Sind Multibandsättiger die besseren EQs in einigen Fällen?

[JakobRosemann]

Hi,
ich habe mir rein für Sättigungseffekte vor kurzem das Ozone 5 Plugin von Izotope gekauft.
Ich bin erstaunt, wie stark man die Mitten und Höhen von Einzelsignalen oder ganzen Mixes doch damit anheben kann durch die Enhancer-Funktion.
In vielen Fällen wird eine weitere Bearbeitung durch einen Equalizer (was Anhebungen betrifft) durch den Einsatz unnötig. Natürlich arbeitet Ozone durch den Multiband-Modus auch mit Grenzfrequenzen etc. Dennoch frage ich mich, ob das Anheben von Frequenzbereichen mit Sättigungseffekten vielleicht gar phasengetreuer funktioniert als mit einem nicht linearphasigen Equalizer.
Kann da jemand was zu sagen?
Danke und Grüße
Jakob

 

[Akai31]

Das kann man schon machen; das Signal wird in dem Bereich halt auch dichter bzw. sind solche "Anhebungen" immer "Grundtontreu". Da wo nix ist, kann man ja mit einem herkömmlichen EQ, auch nix verstärken. Klirr erweitert das Grundsignal proportional mit entsprechenden Obertönen
Nur ob ich ein Multiband-Konzept mit eher steilen Hoch- und Tiefpässsen nun phasentreuer nennen würde...? Solche Filter verursachen prinzipbedingt starke Phasenanomalien und auch Ringing.
Ein Shelving eines minimalphasigen EQ zB geht im Regelfall hier sanfter zu Werke.

Gerade im Bassbereich vermeide ich persönlich solche starken Filtereingriffe, wenn immer möglich.
Das Ringing und die Phasenverzerrung ist je nach Konzept schon sehr deutlich hörbar und meistens kontraproduktiv in meinen Ohren.

 

[Traumwandler]

Ich kann dazu sagen, dass Dein gesamtes Master durch den Multiband Effekt in Frequenzbereiche zerhackt wird. Das Sind dann Lo- und Hipass Filter pro Band. Da passiert viel mehr Phasenquatsch als wenn Du beispielsweise einen Bell-EQ nimmst. Zumal Du ja die gleiche Wirkung mit einer sehr flachen "Glocke" erzielen kannst, die kaum Auswirkungen auf die Phase hat.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich weder beim EQ noch bei den Multiband-Effekten Probleme feststelle. Ist sozusagen "gehüpft wie gesprungen".

Der Unterschied ist eben, dass ein Exciter dem Signal neue Obertöne durch Verzerrung hinzufügt und der EQ vorhandene Signalanteile verstärkt. Was besser ist muss im Einzelfall entschieden werden. Um die Phase solltest Du Dir nur bei Mehrspurgeschichten oder manchmal bei Signalen mit hartem Attack (Bass Drums) Sorgen machen.

Gibt da einige Videos in Youtube zum Thema Phase bei EQs.

 

[Akai31]

Um die Phase solltest Du Dir nur bei Mehrspurgeschichten oder manchmal bei Signalen mit hartem Attack (Bass Drums) Sorgen machen.

Das stimmt nicht; es wird ja nicht die absolute Phase beeinflusst (für die das gehör tatsächlich eher unempfindlich ist), sondern es werden frequenzselektive verzögerungen kreiert, die je nach dem durchaus deutlich negative einflüsse haben.
Bspw. stimmen das Attack und der Bassbauch einer BD zeitlich nicht mehr überein. Oder Teppich und Kesselresonanz einer Snare... Sehr ätzendes Soundartefakt, egal ob in der Summe oder "nur" auf Einzelsignalen.

 

[ModulationMatrix]

Ich hab mal ne Frage zu diesem Thema: ich habe die frequenzabhängige Phasenverschiebung bisher komplett ignoriert. Bis ich gelesen habe wie man z.Bsp. mit einem Allpass-Filter von hoher Ordnung (72db/oct) eine Bassdrum KOMPLETT im Sound verändern kann.

Wo kann man da alles Wissenswerte zu dem Thema nachlesen? Mich interessiert halt WAS alles die Stärke der Phasenverschmierung beeinflusst (Filter-Order, auch Q? sonst noch Dinge?), wo sie außer bei Filtern noch auftaucht, und bei welchen Szenarien man eben generell aufpassen sollte oder wo es eher geringe Klangunterschiede sind. Hat da jemand einen Tipp?

