Bretter-Text

Neben meinem im #12 genannten Punkt krankt der Text (wie übrigens die meisten Hip-Hop-Texte) an der viel zu großen Informationsdichte.

Hip-Hop-Texte sprengen damit fast immer das Medium "Musik": da man den Text nicht innerhalb der von der Musik zur Verfügung gestellten Zeit nachvollziehen kann, muss man den Rahmen der Musik verlassen und sich mit dem Text gesondert befassen.
Hier sprichst du ein Spannungsfeld an, dass Rapper seit Urzeiten haben, die sich nicht mit dem ewig gleichen Thema "Ich bin der beste Rapper, du nicht" und "Ich habe viel Kohle und viele Frauen" beschäftigen. Darüber gibt es auch einige Lieder. Lupe Fiasco wurde oft kritisiert, dass er nicht eingängig genug wäre. Seine Antwort war dieser Song, der beschreibt, dass er sich einfach weigert seine Musik "runterzudummen".

Warum also nicht gleich Romandichter werden?
Why not both?

Die zu hohe Informationsdicht in Hip-Hop-Texten lässt mich Hip-Hop-Texte meistens als was Aggressives empfinden. Weil die Art der Informationsvermittlung Ähnlichkeiten mit der Stopfmast hat, die nicht ohne Grund als Tierquälerei gilt. ;-)
Der Spruch war gut, ich musste lachen. :-D

Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, wann ich in der jüngeren Vergangenheit mal einen wirklich guten deutschen Rap-Text gelesen habe.
Schade. Und doch hast du ja professionelle Ahnung von der Materie.

Rap, der viele Worte macht, lebt ja davon, dass er x-Mal ähnliches mit anderen Worten sagt
Nicht wirklich.

- und dabei aus den Klängen der Wortspiele regelrechte End-und Binnenreim-Kaskaden abfeuert.
Ja, Lead Gitarristen find ich auch doof, weil die so viele schnelle verschiedene Noten spielen.

Für meinen Geschmack ist das ziemlich pubertär, nach dem Motto, schau her, ich kann noch mehr Silben auf dies oder das reimen, als wie Du, Loser, Opfer.

Naja... ;-)
Das interpretierst du hinein. Ich mache keine Schwanzvergleich daraus, dass ich verschiedene Reimpattern und Compounds nutze. Ich selbst sage ja immer wieder im Rap "Botschaft vor Reim". Die Reimdichte in diesem Text hier ist auch sehr gering.

Den ersten Satz kann man streichen. Wen interessiert es, ob sie ihm die Eintrittskarte geschenkt hat.
Habe ich erklärt, warum die Zeile wichtig ist. Wer sich für die Musik und den Text interessiert, kommt da eventuell drauf.

Also:

Vorderste Reihe, wir alleine.

Wäre ein viel besserer Einstieg. Man ist sofort im Geschehen. Es hat viel mehr Tempo und Biss, als "Du hast mir eine Eintrittskarte geschenkt." Es spricht sich gut, klingt ansprechend und es wird klar: (vermutlich) Theater oder Kino. Mehr Info brauchen wir jetzt noch nicht. Das hält die Spannung hoch.
Ich stimme zu, dass es der bessere, weil spannendere Einstieg wäre.

Im Theater kein Mensch - kann weg. Denn: die Info "wir alleine" hatten wir ja schon. Dass es Theater ist, brauchen wir immer noch nicht; das wird noch früh genug klar.
"wir alleine" und "kein Mensch" ist das Stilmittel der Wiederholung und soll einen wichtigen Sachverhalt hervorheben, den ich in der Antwort an Andaraginga schon erwähnte. Zu sagen "wir sind alleine, kein Mensch hier" ist zudem völlig normale Umgangssprache.
Übrigens lustig, dass du vorher noch eine zu hohe Informationsdichte bemängelst, es dann aber kritisierst, wenn man etwas wiederholt und damit dem Hörer Zeit für Verständnis gibt. ^^

Kurz: zwei Drittel der Information und zwei Drittel der Silbenzahl können weg - und es schadet dem Text nicht, im Gegenteil - es bringt ihn erst mal in die Spur.
Ich stimme zu.

