Huch, hier ist ja noch gar keine Antwort... Deswegen wirst du jetzt hier exklusiv die Meinung bekommen von jemandem, der nach Ansicht viele selbsternannter "Experten" keine Ahnung hat, nämlich mir:
"Lautstärke" wird überbewertet und mich wundert das, dass offenbar die jüngerer Generation der Musiker wieder bei etwas anfängt, was meiner Meinung nach Schnee von Gestern ist. Mein Computer spinnt grad, deshalb kann ich leider meine gespeichterten EDM Titel nicht finden und nach Lautstärke analysieren, außer einem, und da ist es so, dass schon weit vor dem "Drop" die volle Lautstärke erreicht wird. Warum ist der Drop trotzdem noch als socher zu erkennen? Weil er andere "Energien", hat. Bei deinem Lied sind die Lautstärkeunterschiede meiner Meinung nach viel zu hoch.
Folgendes Lied:
Ich weiß nicht ob deine Anzeigen das selbe zeigen wie meine, aber meiner Meinung nach ist es da grundsätzlich so: Nur an Stellen wo ein Instrument oder eine Stimme kommt fällt es stark unter 0 db. Alle anderen Stellen sind quasi ständig bei mir am Anschlag oder fast am Anschlag. Das einzige was sich ändert ist die Zusammensetzung des Klanges. Allein zum Beispiel die Kickdrum im "Drop" sorgt dafür, dass es als Höhepunkt erkennbar ist und die leute wissen, jetzt sollen sie tanzen. Alles andere muss nicht leiser sein um als Aufbau oder Zwischenteil erkennbar zu sein, es muss nur ein anderes ähm "Energielevel" haben, also Frequenzen und Töne die andere Funktionen haben. Der Drop kann sogar leiser sein als der Rest, wenn er nur aus einer komprimierten Kickdrum und irgendeinem Instrumental besteht, wird der Club trotzdem wackeln.
Das Problem ist auch das die meisten Leute hier nur im Wohnzimmer produzieren und nur darauf achten wie es im Wohnzimmer klingt. In einer Disco ist es aber völlig anders. In einer Großraumdisco mit Mega Lautsprechern wird alles als "laut" empfunden was tieffrequent ist, Kickdrum und co. Deshalb ist es, wie in verlinktem Stück, möglich, dass fast alles was vor dem Drop kommt oberflächlich gesehen genauso laut ist, trotzdem nur der Drop in der Disco reinhaut. Ich würd auch bei beinem Stück was du gemacht hast ganz anders vorgehen. Dieses Mastering Thema hat da viel mit zu tun. Ich würde eher darauf achten, dass die Teile die vor und zwischen den Drops sind vor allem mit mittleren und hohen Frequenzen daherkommen, und nur der Drop auch untenrum reinhaut. Und dann kann man ihn auch ganz anders mastern, auf ständig hohen Pegel und der Drop bleibt als Höhepunkt zu erkennen.
Wie gesagt, Steigerungen allein durch Lautstärkeanhebung ist meiner Meinung nach Schnee von Vorgestern. Es gab doch bereits spätestens seit den 90er Jahren Küntler die experimentelle Musik gemacht haben wo ständig ein Lärmpegel am Anschlag war. Trotzdem war es möglich innerhalb dieses gleich bleibenden Pegels Steigerungen und unterschiedliche Stimmungen einzubauen. Ich finde es absolut schade, dass dieses moderne Verständnis von Musik kaum Eingang in die Musikproduktion gefunden hat. Bei den Profis schon, das hört man (siehe oben), aber in den Heimstudios ist das noch nicht angekommen. Das was du schreibst deutet darauf hin, dass du davon ausgehst, dass zuerst "wenig Musik", dann "mehr Musik" und dann "volle Musik" da ist. Ich würd viel mehr so an die Sache rangehen: Wenn du 4 Minuten elektronische Musik hast, dann ist da 4 Minuten "volle Musik", halt nur mit unterschiedlichen Klängen und Stimmungen und "Energien". Und selbst 2 Sekunden Stille sind dann Stille in "voller Lautstärke", wenn man so will. Einfaches Beispiel: Wenn ein einfaches Techno Stück durch Snare Gepolter und Rap Zeugs eingeleitet wird, dann kann das schon in voller Lautstärke sein, und trotzdem wird der folgende "Drop", als Höhepunkt erkannt, da die Kickdrum eine ganz andere "Energie" hat als die Snare. 200 Hertz am Anschnlag lösen etwas anderes aus als 50 Hertz am Anschlag.
Kann sein, dass dir andere hier etwas anderes antworten. Aber meine Meinung: Lautstärkeunterschiede werden überbewertet. Gute Musiker (wie Kaskade) schaffen es selbst bei fast immer gleicher Lautstärke Aufbau und Komposition und Höhepunkt rüberzubringen, alleine durch unterschiedliche "Energien", wie ich es mangels Alternativen nenne.
