Hallo zusammen,
ich habe den Prophet 12 Module heute ausgepackt, angeschlossen und ein paar Stunden damit gespielt. Hier wie versprochen ein kleiner Bericht.
Der P12 sieht live nicht so ganz schick aus wie ich dachte, sein Retro-Look hat aber was. Die Holzabschlüsse machen was her, aber die sieht man von oben nicht wirklich.
Insgesamt fühlt der P12 sich gut und sehr stabil an. Ich habe erstmal die Knobs ausprobiert - ziemlich gewöhnungsbedürftig, würde ich sagen. Geriffelte Gummierung und oben eine (Metall-?) Platte, die aber hübsch glänzt. Die Knobs laufen zwar ziemlich gleichmäßig, aber man merkt manchmal eine Reibung. Könnte besser sein. Etwas befremdlich finde ich, dass die (wichtigsten) Knobs über dem Display ziemlich scharf gerastert sind. OK, um etwas anzuwählen, sinnvoll halt, aber zum Schrauben finde ich das nicht schön. Die kleinen Anwahltaster sind für meinen Geschmack etwas zu klein, zu scharf an den Kanten (außer man zielt genau) und etwas zu schwergängig. Aber OK.
Beim Anschalten erstmal ein kleiner Schock: Das Display sitzt sehr schief im Gehäuse. Es fällt horizontal rechts ab, das fällt stark auf. Ob das von der Herstellung kommt oder vom Transport, weiß ich nicht. Sollte keinen vom Kauf abhalten, dann lässt man sich halt einen neuen schicken.
Nun zu der Bedienung, da hatte ich ja große Bedenken und wurde auch mehrfach gewarnt. Prinzipiell mag ich das Konzept. Die Oberfläche ist sehr übersichtlich und logisch aufgebaut, das macht Spaß.
Aber, und das muss man erst live erleben: Das Display (Herzstück des Bedienkonzeptes mit 4 Knobs oben und 4 Tabs unten) ist absolut enttäuschend und macht das ganze Konzept kaputt. Es ist viel zu klein (Daumengröße!). Die Beschriftungen demnach auch. Die sind zwar ganz gut lesbar, aber etwas zu pixelig. Das größte Problem ist allerdings: Das Display zeigt nicht nur Beschriftungen, sondern auch Werte und Grafiken an, super, aber auf dem kleinen Display ist alles zu gequetscht.
Eigentlich sollte ein strenges Konzept eingehalten werden: 4 Knobs, 4 Bereiche auf dem Display, 4 Tabs darunter. Das ist aber leider nicht der Fall, ein Beispiel: In Bereich 1 reicht der Platz nicht aus, ein Textblock ragt in Bereich 2. Die Knob-Grafik mit Wert rutscht dann ein Stück rüber, an die Kante von Bereich 3. Und dann weiß ich nicht mehr... die Anzeige im Bereich 3 ist dann noch rechtsbündig, im Bereich 4 wieder zentriert. Ganz großer Mist, das ist nicht übersichtlich, schnell oder intuitiv! Mann muss immer ganz genau hinschauen.
Manchmal wird das Konzept auch anders aufgebrochen. Unten sind immer 4 Tabs auf dem Display, von denen einer per Button markiert, und dann weiß hinterlegt ist. Irgendwo war unten in der Tab-Leiste rechts aber eine Beschriftung (weiß hinterlegt, wie ein aktiver Tab!), die keinen Tab darstellte und nicht anwählbar war. Was soll das? Das habe ich nicht rausbekommen.
Ich muss ganz klar sagen: Das Bedienkonzept wäre mit einem größeren Display (und etwas besserem Interface, aber das Problem ist hauptsächlich die Größe) absolut grandios!!! Nach 1-2 Stunden geht die Bedienung zwar flüssig vonstatten, aber so richtig Spaß kommt bei mir nicht auf.
Nun natürlich noch zum Klang: toll, ganz toll! Der P12 kann zwar recht digital klingen (allerdings mit Retro-Touch irgendwie), aber seine Stärken sind volle, satte, analog wirkende Sounds. Ausgezeichnet und mit ganz eigenem Charakter.
So, und mein Fazit nach ein paar Stunden: Ich schlafe noch drüber und schraube morgen noch mal, aber - der P12 Module wird sicher zurück gehen. Was bringt mir der großartige Klang, wenn ich ihn nicht bequem erzeugen kann.
Psst, an die Leute, die mich vor der Bedienung gewarnt haben: Ich musste das erst live erleben. Ich mag das Konzept sehr gerne, aber nicht bei dem kleinen, gequetschten Display. Nicht, wenn das Herzstück der Bedienung so schlecht ist. In Videos sieht das viel besser aus, auf Fotos bekommt man die Proportionen auch nicht so ganz auf die Reihe. Bei einem Blofeld wäre mir jetzt schon klar, dass das mit uns nie etwas wird, aber beim Module muss man es ausprobieren.
Nun: Virus TI2 Desktop oder Nord Lead A1R oder 4 Rack? Eines ist nach wie vor klipp und klar: Mir kommt kein Keyboard ins Haus.
Ich fasse nochmal zusammen: Virus scheint ein toller Allrounder, den man fast schon im Studio haben muss. Nord ist laut dem, was ich hier gelesen habe, klanglich nicht so vielseitig, aber direkter zu steuern. Der Klang vom Lead A1 oder 4 kommt aber nah an den Prophet ran, ich mag ihn.
Könnt ihr mir bitte erklären, warum man klanglich mit dem Virus größere Möglichkeiten hat? Trifft das (weniger Möglichkeiten) auch wirklich auf A1 oder 4 zu? Da soll sich zu Vorgängermodellen ja einiges geändert haben.
Viele Grüße
Bassfreak