Ich sehe in der Story ehrlich gesagt keinen "Hinterhalt".

Nur ein LI, das eine vollkommen undifferenzierte Suada abfeuert. Die klingt dermaßen fetischistisch und selbstbezogen - aber auch gleichzeitig unironisch - dass man sich fragt, wer von den beiden - LI oder LD - der ist, der das Problem hat.
Hier rutscht du wieder in alte Beleidigungsmuster, das hatten wir schon mal. ;)
Zugleich ein Sinnbild für ein gesellschaftliches Problem: Der Mann im Text muss natürlich nicht ganz sauber sein, wenn er so auf ein offensives Theater der Frau reagiert (im Grunde genommen weit weniger aggressiv als sie; am Ende gibt er sogar nach und geht).
 
Ich finde du bist zu hart zu der zerbrechlichen jungen Frau.
 
Hier sprichst du ein Spannungsfeld an, dass Rapper seit Urzeiten haben,
Das Zitat "Lieber Freund, entschuldige meinen langen Brief, aber für einen kurzen fehlt mir heute die Zeit", soll u.a. von Goethe, Frau von Stein, Voltaire oder Blaise Pascal stammen. Von wem auch immer - es zeigt, dass es sehr viel Arbeit macht, den Gedankenwust so zu ordnen, dass das, was übrigbleibt, ein Komprimat des wirklich Wichtigen und alles Überflüssige weggestrichen ist.

Die vielen Details in deinem Text verbergen vor allem den Umstand, dass in der Story nicht wirklich viel passiert. Die Handlung lässt sich in drei Sätzen erzählen. (geschätzt)

Hier rutscht du wieder in alte Beleidigungsmuster
Nix Beleidigungsmuster. Anpassungsmuster an die neue Normalität, immer volle Kanne mit Kritik einzusteigen. ;-) Kann ich auch. Beschränke mich dabei aber auf LI und Text. ;-)

Zugleich ein Sinnbild für ein gesellschaftliches Problem: Der Mann im Text muss natürlich nicht ganz sauber sein, wenn er so auf ein offensives Theater der Frau reagiert (im Grunde genommen weit weniger aggressiv als sie; am Ende gibt er sogar nach und geht).
Zumindest reagiert er nicht besonders souverän. Anstatt das Psychodrama von Anfang an zu durchschauen und der Guten erst mal den Saft abzudrehen, indem er raus geht und die Natur genießt - allein oder mit guten Freunden, bis sie sich wieder beruhigt hat - ist er voll mit drin und geht erst dann, als wirklich nicht mehr geht. :emergency:

Das LI scheint also kein Alpha oder Sigma zu sein, sondern eher sowas wie Beta oder Gamma, die sich ja angeblich von Frauen sehr abhängig machen. (Sagt man . . . ob was dran ist :schulterzuck: )
 
Die vielen Details in deinem Text verbergen vor allem den Umstand, dass in der Story nicht wirklich viel passiert. Die Handlung lässt sich in drei Sätzen erzählen. (geschätzt)

Wie ist die Handlung bei Ulysses? Oder bei An Occurrence at Owl Creek Bridge?

Stream of consciousness, amk!
 
Zumindest reagiert er nicht besonders souverän. Anstatt das Psychodrama von Anfang an zu durchschauen und der Guten erst mal den Saft abzudrehen, indem er raus geht und die Natur genießt - allein oder mit guten Freunden, bis sie sich wieder beruhigt hat - ist er voll mit drin und geht erst dann, als wirklich nicht mehr geht. :emergency:
In toxischen Beziehungen kann (meist von männlicher Seite) irgendwann einmal die Strategie verfolgt werden: "Bist du fertig? Ja? Gut. Ich geh jetzt." Denn sämtliche ihm zur Verfügung stehenden anderen Strategien wie "Ich mach von Anfang an nicht mit", "Ich argumentiere", "ich entschuldige mich für nichts, damit sie sich beruhigt" usw. usf. vom Gegenüber durchschaut und durchkreuzt werden, zum Teil physisch.

