Recapping meiner Frequenzweichen

[Synophon]

Hi Jungs und Mädels!

Ich habe hier als Abhöre ein Pärchen Tannoy DTM-8, bei denen ich die mittlerweile fast 30 Jahre alten Kondensatoren der Frequenzweiche erneuern möchte.

Wie ihr auf dem Bild unten sehen könnt, würde ich die blauen Alcaps austauschen. Es handelt sich hierbei um 4,7µF für den Hochton und 7µF für den Tiefton, mit jeweils 50 vnp und +/- 10%LL.
http://www.falconacoustics.co.uk/al...citors/alcap-electrolytic-capacitors-50v.html

Jetzt bin ich bei Frequenzweichen noch nicht ganz fit. Ich habe gelesen, dass Folienkondensatoren besser klingen und weniger Toleranzen haben sollen. Meint ihr, ich würde mir damit eventuell die Abstimmung der Box kaputt machen oder gar den Klang?

Wenn ich mir jetzt angenommen die Alcaps mit ihrer 10% Toleranz kaufen würde, ist es dann wichtig zwei Kondensatoren mit der gleichen Abweichung zu nehmen oder ist das elektrisch / auditiv gesehen vernachlässigbar?

Darauf gekommen bin ich eigentlich durch ein nerviges Phänomen bei mir: Ich habe hier noch das Gehäuse der Tannoy DC-100, bei welcher das gleiche Chassis wie bei der DTM-8 zum Einsatz kommt. Bei der DTM-8 scheint das Klangbild ständig nach rechts ziehen zu wollen, was bei der DC-100 nicht der Fall ist. In beiden Fällen kommt natürlich das selbe Chassis zum Einsatz. Suche ich hier jetzt an der richtigen Stelle, bzw. kann so ein Effekt von der Weiche kommen?

Vielen lieben Dank schonmal!

Gruß
Marv

 

[recplay]

Hi Jungs und Mädels!


Jetzt bin ich bei Frequenzweichen noch nicht ganz fit. Ich habe gelesen, dass Folienkondensatoren besser klingen und weniger Toleranzen haben sollen. Meint ihr, ich würde mir damit eventuell die Abstimmung der Box kaputt machen oder gar den Klang?

Du kannst davon ausgehen, dass die eingestzten Kondensatoren auf die Schaltung deiner Box angepasst / für diese ausgesucht wurden. Was letztendlich bei einem Tausch gegen Folie rauskommt ist leider nicht klar vorauszusagen.... Kann besser sein. Kann schlechter sein, da Folie (da gibt es auch unterschiedliche) und Elkos sich etwas anders verhalten.

Vllt. hat ja jemand die gleiche Box und hat das schon mal gemacht ...

VG

 

[livingsounds]

Ja, es können sich Unterschiede, insbesondere aufgrund des äquivalenten Serienwiderstands ergeben.

Ich hab wo es geht in meinen Boxen Wima MKP4/MKP10 drin, die sind ausgezeichnet.

 

[livingsounds]

Alle Änderungen mit Behringer Messmikrofon und Holm Impulse (Freeware) dokumentieren, dann hat man Durchblick.

 

[HarrySH]

An deiner Stelle würde ich mal die Boxen mit einfachen Mitteln messen. Muss ja keine super genaue Messung sein. Gibt es gravierende Unterschiede, dann ist wohl was faul. Die Boxen auch immer am gleichen PLatz mesen, wegen der Raumanteile.

Evtl. auch mal austauschen, also linke Box zu rechts machen unjd umgekehrt. Damit der Fehler nicht vom Amp kommt.

Grundsätzlich bin ich immer sehr sketisch was Recapping angeht. In über 40 Jahren Elektronik habe ich bis jetzt nur zweimal einen Kurzschluss bei Elkos festgestellt. aber Recapping scheit ja wohl irgend ein heiliger Gral zu sein.

