Ungeheuer weit

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Ungeheuer weit

Die Sonne schien mit der gewohnten Helle
und fühlte sich doch an wie Dunkelheit.
Durch Kopf und Brust ging eine graue Welle,
nicht heiß, nicht kalt, nur ungeheuer weit.

Es zog die Seele irgendwie nach oben.
Ich suchte Halt und konnte nicht mal schrein.
Und Angst begann sich in mir auszutoben.
Verzweifelt hörte ich mich denken „Nein!“

Die Todesfurcht vergesse ich nie wieder.
Die hohle Schwärze war wie ein Magnet.
Als blickte reines Nichts auf einen nieder,
dem nun die Seele bang entgegenweht.

Was je im Leben ich als schön empfunden,
es explodierte wie ein Stern in mir.
Als würde alle Sehnsucht losgebunden.
Damit ich meinen Kampf noch nicht verlier.

Noch tagelang verfolgte mich das Grauen.
Die Welt um mich, sie wirkte seltsam leer.
Nur zaghaft kam es wieder, mein Vertrauen,
gefasst auf ein „Hier ist doch keiner mehr!“

Die Todesfurcht vergesse ich nie wieder.
Die hohle Schwärze war wie ein Magnet.
Als blickte reines Nichts auf einen nieder,
dem nun die Seele bang entgegenweht.
 
Ui, das ist ja düster, was sagt mir das?

Ich hab' in jungen Jahren mal ein Lied geschrieben "Agonie" und meinte irgendwie in englisch ausdrücken zu können was das bedeuten kann obwohl ich wohl nicht mal auf deutsch rechte Worte gefunden hätte. Das "nicht loslassen können". Die Angst vor dem Tod, vor dem Todeskampf.

Also mein Tipp: Geh mal in dein stilles Kämmerlein und unterhalte Dich mit dem lieben Gott.
Wenn Du ihm lang genug auf die Nerven gehst, wird er dir mit Sicherheit antworten.
Und dann hat die liebe Seele ruh. :)
- oder es geht erst richtig los. :(

ach ja, zum Text: nicht lustig, da könnte ich keine Musik drauf machen.
 
Nee, lustig war das auch nicht. Sogar die Explosion des Schönen, die es auch gab, war nicht lustig. Alles fühlte sich so ungeheuer riesig an, angsteinflößend, aber das steht schon im Text. Danke fürs FB. :)
 
Dunkel. Das ist eine furchtbare Erfahrung.
Das wird gut transportiert. Ich habe das einige
Male gelesen und kann mir den Text auch mehr
als Gedicht vorstellen. Obwohl…
 
Kurz vor Weihnachten 2016 hatte ich einen Kreislaufkollaps in einem Restaurant, ich verlor das Bewusstsein und erwachte wieder, später dann mit Krankenwagen ins Krankenhaus.

Dein Text erinnert mich sehr an meine Gedanken als ich spürte das ich falle, kurz vor der Ohnmacht, ich war bereit zu gehen, und hatte keine Angst, ich war nur traurig.

Irre.

Schöner Text :-D

Ach ja, ich höre durchaus Musik wenn ich ihn lese, ihr könnt euch evtl. denken wie die klingt ..... hahaha.....
 
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@holgi
Dein text erinnert mich sehr an meine Gedanken als ich spürte das ich falle, kurz vor der Ohnmacht, ich war bereit zu gehen, und hatte keine Angst, ich war nur traurig.
Vielleicht, in etlichen Jahren, wenn es für mich so weit ist, hab ich auch keine Angst mehr. Aber vor zehn Jahren, als das passierte, war es für mich zu früh. Ich war gerade mal 39. Da verarbeitet man solche Erlebnisse noch anders. Oder zumindest hab ICH es noch anders verarbeitet. LG T.
 
@holgi
Dein text erinnert mich sehr an meine Gedanken als ich spürte das ich falle, kurz vor der Ohnmacht, ich war bereit zu gehen, und hatte keine Angst, ich war nur traurig.
Vielleicht, in etlichen Jahren, wenn es für mich so weit ist, hab ich auch keine Angst mehr. Aber vor zehn Jahren, als das passierte, war es für mich zu früh. Ich war gerade mal 39. Da verarbeitet man solche Erlebnisse noch anders. Oder zumindest hab ICH es noch anders verarbeitet. LG T.