 

[Traumwandler]

Um die Phase solltest Du Dir nur bei Mehrspurgeschichten oder manchmal bei Signalen mit hartem Attack (Bass Drums) Sorgen machen.

Das stimmt nicht; es wird ja nicht die absolute Phase beeinflusst (für die das gehör tatsächlich eher unempfindlich ist), sondern es werden frequenzselektive verzögerungen kreiert, die je nach dem durchaus deutlich negative einflüsse haben.
Bspw. stimmen das Attack und der Bassbauch einer BD zeitlich nicht mehr überein. Oder Teppich und Kesselresonanz einer Snare... Sehr ätzendes Soundartefakt, egal ob in der Summe oder "nur" auf Einzelsignalen.

Hab ich doch gesagt. Bei Bass Drums, ja und okay, auch bei Snares. Da musste schon aber extrem filtern, dass das wirklich hörbar wird. Und linearphasig gibt nen Predelay. Ob das dann besser klingt ist im Einzelfall zu entscheiden. Teppich und Fell werden bei Snares eh separat abgenommen, da stimmen die Phasen nicht 100% wenn Du dioe Mikros zusammen mischst. Ist dann grad egal, ob Du die Phase vom einen oder anderen Signal verzerrst. Kann aber auch sein, dass Du Recht hast, mir ist es blos noch nie aufgefallen, bzw. hatte damit noch keine Probleme.

 

[Akai31]

Tuerlich hab ich recht...

und voellig egal, ob auf summen, bussen oder einzelspuren. das aendert doch nix an den auswirkungen.
und auch der phasengang zweier mikros (bei deinem snr beispiel) hat damit nix zu tun.
ein mb-konzept arbeitet aber prinzipbedingt frequenzselektiv in einem sehr engen bereich mit grosser phasendifferenz. das bekommst du im nachhinein auch nie wieder gefixt.

eine snare mit zwei mikros mag zwar absolut zeitlich gegeneinander verschoben sein. der originale zeitliche verlauf des snare schlags ist aber auf beiden mikros voll intakt. probleme gaebe es ja erst beim zusammenmischen.
mit einen eq oder mb ist es nun aber moeglich spezifisch und frequenzselektiv moeglich den zeitlichen verlauf des snaresounds zu manipulieren. also zb teppich vor kessel. auch nur ein mikro nimmt doch immer beides auf, in einem urspruenglich korrektem zeitlichen verhaeltniss. das was man beim aligning versucht auszugleichen hat also nix mit dem zu tun, von dem ich hier rede.

 

[Akai31]

Nimm mal eine knackig klingende BD mit einem klaren attack und genug bass und setzt einen multiband (24db/okt, 12db ist aber auch schon deutlich wahrnehmbar. natuerlich nicht linearphasig) mit zwei separaten baendern mit einer trennfrequenz bei 100hz ein. guter raum bzw sorgfaeltig gewahlte abhoerposition und gute LS ohne grosse phasenabweichungen im bassbereich vorausgesetzt, kannst du jetzt beim spielen mit der trennfrequenz schoen hoeren wie sich der bassbauch der BD vom attack entfernt.
arbeitet man nun noch mit verzerrungen zb mit dem besagten ecxiter stimmen auch die produzierten obertoene zeitlich nicht mehr.

 

[Traumwandler]

Ich steig jetzt mal nicht wieder in die Diskussion ein. Wollt nur noch zum Besten geben, dass ich die Multiband Tools in Ozone nicht mehr benutze. Der Stereoverbreiterer in Multiband ist ja auch an sich ein sehr nützliches Tool aber irgendwie klang mir da immer etwas "schief". Ich nehm deshalb nur noch ein Band, also das gesamte Spektrum. Auch den Multiband Kompressor, der in Cubase drin ist hatte ich eine Zeit lang gerne verwendet aber wird aus dem gleichen Grund nicht mehr verwendet.

Ich vermute mal, dass mich die Phasenverzerrungen irgendwie stören. Könnte aber nicht behaupten, dass ich das definitiv höre, z.B. in der Weise wie von Akai beschrieben. Es ist bei mir eher ein Gefühl.