Die Lebenszeit bzw. Arbeitsstunden bei Kondensatoren werden bei Nenntemperatur in Stunden angegeben. Also z.B. bei 85 Grad Celsius 3000 Stunden. Jetzt sollte es bei deiner passiven Box im Inneren höchsten 35 - 40 Grad warm werden, wahrscheinlich wird dieser Wert garnicht erreicht. Man kann die Lebensdauer eines Kondensators berechnen und dabei stellt sich heraus, daß sich die Betriebsstunden bei Abnahme von jeweils 10 Grad verdoppeln. Also werden bei niedrigen Temperaturen die Betriebsstunden mal schnell 100000 Stunden annehmen. Kannst dir selbst ausrechnen, wie lange ein Kondensator überlebt, wenn Du nur jeden Tag 2 Stunden Musik machst.

Wenn Du trotzdem der Meinung bist, Du musst jetzt die Teile austauschen, dann solltest Du, wenn möglich, gleich selektierte Kondensatoren bestellen. Deine "Alcaps" haben nämlich +-20%. Da musst Du, wenn´s blöd lauft, schon an die 100 Stück bestellen und dann auch noch selbst ausmessen, bis Du ein gleiches Paar findest.

 

[Synophon]

Thanks!

Wie sieht es eigentlich aus, wenn ich anstatt der 7µF Alcap Kondensatoren mit +/-10% welche von Mundorf mit 6,8µF und +/-5% nehmen würde? Im Prinzip wäre ich durch die niedrigere Toleranz wahrscheinlich näher am Optimalwert.

Nur zum Verständnis: Der zum Tiefmitteltöner parallelgeschaltete Kondensator+Widerstand soll hier doch eine Frequenzgangglättung bewirken, stimmt's?

Gruß
Marv

 

[Sampa]

Wie sieht es eigentlich aus, wenn ich anstatt der 7µF Alcap Kondensatoren mit +/-10% welche von Mundorf mit 6,8µF und +/-5% nehmen würde? Im Prinzip wäre ich durch die niedrigere Toleranz wahrscheinlich näher am Optimalwert.

Mach dich nicht verrückt. 6,8uF zu 7uF macht 2% Änderung in der Grenzfrequenz des Filters aus.

Wenn man es paranoid genau haben will kann man das leider nur mit Messen der Bauteile und des Frequenzgangs machen.

Ansonsten einfach austauschen und höchstwarscheinlich glücklich sein.

 

[livingsounds]

Und bei den Spulen werden ohnehin größere Abweichungen bestehen.

 

[Synophon]

aber Recapping scheit ja wohl irgend ein heiliger Gral zu sein.

Wenn es nichts bringt, dann wenigstens Erfahrung.

[...] dann solltest Du [...] gleich selektierte Kondensatoren bestellen.

Ich könnte Mundorf anschreiben, ob die mir zwei selektierte Paare verkaufen können. Weißt du ansonsten, bei welchem Shop das möglich ist?

Mach dich nicht verrückt.

Verrückt macht mich nur mein OCD.

Und bei den Spulen werden ohnehin größere Abweichungen bestehen.

Thanks.

Also ich messe morgen mal die Lautsprecher durch und wechsel eventuell die Elkos mit denen aus der DC-100.

Gruß
Marv

 

[Ran]

Nur so als Anregung: Vielleicht macht es ja Sinn erst mal eine Box zu modifizieren und die dann mit der anderen gegen hören. Dann weißt du ziemlich sicher, ob sich was gravierendes geändert hat. Vorrausgesetzt die beiden klingen jetzt fast identisch.

 

[Synophon]

Vorrausgesetzt die beiden klingen jetzt fast identisch.

Sie klingen nahezu identisch. Siehe Anhang. Die Abweichungen oberhalb von 400Hz kommen vermutlich zum Großteil von der nicht exakt gleichen Lautsprecherposition vor dem unbewegten Messmikro. Dadrunter handelt es sich teilweise um 2 db Abweichungen. Ich müsste nochmal Messungen mit vertauschten Chassis machen, um die Fehlerquelle einzugrenzen. Aber schon mal die Frage vorweg: Können solche Abweichungen durch Weichentoleranzen entstehen? Immerhin steckt das Wort "Weiche" ja schon in "Abweichen" drin.

Gruß
Marv

 

[livingsounds]

Mach mal mit Holm Impulse eine Messung, da kannst Du auch den Phasengang sehen.

 

[Don_Quichotte]

Folienkondensatoren machen auf jeden Fall Sinn, denn bei Elektrolytkondensatoren rechnet man nur mit einer max. Lebensdauer von 15 Jahren.