Ja, da reagiert jeder anders und das sicherlich auch nicht immer, oder so, oder wie es so schön heisst: darauf ist man nie vorbereitet.
 
Unter uns wohnt ein ziemlich hochbetagter Herr, der zeitweise merkwürdig stöhnt und zwar so laut, dass ich es in meiner Wohnung hören kann. Die Laute, die er von sich gibt, erinnern mich heftig an dieses Erlebnis von damals. Wenn ich damals einen Laut von mir gegeben hätte, hätte er wahrscheinlich genau so geklungen. Gott mach, dass mir so ein sich hinziehender Todeskampf erspart bleibt. Dann lieber so schnell, dass man es erst im Jenseits mitkriegt!
 
Eines Morgens wirst du wach, und dann bist du tot. :-D
 
Wär mir aber lieber als so ein quälender Todeskampf.
 
Unter uns wohnt ein ziemlich hochbetagter Herr, der zeitweise merkwürdig stöhnt und zwar so laut, dass ich es in meiner Wohnung hören kann.!

Das erinnert mich sehr an meine ehemalige, ebenfalls hochbetagte Nachbarin, die über mir wohnte und eines Nachts ebenfalls sehr suspekte Geräusche von sich gab. Ich dachte mir nichts dabei und musste zwei Tage später mit ansehen, wie man ihren Leichnam an mir vorbei trug. Ich habe ich mir bis heute nicht verziehen, dass ich mich nicht zeitnah nach ihr erkundigt habe.

Eines Morgens wirst du wach, und dann bist du tot. :-D

Je nach Religion/Weltanschauung könnte auch das Gegenteil der Fall sein.
 
@EC2
Ich habe ich mir bis heute nicht verziehen, dass ich mich nicht zeitnah nach ihr erkundigt habe.
Das war vielleicht das Beste für sie. Ich möchte jedenfalls nicht ins Krankenhaus und dort angeschlossen werden an Schläuche und Apparate. Stell ich mir schrecklich vor.
 
@EC2
Ich habe ich mir bis heute nicht verziehen, dass ich mich nicht zeitnah nach ihr erkundigt habe.
Das war vielleicht das Beste für sie. Ich möchte jedenfalls nicht ins Krankenhaus und dort angeschlossen werden an Schläuche und Apparate. Stell ich mir schrecklich vor.

Da kommt dann das ins Spiel, womit ich mich seit ein paar Wochen (leidlich) beschäftige, die Patientenverfügung.
Ich hab eigentlich einen ganz guten Vordruck/Leitfaden, der einen dazu anleitet und motiviert über die eigenen (Wert-)Vorstellungen nachzudenken und diese als Teil des Dokuments auszuformulieren.

Eigentlich nicht uninteressant, aber halt auch diese typische Kreativsituation:
Man hat ein leeres Papier vor sich, will es gut machen, findet genau darum aber nicht den richtigen Anfang...
 
@Andaraginga
Kannst du mir mal den Link schicken (per PM)? Interessiert mich. :)
 
Der Text wurde vom Sperlingverlag in eine Anthologie aufgenommen. Na, da freut man sich doch! :)
 
Wenn wir schon mal bei Ludwig Hirsch sind... :)
 
Eine Vision vom eigenen Ableben kann richtig belebende Wirkung haben!
Daraus folgt meistens eine positive und selbstbewusste Standpunkt:
'Was habe ich denn nun noch zu verlieren? ->Ich will leben, so wie ich bin!'
 
Ich will leben, so wie ich bin!'
Das dachte ich schon vorher. Was sich geändert hat, ist die Ungeduld gegenüber denen, die sich selbst inszenieren. Nicht-authentische Menschen bereiten mir Wehmut und Unbehagen. Nach Möglichkeit verweigere ich dann die Kommunikation. Ist so. :)
 
Kurz vor Weihnachten 2016 hatte ich einen Kreislaufkollaps in einem Restaurant, ich verlor das Bewusstsein und erwachte wieder, später dann mit Krankenwagen ins Krankenhaus.

:tatsch: ja Mensch holgi! :rolleyes:
 

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