Music Promotion - wen kontaktieren und wie?

[archibald]

Hi zusammen,

vorab: Gibt es hier im Forum einen Ort für das Thema Music Promotion in all seinen Facetten? Ich bin nicht fündig geworden, aber gerne darf dieser Thread an die richtige Stelle verschoben werden, falls es eine gibt.

Zur Sache: Ich will mich mit euch austauschen über digitale Formen der Music Promotion. Wo konntet ihr eure Songs/Musikvideos schon unterbringen und wie sind eure Erfahrungen damit?

Inspiriert ist dieser Thread von einem Tipp von @Hyp aus einem anderen Thread hier im Forum und ich bin ganz einfach schon länger daran interessiert, meine Musik(videos) über entsprechende Kanäle zu veröffentlichen. Ich habe schon häufiger das Feedback erhalten "Deine Musik ist gut, aber wieso hast du so wenige Klicks?". Daher dachte ich, das ist doch mal ein schönes Experiment und wenn am Ende wirklich mehr Klicks dabei rum kommen, freut mich das auch.

Also - habt ihr bereits Kanäle gefunden, die wirklich offen für neue Musik unbekannter Artists (ohne breite Fanbase oder viele Klicks) sind? Oder habt ihr eine besondere Vorgehensweise bei der Kontaktaufnahme entwickelt? Ich hoffe, wir können gemeinsam ein Thema diskutieren und erarbeiten, von dem jeder profitieren kann.

Ich freue mich auf euer Feedback!

Gruß
archi

 

[sts]

Gibt es hier im Forum einen Ort für das Thema Music Promotion in all seinen Facetten? Ich bin nicht fündig geworden

Es gibt kein separates Unterforum für Marketing und Promotion (ich persönlich halte das auch nicht für nötig - es würde in kürzester Zeit nicht mehr als Diskussionsforum zu diesem Thema genutzt, sondern als reine Abwurfstelle für Promotion-Links). Ich denke, es ist hier schon richtig untergebracht, andernfalls wird es schon jemand woanders hin verschieben.

 

[Hyp]

Einfach Youtube-Musikkanäle im passenden Stilbereich ausfindig machen und anfragen. Manche sind erreichbar für neue / unbekannte Acts, wenn die Musik passt, andere nicht. Man kann sich die Chancen ja leicht ausrechnen, indem man einigen Acts nachgeht, die auf einem Kanal veröffentlicht wurden.

Letzte Woche wurde ein Remix von mir von dem Youtube-Kanal LegitLiquid angefragt, der trotz vermeintlich über 26.000 Abonnenten aber allgemein nicht viele Hörer hat:
https://www.youtube.com/user/LegitLiquid/videos

Viele Musikmagazine/Fanzines und -Blogs bringen ihrem Publikum auch Tracks als "Premiere". Da gibt's auch die ganze Bandbreite von Standbild über einfache generische Animationsvideos bis hin zu mitzulieferndem individuellen Video. Ab einer gewissen Größe des Kanals muss man sicherlich selbst schon ordentlich Gefolgschaft mitbringen oder zahlen.

 

[archibald]

Danke @Hyp für diesen Einblick, den du hier teilst! Ich habe, ehrlich gesagt, noch bislang noch nie Youtube-Kanäle angefragt, weil ich da völlig unschlüssig bin, bei wem meine Musik reinpasst, bzw. kenne ich vielleicht solche Kanäle nicht. Ich werde mich aber auf die Suche machen und einfach mal Anfragen schicken - ich habe ja nichts zu verlieren.

Gibt es weitere Erfahrungen hier im Forum, vielleicht auch andere Herangehensweisen? Hat jemand beispielsweise schon Erfahrungen mit (Micro-)Influencern gemacht?

Gruß
archi

 

[Hyp]

Ich greife mal voraus...
Die Formel ist wie bei allen Deals auf der Welt: Bringe der Instanz bzw. ihrem Publikum einen Wert.
Wie die Mindeststandards aussehen, entnimmt man dem jeweiligen Kanal - auf welcher Plattform auch immer.
Andere Herangehensweisen gibt's nicht.

