Ausbau Homestudio: Messungen, Absorber & Dachboden-Experiment

-sinus

-sinus

Registriert
19.05.10
Beiträge
115
Reaktionen
22
Punkte
193
Hallo,

ich unterstütze einen Freund beim Ausbau seines Recording- und Abhör-Raumes.

Die Grundfläche des Raums ist etwa 7 x 4 Meter bei einer Raumhöhe von 2,60 Meter.

Der Boden ist aus Kork, die (unbehandelten) Wände sind verputzte Beton/Ziegel-Wände.
Die Decke ist mit Holzlatten abgehängt, direkt über den Holzlatten befindet sich eine 40cm dicke Steinwoll-Wärmedämmung (mehr dazu unten).

Die Eingangstür ist aus Holz. Es gibt noch ein Fenster und gegenüber eine Doppeltür aus Glas (zum Balkon).

Die Aufstellung sieht aktuell so aus (sorry für die verwackelte Skizze, bin grad nicht an meinem PC):

74jo.png



Ecke links vorne

z3qw.jpg



Ecke rechts vorne

zrkv.jpg



Ecke links hinten

mce1.jpg



Ecke rechts hinten

kec2.jpg




Nach Behandlung der anfänglich stark ausgeprägten Mode im 40 Hz Bereich mit den beiden Basstraps und den zwei HHRs, nach Eliminierung der stärksten Early Reflections durch einen ausgiebigen Breitbandabsorber an der Rückwand, sowie nach Einmessen des aktuell bestmöglichen Boxenstandortes ergeben sich folgende Messwerte:

f3rp.png


nd7s.png


j3j4.png



Messdatei: http://www.soulclub.at/german/Messung_18.01.14.mdat


- Wie man sieht, ist der Impulsfrequenzgang noch sehr unregelmäßig und zeigt einen starken Einschnitt bei etwa 100 Hz.
- Die Nachhallzeit im Bassbereich bis etwa 300 Hz ist noch zu lange.
- Es gibt noch starke Erstreflektionen im Bereich bis etwa 5 ms.


Überlegungen
(1.)
Wir haben uns gefragt, ob sich die Steinwoll-Dämmung über dem Raum für die Bedämpfung des Bassbereichs nutzen lässt. Theoretisch wäre das eine perfekte, raumdeckende Bassfalle, wenn man den Schall durch die Decken-Belattung "leiten" könnte.

Die praktische Überlegung war, direkt über der Abhörposition ein Rechteck aus der Decken-Belattung auszuschneiden und das Loch mit Stoff abzuhängen. Damit würde sich auch eine Cloud für den Abhörbereich ergeben.

Was meint Ihr? Könnte das klappen und den gewünschten Effekt bringen?
Bzw. was könnte Eurer Meinung passieren, wenn der Studioraum durch ein Loch in der Decke akustisch mit dem Dachbodenraum darüber "gekoppelt" wird?

Mit der weiteren Bedämpfung des Bassbereichs müsste sich theoretisch auch der Einschnitt im Impulsfrequenzgang bei 100 Hz verbessern.

(2.) Die starken Erstreflexionen kommen wahrscheinlich von der noch unbehandelten Tischplatte. Hier war die Überlegung, die Tischplatte mit einer Art dünnen Korkplatte (ähnlich wie die Rückseite von Maus-Pads) zu folieren. Oder würdet Ihr hier eher zu einer baulichen Maßnahme (Anschrägen der Reflexionsflächen) tendieren?

Lg, Sinus
 
zu 1. wenn du die decke aufschneidest wars das dann mit schallschutz genauergesagt wirds bei den nachbarn obendrüber gut 40db lauter wenn eine gipskartonbeplankung wegfällt.

wenn du das dennoch vorhast funzt das für deine zwecke aber nicht wenn du nur an einer stelle ein loch in die decke schneidest. du könntest z.b. in abständen von weniger als einem meter schlitze mit einer breite von 1-2cm in die decke schneiden (müssen nicht komplett durchgängig sein. kann man auch immer stückweise versetzen. (wichtig ist der abstand) die kann man später auch einfach wieder zuspachteln wenns der raum doch mal anders genutzt werden sollte.

dabei solltest du jedoch genau wissen wie beplankt wurde nicht das dir die zersäbelten gipskartonplatten runterkommen. (gute handwerkliche fähigkeiten sind voraussetzung!) sowas sollte man aber besser nur machen wenn einem das woran man herumbastelt also die decke auch gehört ;)

zu 2. der tisch und die monitore sollten weiter weg von der wand. je weiter um so besser. im idealfall kannst du sie auf separate boxenstative stellen die hinter dem tisch stehen. dann kanst du über die höhe der stative und dem abstand zum tisch die monitore so einrichten das möglichst wenige erstreflecktionen vom tisch zum gehör des mischerskommen.

lg matt
 
Hi Matt!
Danke für Deine Antwort!

