Wo fang ich bloß an ... Kaufberatung für Demo in Eigenregie

[GrooveMaster79]

Guten Abend,

meine Band und ich wollen ein Demo in Eigenregie aufnehmen. Die Alternative wäre ein Studiobesuch.

Unser Gitarrist besitzt, soweit ich weiß, einen handelsüblichen Desktop PC ohne besondere Recorsingausstattung, bezogen auf die PC-Hardware. Ebenso ein Interface mit 2 Stereokanälen und Cubase LE.

Im Proberaum haben wir ein kleines Soundcraft 8-Kanalpult.
Micros bräuchten wir in der Tat noch ein paar, besitzen aber ein Rode NT-5, AKG D112, jeweils ein Shure SM 57 und 58, sowie ein AKG Kondensator. Dazu noch ein paar günstige Mics und einen älteren Korg-D12 8- Kanal Digitalrecorder.

Ich sehe folgende Anschaffungen als Bedarf:
- Interface mit mind. 8 Ein- und Ausgängen fürs Drumset
- Cubase Elements 7
- Soundkarte?

Mich würde interessieren, wie hoch das Investitionsvolumen ungefähr sein sollte.
Ebenso bitte ich um Erklärung, wovon die Latenz abhängt. Umgehe ich das Latenzproblem schon durch ein Interface?

Danke und Gruß,
GM79

 

[stefangeidel]

Wenn du ein Interface mit 8 Eingängen brauchst, sind mal locker 500€ fällig.
Eine Soundkarte brauchst du dann nicht. Das ist ja das Interface schon.

Die Latenz ist abhängig von den Treibern. Heutzutage sind die von ordentlichen Herstellern aber alle top.

 

[Evo-666]

Ebenso bitte ich um Erklärung, wovon die Latenz abhängt. Umgehe ich das Latenzproblem schon durch ein Interface?

Ein gutes Interface UND einen brauchbaren PC bei mehreren Spuren, spätestens bei der Audio Bearbeitung oder Nutzung von Effekten ist ein schneller Rechner dann Gold wert.
Ein Aktueller i7 oder i5 Prozessor macht schon sehr viel mehr mit als ein alter dual Core.

 

[GrooveMaster79]

Was darf ich denn unter ordentliche Hersteller verstehen? M-Audio, Presonus etc. ?

Ziel soll ja sein, jedes Instrument vom Set auf einer Extraspur zu recorden. Wahrscheinlich bräuchten wir dann sogar mehr als 8 Eingänge? 2 OH, SN, BD, 4x Toms? Dann noch Raummicros und ein zweites Snare Mic? Gitarre(n), Bass, Vox?

Brauch ich dann auch keinen externen Mixer mehr? Höchstens noch für's Monitorsignal, oder irre ich da?

 

[Evo-666]

Interface kann ich dir nun keines Empfehlen in dem Größen bereich keine Ahnung hab da werden sich die Profis schon melden hier.

Aber Mixer wird nicht zwingend benötigt richtig, läuft alles über den Mixer in der DAW in deinem Fall Cubase.

 

[whitealbum]

Bspw. ist das Focusrite Scarlett 18i20 ein guter Kandidat mit gutem Preis/Leistungsverhältnis.
Da gibt es hier wohl einige die das haben.

Die 8 Eingänge reichen auch erstmal aus, sofern man nicht die ganze Band auf einmal aufnehmen möchte, was ich auch nicht anraten würde (mit ADAT und SPDIF auf 18 Kanäle erweiterbar)
Gute Idee wäre zuerst Drums, dann im Spur nach Spur Verfahren Bass, Gitarren etc.
damit der Drummer auch weiß was er spielen soll, könnte man eine rohe Bandaufnahme machen mit allen (wenige MIkros) nach Klick gespielt, und diese Version dem Drummer dann zum richtig einspielen geben.
Viele Mikros an den Drums muss nicht sein, außer man weiß was man macht.
Du hast da ggf. mehr Phasenprobleme (vor allem mit den Raummikros) als es Dir lieb ist.

 

[GrooveMaster79]

Bei uns sieht es wohl weniger danach aus, die ganze Band gleichzeitig zu recorden. Das wäre wohl eher die Wahl im Studio, ist aber im Proberaum mit ca. 20 qm eher schlecht zu realisieren.

Vorgehen von mir aus wäre:
Clicktracks/Tempotracks erstellen, Pilotspuren erstellen und dann das Set als erstes aufzunehmen.

