Texten heisst nicht reimen

  • Ersteller SoulFrontier
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...Was mir allerdings noch wichtiger erscheint: Sie verwenden viel Umgangssprache...

Das macht Bosse wie ich finde geradezu genial...
Ist das hier nicht auch von ihm?

"Und deine Tränen war´n kajal..."

Sehr umgangssprachlich :L:

Die Passage finde ich geradezu doof - so´n pseudeintellektuelles Geschwafel :puke:

...Und so wirkt das alles viel natürlicher, nicht so gestelzt...

Aber Hallo!!!



.
 
Ich bin da weitestgehend bei Fred. ( An der Stelle mal Grüße vom Ponyhof!)
Allerdings reimen auch Grönemeyer und auch Bosse und zwar gar nicht wenig.

Gerade mit Bosse habe ich mich ziemlich intensiv beschäftigt. Grönemeyer habe ich in den letzten Jahren nicht mehr so verfolgt. Kann aber von den Alben bis einschließlich Mensch sagen, das er da auch viel reimt.
Sie verwenden allerdings weniger reine Reime und auch nicht so typische Maus Haus Reime.
Und viele Texte sind mit Binnenreimen durchsetzt.

Dazu scheuen sie sich auch nicht, Endreime einfach zu wiederholen, unter Dichterfürsten unter Androhung von Stockhieben verboten.

@Jörg

thx, hast Du da mal ein (paar) Beispiel(e)? Ich kann nicht zum Workshop, sorry, es ist ein sehr weiter Weg...
 
Tatsächlich würde ich eher zur Zahn OP gehen als mir freiwillig Westernhagen oder Dilettantenpop ala Sportfreunde Stiller antun :) Aber es geht hier absolut nicht darum etwas zu beweisen.

oh, da tust du aber sowohl westernhagen, als auch den sportfreunden unrecht... ;-)
freiheit von westernhagen oder das kompliment von den sportfreunden find ich hammer-songs.

Nein, ich tue niemandem Unrecht :-D Ich will diesen Thread auch nicht abfeiern um mich über gewisse Leute auszukotzen, deren Texte ich nicht mag.
Aber mal ehrlich "ich bin wieder hier, in meinem Revier, war nie wirklich weg, hab mich nur..." u.s.w. u.s.f. Mir bleibt dabei nix übrig, es wird mir übel, ich schalte so schnell ich kann ab!!! Das ist imo eines von vielen Beispielen wo (für mich!!!) regelrechter DRECK abgeliefert und dann auch noch gefressen wird :)
Gleiches gilt (für mich!!!) für das Arschkriecher Gewimmer Der SF Stiller :-D Nie zuvor hörte ich ein so furchtbar schleimiges Lied. Abschalten, wegrennen, Ohrspülung! :-D

So, nun aber BITTE! Kein Bashing weiter.
 
"Und deine Tränen war´n kajal..."
Und diese Zeile ist genial...
Schöner Reim :L:

Ich bin ein Fan von Bosse, finde seine Songs und den Typ an sich toll. Die Texte sind imo eben gerade NICHT intellektuell. Sie sind immer wunderbar und passend zur Musik. Das reicht mir!

Das Leben ist ein Buffet
wenn ich im Müßiggang geh
es tut sehr gut
und nicht weh
wenn ich im Müßiggang geh

Hat er gereimt der Bosse. :-D Das ist ja meine persönliche Hymne. Das könnte glatt von mir sein! :)
 
@soulfrontier

Hier mal kurz an der ersten Strophe von " Der Weg" von Grönemeyer skizziert.
Dazu gäbe es natürlich noch mehr zu sagen, aber ich denke es wird sichtbar was ich vorhin geschrieben habe.
Ist jetzt ein völlig zufällig und schnell herausgegriffenes Beispiel...
Die Wortwiederholungen sind meines Erachtens nicht zufällig. Oder wenn, dann zum kleineren Teil.