Schlüsselsatz ist: "Üben reicht? Dann Bühne frei! In mir würgende Übelkeit. Der Vorhang fällt, Bretter der Welt, mal sehen was von uns übrig bleibt." => Das LI weiß was kommt. Das LI hat evtl. eine verlagerte selbstverletzende Ader, weswegen er auch immer noch mit dem LD zusammen ist. "Mal sehen was von uns übrig bleibt" bezieht sich auf drei Perspektiven: Was bleibt übrig vom LI? Was bleibt übrig von der Bühne (Bretter der Welt)? Was bleibt übrig von der Beziehung zwischen LI und LD, denn der Bogen ist inzwischen überspannt, weswegen er sich dieses Finale halt nochmal anschaut.

Alpha-Sigma-Talk darf wieder ins P!ckupforum zu den kleinen Jungs, die Red Pills frühstücken. :-D
 
Ich hatte übrigens schon bevor ich den Text gelesen habe, also rein vom Hörgenuss, das Gefühl es ist zu viel Text und hätte mir mehr Pausen gewünscht. Gehst du da denn noch mal ran und guckst, ob du etwas streichen kannst oder lässt du das so?

Ich denke, inhaltlich könnte man einiges weglassen.
 
Ich hatte übrigens schon bevor ich den Text gelesen habe, also rein vom Hörgenuss, das Gefühl es ist zu viel Text und hätte mir mehr Pausen gewünscht. Gehst du da denn noch mal ran und guckst, ob du etwas streichen kannst oder lässt du das so?

Ich denke, inhaltlich könnte man einiges weglassen.
Im Sinne von Alternative Rap bzw. der Arthouse-Schiene (Avantgardism) ist der Text nicht zu lang. Trotzdem werd ich nochmal drüberschauen. Ist halt im Arrangement schwierig unterzubringen. Eigentlich müsste ich z.B. für den Verse nach dem Refrain 4 Zeilen rauswerfen, damit es vom Raster her passt.

Mir gefällt, dass die Str. 1 durch den "Theater"-Break aufgeteilt und eine kleine Verschnaufpause bringt. Aber bei Str. 2 (die nach dem Refrain) hat mir gefallen, dass der Instrumental-Wechsel sofort ohne Break reinklopft, weil überraschender.

Ich werde den Text ein paar Leuten zeigen und fragen, was sie rausnehmen würden. Wenn dir spontan ein paar Zeilen noch auffallen, gerne her damit. Bin selbst im Modus, wo ich jede Zeile zu sehr mit Sinn aufgeladen und ja zuvor schon stark den Rotstift angesetzt habe.
 
Im Sinne von Alternative Rap bzw. der Arthouse-Schiene (Avantgardism) ist der Text nicht zu lang. Trotzdem werd ich nochmal drüberschauen. Ist halt im Arrangement schwierig unterzubringen. Eigentlich müsste ich z.B. für den Verse nach dem Refrain 4 Zeilen rauswerfen, damit es vom Raster her passt.

Mir gefällt, dass die Str. 1 durch den "Theater"-Break aufgeteilt und eine kleine Verschnaufpause bringt. Aber bei Str. 2 (die nach dem Refrain) hat mir gefallen, dass der Instrumental-Wechsel sofort ohne Break reinklopft, weil überraschender.

Ich werde den Text ein paar Leuten zeigen und fragen, was sie rausnehmen würden. Wenn dir spontan ein paar Zeilen noch auffallen, gerne her damit. Bin selbst im Modus, wo ich jede Zeile zu sehr mit Sinn aufgeladen und ja zuvor schon stark den Rotstift angesetzt habe.
Kann ich mal das Instrumental ohne Vocals haben? Das ist für mich dann einfacher das für mich passender hinzustricken und einen Vorschlag zu machen.
 
