veränderte Wahrnehmung - habt ihr das auch?

Ktulu

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Hi zusammen,

mir ist in den letzten Tagen stark was an mir aufgefallen, und mich würde mal interessieren, ob das anderen auch so geht...

ich hab das Gitarre spielen sehr spät angefangen eigentlich. Ich war 18 und spiel jetzt seit 6 Jahren. Als Linkshänder der unbedingt eine Explorer spielen wollte, war das zum Teil sehr steinig kann ich euch sagen, aber es ging schon irgendwie. Irgendwann kam dann die erste Band in der man eingestiegen ist, das Equipment wuchs und wuchs, die "Wand" wurde größer, die Klampfen wurden mehr, und irgendwann kam dann noch das Interesse fürs aufnehmen hinzu, weil mir Gitarre spielen zu wenig war, und ich selber Songs machen wollte, von vorn bis hinten meine eigenen Sachen. Also hab ich mir in den letzten 2 Jahren intensiv die Homerecording-Grundlagen reingepresst, und auch angeschafft. Das Equipment wuchs und wuchs, man kam vom Sony-Mic vom Marktkauf für 20 Öcken und der Soundblaster 1024 irgendwann auf die großen Sachen die auch Spass machten.

Und seitdem, seitdem ich einigermassen fähig bin, Songs zu schreiben, die aus mehr als drei Griffen bestehen, und seit ich einen Sound hinprojezieren kann, der für mich als "fett und einigermaßen Professionell" klingt, hab ich ein starkes Wahrnehmungsproblem wenn ich Musik höre.

Bevor ich Gitarre spielen konnte, und bevor ich mich mit Songwriting und Sounddesign beschäftigt habe, zog ich mir meine CD´s rein, und war einfach nur happy. Ich hab mich richtig von der Musik mitreissen lassen. Ich hab die Cunning Stunts DVD studiert (vielleicht kennen die ja ein paar hier) und war einfach nur total emotionsgeladen wenn der herr Hetfield auf diese gigantische Bühne in der Mitte des Stadions steigt, und das jamen anfängt. Ich bin dagesessen und hab einfach nur mitgegrooved.

Und jetzt?! Ich kann eigentlich garnicht mehr Musik hören, ohne das ich mich bei den Standardfragen ertappe, die mir einfallen, wenn ich den Klängen anderer Künstler lausche

- Was spielt der da?
- was sind das für Tonabnehmer?
- ist das ein Marshall? ist das ein boogie? Ein Triaxis? Ein Plexi?
- ist die Stelle gedoppelt? Doppeln die, ist das Beamping?
- woa, geile [g=149]Snare[/g]... oder.... die [g=149]Snare[/g] is aber schon a weng lasch
- die Becken zischen ziemlich
- geile Bassdrum, wie machen die das?
- ist die Bassdrum getriggert, oder macht der das wirklich?
- woa, wie geil? Wie müsst ich das Fill in Battery programmieren?
- ist das Drop-C?
- Wasn das für ne [g=104]Flanger[/g]-Einstellung?
- Ui, der [g=118]Bass[/g] klingt aber geil
- Wie bekommen die den [g=105]Gain[/g] raus ohne zu matschen
- Ouh, da... ich habs genau gehört... zurückspul... da hat das Gate zu früh zu gemacht, und das Becken abgeschnitten
- und btw, weil wir uns das schon lang nicht mehr gefragt haben... wie geht diese Riff-Stelle?
- scheisse, die Riff-Idee hatte ich neulich auch, das kann ich dann vergessen, hört man sofort dass es das schon gibt.

usw usw usw... mir würden da noch beliebige Sachen einfallen. Auf Gigs bin ich erst mal ne halbe Stunde damit beschäftigt, das Euqipment der auftrenden Band zu studieren, als den Jungs da oben überhaupt richtig zu zuhören, was sie vermitteln wollen.