 

[Mar io]

ja... hyp hat recht. und der grundsatz ist bei mir: fragen kostet (noch) nichts...

ich pers. hab mir meine vorgehensweise auch bei anderen abgeschaut. aber auf soundcloud. premieren, free download tracks und connecten mit größeren channels... immer beruhend auf gegenseitigkeit, also im besten fall haben alle was davon.

und trotzdem kann es sein das man auch mal etwas geld in die hand nehmen muss... sei es um ein ordernliches vid zu bekommen (profis können das nunmal besser als laien)... ich kann es sogar verstehen wenn gewisse channels auf SC sich reposts bezahlen lassen, zumindest wenn deren follower zum größten teil aus echten menschen bestehen. einen channel mit 70.000-100.000 followern aufzubauen kostet jahre und viel geld, da möchte man dann auch irgendwann was zurück.

ansonsten konkret fragen, so allgemein ist das schwierig zu beantworten.

 

[archibald]

Ich greife mal voraus...
Die Formel ist wie bei allen Deals auf der Welt: Bringe der Instanz bzw. ihrem Publikum einen Wert.

premieren, free download tracks und connecten mit größeren channels... immer beruhend auf gegenseitigkeit, also im besten fall haben alle was davon.

Danke @Hyp und @Mar io !

Da will ich nochmal direkt nachfragen:
Wie stellt ihr denn den "Gegenwert", den ihr dem Kanalbetreiber für das Featuren der eigenen Musik bringt, genau dar - also, wenn es nicht direkt um Geld geht? Das interessiert mich wirklich, weil ich immer davon ausgehe, dass ich ja keine Massen neuer Fans für den Kanal mitbringen kann, wenn ich selbst keine Massen hinter mir habe. Wie löst ihr das Dilemma?

Gruß
archi

 

[Hyp]

Es muss halt Stoff von der Art sein, die die jeweilige Szene interessiert. Wenn es ein cooler neuer Tipp für die Szene ist, gibt es auch Szeneorgane, die an der Vermittlung Interesse haben.

 

[archibald]

Es muss halt Stoff von der Art sein, die die jeweilige Szene interessiert.

Oh je, das hab ich befürchtet... Ich muss erst mal eine Szene finden

Danke dir!

 

[Mar io]

der gegenwert kann ja auch das stück musik sein das zum freien download angeboten wird. dann hat der blog was davon in dem er content bieten kann (der muss nat. brauchbar sein), du hast was davon (neue follower, mehr reichweite) und die user haben einen freien download und lernen evtl. musik kennen über die sie sonst nicht gestolpert wären...

 

[archibald]

@Mar io Danke! Ja, ein kostenloser Download ist nicht schlecht - gerade, wenn die Musik nicht über die üblichen Streaming-Dienste abrufbar ist. So versuche ich es mal

 

[archibald]

Noch eine andere Frage: Hat jemand von euch Erfahrungen mit (kuratierten) Playlists? Habt ihr schon eigene Songs in "klickstarke" Playlists reinbekommen und mit welchem Ergebnis?

 

[Mar io]

hey.
ja. tracks/songs in klickstarke playlists zu bekommen ist nat. eine super sache...
das problem bei ernstzunehmend kuratierten playlists ist allerdings das der kurator entscheidet welche tracks da rein kommen...und damit es ernstzunehmend bleibt ist es nicht allzu gern geshen wenn man sich da (zu sehr) aufdrängt. die kunst liegt dabei eher darin dem kurator aufzufallen... der track muss nat. auch stark sein und ins schema passen.

 

[Mar io]

hast du einen soundcloud channel ? wenn nicht wird es zeit, mit deinem sound solltest du schon anklang finden.
youtube ist ein hartes pflaster wenn du mich fragst... im hiphop bereich wird sich wenig geschenkt, sehe das oft bei soundcloud, fast alle channels die sich mit hiphop/rap befassen lassen sich reposts teuer bezahlen. ich schätze aber das es da auch ausnahmen gibt, die gilt es dann zu finden...