...und fragen, was sie rausnehmen würden. Wenn dir spontan ein paar Zeilen noch auffallen, gerne her damit. Bin selbst im Modus, wo ich jede Zeile zu sehr mit Sinn aufgeladen und ja zuvor schon stark den Rotstift angesetzt habe.
Bin nicht gefragt, aber schilder trotzdem meinen Eindruck.

Titel: Bretter, die die Welt bedeuten
by Ennui (11.12.2021)

Du hast mir eine Eintrittskarte geschenkt
Vorderste Reihe, wir alleine, im Theater kein Mensch
Um deine Beine feine Seide, ich verkatert im Hemd
Scheinwerfer scheinen auf uns beide heiß wie Lava, es brennt
Bis mein Schweiß einen Kreis um uns schreibt, bis Armhaar versengt
Ich gegen die Wort-Armada ankämpf, durch dein „aber“ beschränkt
Du mich unnahbar abhängst, wenn dein Gelaber anfängt
Auf die Bretter kletterst und mich in deinem Drama versenkst

Theater, Theater ...

Mir eine Szene machst in der ich wenig lach, obwohl es lachhaft ist:
Wie du ein Affentheater veranstaltest bis Kacke trifft
Aus der Opferrolle mir, wehrlos gemacht, den Nacken brichst
Damit ich nicht den Schädel schüttel, wenn du durch die Akte sprichst

=> wirkt wie Fortsetzung und genauere Beschreibung von "in deinem Drama versenkst", hat für mich Längen und überrascht, weil das Break dazwischen mit "Theater, Theater" die Erwartung weckt, dass danach was Neues kommt (was dann aber bei "Papa" passiert)
Warum bist du auf alles wütend, was nicht dein Papa ist?
Ich übernehm nicht seine Rolle, nur weil du’s nicht gebacken kriegst
Die Rolle zwischen Tochter und Körper mal zu verlassen
Hinterm Vorhang werfen Opfer und Mörder denselben Schatten
Kannst es lassen, ich kenn schon das Finale des Stücks
Das hier wird ’ne Commedia Infernale für mich
Üben reicht? Dann Bühne frei! In mir würgende Übelkeit
Der Vorhang fällt, Bretter der Welt, mal sehen was von uns übrigbleibt

Eine Beziehung als Bühnenfassung bis der Broadway bebt
Bipolare Drehbühne mit der sie jedes Wort verdreht
Stimme die ohne Strom Klagelieder zur Empore trägt
Die gleiche Leier der Laiendarstellerin tut Ohren weh
Ihr keine Requisiten bieten, weil es ihr ums Morden geht
41° Lampenfieber lässt’s nicht wie Mord aussehen
Ich schmeiß ihr keine Rose hoch, denn sie will nur Orchideen
Ein Mann ist nur ein Mann für sie, wenn ihm seine Orchis fehlen

Mach mir keine Szene und wenn doch, mach kein Drama draus
Mach mir keine Szene und wenn doch, mach kein Drama draus
Mach mir keine Szene und wenn doch, mach kein Drama draus
Ich spiel immer nur mich selbst und du spielst dich auf

Hast du den Text gut rehearsed? Ich mach gern den Souffleur
Weil ich den Monolog den du führst nicht zum ersten Mal hör
Schwerstens gestört, wie in der Bib mit Chipstüten
Um dich zu lesen muss man geistig Verzicht üben
Flügel über sich hinauswachsen lassen und nicht fliegen
Wir beide, die Kraniche des Ikarus, die sich lieben?
Alles Wachs in den Händen, einer kinky C*nt
Weibliche Othello’s Jago, wortgewandt und intrigant
Primaballerina, Madonna ohne Pri, Dramaqueen
Titelstory im Theater Magazin
Wie fallen die Kritiken aus? Schlecht? Dann fallen sie auf mich
Denn du bist immer im recht, und erst recht keine B*tch
Dich verzweifelt zu umarmen lässt dich einfach fester Schlagen
Die kleinste Geige der Welt spielt einsam im Orchestergraben
Kammerspiel voll Szenenwechsel deines Angesichts
Du und ich ein Musical, verletzen uns und tanzen nicht
Elefantenherden aus arschgef*ckten Mücken zertrampeln mich
Treibst mich in den Schatten und feierst dich selbst im Rampenlicht
Verlangst von mir ’ne sinnlose Impro, Lügen, kann das nicht
Der Bühnenstandard ist, dass ich aufsteh, klatsch und mich dann verpiss

