Ich schließe mich Holgi an,
Es ist durchaus Potential zu erkennen. Da steckt auf jeden Fall Mühe drin, der ein oder andere Instrumentsound ist echt schön. Auch Vibrato Charakter ist in der Melodie zu erkennen.
Ich persönlich finde die Idee, der easy listening Vertonung eines Abendessens auch gut.
Ich weiß, hier hagelt es Kritik und das tut weh. Aber hier wird fast nie kritisiert, weil wir einfach nur gerne motzen, sondern weil Kritik einer der wichtigen Schritte im Produktionsprozess ist.
Ich bin jedes mal echt dankbar, wenn mein Zeug zerrissen wird, denn daran merke ich was ich verbessern kann. Bringt jedem von uns natürlich nix, wenn einfach geschrieben wird "is scheiße", aber bei genauer auflistung von Kritikpunkten, weißt du woran zu arbeiten ist.
Da Musik natürlich eine Kunstform ist, und dementsprechend auch reine Sache des Künstlers ist, kannst du solche Statements
"Ich will meinen eigenen Standart haben. Meiner Meinung nach gibt es keine Regeln in der Musik. " gerne bringen.
Wenn dir hier natürlich 10 Menschen unabhängig von einander erzählen, dass sie lieber ihre eigenen Ohren verspeisen würden, damit sie den Rest des Abendessens ungestört oder unirritiert genießen können, dann zeigt das natürlich eine Themaverfehlung.
Am Gefühl, welches du anstrebst, gibt es zu arbeiten. Ich sagte bereits fehlende Phrasierung. Es kommt weniger darauf an, welche Noten du spielst, sondern wie du sie spielst. Das ist das schönste an Jazz und gilt es im Jazz zu mastern. Ein guter Jazzmusiker, kann dir den gleichen Lick aus beispielsweise 5 Noten, auf tausende unterschiedliche Art und Weisen spielen. Das ist ein Spiel mit der Dynamik. Er hat bereits unzählige unterschiedliche möglichkeiten, mit Lautstärken zu spielen. Zusätzlich hat er möglichkeiten, mit tremolo und vibrato spielweisen(sofern nicht pianist) an den bereits lautstärken phrasierten Licks zusätzlich gefühl rein zu bringen. Manche Musiker nutzen instrumente, die es ihm erlauben bendings oder slides durchzuführen. Das wären weitere Möglichkeiten, mehr leben in die Bude zu bringen. Der E-Gitarrero Jazzmusiker arbeitet dann zusätzlich mit dem Dynamikverhalten seines Röhrenamps. Mit Anschlagstärke hat er maßgeblichen eingriff auf das Röhrenzerren seines Amps, was besonders im lowgain jazzbereich unfassbar viele Dynamikvariationen zusätzlich mit sich bringt.
Und das meiner Meinung nach schwerste ist die wirkliche Phrasierung. Hier gehts ums Timing. Wie du ein und den selben Lick in deinen angestrebten Takten unterbringst. Der gleiche Lick mit den gleichen 4tel 8tel, punktierten 8tel, oder wie auch immer er aufgebaut ist, kann von einem begabten Jazzmusiker wieder rum auf hunderte unterschiedliche Variationen gespielt werden. Das ist Phrasierung, nämlich nicht genau auf die 1 2 3 4 / offbeats etc zu spielen, sondern rein nach gefühlt, eher ohne den Takt groß mit zu zählen. Diese leichten timingvariationen bringen zusätzlich Flexibilität und Ausdrucksstärke. Minimale Änderungen im Timing erzeugen ganz andere Gefühle. Trägheit durch bewusstes Verschleppen wäre ein beispiel.
Das ist es, was Jazzmusik so anspruchsvoll macht. Denn es ist ein wunderschönes Zusammenspiel einer Band, die Ihre Geschichte jenseits der gespielten Noten erzählt.
