Vocal-recording, latenzfreie Aufnahmen.

[Invisible]

Hallo,
ich wollt mal in die Runde hören wie Ihre euere DAW/Interface für Gesangaufnahmen konfiguriert.
Mir geht es primär dabei ob Ihr mittels direct-monitoring arbeitet oder alles nach Eurer DAW abgreift.

Ich habe fürs recording im Proberaum einen relativ kleinen Rechner mit einem Intel Duo-Core 3GHz, und 4GB RAM.
Interface ist eine RME Multiface II, als Host verwende ich Cubase Elements 8.

Bei Gesangs-Aufnahmen ist mir neulich doch eine spürbare Latenz aufgefallen obwohl meine Interface eine Buffersize von 64 Samples hatte.
Hatte auf der Gsangsspur noch 2 Plugins, welche natürlich auch eine gewisse Latenz mit sich bringen.

Daher meine Frage.
Nehmet Ihr bei solchen Aufnahmesituationen eine leichte Latenz in Kauf oder gibt es einen besseren Weg wie z.B. direct-monitoring des Vocal-Kanals?

 

[leary]

ich finde es gibt nichts schlimmeres als mit latenz aufzunehmen. das killt jegliches timing.

direct monitoring ohne effekte und alle sind happy.

 

[RefinedRough]

Ich mache ausschliesslich direct. Latenzen nerven..

 

[SOS]

ich hasse trockenes direct monitoring, ich will, dass der sänger mit meiner chain "spielt", in den kompressor reinsingen, den raum, die delays hören etc... latenz ist doch mit einer einigermassen modernen lösung wirklich kein thema mehr, die 6 ms hört kein schwein. nicht mal drummer. es hat sich jedenfalls von den sicher weit über 200 musikern in meinem studio noch keiner beschwert. keiner!

 

[RefinedRough]

Hm.. ich komprimiere halt gleich mit Hardware bereits die Aufnahmen und falls sonst was nötig wäre (was ich noch nie gemacht hab) könnte ich über das Fireface noch FX latenzfrei reinballern. Da gibts Comp, EQ, Hall, Delay.

 

[SOS]

ich verwende auch hw komp, aber halt auch gleich die praktisch fertige vocal chain. ich achte aber natürlich schon darauf, dass ich latenzfreie plugins verwende.

 

[Invisible]

@SOS
mit was für einer Buffersize arbeitest Du mit deinem Interface?

Generell arbeite ich auch ganz gerne mit denOutputs aus meiner DAW um eben den Sänger schon mal ein wenig in meine Aufnahme/Mixing Kette singen zu lassen aber wie gesagt, ich war neulich doch recht erstaunt wie auffällig das trotz der 64 Samples Buffersize war. Müsste aber auch noch mal die Latenzwerte meiner zwei Plugins checken

Aber generell würde mich noch mal interessieren ist jetzt das Audio-Interface oder der Prozessor des Rechners hauptverantwortlich um eine möglichst niedrige Latenz zu erhalten?

 

[SOS]

64 samples entsprechen pro weg 1,45 ms, also knapp 3 ms... daran wird es kaum alleine liegen. ich arbeite auch auf 64 samples und meine das system gibt mir eine roundtrip latenz von ca. 6 ms an... uch würde wetten, es sind plugins, welche die latenz erzeugen. da macht die buffersize ob 32/64/128 den kohl nicht fett.

 

[AndiPaulo]

Latenz bei Gesang geht gar nicht. Dabei geht es nicht um Timing sondern um Klangfarbe. Ein/e Sänger/in hört sich selber direkt (Körperschall), und wenn das Kopfhörersignal ein paar ms später kommt ergibt das die schönsten Kammfilter und der Gesang wird unsicher.

Ich hab mal nen Artikel gelesen, da haben sie testweise professionelle Sänger/innen gequält. Die haben ein Kopfhörersignal gekriegt das zuerst latenzfrei war, dann eines mit einem Delay von 1 ms, dann 2 usw, bis 8ms, und die sind immer unsicherer geworden (sie wussten nicht um was es bei dem Test geht). Als das Delay wieder abgestellt wurde haben sich alle wieder wohl gefühlt. Als sie erfahren haben um was es ging haben sie überlegt ob es bei manchen Jobs wo sie nicht so doll waren vielleich doch nicht die Tagesform dran schuld war.

Nimm mal ne Gesangsspur, mach ein Delay drauf, Mix 50 %, Feedback 0, und stell das Delay nacheinander auf 1 ms, 2, 3 usw, so kann man simulieren was ein/e Sänger/in bei verschiedenen Latenzen hört.

Bei Instrumenten ist das nicht so kritisch. Erstens hört man die meisten Instrumente weitgehend nur über Kopfhörer, zweitens wird man durch Klangverfärbungen nicht so sehr irritiert.

