Nicht ganz mein Typ

[Teestunde]

Nicht ganz mein Typ

War nicht ganz mein Typ,
aber ziemlich lieb,
der selbst ausgelaugt
noch zum Reden taugt;
kannte jeden Stern.
Hätte sicher gern
auch als Mann geglänzt.
Da hab ich geschwänzt.

Nur, dass er bereit war, tatsächlich zu schießen
auf solche, die segelnd die Heimat verließen,
das war so ein Punkt, der mich unruhig machte,
besonders, weil er nur ans Siegen dachte.

Wirkte ganz normal,
litt nicht etwa Qual;
nur so‘n Freiheitsdrang
war für ihn schon krank.
Es hat nichts gebracht;
was es mit ihm macht,
gab er mir nicht preis.
Ich blieb viel zu leis.

Nur, dass er bereit war, tatsächlich zu schießen
auf solche, die segelnd die Heimat verließen,
das war so ein Punkt, der mich unruhig machte,
besonders, weil er nur ans Siegen dachte.

Wege trennten sich,
ich verliebte mich
und vergaß ihn fast.
Hab ihn nicht gehasst.
Auch nicht, als das Land
aus dem Atlas schwand.
Er war ziemlich lieb,
nur nicht ganz mein Typ.

Nur, dass er bereit war, tatsächlich zu schießen
auf solche, die segelnd die Heimat verließen,
das war so ein Punkt, der mich unruhig machte,
besonders, weil er nur ans Siegen dachte.

 

[Teestunde]

Komisch, ich hatte Bedenken, den Text zu posten, weil ich dachte, dass alle darüber herfallen würden. Aber das Thema scheint nicht mehr zu interessieren.

 

[hermestc]

Ich mag den Text!

 

[SoulFrontier]

Imo liegt es auch am Titel und ganz sicher ist das Thema schon lange her und die wenigsten Leute hier und auch anderswo können damit etwas anfangen.

Du könntest es aber ganz sicher in's Hier und Heute holen wenn Du den Jäger und die Jagt auf Menschen thematisiert und auch das Schießen auf Flüchtlinge. Das Wort Flüchtling ist ja leider in aller Munde und garantiert Aufmerksamkeit.

Also da könnte ich mir schon eine spannende aber auch sehr spezielle Geschichte vorstellen. Denn das würde eine Geschichte über ein Monster werden, einen Perversen.

Hmm, keine Ahnung ob so etwas geht und wie.

Aber Jagd und die perverse Freude daran kann imo auf jeden Fall Thema spannender Texte sein.

Deutschland unter Hitler:
Juden, Homosexuelle und Linke wurden gejagt,
Deutschland Ost:
Republik Flüchtlinge wurden gejagt, Langhaarige wurden gejagt, Punks...alle Regime Kritiker und Andersdenkenden...

Ob das ein Thema sein kann für eine breite Öffentlichkeit hängt vom Geschick ab die Mechanismen in die Gegenwart zu holen.

 

[Teestunde]

Das sind sicher gute Anregungen, mir ging es aber darum, mit aller Aufrichtigkeit vor mir selber diesen Teil meiner Geschichte aufzuarbeiten.

 

[mWermut]

Ja, das klingt alles so realistisch. Du schreibst ja..

meiner Geschichte

das war so ein Punkt, der mich unruhig machte,

Hier empfinde ich "unruhig" für die Situation als schwachen Begriff. Aber vielleicht kommt es einem Gefühl näher, als erschrecken oder ähnlichem.

Das am Ende des ersten Verses beschriebene Nicht-Zusammenkommen, scheint mit der Unruhe gar nichts zu tun zu haben. Das Auseinandergehen der Wege auch nicht. Ist das so gemeint? Ein Nebenher von Einstellung und (Liebes-)Leben?

 

[Teestunde]

Ein Nebenher von Einstellung und (Liebes-)Leben?

Genau so ist es gemeint. Das lief jedes für sich.