Wenn ich früher Sachen wie "Blackend" gehört hab, fand ich die einfach nur fett und hab mich mitreissen lassen, heute hock ich da "scheisse, wie bekommt der das Solo zusammen"

Ich glaub ihr wisst was ich meine. Und ehrlich gesagt find ich das selber langsam nervig. Ich hab manchmal das Gefühl, dass ich mich nicht mehr wirklich aufs wesentliche konzentrieren kann, was die Musik eigentlich ausdrücken soll, weil ich seit meinem eigenen "Musikalischen Werdegang" aufs drum herum krampfhaft meine achten zu müssen, um daraus vielleicht etwas zu "lernen" oder gewisse Sachen "durchschauen zu können"

Hat das noch jemand von euch!? Diese Empfindung?!


danke fürs lesen

Marco
 
..also ich denke das ist vollkommen normal...so wie du das beschreibts ist das der klassische Kampf zwische Intellekt und Spirit, der große Kunst erst möglich macht... :D ..den gibt es überall wo Kreatives entsteht und die vertragen sich nun mal nicht ...deswegen neigen Kreative und Künstler auch zu Schizofrenie... :p

Gruß

tkay
 
hi!

na klar hab ich das auch ;)

musik wird nicht einfach gehört, sondern komplett analysiert und in ihre bestandteile zerlegt.
ich kann auch nur unter anstrengung das gesamtwerk hören, normalerweise konzentrier ich mich auf einzelheiten.

aber ich finde das gar nicht schlimm. es macht mir eher spaß, aus anderer musik für die meine zu lernen ;)

das ist nunmal unser los.
meinst du, michael schumacher schaut sich ein formel-1 rennen aus dem gleichen blickwinkel an wie du oder ich? nöö ;)

also, ich persönlich bin froh, dass ich die gabe hab, differenziert musik hören zu können. viele haben die nämlich nicht und solche leute find ich komisch :D

oft, wenn ich mit kumpels mucke höre, fallen mir sachen auf, die die überhaupt nich hören und ich find das dann ganz befremdlich...

dafür erkenn ich auf der straße bestenfalls die marke des autos, das mir entgegnkommt. mein kumpel auf dem beifahrersitz fängt aber schon an, über das tuning zu fachsimpeln...

jedem das seine halt ;)
aber ich bin froh, dass ich ein kreatives und aktives hobby hab...nich sowas sinnloses wie auto tuning :D
...dann doch schon lieber autotune :p





gruß,

beatmax
 
Ich fürchte, das ist normal. Manchmal grauenhaft, wenn zu jeder blöden Begleitmusik irgendwelcher dämlichen Werbespots die harmonischen Funktionen dieser Musik beinahe wie Untertitel ablaufen während man sich über das lieblose [g=32]Midi[/g]- und Soundprogramming und die öde Hookline ärgert.

Richtig im Training ist erst der, der raushört, in welchem Land das Nickel für seine Saitenbeschichtung abgebaut wurde. Oder aus einer Dive Bomb raushört, ob der Gitarrist in den letzten zwei Wochen keine Pizza gegessen hat. Oder ob der Preamp schon bezahlt ist.

Für den wahren Meister ist verqualmtes Flohgehuste immer noch Musik in den Ohren...


Gruß
Juggernaut
 
Richtig im Training ist erst der, der raushört, in welchem Land das Nickel für seine Saitenbeschichtung abgebaut wurde. Oder aus einer Dive Bomb raushört, ob der Gitarrist in den letzten zwei Wochen keine Pizza gegessen hat. Oder ob der Preamp schon bezahlt ist.



hehehe, das ist das wahre absolute gehör! :D

ich hör (bei weiblichen produzentinnen) immerhin an der wahl der plugins, ob die jeweilige producerin gut aussieht und ob sie single ist.

:D




gruß
 
Ganz wird man's nicht los, aber wenn man irgendwann erstmal genug weiss vom theoretischen kommt das unbefangen-künstlerische wieder zurück. Also kein Grund zur Sorge...Leben heisst Veränderung, und die gibt es immer wieder :)
 
also ich hab auch so ein automatischen sequenzer (ich glaube es ist cubase SX..;) im kopf, der mir alle sachen zerlegt..

versuch mal als abwechslung björk (eine neuere) oder lamb zu hören, falls du nicht ganz eingeklemmt bist, zwischen dem metall.. hilft enorm die ohren/hirn, zu entspannen..:)
 
geht mir ähnlich seit ich schlagzeug spiele. ich höre die drums einfach mehr raus irgendwie u studiere sie insgeheim. mein lehrer im schlagzeug-unterricht meinte, das wäre normal bei musikern. weil man sich eben mit dem instrument auseinandersetzt, lernt usw.