 

[SymbiontRecordings]

Latenz bei Gesang geht gar nicht. Dabei geht es nicht um Timing sondern um Klangfarbe. Ein/e Sänger/in hört sich selber direkt (Körperschall), und wenn das Kopfhörersignal ein paar ms später kommt ergibt das die schönsten Kammfilter und der Gesang wird unsicher.

Ich hab mal nen Artikel gelesen, da haben sie testweise professionelle Sänger/innen gequält. Die haben ein Kopfhörersignal gekriegt das zuerst latenzfrei war, dann eines mit einem Delay von 1 ms, dann 2 usw, bis 8ms, und die sind immer unsicherer geworden (sie wussten nicht um was es bei dem Test geht). Als das Delay wieder abgestellt wurde haben sich alle wieder wohl gefühlt. Als sie erfahren haben um was es ging haben sie überlegt ob es bei manchen Jobs wo sie nicht so doll waren vielleich doch nicht die Tagesform dran schuld war.

+1

direct monitoring - immer die beste lösung. effekte wie leichter hall oder in einen kompressor singen funktioniert nur bei sehr erfahrenen sängern. grade bei kompression sollte der sänger seine dynamik kennen und auch damit umgehen können. und das equipment dafür sollte hochwertig sein und mit bedacht eingestellt werden

 

[Nachtschicht]

32 samples ohne latenzbehaftete Plugins geht schon auch (Standards wie protools Mix haben gut ein Jahrzehnt als "latenzfrei gegolten und waren tatsächlich ob der lahmen Wandler eigentlich aber deutlich latenzbehafteter) - drueber wirds aber doof.

Hall und delays kann man aber auch mit direct monitoring haben. Einfach den aufnahmekanal prefader an die gewünschten auxbusse schicken. Dann hat man das latenzfreie direct monitoring und trotzdem netten Zuckerguss, bei dem Latenz ob der sowieso verzoegernden Natur dieser Effekte aber keine Rolle spielt, da ist der Unterschied dann nur ob der hall nen predelay von 50 oder 52 ms hat und koennte man bei Bedarf auch entsprechend kompensieren (aber den Unterschied hoert ja kein Mensch)

 

[SOS]

Latenz bei Gesang geht gar nicht. Dabei geht es nicht um Timing sondern um Klangfarbe. Ein/e Sänger/in hört sich selber direkt (Körperschall), und wenn das Kopfhörersignal ein paar ms später kommt ergibt das die schönsten Kammfilter und der Gesang wird unsicher.

das wäre mir aufgefallen, unsicherer gesang rührt mit sicherheit von tausend anderen sachen und nicht von einer praktisch nicht wahrnehmbaren latenz geschweige denn von irgendwelchen klangveränderungen, die man über dem backing* kaum hören kann bzw. die so klein sind, dass jeder kompressor schlimmer wiegt für einen unerfahrnen sänger... und selbst letzteres war noch nie ein problem.

Als sie erfahren haben um was es ging haben sie überlegt ob es bei manchen Jobs wo sie nicht so doll waren vielleich doch nicht die Tagesform dran schuld war.

eine subotimale performance auf eine minimale latenz zu schieben ist lächerlich und eine dumme ausrede... jede noch so kleine gemütsverstimmmung oder z.b. die nervosität bei der aufnahmesituation hat einen viel grösseren effekt auf die perfomrnance.

effekte wie leichter hall oder in einen kompressor singen funktioniert nur bei sehr erfahrenen sängern

im gegenteil. was viele sänger viel mehr verunsichert, ist es, wenn sie furztrocken und unkomprimiert gegen einen praktisch fertigen mix* singen müssen. jedes 3. wort säuft ab und es setzt sich nicht durch gegen den mix. da wird jedes ego so klein, wie die stimme im mix dann klingt. stimmung im eimer, verunsicherteer sänger, schlechte performance.

ein praktisch fertiger vocalsound macht dem sänger spass, motiviert ihn. er hört sich im praktisch fertigen mix und nur das zählt letzlich, keiner wird jemals die trockene performance solo hören. diese lässt sich des weiteren bereits beim einsingen optimieren, sprich z.b. extreme s oder schmatzer oder komische intonationen von anfangssilben fallen sofort auf und man kann sich so manches editing ersparen, weil es eben von anfang an sitzt.

ich habe mir diese arbeitsweise bewusst angeeignet, weil sie einfach besser für mein musikalisches tätigkeitsgebiet* funktioniert. die vorteile überwiegen die minimale latenzen oder klangveränderungen, die durch kammfiltereffekte entstehen (das will ich ja nicht bestreiten) bei weitem!!! das wäre die antwort auf die frage des ts.


*metal, hardcore, punk oder rock sachen. "klangveränderungen" sind hier programm, also viel processing, kompression, dichter, lauter mix.

 

[djstean]

Um weitestgehend latenzfreie Aufnahmen zu erstellen, route ich den Mic-In direkt wieder an einen Ausgang an meinem Audio-Interface (direct thru).