=> find ich insgesamt sehr lang, kann aber nicht genau sagen, welche Aussagen zentral und welche Ausschmückung sind

Eine Beziehung als Bühnenfassung bis der Broadway bebt
Bipolare Drehbühne mit der sie jedes Wort verdreht
Stimme die ohne Strom Klagelieder zur Empore trägt
Die gleiche Leier der Laiendarstellerin tut Ohren weh
Ihr keine Requisiten bieten, weil es ihr ums Morden geht
41° Lampenfieber lässt’s nicht wie Mord aussehen
Ich schmeiß ihr keine Rose hoch, denn sie will nur Orchideen
Ein Mann ist nur ein Mann für sie, wenn ihm seine Orchis fehlen


Als Performance klingt das Stück für mich aber trotzdem sehr gut.
Ich nehm beim Zuhören zwar tatsächlich nicht sofort alles vom Text auf, finde das aber nicht schlimm und auch nicht so ungewöhnlich. Das geht mir bei vielen Liedern so.

Die Gesangsdarbietung funktioniert für mich wie eine Mischung aus einem weiteren Instrument und einzelnen Gesangspassagen, die ich tatsächlich inhaltlich wahrnehm und die wie Highlights herausstechen.

Was ich eher vermisse, ist mehr von so was wie der "Theater Theater"-Passage, also einen Part mit weniger Inhalt, aber viel Melodie als Kontrast und zum Durchschnaufen dazwischen.
Ich hätte gedacht, dass kommerziell erfolgreiche Rap-Musik typischerweise auch genau so funktioniert, bin aber kein Experte und könnte irgendwas für Standard halten, was in Wirklichkeit bei Insidern total verpönt ist.
 
Für etwas mit mehr Melodie könnte man auch noch "Katja Ebstein - Theater" verwursten, entweder im Lied oder als Outro vielleicht?:smil451c7211b9e19: Der Refrain davon würde zumindest inhaltlich gut passen.
 
Wenn es mein Text wäre und ich aus den vorhandenen Worten was machen müsste, würde es vielleicht in die Richtung gehen.

Aber wahrscheinlich viel zu kurz für Rap und immer noch nicht ganz frei von Wiederholungen.

Vorderste Reihe, wir alleine
deine Beine in feiner Seide
Scheinwerfer scheinen auf uns beide
und ich verkatert, es brennt so heiß

Theater, Theater

du kletterst auf die Bretter die die Welt bedeuten
die Handlung ist Verwandlung, eine Schlange beim Häuten
Bühne frei für deinen Akt "das infernale Weib"
Der Vorhang fällt, mal sehn was von uns übrigbleibt

Theater, Theater


Alles andere, die ganzen Nicklichkeiten, und das allzu Persönliche würde ich weglassen, weil die große Detailverliebtheit dann wirklich nur auf dieses spezielle Paar passt, um den Preis, dass sich andere darin dann eventuell nicht wieder finden können.

Es geht ja um Kunst - nicht um persönliche Therapie, oder? (Zumindest in erster Linie...)
 
Bin nicht gefragt, aber schilder trotzdem meinen Eindruck.
Natürlich gerne! Und Danke!

Mir eine Szene machst in der ich wenig lach, obwohl es lachhaft ist:
Wie du ein Affentheater veranstaltest bis Kacke trifft
Aus der Opferrolle mir, wehrlos gemacht, den Nacken brichst
Damit ich nicht den Schädel schüttel, wenn du durch die Akte sprichst
=> wirkt wie Fortsetzung und genauere Beschreibung von "in deinem Drama versenkst", hat für mich Längen und überrascht, weil das Break dazwischen mit "Theater, Theater" die Erwartung weckt, dass danach was Neues kommt (was dann aber bei "Papa" passiert)
Da hast du recht. Ich überarbeite ja die ersten 8 Zeilen nochmal, vielleicht kann ich da was angemessenes inkorporieren.