Der Schallschutzfaktor ist nur bedingt Thema, da es sich um ein Eigenheim handelt. Einzig die angrenzenden Nachbarshäuser wären möglicherweise davon betroffen. Werden mal eine Lautstärkenmessung am Dachboden machen, wenn unten 83dB Abhörlautstärke laufen.

An der Decke sind Holzlatten, so ähnlich wie auf diesem Beispiel-Bild:

feg3.jpg



Soweit ich weiß, liegen direkt darüber die Steinwoll-Dämmmatten (muss nochmal genauer nachfragen, ob auch Gipskarton-Platten dazwischen verbaut sind).

Meinst Du das mit den Deckenschlitzen etwa so - https://recording.de/Community/Foru...stik_und_Dämmung/179902/Post_1991167.html#P_4 ?

Gibt es ein Tool, mit dem wir die Maße und die Abstände der Schlitze in der Decke und den daraus entstehenden akustischen Effekt berechnen können?
Macht eine Cloud wie im obigen Thread Sinn?

Handwerklich traue ich uns den "größeren baulichen Eingriff" jedenfalls zu.


zu (2.) Wenn möglich, sollte die generelle Aufstellung im Raum so bleiben wie bisher. Das Schlagzeug soll jederzeit spiel- und aufnahmebereit sein, an der aktuellen Position im Raum klingt es am besten.
Zwischen Tisch und Bassdrum ist jetzt gerade soviel Abstand, dass man dort sitzen kann (sieht auf der obigen schiefen Skizze leider nach mehr aus, ist aber etwa nur 1 Meter). D.h. der Tisch sollte schon an der Wand bleiben oder es muss vielleicht ein kleinerer Tisch rein. An separate Boxenstative haben wir auch schon gedacht.

Haben wir Alternativen, um mit den bestehenden Möbeln zu arbeiten und diese ggf. zu modifizieren?

Die Überlegung war, dass in großen Studios die Mischpulte vor den Monitoren eine schräge Fläche bilden und den Schall damit vom Mischerplatz weg nach hinten "umleiten". Denselben Effekt müsste eine angeschrägte Tischplatte auch bilden.

Woraus sind z.B. diese Ablageflächen, damit keine ERs entstehen https://www.thomann.de/at/buso_audio_producer_2.htm ?

Lg, Sinus
 
Hallo Sinus


Also eigentlich ist euer Gesamtpaket etwas in die falsche Richtung geraten.

Deine Messung ist zu deinen Anliegen nicht sehr brauchbar.

Weil beim auswerten des ETC immer mit einem Monitor gemessen werden muß.
Überhaupt ist es sinnvoll so vor zu gehen wie im REW-Workshop beschrieben.


Wenn du es so umsetzt und dahinter 40cm Steinwolle mit einen längsbezogenen Strömungswiderstand von ~6kPa liegen, hast du einen gut funktionierenden Bassabsorber.

Was die Decke betrifft:

Würdet ihr dies so Umsetzen würde sich eine ausgewogene Dämpfung im Nachhall zeigen.

Eure jetztigen Maßnahmen sind eher kontraproduktiv.
Ihr habt die Mitten und vor allem die Höhen komplett Überdämpft.

Entweder die Decke einsetzten oder ordentliche Bassfallen in den Ecken und die restlichen Höhendämpfer wie Noppenschaum usw. raus oder anders nutzen.

Gibt es ein Tool, mit dem wir die Maße und die Abstände der Schlitze in der Decke und den daraus entstehenden akustischen Effekt berechnen können?

Wellenlänge ;)

Alle Frequenzen deren Wellenlänge kleiner als die Beplankung ist werden Reflektiert.
Frequenzen deren Wellenlänge größer als die Beplankung ist beugen sich herum
und werden von der Wolle dahinter absorbiert.

D.h. der Tisch sollte schon an der Wand bleiben oder es muss vielleicht ein kleinerer Tisch rein. An separate Boxenstative haben wir auch schon gedacht.

Stative wären sehr von Vorteil.
Damit lassen sich die Monitore leichter verschieben.
So kann der FG eventuell noch verbessert werden.
Es sollte immer mit der Position von Monitoren und Abhörplatz experimentiert werden.

