten hier wirklich mal professionellen Rat in Anspruch zu nehmen. Vielleicht einen Anwalt, der sich auf diese Fälle spezialisiert hat und sich vielleicht auch noch in dem Genre auskennt, auch deinen Auftraggeber genau beurteilen kann etc.

Hier würde vieles auf Spekulationen hinauslaufen und sollte es zu der Zusammenarbeit zwischen Euch kommen und somit auch zu Verträgen, musst Du die ohnehin sachkundig prüfen lassen, wenn du das alles ernst nimmst. Es gibt keine Freunde in der Branche, wenn es ums Geld geht.

Höre Dir seine Vorstellungen an, schreib sie auf und lass Dich dann gut beraten, wie Du damit umgehen musst.

rät der Gerd
 
Danke Gerd,

genau in die Richtung die Du vorschlägst möchte ich hin.
Allerdings wollte ich hier noch ein paar Denkanstöße sammeln. Vielleicht auch mal für andere User interessant hier.

Nur mal soviel dazu.... ich hatte heute eine 2 mio 5 hu tausendste in der Hand. Und das war nur eine von vielen dieser Kathegorie :roll:

Also Du hast recht...vorsicht ist besser als kostenlos arbeiten für jemand der umsonst in die Schule ging.
 
Eine Frage Blindschleichl, ich habe nämlich ein recht ähnliches anliegen. :)
Was für einen Gewerbeschein hast du? Diesen kleinen den man im Rathaus bekommen kann oder hast du eine Einzelunternehmung gegründet?

Bekommst du regelmäßig solche Aufträge die du dann verrechnst und auch dem Finanzamt ausweist?
Oder ist das mehr eine Art Nebenbeschäftigung so alà 400€ Job, den man ohne Bilanz machen kann?
 
@ Blindschleichl: Arbeitest du jetzt für DJ Ötzi? :D
 
Hallo Reiner

mach Nägel mit Köpfen: geh zu deinem Auftraggeber, und frag ihn direkt was bekomm ich von dir, wenn ich für dich arbeite. Direkte Frage, direkte Antwort. An Hand seiner Antwort, kannst du entscheiden, sag ich ok, mit dem Preis kann ich leben oder du sagst, komm Alter, leg noch was drauf.
Ich persönlich würde das so machen, weil der Auftraggeber weiß dann sofort bescheid - der Junge weiß was er will und sagt es mir auch direkt, auch als ehrliche Meinung!

Ansonsten, könnte ich oder auch du bei jemanden mal nachfragen, der sich in der Szene recht gut auskennt, und gerne sein Wissen an "Unerfahrene" weiter gibt. Das allerdings dann per pm.

Ich selbst rechne Studio über Stundenpreis ab, oder aber der Preis wird vorher pauschal ausgehandelt, wobei hier von meiner Seite klare Worte angesagt werden, was ich auch von meinen Kunden erwarte.

Gruß Hartmut
 
Problem Nr. 1:
Wie abrechnen bei reiner Auftragsarbeit. Nach Stunden? Pauschal? Prozentual v. Gewinn? Hat jemand Erfahrung damit wieviel man im deutschen Profi-Sektor verlangen kann/darf/soll? Ich habe Gewerbeschein und kann Rechnung schreiben.

Problem Nr. 2:
Im Inhalt unseres Gespräches kam es hervor, daß es möglich sei, auch musikalische Einflüsse von mir "mitzunehmen". Wie es aussieht werden die nicht gerade wenig sein. Wie sieht es dann mit meinem Urheberrecht aus?

Problem Nr. 3:
Es wird auf eine Mischung von Nr. 1 und Nr. 2 hinauslaufen. Wie rechnet man da ab?

Hi Reiner,

zu 1.
Bei reiner Auftragsarbeit entweder nach Stundensatz oder pauschal. Wobei Du Dir dann bei pauschal darüber im klaren sein musst, daß sämtliche Änderungen im Nachhinein zu Deinen Lasten gehen.

zu 2.
Wenn Du das ganze musikalisch beeinflusst und Änderungen Deinerseits einfliessen solltest Du auf jeden Fall bei den Credits und der [g=119]Gema[/g]-Angabe dabei stehen. Z.B. Arrangement by Blindschleichl, Music by ...,...,...,Blindschleichl,...
Soweit ich das noch richtig im Kopf hab gibts auch für den Arrangeur auch einen Teil der [g=119]Gema[/g]-Kohle. Wenn Du Melodien und Harmonien änderst und das wird genommen, solltest Du Dich nochmal mit den HErrn zusammensetzen und mit denen erörtern, wie sie das denn vergüten wollen. Entweder eine Pauschale und Du gibst quasi alle Rechte an Deinen musikalischen Einflüssen ab oder Punktebeteiligung.

zu 3.
Kommt dann auf die jeweilige Situation an. :) Einen bestimmten Satz den Du auf jeden Fall haben musst (und der dann günstiger ist als eine reine 1. Lösung) aber auch Beteiligungen.

Gruss,

Mike
 
Herzlichen Dank Leute,

Eure Tips sind mir Gold wert - im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir sind jetzt erstmal so verblieben:
Er hat mir einen Auftrag mitgegeben an dem ich jetzt arbeite. Dabei kann ich ungefähr herausfinden wie lange ich ca. dafür brauche und/oder ob ich noch technisches Material dazu benötige. Sozusagen erstmal alles ausforschen und eine Arbeitsweise einrichten die bei allen Aufträgen gleich bleibt. DANN setzen wir uns zusammen und diskutieren über den Preis etc. Und genau dann werde ich Eure Ratschläge beherzigen.
Das mit der [g=119]Gema[/g] dachte ich mir schon so fast. Wird mir wohl nichts anderes übrig zu bleiben als mich bei dem Verein anzumelden was in diesem Falle wohl Sinn macht.