 

[HarrySH]

Folienkondensatoren machen auf jeden Fall Sinn, denn bei Elektrolytkondensatoren rechnet man nur mit einer max. Lebensdauer von 15 Jahren.

So würd ich das mal nicht stehen lassen, mit max. 15 Jahren Lebensdauer bei Elko´s. Ich hab hier Messgeräte, die sind 35 - 40 Jahre alt und funktionieren einwandfrei. Mein Roland D50 ist Bauhjahr 1987 und einwandfrei und noch etliche andere Geräte, die schon einige Jahrzehnte auf´m Buckel haben.

Ich hatte auch mal eine Supra von Toyota, Baujahr 1987. Als ich den verkauft habe war er 23 Jahre alt. Und da sind einige Elko´s in der Elektronik verbaut. Zugleich ist der Wagen fast täglich gefahren worden. In so einem Auto herrschen oft widrige Bedingungen und auch entsprechende Temperaturen im Motorraum. Elektrische Probleme hatte ich nie.

Die Lebensdauer hängt hauptsächlich von der Betriebsdauer, der Temperatur, der anliegenden Spannung ab.

Bei großen Konsolen wie SSL/Neve (oder Andere) würde wohl ein Recapping nach 20 Jahren Sinn machen, da diese Kisten in entsprechenden Studios oft rund um die Uhr laufen und im Innern auch erhöhte Umgebungstemperaturen auftreten.

 

[Don_Quichotte]

Hallo Harry,

die Antwort habe ich von den Herstellern Nippon Chemi-Con, Nichicon und Rubycon erhalten.

 

[HarrySH]

Hi Don,

ja, das glaub ich Dir. Nur die Hersteller wollen verkaufen. Das ist wie mit Festplatten. Die sollte man nach Angaben von IT-Fritzen alle 3 - 5 Jahre austauschen. Ich hab eine noch immer funktionierende Atariplatteplatte, die ist 32 Jahre alt, in meinem Bürorechner 17 Jahre und in der DAW 13 Jahre.

Falls es Dich interessiert, hier ein Datenblatt von JIanghai:
https://www.buerklin.com/medias/sys_master/download/download/h88/hf8/8893315383326.pdf

und zur Berechnung der Lebensdauer von Elkos:
http://www.elektronikpraxis.vogel.de/passive/articles/536801/

 

[Don_Quichotte]

Hallo Harry,

wenn der Elko am Ende seiner Lebensdauer angekommen ist, d.h. wenn seine Kapazität um vielleicht -20% abgesunken ist und der ESR angestiegen ist, dann bedeutet das noch lange nicht das Ende der Gerätefunktion. Meist haben die Gerätedesigner dieses Verhalten berücksichtigt und es spielt noch munter weiter.

 

[Synophon]

Also ich habe mir jetzt ein paar Audyn Q4 Kondensatoren gekauft, die morgen ankommen sollten. Ich mache dann genaue Vorher- / Nachhermessungen mit den Lautsprechern und poste die hier.

Danke für die Infos, Jungs!

Gruß
Marv

 

[Synophon]

Also das Recapping hat in der Messung vor allem im Präsenzbereich was gemacht.
Gemessen habe ich so, dass ich lediglich die Boxen bewegt habe und das Mikrofon über den gesamten Zeitraum des Recappings an einer Stelle stand. Auch habe ich die Lautstärken von sowohl Ausgang als auch Eingang nicht berührt. In dem zweiten Bild von der linken Messung kann man einen Lautstärkeunterschied erkennen. Der entsteht, wenn ich die Lautstärken der Messungen nicht angleiche. Nach dem Angleichen sieht es in der Tat so aus, als wäre ich wohl ausversehen an meinen Lautstärkeregler gekommen. Jedoch zieht das Klangbild jetzt nicht mehr nach rechts und die Monomitte ist wie festgenagelt. Sowas kann durch Kondensatoren eigentlich nicht verursacht werden, stimmt's?

Grün = Links, neue Caps
Pink = Rechts, neue Caps

 

[HarrySH]

Bei den Messdiagrammen find ich jetzt keine große Änderung gegenüber den alten Bauteilen. Für mich liegt das alles im Rahmen von Bauteiltoleranzen.