Dieser passiert zunächst einen Lexicon MX300 und mündet dann - zusammen mit der Stereomischung des Playbacks - in einem Behringer MA400, an dem sich der Sänger seinen Kopfhörermix selbst erstellen und pegeln kann:

Mic - > PreAmp -> Kompressor -> Interface -> Effektprozessor -> Submixer -> Heaphones

 

[whitealbum]

Ich teile die Meinung von AndiPaulo.
Ich singe immer direkt über einen eigenen gerouteten Kanal via Mixer, ohne Latenz.
Mir geht es so, dass ich das so haben möchte.
Ich persönlich mag auch keinen Kompressor im Signal, nur ein wenig Room Ambience, damit es nicht zu trocken klingt.
Andere Sänger bekommen bei Bedarf bei mir auch Komp oder was auch immer.

Ich denke bei sehr niedriger Latenz geht das durchaus, aber wenn der Song bspw. schon einiges an CPU-Power frisst kann man bspw. gar nicht mehr unter 128 Samples gehen, um bspw. weitere Backings und Co. einzusingen. Mit ein Grund gleich direkt abzuhören.

 

[SOS]

selbstversändlich geht das nur mit minimalster latenz. diese stelle ich immer sicher, einerseits durch den einsatz von latenzfreien plugins und andererseits mit zwischenbounces... während des recordingprozesses haben meine projekte keine spürbare latenz.

es ist immer eine frage des persönlichen geschmacks und das ist auch ok so... ich weiss einfach für meinen teil bzw. die produktion, was ich brauche von den sängern und weiss, wie ich es bekomme. in den meisten fällen ist das eben ein processeter vocal sound, der sich fertig anhört und im mix behaupten kann... wenn sich jedoch jemand beschweren würde, bin ich der letzte der nein sagt. dass sich der sänger wohlfühlt ist das wichtigste. das betraf aber bisher höchstens delay effekte oder hall, aber noch nie(!) latenz oder kompression, weil dies dem durchschnittssänger einfach nicht auffällt.

kleine anekdote: ich musste auch schon eine halbe stunde facepalmen, weil ich aus versehen einen masterlimiter mit irgendwie 300 ms latenz drauf hatte. ich stellte das per zufall während einer session fest, weil ich die kopfhörer kurz aufsetzte wegen eines wackelkontaktes... auf die frage, ob den sänger das nicht stört, verneinte dieser und sagte, er habe gemeint, das sei einfach so oder irgend ein effekt... seiner performance war dies interessanterweise nicht anzuhören... da weiss ich dann auch nicht mehr was ich sagen soll... ich selbst bin fast durchgedreht unter dem kopfhörer.... seither checke ich das immer vorher

 

[therap]

Die meisten Interfaces erlauben es doch einen Hall ec.pp auf den Kopfhörer zu schicken ... wozu brauch ich dann störende Latenz woher auch immer. Ich halte nichts von direkt mit aufgenommen Effekten, höchstens wenn man parallel das trockene Signal mit aufnimmt !! Dann hat man immer noch die chance was in den Müll zu kloppen

 

[SOS]

ch halte nichts von direkt mit aufgenommen Effekten, höchstens wenn man parallel das trockene Signal mit aufnimmt !! Dann hat man immer noch die chance was in den Müll zu kloppen

@therap: du würdest schreien, wenn du siehst, wie ich vocals tracke

 

[therap]

@therap: du würdest schreien, wenn du siehst, wie ich vocals tracke

dann bist du ein alter hase und komst noch aus dem analogen zeitalter

 

[SOS]

naja, alter hase vielleicht noch nicht gerade und aus dem analogen zeitalter bin ich auch nicht wirklich... ich entscheide einfach gerne früh und meissle sound in stein, anstatt mir optionen offen zu halten... das ist einfach eine arbeitsweise.

 

[birdseedmusic]

Moin

Ich drehe den Kopfhörer nicht so laut, so dass ich meine eigene Stimme noch gut hören kann. Deswegen singe ich auch komplett ohne Monitoring. Das ist für mich eigentlich sehr angenehm, weil man dann nicht so viel Acht auf die Latenz geben muss und man auch lernt, durch die Kopfhörer seine eigene Stimme besser wahrzunehmen. Es ist dann so eine Mischung aus ein bischen Körperschall und ein bischen was von dem, was durch den (halboffenen) Kopfhörer dringt. Wichtig finde ich, danach die Stimme nach jeder Aufnahme abzuhören, so dass man einen besseren Eindruck bekommt, was man da gerade abgeliefert hat - und was man im nächsten Take noch besser machen könnte.

Das Wohlfühlen kommt durch die Erfahrung. Und dadurch, dass man ohne Zeitdruck jede Menge Takes machen kann. Irgendwann zwischen dem 15. und 20. Take sitzt dann jeder Schlenker, so dass man auch als mit etwas weniger Talent ausgestatteter Sänger noch gute Ergebnisse kriegt.

lg
bird