Machen es sich Songwriter heutzutage zu einfach?

  • Ersteller speedtom
  • Erstellt am
Ok, will ja nicht wieder als Spassbremse hinhalten müssen *g*

... gebt dem schnöden Volk, nach was es schreit. Lasst es uns schröpfen und nach Strich und Faden an der Nase dirigieren ...

Der kleine, 'gehobene', selbstbestimmende Anteil, findet nachdem es lechzt und lässt sich nicht so leicht etwas vormachen.

Deshalb vermutlich auch Dein Rant :)

Songwriting ist mMn sehr vielschichtig. Dass man sich im öffentlichen Bereich (Radio, Charts etc) der bewährten Zutaten bedient auch kein Geheimnis. Aber wer sich das schnöde Radio noch antut, ist ja auch selber schuld, ne?
Wenn ich trotzdem nicht um das Radio rumkomme, was einem heute ja auch an jeder Ecke und über jede Sorte Schallübertrager beinahe aufgezwungen wird, glaube ich schon diese feinen Dinge ausmachen zu können, welche diese schnöden Nummern einfach zurecht vorne mitspielen lassen. Es müssen nicht Innovationen sein. Es ist für mich zB ein erst unbedeutendes Aufbäumen zB zweier Stimmen, Kontrast, welches mich über eine Routine hinweghören lässt. Da kann ich Stundenlang einen Song im Loop hören, unberührt und gerate bei einem solchen Moment völlig in Ekstase. Schon mal etwas richtig gemacht.
Solche Momente finde ich eigentlich in sämtlichen Klangkonstellationen (sprich Songs, Ausdrucksschall etc)

Also hört ihr vielleicht zuwenig hin?

Und dann wären da noch die ausgefuchsten Songs ... ungehört, unerhört, unverblümt, unkonventionell, persönlich. 50/50 Chance, dass es abwirft und ernährt.

Welches Ideal verfolge ich als Songwriter eigentlich?

Gibt es nicht alle paar Monate solche Scheidepunkte, an dem aus den Konventionen ausgebrochen wird? Ich meine die heutigen Popstücke sind stilistisch derart fein und übergreifend verästelt, das wäre vor Jahren in den Charts noch undenkbar gewesen. Ich finde die Entwicklung spannend, auch wenn ich mich selbst nicht daran versuche.

Wie war die Frage nochmals? Muss meine Kleine duschen.
 
Was ich bei solchen Diskussionen nie so richtig verstehe:

Was die Masse mag ist meist doof - sagen die Guten/Schlauen/Ahnungsvollen.

Trotzdem vertraut man aber bei Wahlen immer der Mehrheit ...

ja wass jetzt ???
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Alle Großen sind schon tot.

Goethe tot, Schiller tot, und mir geht's auch nicht gut..

Ach nee, Sterben geht noch nicht. Ich muss mich noch ein bisschen über "Lovestep" und "Love Trap" beömmeln... :D
 
Machen es sich Songwriter heutzutage zu einfach?

Ich vermute, viele von ihnen machen es sich viel zu schwer. Anstatt einfach das zu schreiben, wonach ihnen der Sinn steht, besuchen sie unzählige Workshops,versuchen sich an Modewellen zu orientieren, und heulen dann rum, weil sie weder einen Hit landen, noch die Songs schreiben, die sie eigentlich schreiben wollen.

Das ist zumindest das Fazit, welches ich aus dem Film "Mitten ins Herz - Ein Song für dich" mit Hugh Grant gezogen habe. Meine Frau meinte, es sei eine sehr schöne romantische Komödie gewesen. Das kann natürlich auch sein. :D
 


Meist sieht es so aus:

Grundidee (meist vier billige Akkorde) plus Bass-Drum: Strophe
Grundidee plus Bass- und Snare-Drum: Refrain
Grundidee durch den Filter gejagt: MIttelteil/Breakdown
danach Snare-Cresdendo, Refrain - aus die Maus



Nein, das stimmt so nicht. Allein wenn man sich beispielsweise "Lovers on the sun" von David Guetta und die Akkorde dazu ansieht, sieht man das genaue Gegenteil:

http://tabs.ultimate-guitar.com/d/d...sTE9P2A.0&utm_referrer=https://www.google.de/

Statt
Grundidee (meist vier billige Akkorde) plus Bass-Drum: Strophe ---> 3 Akkorde (bzw. 4, wenn man den alterierten als neuen betrachtet), BD ab der Bridge
Statt
Grundidee plus Bass- und Snare-Drum: Refrain --> Neue Idee (4 andere Akkorde) ohne Bass- und Snare-Drum (und das ist zur Zeit typisch, dass im ersten Refrain die Drums aussetzen, man denke z.B. an "Atemlos" von H. Fischer und zahlreiche andere Songs...)
sowie ein neuer, instrumentaler Breakteil und statt in Moll wie in Strophe nun in Dur.
Usw....