@BoCk,
ich habe einen Gewerbeschein als Musiker. Das ist dann sozusagen ein Einzelunternehmen. Irgendwo liegt noch ein uralter rum als Tonstudio und dann habe ich noch einen als Licht- und Tontechniker/Vertrieb. Aber rein rechtlich sind alle die gleichen, die man im Rathaus holt.
Bei 400euro-basis wäre ich ja bei jemanden angestellt. Also ich muß schon brav meine jährliche Steuer machen und abführen.

Da ich nicht nur für ihn arbeite besteht auch kein Verdacht der Scheinselbständigkeit.

MfG
Reiner
 
Ich bekomme keine regelmäßigen Aufträge und habe somit auch kein regelmäßiges Einkommen dadurch.
Wenn ich dann aber mal einen Auftrag bekomme, dann kommt da ratz fatz ein bischen Kohle zusammen die ich bekomme.
Ich mache das jetzt halt nur so nebenbei ... :D
Meine Kosten die ich habe, sind bei weitem höher als das was ich damit verdiene. Muss ich alles angeben und versteuern was ich bekomme?
 
Entweder Pauschalpreis oder Stundenpreis. Eine Mischsache sind auch Produzententage/Entwicklertage. In der IT wird z.B. oft pro Entwicklertag gerechnet... Ein Entwicklertag meinetwegen 150€, wenn für das Projekt 5 Tage veranschlagt werden dann sinds halt 750€ (ohne MWst).
Der Preis sollte natürlich sich in einem üblichen umgerechneten Stundenlohn in Deutschland bewegen (mehr ist natürlich Ok aber nicht weniger als z.B. 12€/Stunde). Da muss man halt Geschäftsmann sein und darf nicht unter Kosten arbeiten oder man sieht das im vornherein als "anfüttern" um einfach zu zeigen was man drauf hat dann kann man das auchmal für deutlich unter Preis machen, sollte aber nicht die Regel werden.

Überschaubare Projekte würde ich als Pauschalpreis machen. Du musst dir aber im klaren sein das du im zeitlichen Limit das schaffst und wenn er nicht zufrieden ist du das auf eigene Kappe/Kosten dann machst.
Bei Stundenpreisen solltest du auch vorher abschätzen wie lange du brauchst und das entsprechend auch mit anbringen damit dein Auftraggeber auch einschätzen kann was ihm das kostet...
 
@boCk

Das kann durchaus sein und das kannst du auchmal paar Jahre machen. Aber irgendwann sollte schon mal ein Gewinn stehen bei deiner Einnahme-/Überschussrechnung :) Irgendwann nach 2-3 Jahren könnt das Finanzamt sonst auf die Idee kommen das dir die Gewinnerszielungsabsicht fehlt.

Wenn hinten ein Verlust rauskommt musst du natürlich nichts versteuern :)
 
Ach so, nicht zu vergessen die GVL... da bekommst Du dann auch nochmal Kohle zurück... ;-)

Gruss,

Mike
 
oh man ... da wird mir echt schlecht wenn ich an die selbstständigkeit denke :/
ich mache zwar immo eine kaufm. Ausbildung und die Musik nebenbei, aber wenn ich daran denke einen Beruf selbständig auszuüben wird mir schon ganz schwarz vor Augen. Dieser ganze bürokratische Aufwand verschreckt mich total :D
Ich hab halt nur schiss, dass das Amt nachher ankommt und mich wegen Steuerhinterziehung einbuchtet.

Wenn ich eines Tages mal im + bin, dann glaube ich wird es besser sein mich von einem Anwalt beraten zu lassen ...
 
@ 4damind Entwicklertag € 150,- ?? :) Das war ein Schmäh oder ?
 
Ich hoffe auch, das 150€ pro Tag ein Beispiel waren!!!!!!
Und lieber Blindschleichl, bitte arbeite nicht für zu wenig! Das drückt dann immer so die Preise. Dann wird immer alles teurer, nur die Musiker werden immer billiger, und irgendwie rechnet sich das dann nicht mehr...
Aber Glückwunsch für Deinen Auftrag!
 
@Mozart, danke....

Und: neneneeee, ich bin schon lange im Geschäft. Ich mach sicher keine Preise kaputt und verkauf mich auch nicht zu billig.
Mal ne Stunde drauflegen auf eigene Kosten, zumal er das eh nicht merkt weil ichs zu Hause mach, das geht schon in Ordnung. Aber billig dumpen und später Preiserhöhung machen geht in die Hose.

Als Musiker bleib ich lieber zu Hause wenn ich meinen Mindestpreis nicht bekomme. Unter € 250,-/5 Stunden Roherlös, also nach allen Abzügen rühr ich kein Kabel an. Und unter 5 Stunden fang ich nicht an.
Mit der Rockband läuft das allerdings etwas anders. Das ist ja dann doch mehr Hobby und weniger Aufwand pro Person. Doch der Preis tendiert auch in die Richtung.

Ich war lange jahre voll selbständig mit Vertrieb von Licht- und Tontechnik bis ich sozusagen von einem ganz großen der Branche im gegenseitigen Einvernehmen "stillgelegt" und dafür fest angestellt wurde. Das war Glück, denn die Zeiten für kleine Vertriebe waren da schon sehr happig und die Konkurrenz groß.

Aber wie es aussieht kann ich jetzt das machen was ich immer schon wollte: Musik, Musik, Musik, Studio und a bissl Technik :)
 
Ja, das war natürlich nur ein Zahlenbeispiel mit den 150€ ;)
 

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