cunning stunts..die dvd hab ich auch. geniales konzert, geiler sound und athmo.
da kriegt man durchaus lust einige stücke mitzuspielen. :)

gerade bei den devin townsend-sachen hör ich immer wieder rein, entdecke neue samples oder loops im hintergrund, usw.

aber das gesamtwerk kann ich, wenn ich will, auch als ganzes warnehmen. es geht. also so schlimm ists bei mir zum glück nicht, daß ich erraten kann/muss, woher die kuh kommt und wie sie aussah, die das fell lieferte, und in welchem wald das maple-holz von lar´s drumset stand. :D
 
Also ich schaff es schon noch (wieder??), komplett in Musik "einzutauchen" und mich einfach treiben zu lassen. Ist einfach ein geiles Gefühl. Allerdings passierts dann hin und wieder, wenn ich ein Lied zum 321665ten Mal (an dieser Stelle ein Danke an Elvisto für das Zufallszahlenprogramm ;) ) höre, dass ich plötzlich nicht mehr in der Musik treibe. Dann kommt dieses "STOP! Was ist das?? War diese Gitarre da im Hintergrund wirklich schon immer da?? Die ist mir ja noch nie aufgefallen!!". Das ist wie Bewußtseinserweiterung ohne Drogen, da bin ich irgendwie süchtig nach :D .
 
Hallo Ktult,

ich mache seit fast 20 Jahren Musik, teils in Bands, teils in der Form Homerecording. Seit ich die ersten Akkorde auf der Gitarre bzw auf der Orgel spielen konnte und erst recht, seit ich in Bands spiele höre ich Musik ganz anders. Ich stelle mir auch immer diese Fragen.
Bestes Beispiel:
Vergangenen Dienstag war ich mit meiner besseren Hälfte in der KölnArena bei Joe Cocker. Ein schweinegeiles Konzert! Während die meisten Menschen in der Halle die Musik genossen haben, fragte ich mich, ob der Keyboarder eine Original-Hammond spielt und welche Software der andere Keyboarder wohl gerade auf dem Schirm hat. Trotzdem habe ich die Musik und die Show absolut geniessen können.
Also: Du stehst nicht alleine da!!

Solange du die Musik noch hörst UND geniessen kannst, ist deine Wahrnehmung schon OK. Das ist wahscheinlich das Los eines jeden Musikers.

Gruß
Hammond
 
Seba schrieb:
geht mir ähnlich seit ich schlagzeug spiele. ich höre die drums einfach mehr raus irgendwie u studiere sie insgeheim. mein lehrer im schlagzeug-unterricht meinte, das wäre normal bei musikern. weil man sich eben mit dem instrument auseinandersetzt, lernt usw.

Und jetzt kommt der Trick:
Lerne wie ich Gitarre, [g=118]Bass[/g], Drums, Singen und ein bissl Keyboard, damit man alles hervorhebt und somit wieder ein ausgewogenes Klangbild erhält :D

Spaß beiseite! Bei mir ist es immer spannend festzustellen, auf welches Instrument ich diesmal achten werde. Ansonsten fällt es mir leichter, mich der Musik wirklich hinzugeben, die ich nur höre. Sobald ich noch die Musiker dazu auf einer Bühne sehe, beginne ich Spieltechniken, Equipment, Abmischung, Stage Acting etc. zu durchleuchten, da man es natürlich mindestens genauso hinkriegen will bzw. viel besser umsetzen möchte ;)

Mein Kopf ist quasi die ganze Zeit am Rotieren, sobald Musik ins Spiel kommt :D

Gruß,
Psyrotierlator
 
;) Es geht.. Nachdem ich mich über 10-12 Jahre an House und Techno sattgehört habe und sogar alles, was nach "4onthefloor" klingt wegzappe - hat sichs gebessert. Da wurden schonmal Basslines aufs My nachgebaut usw.
Aber ich erwische mich immer dabei, wie Lieder aufgebaut sind, Spannungsbögen raushören..
Ich will mich jetzt nicht wirklich als Musiker bezeichnen, aber ich sage einfach, daß ich mittlerweile mehr als ein bloßer Konsument raushör. Aber es stört nicht, und ich geh auch keinem auf dem Keks mit meinen Analysen..
vg siggi
 
Ich leide ein wenig darunter, dass ich Musik nicht mehr einfach genießen kann, zumindest solche nicht, die ich selbst betreibe. Bei Klassik gehts noch aber selbst da fange ich gelegentlich an, den Aufbau der Komposition zu analysieren.
 