 

[archibald]

@Mar io Danke, das gibt mir einen guten Überblick. Ich habe zwar ein Soundcloud-Profil, habe es aber bisher wenig aktiv genutzt. Meinst du mit "dem Kurator aufzufallen" beispielsweise ein häufigeres Liken/Kommentieren oder sogar reposten seiner Playlists?

An alle: Hand auf's Herz - wer hat bereits einen Repost der eigenen Musik bezahlt und wie gut ist er dann damit gefahren?

 

[Hyp]

Dass es hilft, eine höhere Sichtbarkeit zu haben, indem man auf beachteten Kanälen erscheint, ist die Grundlage von Marketing. Nur hilft Marketing wenig, wenn die Musik an sich nicht auffällt - ob durch Qualität oder trashige Eigenschaften.
Du musst den Leuten Grund geben, warum sie genau bei deinem Track hängenbleiben und nicht bei den anderen 100, die in derselben Minute erscheinen. Storytelling ist auch ein Faktor - dass du als Person für etwas Wiedererkennbares stehst.

Neben Track-Reposts/Premieren gibt's natürlich noch Möglichkeiten wie Anzeigen bei Facebook und Instagram, die der Zielgruppe angezeigt werden.

 

[archibald]

@Hyp Danke dir! Bei Anzeigen habe ich selbst die Erfahrung gemacht (sowohl als Ersteller, als auch als Konsument), dass sie dir nicht viel helfen, wenn du selbst (noch) nicht bekannt bist. Ich klicke auf keine FB oder Insta-Anzeigen, weil sie mich schlicht nicht interessieren. Das würde sich vielleicht ändern, wenn ich den Absender bereits kenne und ihn verfolge. Um Bekanntheit aufzubauen sehe ich als primäres (nicht einziges) Mittel, Promotoren zu gewinnen - früher sagte man "Multiplikatoren", heute "Influencer". Wenn eine Empfehlung von einer dritten Person/Institution kommt, der ich vertraue - und am besten nicht nur von einer, sondern mehreren - greift das Phänomen Social Proof ganz gut - ich lasse mich also von der Meinung vieler leiten.
[Ich denke, das ist sowieso die Herausforderung: die meisten Menschen scheinen sich lieber vorschreiben zu lassen, was sie zu hören haben, das erklärt auch den Erfolg von Playlists - just my 2 cents].

Ist es insgesamt sinnvoll, ein Werbebudget zu planen, um damit primär an Influencer (Blogger, Seitenbetreiber, Fanzines, Paylist-Kuratoren) mit passender Zielgruppe und Reichweite heranzutreten?

Was denkt ihr?

 

[Hyp]

In kleineren Szenen erreicht man eher Multiplikatoren auch ohne Budget als in größeren. Also: Es kommt drauf an.
Einen gewissen Grad an Multiplikatoren sollte man durch normale Aktivität (Präsenz und Anteilnahme an dem, was andere machen) in einer Szene automatisch erreichen, wenn man was Taugliches vorzuweisen hat.

Ich bin durch Anzeigen auf Facebook und Instagram durchaus schon auf Sachen gestoßen, die mich prinzipiell interessiert haben und wo ich mal reingeschaut habe. Wenn es nicht funktionieren würde, würde es nicht gemacht werden. Aber man kann bei der Gestaltung einer Anzeige, dem Inhalt und der Platzierung sicherlich genug Fehler machen, dass es je nach Fall eben auch nicht funktioniert.

Das mit dem "die meisten scheinen sich lieber vorschreiben zu lassen, was sie zu hören haben" würde ich anders sehen. Es ist einfach eine Zeitfrage, sich durch Massen an Stoff zu hören. Eine gut kuratierte Playlist ist wie ein guter DJ. Der DJ schreibt ja auch vor, wozu getanzt wird. Du verlässt dich in diversen Bereichen des Lebens sicherlich auch auf Vorgegebenes, weil man nicht alles selbst nachforschen kann.