Mach mir keine Szene und wenn doch, mach kein Drama draus
Mach mir keine Szene und wenn doch, mach kein Drama draus
Mach mir keine Szene und wenn doch, mach kein Drama draus
Ich spiel immer nur mich selbst und du spielst dich auf
In diesem Part werd ich übrigens die zweite und dritte Wiederholung rausstreichen. Macht auch wieder mehr Luft.

=> find ich insgesamt sehr lang, kann aber nicht genau sagen, welche Aussagen zentral und welche Ausschmückung sind
Ich denke, ich werde hier doch wieder einen kleinen Break einbauen wie am Anfang des Songs. Entzerrt es wieder etwas.
Als zentral empfinde ich eigentlich alle Aussagen. Höchstens das "Schwerstens gestört, wie in der Bib mit Chipstüten / Um dich zu lesen muss man geistig Verzicht üben" könnte man weglassen, wobei da die Grundaussage auch wieder ist, dass man gegen sie mit Rationalität nicht ankommt.

Als Performance klingt das Stück für mich aber trotzdem sehr gut.
Ich nehm beim Zuhören zwar tatsächlich nicht sofort alles vom Text auf, finde das aber nicht schlimm und auch nicht so ungewöhnlich. Das geht mir bei vielen Liedern so.
Geht mir ja auch so. Umso schöner ist dann der Aha-Effekt, der sich irgendwann einstellt, wenn man den Text mal doch mitliest. Der Rapper Curse hat teilweise so irrsinnige Storytelling-Kniffe drin, die ich erst beim Lesen kapiert habe und danach stellt sich auch nochmal ein intensiverer Hörgenuss ein, zumindest bei mr.

Was ich eher vermisse, ist mehr von so was wie der "Theater Theater"-Passage, also einen Part mit weniger Inhalt, aber viel Melodie als Kontrast und zum Durchschnaufen dazwischen.
Wenn ich es schaffe, das Outro im Instrumental kurz zu halten, kann ich sicher noch ein paar Breaks etc. vorher einbauen. Darf halt nicht reingestückelt wirken und das Risiko besteht jetzt, nachdem das aktuelle Arrangement sich eher organisch für mich ergeben hat. Ma kieken.
Ich hätte gedacht, dass kommerziell erfolgreiche Rap-Musik typischerweise auch genau so funktioniert, bin aber kein Experte und könnte irgendwas für Standard halten, was in Wirklichkeit bei Insidern total verpönt ist.
Puh, mit kommerziell erfolgreicher Rap-Musik kenn ich mich nicht aus. :smil451c7211b9e19:
Aber macht Sinn, was du schreibst.

Danke nochmal!
 
Für etwas mit mehr Melodie könnte man auch noch "Katja Ebstein - Theater" verwursten, entweder im Lied oder als Outro vielleicht?:smil451c7211b9e19: Der Refrain davon würde zumindest inhaltlich gut passen.
Ist es doch schon im Break des Verse 1, aber mit mir als Platzhalter. ^^
Hatte das Original gefiltert, hab die Dirk-Bach-Version gefiltert, ein paar Cover-Versionen etc., war aber alles nicht gut. Habe jetzt eine Sängerin, die mir das eintrötet.

Wenn es mein Text wäre und ich aus den vorhandenen Worten was machen müsste, würde es vielleicht in die Richtung gehen.

Aber wahrscheinlich viel zu kurz für Rap und immer noch nicht ganz frei von Wiederholungen.

Vorderste Reihe, wir alleine
deine Beine in feiner Seide
Scheinwerfer scheinen auf uns beide
und ich verkatert, es brennt so heiß
Also sind das im Grunde vier halbe Zeilen in denen du dann jeweils eine kurze Pause einlegen würdest?

du kletterst auf die Bretter die die Welt bedeuten
die Handlung ist Verwandlung, eine Schlange beim Häuten
Bühne frei für deinen Akt "das infernale Weib"
Der Vorhang fällt, mal sehn was von uns übrigbleibt
Das finde ich richtig gut!