Allerdings würde ich mich nicht von der Wand entfernen.
dazu gibt es hier einen haufen Projekte die zeigen dass die Wandnahe Aufstellung
ein besseres Ergebnis liefert.

Woraus sind z.B. diese Ablageflächen, damit keine ERs entstehen

Wer sagt dass solche Tische ERs sicher sind :D
So eine große Reflektionsfläche ist nur schlecht.
Hatte selber mal so einen großen Tisch, nie wieder !! ;)


lg Bert
 
Hi Bert!
Danke für Deine ausführliche Antwort!

Also eigentlich ist euer Gesamtpaket etwas in die falsche Richtung geraten.

Der Raum hat sich als Abhör- und Recordingraum quasi ergeben, und es steht (bisher) kein großes und/oder fertiges Konzept dahinter. Die Verbesserungsmaßnahmen haben mal auf die gröbsten Unebenheiten abgezielt.

Weil beim auswerten des ETC immer mit einem Monitor gemessen werden muß.
Überhaupt ist es sinnvoll so vor zu gehen wie im REW-Workshop beschrieben.

L & R Einzel-Messergebnisse werden noch gemacht und nachgereicht! Den REW-Workshop haben wir als Vorlage genommen, werden das nochmal genauer durchgehen.

Wenn du es so umsetzt und dahinter 40cm Steinwolle mit einen längsbezogenen Strömungswiderstand von ~6kPa liegen,

Gute Frage... Soweit ich weiß, liegen die Steinwollplatten ohne Verpackung auf dem Dachboden und ich denke mal, dass beim ursprünglichen Verlegen nicht auf die BassAbsorber-Qualitäten geachtet wurde. Lässt sich der Strömungswiderstand von Steinwolle in Eigenermittlung feststellen?

Entweder die Decke einsetzten oder ordentliche Bassfallen in den Ecken und die restlichen Höhendämpfer wie Noppenschaum usw. raus oder anders nutzen.

Die Korrekturen im Bassbereich werden wir wohl ersteinmal IM Raum vornehmen. Die Abänderung der gesamten Decke ("Streifen herausschneiden") bringt doch ein VielMehr an Planungs- und Arbeitsaufwand mit sich.

Das Thema an sich beschäftigt mich aber trotzdem weiterhin - so etwas ähnliches habe ich mal in einem Recordingraum für Schlagzeug gesehen. Da wurde ein etwa 1 Meter breiter mit Stoff verkleideter Streifen in der Decke als Bassfalle genutzt. Lt. Besitzer war dahinter auch Steinwolle - das wurde damals allerdings per Akustiker genauso eingemessen.

Die in der Messung sichtbare Bedämpfung der Höhen entspricht nur bedingt meinem subjektiven Klangempfinden im Raum. Der Raum klingt eigentlich weit entfernt von "tot" (diesbezüglich kenn ich weit "schlimmere" Räume). Ich nehme mal an, dass bereits die Vorhänge und vor allem die Holzdecke viele Höhen "schlucken". Einfacher Noppenschaumstoff hängt nur an der Holz-Eingangstür.

Den aktuell größten Teil der Höhen-Bedämpfung macht wahrscheinlich der großflächige Breitband-Absorber an der Rückwand aus. In den meisten Studios befindet sich dort stattdessen ein Diffusor. Ich nehme an, dass der auch in unserem Fall geeigneter wäre.
In die Diffusor-Thematik muss ich mich allerdings erst einlesen (1D, 2D, 3D? - und deren Anwendungsbereiche). Gibt es ein grobes Schema F, das in Bezug auf einen Diffusor an der Rückwand in unseren Raum zutreffen könnte?

Wellenlänge zwinker

Ok.. da hätten wir eigentlich auch draufkommen können. :) Danke für die verständliche Erklärung!

Es sollte immer mit der Position von Monitoren und Abhörplatz experimentiert werden.

Das haben wir gemacht. Die jetzige Aufstellung war unter den bisher 15 Messungen die Beste. Das erneute Einmessen steht nach der neuen Maßnahmensetzung (Bassbereich, Diffusor) ohnehin am Plan.

Wer sagt dass solche Tische ERs sicher sind Lachen
So eine große Reflektionsfläche ist nur schlecht.
Hatte selber mal so einen großen Tisch, nie wieder !! zwinker

Hehe ;-) Thx für den Erfahrungswert! :)

Lg, Sinus
 

Neue Antworten


Oft gelesene Themen

Zurück
Oben