Ich kann nicht mehr sehen
Trau nicht mehr meinen Augen
Kann kaum noch glauben
Gefühle haben sich gedreht
Ich bin viel zu träge
Um aufzugeben
Es wär' auch zu früh
Weil immer was geht

Ich nicht nicht sich ich
mehr mehr
Augen glauben
seh'n gedreht geht
aufZUgeben, zu, zu
 
Hab den Thread jetzt nur überflogen. Mir persönlich fällt es schwer, Texte zu schreiben, die sich NICHT reimen. Reime inspirieren mich erst richtig. Okay, es sind, verglichen mit echten Größen, harmlose kleine Text-chen, die ich da verfasse. Nur glaube ich, dass sie erst recht keine oder kaum eine Chance hätten, wenn sie sich nicht reimen würden. :)
 
@soulfrontier

Hier mal kurz an der ersten Strophe von " Der Weg" von Grönemeyer skizziert.
Dazu gäbe es natürlich noch mehr zu sagen, aber ich denke es wird sichtbar was ich vorhin geschrieben habe.
Ist jetzt ein völlig zufällig und schnell herausgegriffenes Beispiel...
Die Wortwiederholungen sind meines Erachtens nicht zufällig. Oder wenn, dann zum kleineren Teil.


Ich kann nicht mehr sehen
Trau nicht mehr meinen Augen
Kann kaum noch glauben
Gefühle haben sich gedreht
Ich bin viel zu träge
Um aufzugeben
Es wär' auch zu früh
Weil immer was geht

Ich nicht nicht sich ich
mehr mehr
Augen glauben
seh'n gedreht geht
aufZUgeben, zu, zu


In den 80ern habe ich Grölemeier entdeckt und gemocht, von Platte zu Platte wurde er mir zu bigott.

Nach seinem Schicksalsschlag musste er sich neu definieren, das geht jedem Menschen so in einer solchen Situation, in dieser Phase, unmittelbar bis ein/zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau war er für mich künstlerisch genial, ich habe nie wieder einen Menschen als Künstler erlebt der so authentisch über Verlust und Kummer gesungen/gesprochen hat, Hut ab Herbert.
 
Hab den Thread jetzt nur überflogen. Mir persönlich fällt es schwer, Texte zu schreiben, die sich NICHT reimen. Reime inspirieren mich erst richtig. Okay, es sind, verglichen mit echten Größen, harmlose kleine Text-chen, die ich da verfasse. Nur glaube ich, dass sie erst recht keine oder kaum eine Chance hätten, wenn sie sich nicht reimen würden. :)

Das kommt, da bin ich mir aber mal 100%ig sicher, einfach deshalb weil Du Texte ohne vorhandene Musik schreibst! Und natürlich schreibst Du auch mit dem Vorsatz Deine Texte als Schlager vertont zu bekommen, was oft bereits im Titel steht.

Das hat ganz sicher wenig bis nichts mit fehlendem Talent zu tun :)

Will sagen: Wenn ich (so ist es bei mir) zuerst die Musik habe und dann für diese Musik einen passenden Text suche, dann können wohl Texte auch eher mal ohne Reime entstehen.
 
Nach seinem Schicksalsschlag musste er sich neu definieren, das geht jedem Menschen so in einer solchen Situation, in dieser Phase, unmittelbar bis ein/zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau war er für mich künstlerisch genial, ich habe nie wieder einen Menschen als Künstler erlebt der so authentisch über Verlust und Kummer gesungen/gesprochen hat, Hut ab Herbert.

Das ging mir damals genauso! Als seine Frau starb, die Platte Mensch, das war groß! Danach hab ich nur kopfschüttelnd ab und an im Radio einen Song gehört und das war in meinen Ohren gruselig.
 
Das kommt, da bin ich mir aber mal 100%ig sicher, einfach deshalb weil Du Texte ohne vorhandene Musik schreibst!

Nicht nur Du bist Dir da 100% sicher ;-)

Nur ganz kurz als Beispiel:

Ganz viele (vielleicht sogar die meisten) italienischen Songs von Eros Ramazotti, Paolo Conte, NEK, Umberto Tozzi etc. reimen sich nicht (oder nur im Refrain) ...
 