Alles andere, die ganzen Nicklichkeiten, und das allzu Persönliche würde ich weglassen, weil die große Detailverliebtheit dann wirklich nur auf dieses spezielle Paar passt, um den Preis, dass sich andere darin dann eventuell nicht wieder finden können.
Findest du? Ich hatte schon das Gefühl, die Handlung allgemein zu halten. Dass ich in der Metaphorik des Theaters bleibe, ließe ja auch wieder Raum zur Identifikation oder zumindest zum "Zuschauen" des Hörers.

Es geht ja um Kunst - nicht um persönliche Therapie, oder? (Zumindest in erster Linie...)
Alles Kunst.
 
Also sind das im Grunde vier halbe Zeilen in denen du dann jeweils eine kurze Pause einlegen würdest?
Genau - mehr Luft / Pausen lassen beim Sprechen. Also (ungefähr) so (jede Silbe / jedes Zeichen eine Achtel):

vor.der.ste.Rei.he _ _ _ wi_r.a.llei.ne _ _ _

Das hätte zudem den Vorteil, dass man nach dem ersten "Theater Theater" auch sprachrhythmisch noch mehr Druck aufbauen könnte, weil die Pausen weg sind:

du.(1)kle.tterst.auf.die.Bret.ter.die.die.dWe_lt.be.de_u.ten _
die.(1)Hand.lung.ist.Ver.wand.lung.ei.ne.Schlan.ge.beim.Hä_u.ten _ _

usw.

(1) = die Eins im Takt

Findest du? Ich hatte schon das Gefühl, die Handlung allgemein zu halten.
Hier scheiden sich wohl die Geschmäcker. Für den Versuch, das Allgemeine im Speziellen sichtbar zu machen ist das mMn way too komplex formuliert.

Dass ich in der Metaphorik des Theaters bleibe, ließe ja auch wieder Raum zur Identifikation oder zumindest zum "Zuschauen" des Hörers.
Wenn das alles Metaphorik sein soll, dann erschlägt sie den Hörer. Stichwort "Stopfmast".
Metaphorik lebt ja auch davon, dass sie sich empfindbar deutlich von Nicht-Metaphorik unterscheidet. Das ist in Deinem Text nicht mehr der Fall.
 
Nur mal um eine Basislinie zu etablieren:

Wäre euch das auch zu schnell/zu informationsüberladen? Wenn nein, warum nicht?



Text-Spoiler:
 
Wäre euch das auch zu schnell/zu informationsüberladen? Wenn nein, warum nicht?
Mein Eindruck beim Anhören:
Ja, schon eine Kunst Wörter so schnell abzufeuern.
Beim Durchlesen:
Nicht mein Ding. Sehr viele Wörter ja, aber Inhalt/Substanz für mich beinahe gleich Null. Außer "ich mach...bis ich tot bin" bleibt nichts hängen.
 
Mein Eindruck beim Anhören:
Ja, schon eine Kunst Wörter so schnell abzufeuern.
Beim Durchlesen:
Nicht mein Ding. Sehr viele Wörter ja, aber Inhalt/Substanz für mich beinahe gleich Null. Außer "ich mach...bis ich tot bin" bleibt nichts hängen.
Merci, da sind wir d'accord.
 
Immer wieder gibt es Diskussionen, wie toll die schiere Wort- und Reimzahl bei Raptexten ist, wie groß die Kunst ist, so was hinzukriegen.

Ich hab mir dazu ein Illustrationsbeispiel einfallen lassen.

Nehmen wir an, ich schreib einen Text, da geht es um Liebe und eine zerbrochene Beziehung und dann will ich die Gefühle beschreiben, wenn man sich mal wieder zufällig begegnet.