Also wenn man sich die Mühe macht und mal genau hinhört, wird man merken, dass auch heutzutage Chartmusik sehr vielfältig ist. Das merkt man vor allem, wenn man mal die Gitarre zur Hand nimmt und die Songs einfach nachspielt.
 
Ist doch so was von Wurscht wie viele Akkorde ein Song hat !
So was von Wurscht ob der Song aufwändig oder nicht ...
Was zählt ist immer nur - "gfoits den Leuten oder gfoits net ?"

Der Rest ist eine riesen Grauzone im Niemandsland für all die Esoteriker die sich oft nur selber gefallen ;-)
 
@Christian_30
"Lovers on the sun" von David Guetta ist vielleicht nicht soooo simpel gestrickt, aber als Beispiel für Komplexität ist es aber auch ungeeignet finde ich. Es gibt zwar 3 verschiedene Akkordfolgen, aber jede wird bis zum Erbrechen wiederholt. Und jede besteht im Wesentlichen aus ganz viel AMoll und naheliegenden Dingen drumherum. (Nicht dass es nur auf die Akkorde ankäme, aber die Melodien sind jetzt auch nicht zu komplex, besonders die Melodie im Instrumentalteil ist ja eher Kinderlied-Niveau, was natürlich gut rüberkommt aber wohl kaum anstrengend zu erfinden ist).

Ich kannte das Lied nicht weiter und jetzt beim Anhören muss ich sagen: klasse gemacht. Melodie ist gut aber ansonsten finde ich das Songwriting relativ unwichtig hier. Der Star scheint mir ganz klar der tolle Gesang im Chorus zu sein, mit der Modulation auf dem letzten Ton der Zeile. Dann noch der wohlbekannte Name, Marketing und vielleicht noch die gelungene Western-Anleihe im Vers. Das ist definitiv kein Hit wegen des "tollen" Songwritings. Eher ein Beispiel, wo sich der Songwriter das sehr einfach, aber in diesem Fall (im Sinne des Erfolgs) nicht zu einfach gemacht hat. Die Hauptarbeit haben Sänger und Produzent übernommen.
 
@Christian_30
"Lovers on the sun" von David Guetta ist vielleicht nicht soooo simpel gestrickt, aber als Beispiel für Komplexität ist es aber auch ungeeignet finde ich. Es gibt zwar 3 verschiedene Akkordfolgen, aber jede wird bis zum Erbrechen wiederholt........

Danke für deine Ausführungen, es ändert allerdings alles nichts daran, dass sich die steile These des TE schon beim erstbesten, von mir willkürlich herausgepickten Chartsongs als nicht haltbar herausstellt, weil die Realität differenzierter ist. Was Du von dem Song hältst, ist dann wieder ein ganz anderes Thema.
 
Ein paar blöde, ungeordnete provozierende Gedanken von mir, die keinesfalls Anspruch auf Richtigkeit haben, sondern höchstens disskussionsanregend sein sollen:

Junge Menschen hören ganz andere Sachen heraus, sind unkritischer und offener, so wie die Älteren unter uns auch einst waren. Jeder mißt mit seinem persönlichen Maßstab, der vielleicht nicht mehr modern ist.

Ich persönlich verstehe zum Beispiel nicht, wie man anstelle von packenden Akkorden, Melodien und Rhythmen, mehr und mehr auf Sound Design setzt, wobei z.B. 7 Minuten ein Grundton läuft, der sich durch Filter und andere Effekte verändert. Obwohl mich Minimalistik auch kicken kann, läßt mich so etwas emotional kalt. Eine Typ-Frage. Anderen ist das komplexe Jazzgenuddel zu viel, Metal zu laut, Menuette zu schwul...


Was muß Bach von der Musik seiner Söhne gedacht haben?
Nach seinen Maßstäben wäre Mozart sicherlich ein spinnender Stümper gewesen...
Was sollte nach Goethe noch kommen?
Stecken die klassischen Künste nicht alle in der Krise?
Bach ist pures "Songwriting". Diese Musik ist reiner Selbstzweck, höchstens zur Ehre Gottes gedacht. Sie bedarf keines Tanzes, keiner Lichtshow und keiner tollen Frisur.

Aber auch bei Bach erkennt man leicht die persönlichen Meisterwerke und die weniger kunstvollen Auftragswerke. Der Künstler sollte unabhängig von kommerziellen Zwängen sein und der Verkäufer sollte auch einen kulturellen Bildungsauftrag erfüllen und nicht nur Geld verdienen wollen (müssen).

Nun haben sich Brahms und Schubert zum Glück nicht so sehr um Bach geschert, sondern sind ohne Kontrapunktik zu anderen Höhepunkten gelangt. Bei Mozart und Liszt kam schon ein gewisser "Pop" Faktor dazu, der dazu führte mit blendender Virtuosität die "schwächeren" Kompositionen aufzupeppen.

