Ich halte diese Entwicklungen als Folgeerscheinung einer ganz dem Produktdenken unterworfenen Kunstgattung. Zuviel Business zu wenig Musik. Hauptsache man kann immer mehr und schneller Geld verdienen mit was auch immer für Tönen. Ob dieser Gerichtsprozeß nun Schule macht ist da irrelevant. Es deutet nur die Tendenz an die in jeder Schicht schon ihre Sporen gestreut hat: Geld vor Kunst.
Also verabschieden wir uns doch einfach von der Industrie und machen nur noch die Musik, die uns befriedigt und Aussage hat (wäre zumindest eine tolle Sache) und pfeifen auf Verdienst. Das funktionierte schon früher sehr gut und brachte allerlei Neues hervor.
- Lerne ein Instrument richtig und wenn's ein Sequenzer ist.
- Pfeife auf die Meinung der Masse (sie hat nie recht).
- Schreibe bis du Gänsehaut kriegst von einem geilen Part. Dann spielt Geld keine Rolle.
Und somit kann man die Industrie sich schön gegenseitig zerfleischen lassen bis sie erschöpft wieder nach Musik sucht, die etwas bedeutet.
Und zum Hinweis auf einen älteren Thread "Kann Musik noch neu sein?":
Natürlich! Man nehme sich den Jazz als bestes Beispiel. Von den Feldern entstanden Rhythmen mit monotonen Phrasen, bis nach und nach Instrumente dazukamen. Dann die Übernahme der klassischen Harmonielehre durch die Verschmelzung schwarzer Sklavenmusikkultur mit der gebildeten schwarzen Musikkultur der oberen Schicht - anschließend die Verwandlung in immer neue Konzepte und die Befreiung aus der Unterdrückung durch die weiße Herrscherschicht, die immer das neueste im Jazz für sich übernahm inklusive dem Geld und Ruhm, wobei die höchst genialen schwarzen Musiker durch den Hintereingang rein und raus mußten und selten bezahlt wurden, bis der Bebop entstand der viel zu schwer war für den Mainstream-Jazz. Und heute hat diese Musikgattung ihre Finger überall und jedes Jahr tauchen neue Combos mit aufregenden Stilrichtungen auf. Aus einer Kultur entstand und wandelte sich die Kunst. (Unsere Kultur wurzelt in reiner Wirtschaftlichkeit. Das hört man sehr deutlich heraus schaltet man sein Radio an.)
Das kann man doch mit jeder Musik machen sobald das Geldverdienen in den Hintergrund rückt und die Kunst in den Vordergrund. Die Leidenschaft zum Ton und Klang ist unendlich vielseitig. So wie es keine zwei gleichen Menschen auf der Welt gibt kann man unendlich in der Musik variieren.
Also einfach die Industrie ignorieren und selber etwas in die Welt setzen.
Die Industrie ist schon in den letzten Zügen. Sie recycelt sich aus Ratlosigkeit und sucht einfach nur immer neue Wege Geld zu generieren. Nur Top-Akts haben die Möglichkeit von ihrer Arbeit zu leben. Alles soll schneller, billiger und kurzweiliger werden. Und da die Kunst ja oft ein Spiegelbild ihres Zeitgeistes ist können wir sicher sein, daß die Industrie mit der Weltwirtschaft den Bach runtergeht. Da kann man doch viele Lieder aus der Situation entstehen lassen.
Also kurz gefasst: Industrie blöd - Meine Gitarre toll.
PS: War ein wenig ausschweifend der ganze Eintrag, aber es ist Freitag Abend und ich chille gerade im Wohnzimmer