Interessant Dodo! Ich kann ja nix italienisch, Italiano no :-D

Diese Italiener! Die haben das also schon vor 30...40 Jahren einfach so gemacht. Und keiner hat's gemerkt hier :)
 
Nun kann es damit zusammenhängen, dass sich auf Italienisch sowieso schon alles reimt. ;) Jeder x-beliebige Satz klingt schon wie Poesie. Kein Wunder, dass sie wenigstens in ihren Songs mal keine Reime hören wollen. ;) ;) ;)
 
Das hat ganz sicher wenig bis nichts mit fehlendem Talent zu tun Lächeln

Will sagen: Wenn ich (so ist es bei mir) zuerst die Musik habe und dann für diese Musik einen passenden Text suche, dann können wohl Texte auch eher mal ohne Reime entstehen.

+1
Genau so sehe ich das auch.

Man merkt außerdem schon, dass sich trotzdem die allermeisten Lyrics zumindest "rhythmisch" Reimen.

Und vor allem sind es halt ganz selten irgendwelche offensichtlichen Reime.
Das oben genannte Good Riddance ist da für mich ein schönes Beispiel:
Für mich sind da die Zeilenenden "road" - "go" , "why" - "time", "right" - "life" durchaus gebräuchliche "Reime", die sich halt erst durch die Gesangsmelodie so richtig passend anhören.

Solche Sachen kommen auch bei den lyrischen Meistern Bob Dylan, Leonard Cohen etc. oft vor.
 
Gestern morgen hörte ich im Bad während meiner Rasur im Radio einen der aktuellen deutschen Gesangsbarden. Dieser gab seinen Beziehungsstuss in ungereimter Form von sich. Dabei dachte ich mir nur: "Was für ein Schrott!".

Lässt man mal Überflieger à la Grönemeyer außen vor und betrachtet das aktuelle musikalische Bodenpersonal. so glaube ich, dass diese aktuellen, ungereimte Texte heutzutage größtenteils modische Stilmittel manipulativer Natur sind. Man möchte ungekünstelt, authentisch und gefühlsecht rüber kommen. Reimsongs mittlerer Qualität haben halt mitunter einen etwas gekünstelten Touch.

Aber diesen ungereimten Beziehungsstuss finde ich a priori nicht unbedingt besser als einen gereimten Schlagertext.

Für eine musikalische Umsetzung halte ich generell einen rhythmischen, gereimten Text einfacher zu realisieren.

Bei einem wirklich guten Text ist es aber zweitrangig ob gereimt oder nicht bzw. es fällt einem gar nicht auf.
 
Das hat ganz sicher wenig bis nichts mit fehlendem Talent zu tun Lächeln

Will sagen: Wenn ich (so ist es bei mir) zuerst die Musik habe und dann für diese Musik einen passenden Text suche, dann können wohl Texte auch eher mal ohne Reime entstehen.
Auch ich kann da nur unterschreiben. Die Musik gibt bei mir schon immer den Rahmen für den Text vor bezgl. Stimmung, Klangästhetik, Phrasierungen, im Zweifelsfall sogar manchmal schon das Thema. Dann werden Reime sehr schnell zur Nebensache, weil die richtigen Wörter zur richtigen Melodie schon an sich harmonisch wirken.

Wenn ich einen Text VOR der Musik schreibe, versuche ich logischerweise den Text als solches schon funktionieren zu lassen, wobei dann eben Reime als eines der wenigen Stilmittel zur Klangästhetik fungieren müssen.

Für mich sind da die Zeilenenden "road" - "go" , "why" - "time", "right" - "life" durchaus gebräuchliche "Reime", die sich halt erst durch die Gesangsmelodie so richtig passend anhören.
Auch das kann ich nur unterschreiben. Gute Texter machen sowas häufig schon intuitiv ohne nach Reimen zu suchen. Es hört sich dann einfach "richtig" an, auch wenn es streng genommen eben kein Reim ist.

OT: Ich finde Westernhagen großartig, sein Revier-Lied aber ebenfalls unter aller Kanone. Die letzten 3-4 Alben habe ich mir aus fehlendem Interesse nicht mehr angehört aber Pfefferminz, Stinker oder Affentheater sind unheimlich gut. Bosse habe ich eine zeitlang verfolgt, weil mir seine Art zu texten sehr gefällt. Dieses Kajal-Ding finde ich auch total daneben, voll aufgesetzt, aber sonst hat der schon ein paar tolle Texte geschrieben. Die Sportfreunde Stiller sind für mich ein rotes Tuch. Der Kerl kann nicht singen, die Texte sind wie von einem Vierjährigen und die Musik...naja... Über jeden Zweifel erhaben ist alles von Marcus Wiehbusch (Kettcar, ...But Alive), Thorsten Nagelschmidt (Nagel, Muff Potter) und Nicholas Müller (Jupiter Jones). Das sind für mich die drei besten Songtexter Deutschlands.
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Für mich die unangefochtene Princess of No Rhymes: Alanis Morissette. Keine kann eleganter nicht reimen :)
 
