Beschränkte Aussagekraft der ETC

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Je mehr ich mich mit Raumakustik beschäftige, desto mehr wird mir klar, wie wenig Aussagekraft einige gängige Diagramme in Bezug auf die Psychoakustik besitzen.
In der ETC z.B. können ja bekanntlich Erstreflexionen abgelesen werden. Nun ist die Höhe der Spitze aber stark Abhängig vom Spektrum der Reflexion (siehe Signaltheorie). Olive und Toole fanden bereits 1989 heraus, dass eine, mit 5 cm porösem Absorber, tiefpassgefilterte Reflexion in der ETC zwar um 20 dB abgesenkt wurde, der hörbare Unterschied betrug jedoch nur 3 dB. Die Hörbarkeit wurde durch Schwellwerte experimentell ermittelt.

toole1.png


Man sollte also keine voreiligen Schlüsse aus der ETC ziehen. Ein Dämpfen mit zu dünnen Absorbern kann hörbar nur einen geringen Unterschied ausmachen, auch wenn die Messung einen anderen Eindruck erweckt.
Es wäre notwendig, das Spektrum der Reflexion zu kennen, um ein Urteil über deren Hörbarkeit fällen zu können.
 
Sehr interessant... da wird gleich der Danke-button angeklickt !
das wusste ich bisher noch nicht...

aber vll. mal ein wenig theorie von meiner seite dazu:
wenn man über eine M/S matrix sich eine gute mischung anhört und sich mal nur die seitensignale vornimmt, so fällt auf das dort kaum (wenn überhaupts) bässe vorhanden sind, auch der untere mittenbereich ist nicht besonders ausgeprägt, deshalb sag ich einfach mal 15cm dicke absorber aus mineralwolle befestigt an den richtigen stellen dürften ausreichend sein um die wichtigen erstreflexionen zu absorbieren...

(dies bezieht sich ausschlieslich auf die reflexionen unterhalb von 12-17ms) und hat nix mit den sonstigen akustischen maßnahmen insbesondere im bassbereich zu tun
 
deswegen kann man sich ETC auch frequenzmäßig gefiltert anschauen. da sieht man dann das 5cm dicker absorber u.U. nicht ausreichen und die unteren mitten nicht ausreichend bedämpft werden.

letztenendes sind solche metriken aber auch immer nur ein blickwinkel auf das gesamtpaket. die richtige interpretation ist daher wichtig.
 
auch wenn ich diesen Erkenntnissen nicht wiederspreche hier einige Kommentare:
Mr. Tool erwähnt nicht aus welchem Material dieser "respectably thick" Absorber gebaut wurde. Es gibt schon Unterschiede, gerade in diesem Frequenzbereich.

Genau aus diesem Grund empfehle ich nie 5cm aus "irgendeinem Material", sondern eher 7cm (aber dann mit gleichem Abstand zur Wand) oder noch besser 10cm (mit keinem oder geringerem Abstand) aus einem bestimmten Material. Diese Absorber bieten dann maximale Absorbtion bis 125Hz.

Auch wird nicht erwähnt in welcher Umgebung (Anechoic oder Abhörraum) dieser Test (von 1989) gemacht wurde, denn wie im Bild 6.8 und 6.9 zu sehen ist, hat diese einen sehr großen Einfluss auf die Hörbarkeit(sSchwelle) einer Reflexion.

Weiterhin geht es hier meist um "übliche" Wohnräumlichkeiten, die als Regie- oder Aufnahmeraum umfunktioniert wurden. In solchen Räumen, wo die Schröderfrequenz (fc) bei 110-140Hz ist, reicht der Übergangsbereich (fc bis 4*fc) bis über 500Hz. Also kann man, in solchen Räumen, für Signalanteile unter 500Hz, nicht mehr die Zugehörigkeit zu einer Reflexion bestimmen.

Und nicht zuletzt: wie es karumba bereits sagte: "die richtige Interpretation ist wichtig".
Einen 1 zu 1 Vergleich von einem mit REW gemachten ETC mit den ETC's in diesem (und auch anderen) Buch ist nicht sinnvoll.
Ich habe eine große Anzahl an REW-Messungen in unbehandelte Räume. In absolut keiner dieser Messungen findet man eine Reflexion bei ca. 30ms, also zweite (second) Reflexion, die einen so starken Pegel von -8dB oder -10dB hat.

LG
 

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