 

[archibald]

In kleineren Szenen erreicht man eher Multiplikatoren auch ohne Budget als in größeren. Also: Es kommt drauf an.
Einen gewissen Grad an Multiplikatoren sollte man durch normale Aktivität (Präsenz und Anteilnahme an dem, was andere machen) in einer Szene automatisch erreichen, wenn man was Taugliches vorzuweisen hat.

Da bin ich bei dir und habe auch die gleiche positive Erfahrung gemacht. Ich kenne durchaus einige Bands aus meinem Umfeld, die sich mehrheitlich auf den direkten Kontakt mit Fans, Veranstaltern und anderen Bands verlegen, viel live spielen und sich langsam und konstant eine nachhaltige kleine Fanbase aufgebaut haben. Aber da ist natürlich der Haken: es dauert viele Jahre sich diese Fanbase aufzubauen. Der Vorteil: sie ist nachhaltig, d.h. wenn die Band für eine gewisse Zeit weniger präsent ist, springen diese Fans nicht einfach ab.

Ich bin durch Anzeigen auf Facebook und Instagram durchaus schon auf Sachen gestoßen, die mich prinzipiell interessiert haben und wo ich mal reingeschaut habe. Wenn es nicht funktionieren würde, würde es nicht gemacht werden. Aber man kann bei der Gestaltung einer Anzeige, dem Inhalt und der Platzierung sicherlich genug Fehler machen, dass es je nach Fall eben auch nicht funktioniert.

Komplett richtig: Die meisten - mich sicher eingeschlossen - machen am Anfang einige Fehler bei der Gestaltung und Aulieferung, die nicht zum erwarteten Erfolg führen. Ich sehe aber Anzeigen immer noch hinter Multiplikatoren, also als sekundäres Mittel, gerne immer flankierend. Eine alte Weisheit der Werbebranche lautet ja auch: die Wiederholung macht's. Wenn ich gerade noch einen Post gesehen habe, wo mir jemand Artist XYZ empfiehlt und wenig später sehe ich eine Anzeige zur neuen Single, verstärkt das die Wahrnehmung und Wirkung.

Das mit dem "die meisten scheinen sich lieber vorschreiben zu lassen, was sie zu hören haben" würde ich anders sehen. Es ist einfach eine Zeitfrage, sich durch Massen an Stoff zu hören. Eine gut kuratierte Playlist ist wie ein guter DJ. Der DJ schreibt ja auch vor, wozu getanzt wird. Du verlässt dich in diversen Bereichen des Lebens sicherlich auch auf Vorgegebenes, weil man nicht alles selbst nachforschen kann.

Das mit dem DJ stimmt natürlich auch. Und oft meistens sind wir ja froh, wenn der DJ ein abwechslungsreiches, aber zusammenhängendes Set spielt. Ich habe aber tatsächlich neulich mit einem Kollegen darüber gesprochen, wie er sich neue Musik sucht bzw. darauf aufmerksam wird. Er sagte, er sei dazu zu faul - da ist das Thema Zeit - und lässt sich immer Playlists von seinen Freunden schicken, die sie gut finden. Weil sie einen ähnlichen Geschmack haben funktioniert das auch gut. Im Grunde haben wir da die Playlist mit dem persönlichen Micro-Multiplikator gekoppelt. Wenn mein Kumpel mir schon mal eine Playlist geschickt hat, die mir gefallen hat, höre ich wahrscheinlich auch in eine weitere rein, die er mir schickt.

Aber mal eine andere Frage: Habt ihr schon mal was eher kontroverses ausprobiert, um eure Musik zu pushen? Etwas, was nicht so üblich ist? Ich habe mal von einem Typen gelesen, der immer absichtlich CDs mit seiner Musik an Bushaltestellen hat liegen lassen. Gut, das ist jetzt komplett offline, aber welche Promo Stunts habt ihr schon ausprobiert oder gehört?