Verständnisfrage: Aufnahme auf heruntergezogene Spur?

[Ash-Zayr]

Hallo,
folgendes sei gegeben: ich spiele eine Gitarre ein über einen Pre-Amp ein. Eingangskanäle der DAW unangetastet bei 0db, Kanalzug der Spur 0db. Output des Mic-Preamps im Schnitt 0db...also so, dass es nicht clippt.
Im Projekt erfährt die Spur nun insert Effekte wie Hall, Compressor, Panorama geht auf L40, und sie wird für das Gesamtbild z.B: auf -9db gezogen.
Später stellt sich heraus, dass der Take spielerisch Grütze war. Ich will erneut einspielen, lösche das Audioevent auf der Spur, nicht aber die Spur selbst, sondern ich nehme darauf wieder neu auf; inkl. der Effekte und bei eben dem Kanalzug auf -9db. Eingangseitig selbe settings am rep amp.

Was geschieht nun? Der neue Take wird gleich mit allen passenden Effekten versehen, Panorama und der benötigten Lautstärke. Ist es nun aber so, dass wenn ich diesen Take auf 0db hochziehe, dieses nicht das gleich wäre, als hätte ich den Kanalzug bei der Aufnahme auf 0db gehabt? Wirkt der Minus Level quasi "kallibrierend", so dass -9db in diesem Beispiel quasi die neuen Null sind, und ein Hochziehen vollzieht sich dann in den Bereich, der quasi jenseits der null läge, also mit Rauschen, clippen, usw..?

Oder anders: muss man zwingend immer auf 0db Spuren recorden, weil man sonst Headroom verschenkt, clipping oder Rauschgefahr? Oder bekommt man diese Probleme nur, wenn man die Eingangskanäle nicht voll aufgedreht hat (oder selbst dann nicht?)?

ash

 

[adrachin]

Soviel Verwirrung in einem Beitrag. Erstaunlich.

Wird in der Aufnahmekette nichts geändert wird der zweite Take mit genau den gleichen Einstellungen aufgenommen wie der erste.

Was im Kanalzug, also nach dem "Ausgang" des Tonkopfes an Effekten eingefügt wird oder was da an Veränderungen durchgeführt wird spielt keine Rolle.

Aufnahmepegel MAX sollte ungefähr -12 - -8 dBFS nicht überschreiten. Rauschspannungsabstand und zu geringer Headroom sind Probleme aus der analogen Welt und für die digitale Ebene irrelevant.......

 

[clemenserwe]

Der Kanalfader sollte in keiner DAW Einfluss auf die Aufnahme haben.
Apropos: In welcher DAW passiert das denn?

Unterschiede in der Aufnahme - Spielweise, evtl. das Einpegeln an Preamp/Interface - ergibt evtl. eine andere Lautstärke und damit eine andere Reaktion des Kompressors (Threshold). Das wiederum kann sich auf andere Effekte auswirken.

 

[Ash-Zayr]

Ich nehme mit Cubase auf, aber ich beschreibe nicht, dass es passiert, sondern frage, ob es passiert, weil ich eben nachher Spuren neu bespielen will.

Kann man also sagen: der Pegel des Roh-Signals, wie es erstmal auf einer Spur landet, ergibt sich alleinig durch den Ausgangs-Pegel der Zuspielquelle + dem Fader des Eingangskanals, quasi als Drosselklappe.
Dann würde ich nun folgern: ich könnte den Kanalzug auf der Spur auch komplett runterziehen, und das Signal würde dennoch 100% aufgenommen.

 

[Synophon]

Kann man also sagen: der Pegel des Roh-Signals, wie es erstmal auf einer Spur landet, ergibt sich alleinig durch den Ausgangs-Pegel der Zuspielquelle + dem Fader des Eingangskanals, quasi als Drosselklappe.

Ich kenne mich mit Cubase zwar nicht aus. Aber wenn dort ein dedizierter Eingangskanal wie bei einer Inline- oder Split-Konsole vorhanden ist, dann entscheiden in der Tat sowohl dieser als auch der Pre-Amp über die aufgenommene Lautstärke.

Dann würde ich nun folgern: ich könnte den Kanalzug auf der Spur auch komplett runterziehen, und das Signal würde dennoch 100% aufgenommen.

Jup.

Output des Mic-Preamps im Schnitt 0db

Gehst du hierbei nach dem (ich nehme an) VU-Meter des Pre-Amps oder dem Peak-Meter in Cubase?

 

[clemenserwe]

Dann würde ich nun folgern: ich könnte den Kanalzug auf der Spur auch komplett runterziehen, und das Signal würde dennoch 100% aufgenommen.

Ich gehe davon aus.
Es könnte sein, dass es in Cubase Einstellungen gibt, die das verändern. Es könnte sich ja auch um Pre-/Postfader Plugins handeln.

Ich mache mit meinem Interface oft Loopback-Aufnahmen. Um Rückkopplungen zu vermeiden, schalte ich den Aufnahmekanal einfach stumm. Trotzdem wird mit Standardpegel aufgenommen.

Das kannst Du aber auch recht einfach ausprobieren. Zwei Aufnahmen mit extremen Einstellungen am Kanalfader ...

 

[Fritz]

Es wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt um sich mit der Signalkette bei der Aufnahme und/oder dem Routing in der DAW vertraut zu machen (nachlesen bei Gelegenheit). Tust du ja eh gerade. Ein tieferes Verständnis der Materie schadet da eher nicht.