Mit ehemaligen Bands habe ich das Set als Summe in Cubase auf eine Spur aufgenommen, was - sofern im Nachgang, wenn alles Andere im Kasten war, nicht nochmal das Set mit angepassten Sounds/Dynamiken aufgenommen wurde - doch sehr bescheiden klang. Irgendwie war das Set dynamisch immer unausgewogen.

Das soll natürlich jetzt vermieden werden. Ebenso wäre es toll, was ja mit Cubase möglich ist, kleine Verspieler zu ersetzen.

Gibt es bei Cubase LE eigentlich eine maximale Anzahl an Spuren und an Spuren die gleichzeitig aufgenommen werden können?

Ich überlege nämlich, ob man dann nicht besser die Artist oder Elements Version kauft.

 

[tomric]

Die 8 Eingänge reichen auch erstmal aus, sofern man nicht die ganze Band auf einmal aufnehmen möchte, was ich auch nicht anraten würde

Das hängt von der Band ab. Ich habs auch schon erlebt, daß es tot klingt, wenn nacheinander eingespielt wird und manche Bands im Zusammenspiel wesentlich besser grooven. Keyboards, Bass kann man ja per Line bzw. DI mitnehmen, Gitarre per DI und parallel über einen Modeller, oder Preamp-Out bzw. FX-Send. In diesem Fall braucht man dann aber ein paar Kanäle mehr, 8 sind für Drum schon relativ knapp und der Sequenzer sollte natürlich auch mehr als 8 Kanäle simultane Aufnahme unterstützen (k.A. wie das bei Cubase LE ist).

@Groovemaster79

Selbst mit einem ordentlichen Interface zzgl. ergänzender Mikrofone (ggf. aus dem Verleih), KH-Verstärker und Kopfhörer plus Kleinkram wie DI-Boxen, Stative oder Klemmen kommt man schnell in einen Budgetbereich, wo sich der Besuch eines Studios lohnen kann, abgesehen davon, daß man sich dann in Ruhe auf seine Performance konzentrieren kann, anstatt sich mit etwaigen Anfängerproblemen herumzuschlagen.

Ein typisches 4-5 Song Demo spielt sich mit einer gut vorbereiteten Band erfahrungsgemäß gemütlich an zwei Tagen ein (am Vortag Zeug reinbringen, aufbauen, Drums akklimatisieren lassen, erster Tag Drums stimmen, Instrumente, zweiter Tag Vocals plus ggf. Reste Instrumente). Ausserdem hat man ne ordentliche Akustik, "hinterm Pult" jemand, der wissen sollte, wie man es richtig macht, i.d.R. mehr aus dem Material herausholen kann und zudem ein Paar neutrale Ohren mitbringt.

Ich fand es zudem früher sehr interessant, was man hinsichtlich Arbeitsweisen und Lösungsansätzen bei Studiobesuchen mitnehmen kann, wenn man den Leuten dort auf die Finger schaut und ggf. auch mal ein paar Fragen beantwortet bekommt. Mir hat das später für die ersten Aufnahmen in Eigenregie sehr geholfen...

 

[ranzman]

>Ebenso wäre es toll, was ja mit Cubase möglich ist, kleine Verspieler zu ersetzen.
da darfst du aber Elements nicht überschätzen. Schau die am Besten den Featurevergleich bei Steinberg an.

 

[Lefaux]

Finde den Ansatz von tomric auch besser.
Gleichzeitig spielen bringt aber gleich nen anderen Invest mit.

Kannst auch gleich in die Richtung MOTU 24 i/o denken.

Hauptfrage ist: Wieviele Channels gleichzeitig?
Von da geht's weiter.

 

[whitealbum]

Für eine Demo halte ich den Studiobesuch nicht für notwendig.
Zumal man mit kleinem Budget sehr gute Ergebnisse erzielen kann.

Auch halte ich das nacheinander Einspielen nicht für einen Nachteil.

Ein anderer Grund, man befasst sich mit der Recording Materie, und erzielt nach und nach bessere Ergebnisse und viele Erfahrungen

Je nach Budget gibt es alle möglichen Interfaces, das 18i20 ist eine gute Sache.

 

[GrooveMaster79]

Hallo und vielen Dank schonmal für den Input, bis jetzt.

Ich glaube, wie schon gesagt, dass alleine wegen der Größe unseres Raumes, es sich schlecht realisieren lässt, beim Recorden mehrere Instrumente gleichzeitig aufzunehmen.
Zumal dieser Raum auch akustisch nicht sonderlich ausgestattet ist.