Das hat ganz sicher wenig bis nichts mit fehlendem Talent zu tun Lächeln

Will sagen: Wenn ich (so ist es bei mir) zuerst die Musik habe und dann für diese Musik einen passenden Text suche, dann können wohl Texte auch eher mal ohne Reime entstehen.

+1
Genau so sehe ich das auch.


Nun, ich sehe das ein wenig anders, räume aber vorher ein, das wer für sich beschließt, das man kein Talent braucht, der kann das ja tun, denn sicherlich kann man ein Liedchen vor sich hin pfeiffen, und dann eine Melodie und einen Text darauf machen.
Um aber eine gewisse Stufe zu erreichen, die man als Kunst bezeichnet, eine emotionale Tiefe erreicht, die einem großen Publikum gefällt, das ist schon etwas mehr.

Wenn ich das nicht will, brauche ich darüber auch nicht diskutieren, denn ein Paar Leute werden sich immer finden, die sich wohlwollend äußern.
Das kann aber nicht das Ziel sein, mit dem ein Songschreiber auf Dauer zufrieden ist.
Und dann kann einer der mit Talent ausgestattet ist, es sehr weit nach vorne bringen.
Vorausgesetzt, das er ständig in Bewegung ist, um sich auch die Fähigkeiten anzueignen, denn alleine nur mit Talent geht es auch nicht.
Man kann aber wohl davon ausgehen, das ein Songschreiber schreibt, damit er irgendwann vielleicht auch mal gehört wird. Das ist ja eigentlich der Motor, und das Publikum ist der Kraftsoff.
Habe ich nur ganz wenig, oder kein Publikum, fehlt der Kraftstoff, und der Motor geht aus.

Also wie gesagt, um hier nichts durcheinander zu bringen.
Man kann selbstverständlich Songs schreiben, ohne Talent und Ausbildung. Das Ergebniss wird dann aber immer abhängig sein, von dem Können und dem Ziel, welches man persönlich damit erreichen oder nicht erreichen will.

Wer es aber nach vorne schaffen will, und von einer breiten Masse gehört werden möchte, kommt ohne Talent und viel Fleiss nich mal bis zur Einlass Pforte.
Sicherlich gibt es Ausnahmen, das sind aber nur ganz wenige, und eigentlich auch wieder Ausnahme Talente.

Ich persönlich habe es auch nicht geschafft, und bin nur gutes Mittelmaß.
Das sage ich, und unterstreiche es gleich dreimal.

Liebe Grüße
Hedelund
Als
 
Hmmm, ich denke aber, andere Sprachen hier beispielhaft zu nennen ist vielleicht etwas unlauter:

Im Englischen kann man alles irgendwie dehnen und ziehen, daher "reimt" sich letztlich doch wieder alles, wie oati schon ausgeführt hat.

Im Italienischen ist das wohl auch nicht so wirklich wichtig, da ist die Sonne und das Essen viel wichtiger! :-D
Im Türkischen erst recht nicht, hier folgt die Musik auch meist dem Text und nicht umgekehrt, daher fehlt uns Westeuropäern oft eine Struktur wie Strophe und Refrain.

Die Franzosen reimen allerdings meist auch gern (Chansonniers wie Aznavour, Gainsbourg oder Brel (gut, der war Belgier ;-) ) ).

Und auch bei uns Deutschen ist es doch meist schöner, wenn es sich reimt.
Wir haben ja auch den Vorteil, dass durch die Eindeutigkeit in unserer Sprache wir die Sätze schön umstellen können.
Und wir lieben Handwerkskunst, d.h. wir mögen es, wenn jemand sein Handwerk beherrscht. Wir sehen es als Kunst!
Daher lieben wir auch Poeten, die nicht nur schöne Texte schreiben, sondern auch reimen ... :)
 

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