tagwohl2 schrieb:
versuch mal als abwechslung björk (eine neuere) oder lamb zu hören, falls du nicht ganz eingeklemmt bist, zwischen dem metall.. hilft enorm die ohren/hirn, zu entspannen..

also bei Björk isses zur Zeit bei extrem mit der Analysiererei (höre gerade vor die POST und die HOMOGENIC). da gibt es ja Tonnen von sound-Gebilden zu entdecken!

aber durch das intensive (zu)hören wird die Musik für mich meistens interessanter, es ist also nix was ich bedauern würde. genießen kann ich das Ganze immer noch sehr.
ein weiteres Beispiel sind die Sarah McLachlan Sachen: Die werden auch gnadenlos "auseinandergenommen", und gehen trotzdem super "unter die Haut".
 
Kleiner Tipp noch: Möglichst unterschiedliche Musik hören...vermindert den Effekt, da das Klangbild noch nicht so routiniert und gewohnt im Hirn seine Kreise dreht. :D
 
übrigens, dass mit der wahrnehmung...

verändert sich auch ab und an, mit anderen sachen als musik..























.. ach was denkt ihr wider.. natürlich mit gamen!!!;)
 
tja, das ist wohl ein problem.
geht mirgenauso.
das schlimmste finde ich aber, dass ich meine eigene musik, und die cds die ich mache, nicht mehr so unbefangen hören kann.
ich höre alles raus.
alles.
auch fehlerchen (wie das angesprochene gate z.b.) sofort und fixiere mich nurnoch auf sowas.
ergo: ich kann meine eigene musik nicht hören.
das kotz mich an.
unsere neue cd ist sooo geil sagen alle.

wenn ich die höre denke ich IMMER: das hättste anders mischen können, das hättste anders machen können, hier hättste.....

alle freuen sich, ich krichn rappel wenn die zum 295463496 mal irgendwo läuft.

(auch ich danke elvisto. habe direkt das ganze paket bestellt: telefon-, uhrzeit-, monats und jahres-, zahlen-, tonhöhen und koordinatenberechner. seitdem bin ich ein anderer mensch geworden.
wenn ich z.b. von 6546 nach 946546 fahre und dabei musik höre, die aus 98434687 tönen in der tonlage6854 besteht, dabei telefoniere ich mit dem mensch am anderen ende von 46546 und das ganze um 68546546uhr nachts im 6546 monat des jahres 8765465665546876.
ich liebe es.)
 
hi

das ist genau der grund, weshalb ich sehr wenig bis gar nie eine cd reinschiebe und mir anhöre. musikhören ist für mich irgendwie zu anstrengend geworden, ich analysiere automatisch alles und hab dann schnell den drang, die sachen (z.b. fx) selbst auszuprobieren und schon beginn ich an der effektkette oder was auch immer rumzudenken...

aber ich seh's positiv: man lernt immer wieder dazu und wird inspiriert. ausserdem schult man so das gehör, und kriegt ein gefühl, wie etwas klingen "muss".

dieses wissen hilft mir enorm, bei der aufnahme von anderen leuten, mich in sie reinzuversetzen und zu wissen, wie der sound klingen soll, den sie sich vorstellen.

mfg SOS
 
Dave1978 schrieb:
Kleiner Tipp noch: Möglichst unterschiedliche Musik hören...vermindert den Effekt, da das Klangbild noch nicht so routiniert und gewohnt im Hirn seine Kreise dreht. :D

Yep! Ich hör auch im Moment fast keinen Metal zu Hause. Das Zeug hab ich ja wenn ich Probe/Auftrete/Recorde oft genug um mich. Und irgedwann werd ich dann wieder richtig heiß drauf, wie zum Beispiel jetzt wieder...sobald ich die neue Morgana Lefay Scheibe hab, existiert erstmal wieder das Heavy Metal Universe bei meinen Boxen :D

Gruß,
Psy
 
von mittichec an 29.04.2005 11:54

ergo: ich kann meine eigene musik nicht hören.
das kotz mich an.
unsere neue cd ist sooo geil sagen alle.


:D geil!


klar, die eigene musik ist mal ganz außen vor, da is dann gar nix mehr mit objektivität.
würd auch gern mal morgens aufwachen und mich nicht mehr an meine mucke erinnern können...das muss traumhaft sein :p :p


gruß
 

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