@tomric:
Ich kenne es von früheren Aufnahmen auch so, dass das "Nacheinander Einspielen" zu steril, leblos klingt. Die Energie mit Band ist doch eine ganz Andere und es hat einfach mehr Dynamik durch die Interaktion bzw. dadurch, dass man eben die gesamte Band hört.

Verstehe ich das richtig, dass ich über eine DI Box jeweils noch eine Gitarre bzw. den Bass schon parallel zum Drumset mit aufnehmen kann?

2-3 Tage für 4-5 Songs die komplette Band? Da bin ich jetzt aber doch überrascht. Ich hätte da auf einen längeren Zeitraum getippt.

@Lefaux:
In einem Beitrag weiter oben schrieb ich bereits von mindestens 8 Kanälen für Drums.
2x OH, SN, BD, 4x Toms. Minimum. Dann wäre da noch die Frage ob man das HH nicht separat abnimmt und der Snare oder Bass nicht noch jeweils ein zweites Micro schenkt.

 

[Merano]

meine Band und ich wollen ein Demo in Eigenregie aufnehmen.

Ist ein sehr mutiges Anliegen, doch so einfach wie man sich das vorstellt ist das am Ende nicht. Selbst wenn ihr die Hardware und Software komplett habt fehlt euch noch etwas wesentliches: Erfahrung mit Aufnahme und Abmischen. Keine Erfahrung in dem Bereich zu haben, grundlegende Dinge (zB Latenz) nicht zu wissen ist ein nicht zu unterschätzender Faktor! Vor allen braucht man Zeit, viel mehr Zeit als man denkt, um sich die Grundlagen draufzuschaffen, man muss sich Zeit geben Fehler zu machen und die wieder auszubügeln.

Am besten kennt ihr jemanden, der mit sowas mehr Erfahrung hat und bezieht diesen Menschen mit ein. Und ein solcher Mensch verfügt auch meist über die Hardware, die man nutzen könnte. Da ist der Schritt in ein kleines Demostudio zu gehn aber auch nicht mehr weit- OK, selbst machen ist insofern besser als das man unabhängig wird.

Aber die ersten Jahre wird in Eigenregie wahrscheinlich nur sehr Bescheidenes rauskommen. Software nimmt nichts ab, sondern erfordert souveräne Entscheidungen zwischen Optionen. Und die Erfahrung, die richtigen Entscheidungen zu treffen erfordert Zeit und eine extrem steile Lernkurve!

Ich will euch Jungens ja nicht absprechen, das ihr smart genug seid, das Ding zu reißen, aber ich rate euch als "alter Hase" für ein erstes Demo euch semiprofessionelle Hilfe zu holen, einfach damit ihr lernt unabhängig zu sein und nicht in 3 Monaten völlig frustriert mit einer schlechten Demo euch gegenseitig abnervt.

 

[Astronautenkost]

Irgendwann muss man doch mal anfangen und Erfahrungen sammeln. Wir leben ja nicht mehr im Spulentonbandzeitalter. Ein Drumset läßt sich für Demozwecke auch mit zwei Kleinmebrankondensatoren in Recordemantechnic abnehmen. Ich würde mit allen eine Pilotspur einspielen und dann einezeln aufnehmen. Das Fealing kann man auch lernen!

 

[Lefaux]

@Lefaux:
In einem Beitrag weiter oben schrieb ich bereits von mindestens 8 Kanälen für Drums.
2x OH, SN, BD, 4x Toms. Minimum. Dann wäre da noch die Frage ob man das HH nicht separat abnimmt und der Snare oder Bass nicht noch jeweils ein zweites Micro schenkt.

Das ist klar.
Aber wir wissen von der restlichen Band noch nichts.
D.h. WENN ihr Live einspielen wollt, brauchst du ja mehr Inputs

Grundsätzlich geht die Spanne ja immer so:
Live einspielen braucht:
a) Platz (grade, wenn du richtige Amps aufnehmen willst und nicht diesen Konservenmurks)
b) Viele Inputs und viele Mic-Preamps

D.h. es ist eher eine Budgetfrage, weil Live eingespielt klingt IMMER besser als dubbing.

Nehmen wir jetzt das Std. Punk Setup:
Drums, Bass, Guit (Vocals sollte man dubben
8 Channels Drums + 2 für die Saiten.

Jetzt sprechen wir über die Drums:

2x OH

Kann man sich schenken, indem man die Toms offener mic'ed.