Wenn ich das so im Rap-Style probieren würde, käm ungefähr so was raus:

Ich geh die Straße lang
und denk, hey, bin ich krank,
das face ist mir bekannt,
war es doch einst Garant
für Liebe, Triebe, Ziele,
wilde Lustgefühle
all das ist lange her,
doch wiegt es mir nicht schwer,
mein Herz bleibt seltsam leer,
ein Boot allein im Meer,
so hab ich mich gefühlt,
war völlig aufgewühlt,
den Kummer weggespült
doch jetzt ist Stille hier
vier Augen blicken wirr
"Lang schon nicht mehr gesehen"
wird Zeit weiterzugehen.

Bestimmt geht das viel besser, aber von der Art her kommen mir Rap-Texte so vor. Und bei diversen Threads "Du hast keine Ahnung, xyz ist das Wahre" hatte ich nie die bekehrende Erleuchtung.

Tatsächlich sowas ähnliches hatte ich aber bei bestimmten Lindenberg-Texten. Ein Lied hat er ("Meine erste Liebe"), wo genau diese Wiedersehens-Szene beschrieben wird. Und er macht das so:

"Du bist mir unheimlich fremd
und ich bin so komisch berührt
Und es ist wie Nostalgiekino
und der Film wird nochmal vorgeführt"

Der Unterschied ist der:
Alles, was ich bisher an Rap gehört hab, nötigt mir im besten Fall eine Art Inselbegabungs-Respekt ab.
Solche Zeilen wie die vier oben geben mir dagegen das Gefühl, das ist so einmalig auf den Punkt, dass ich heulen könnte.

Insgesamt betrachte ich es, einen Gedanken kurz, treffend und natürlich klingend (also genau in die vorgegebene Silbenzahl passend) auszudrücken als die tausendmal größere Kunst als 10 verschiedene halb passende Formulierungen rhythmisch frei(er) zusammenzubasteln.
 
Nur mal um eine Basislinie zu etablieren:

Wäre euch das auch zu schnell/zu informationsüberladen? Wenn nein, warum nicht?



Text-Spoiler:

Du suchst dir ausgerechnet einen der Rapper aus der die übelsten Reimketten in Höchstgeschwindigkeit abfeuert und fragst ob das zu schnell wäre? Die Antwort war doch vorher klar...
Die Leute hier kommen doch so schon nicht mit Raptexten klar, Stichwort Informationsdichte/ Masse an Text. Da geht wohl nur so Rap ala fettes Brot oder die fantastischen Vier. Da ist der Inhalt dann auch überschaubar und es ist auch schön leicht verdaulich für den Markt aufbereitet :p
...und dann ist es auch noch ein representer/battletrack, wir groß kann da der Inhalt schon sein? Zumal da einfach auch der Zugang fehlt, weil es sowas in anderen Genres nicht gibt. Da ist doch logisch dass man damit nichts anfangen kann.

Edit:
Ich find Meinungen Außenstehender wirklich interessant aber irgendwie kommt es mir hier, wenn es um Rap geht, immer so vorbelastet vor. Das läuft irgendwie immer aufs gleiche hinaus und ich erkenne da zum Teil auch nur wenig Bereitschaft, sich Mal wirklich objektiv damit auseinanderzusetzen, weil man ja schon vorher auf Abwehrhaltung ist (das trifft sicher nicht auf alle hier zu).
Dabei gibt es meiner Meinung nach so viele extrem gute Rap Texte. Aber vielleicht gehen an der Stelle auch einfach nur die Meinungen auseinander. Der eine bevorzugt eben Rap Texte und der andere kann damit generell eher nichts anfangen.


Wie auch immer, eins hat mir der Thread zumindest nochmal bestätigt. Ich nehme mein Zeugs einfach auf und frag nicht mehr vorher nach Meinungen. :D
Letztlich ist die Musik (zumindest in meinem Fall) sowieso in erster Linie für Rap Hörer bestimmt (falls sich das überhaupt jemand anhört). Insofern sollte es auch wenn überhaupt zuerst denen gefallen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann sich auch mal etwas fordern. Würde gerne mal wissen, wie TeK59 eine Strophe bringen würde.
 

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