Vielleicht ist geniales Songwriting auch tatsächlich eine Vereinfachung, so wie man auch in der Wissenschaft komplexe Dinge zu vereinfachen versucht. Ziel ist nur der Transport von Emotionen, das verständlich machen von Inhalten.
 
Danke für deine Ausführungen, es ändert allerdings alles nichts daran, dass sich die steile These des TE schon beim erstbesten, von mir willkürlich herausgepickten Chartsongs als nicht haltbar herausstellt, weil die Realität differenzierter ist. Was Du von dem Song hältst, ist dann wieder ein ganz anderes Thema.

Du hast offensichtlich nicht alle Posts durchgelesen, (sind auch eine Menge), denn in Post #29 habe ich explizit dieses Stück (Lovers on the Sun) als wohltuende Ausnahme beschrieben. Ich glaub auch nicht ganz, dass du den "ganz willkürlich herausgepickt" hast, sondern ich vermute eher, dass dir dieses Lied auch positiv aufgefallen ist inmitten der monotonen Wiederholung der Harmonien, die in den Charts vorherrscht.

Ich kann und will jetzt auch gar nicht empirisch belegen, ob meine These korrekt ist, aber sie ist halt mein Gefühl. Das Gefühl, dass viele neue Lieder heutzutage auf ganz wenig Musikalität beruhen, und auf ganz ganz viel Arrangement.

Ich bin sicher, dass man in jedem Jahrzehnt in den Charts musikalische Leichtgewichte findet, aber die Tendenz Richtung songwriterischer Banalität hat in den letzten Jahren zugenommen, so scheint es zumindest, wenn man Radio hört (und im Büro habe ich kein Entkommen vom Formatradio;-)
 
Nee also was die Dichte von anspruchslosen Kompositionen anbelangt dürfte nix über die 80 er Jahre gehen. Dieses Zeugs verfolgt und noch heute, dreißig Jahre danach!
Da, da, da!
B.t.w. der Erfinder und Macher von Trio war ein gewisser Herr, der als Bassist Musik Geschichte mitgeschrieben hat. Ein enger Freund der Beatles und ganz besonders George Harrison s

Da da da.
 
Nee also was die Dichte von anspruchslosen Kompositionen anbelangt dürfte nix über die 80 er Jahre gehen.

also Du scheinst in den 90ern keine komerzielle Musik gehört zu haben, sonst würdest Du das nicht schreiben....
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Machen es sich Songwriter heutzutage zu einfach?


Hmmm. Ich hab letztens mit nem Musik Produzent aus England geredet. Der kommt eigentlich hier aus meinem Kaff aber lebt seit 20 Jahren in London und war halt hier auf Besuch.

Erster Punkt is halt, dass wegen Downloads und so, weniger Geld im Musik business is.

Es gibt ein paar "Super Stars" die fett verdienen (wobei die dann auch eher über Werbung, Modelabels, Parfüm usw. Geld verdienen - weniger durch die Musik an sich)

Die sogenannte "Mittelschicht" (die nette Band von nebenan; die "ihr Ding" durchzieht, langsam bekannt wird usw.....) ist voll die Ausnahme.

Markt und Geld für die "normalen - selfmade - songwriter" ist halt kaum vorhanden.

Wenn das so stimmt; dann ist das natürlich ein großer Dämpfer für Kreativität in der Musikszene allgemein.
Das Ergebnis beobachtet man dann: Quietschbunte Gleichmacherei.
 
"Es ist ja nicht so, das früher alles besser war, nur heute ist alles schlechter!"


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PS. Der Thread ist zu lang. :)
 
Mal ernsthaft.

Das Thema ist zu komplex um es mit ein paar Zeilen abhandeln zu können, die Musik meiner Kindheit/Jugend ist mir sehr nahe, egal ob handwerklich anspruchsvoll oder nicht, im Idealfall betrachte ich Musik emotional, nicht analytisch.

Ich denke so gehen die meisten Hörer an diese Angelegenheit.
 
Um das hier mal in eine interessantere Richtung zu lenken, was nutzt Ihr denn so für Quellen für in Euren Augen gute Musik?
 
Um das hier mal in eine interessantere Richtung zu lenken, was nutzt Ihr denn so für Quellen für in Euren Augen gute Musik?

Früher ging das noch über das Radio, da wurde diversivere Musik gespielt, heute gibt es fast nur noch Formatradios.
Die Suche nach anderer Musik als der formatierten Berieselung hat sich daher ins Internet verlagert - und birgt dort eine wesentlich höhere Auswahl als früher ...

Das ist eigentlich der Unterschied zu früher ...
 
Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass einfach und schnell geschriebene Songs die Emotionen besser transportieren als solche an denen ich ewig sitze. Insofern habe ich kein Problem damit es mir einfach zu machen. Ich bin vielmehr froh, wenn ich in einem Zustand bin, der es mir einfach macht.
 

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