SN

Schraub n SM57 oben drauf, reicht für 80% der Anwendungsfälle.

BD

Beta57 oder ein D12 / D112, wenn Geld da ist, sonst reicht auch n Audix o.ä.
2 Mics mach ich nur, wenn ich es mit nem teuren Kit und Raum (!) zu tun habe, der das auch her gibt.

4x Toms

Kann man wenn's eng wird auch 2 mit 1 machen, wenn die Channels eng werden.

Ich würd im Proberaum ehrlich gesagt nicht so nen Stress machen mit zig Mics das Set zu mikrofonieren

 

[tomric]

@tomric:
Ich kenne es von früheren Aufnahmen auch so, dass das "Nacheinander Einspielen" zu steril, leblos klingt. Die Energie mit Band ist doch eine ganz Andere und es hat einfach mehr Dynamik durch die Interaktion bzw. dadurch, dass man eben die gesamte Band hört.

Verstehe ich das richtig, dass ich über eine DI Box jeweils noch eine Gitarre bzw. den Bass schon parallel zum Drumset mit aufnehmen kann?

Jepp, ich nutze fürs Wohlfühlen einen kleinen Modeller, d.h. ich packe die Gitarre in den In der DI-Box, den Out hänge ich an einen Kanal am Interface, den Link-Out in den Modeller und den Out vom Modeller in einen zweiten Kanal. D.h. fürs kurz reinhören ist dann schon ein brauchbarer Gitarrensound auf der zweiten Spur, die werfe ich dann später aber weg und nutze die DI-Spur zum Schneiden und danach wahlweise mit Plugins oder fürs Reamping... beim Bass geh ich einfach direkt per DI oder Instrumenteneingang aufs Interface...

2-3 Tage für 4-5 Songs die komplette Band? Da bin ich jetzt aber doch überrascht. Ich hätte da auf einen längeren Zeitraum getippt.

Reine Aufnahme, von rund 8 Stunden pro Tag ausgehend und als ordentliches Demo, keine ausgewachsene Produktion mit zig Dopplungen und Gedönse. Wenn die Songs vorher ausarrangiert und danach ordentlich geübt werden (ggf. auch mal ne Kontrollaufnahme machen), dann ist das wirklich kein Akt.

Mit 20qm Raum würde ich mir die Alternative Studio allein schon wegen der Drums überlegen, vor allem wenn noch die übliche, niedrige Deckenhöhe dazukommt.

 

[GrooveMaster79]

Vielen Dank für die vielen konstruktiven Hinweise

Ich denke auch, dass das Ergebnis nicht annähernd so gut ist in Eigenregie, wie beim Studiobesuch, zumindest was unsere Fertigkeiten seitens Recording und später beim Mastern angeht. Der Wille ist ganz sicher da, sich mit der Materie zu beschäftigen und auch etwas auf's Band zu bekommen.
Aber der sich evtl. breit machende Frust nach oder beim Recording inklusive einer gewissen Angespanntheit sowie den blank liegenden Nerven...who knew?!

Unser Gitarrist ist mit seinem Gitarrensound wohl recht zufrieden, den er bis jetzt aufgenommen hat. Aber zwei Spuren für Drums definitiv mager

Wäre es da Eurer Meinung nach eine Lösung Gitarren und Bass selbst zu recorden und Drums und Vox in nem Studio aufzunehmen und dort ebenso den Mix und das Mastern zu realisieren oder scheidet so etwas aus unüberwindbaren Hemmnissen komplett aus?

 

[tomric]

Ich wuerde wenn alles im Studio aufnehmen und dort bearbeiten lassen. Drums aus dem Studio den vorher eingespielten Gitarren und Bass-Spuren drunterzuschieben - da habe ich kein gutes Gefuehl bei. Und ob der Drummer allein die Tracks eintrommelt und diese dann geschnitten werden, oder Bass und Gitarre parallel mit einspielen macht kostentechnisch nicht den grossen Unterschied, allerdings kann der Tontechniker ggf. rechtzeitig eingreifen...

Ausserdem hat so ein gemeinsamer Studioaufenthalt auch soziale Aspekte, die meine Bandkollegen und ich damals zu schaetzen gelernt haben. Und es ist deutlich entspannter, wenn man in entsprechend ausgestatteten, grosszuegigen Raeumlichkeiten ueber laengere Zeit konzentriert zusammenarbeitet, als das in einem vergleichsweise engen Proberaum zu probieren...