Mehr als Spiel

[Teestunde]

Mehr als Spiel

Du liest dicke Bücher, ich das Wochenblatt.
Du hast einen tollen Job, ich hab meinen satt.
Du vergötterst Mozart, ich den letzten Hit.
Du sprichst klug von Politik, ich komm da nicht mit.

Du sprichst fremde Sprachen, ich nur Dialekt.
Du isst früh dein Vollkornbrot, ich nur, was mir schmeckt.
Du gehst in die Oper, ich bleib davor stehn.
Du verstehst moderne Kunst, ich kann sie nicht sehn.

Und trotzdem ist es mehr als Spiel,
mehr als nur Spaß, mehr als ein Deal,
mehr als ein kurzes Dann und Wann,
mehr als ich mir erträumen kann.
Und trotzdem ist es viel, viel mehr,
als es aus Lust und Laune wär.
Und frage ich nach dem Wieso,
dann sagst du nur: Ich mag dich so!

Du schaffst noch ein Studium, ich noch ein Glas Bier.
Du vertraust auf die Vernunft, ich vertrau nur mir.
Du lebst hier und heute, ich nur irgendwie.
Du bist überall gefragt, ich so gut wie nie.

Und trotzdem ist es mehr als Spiel,
mehr als nur Spaß, mehr als ein Deal,
mehr als ein kurzes Dann und Wann,
mehr als ich mir erträumen kann.
Und trotzdem ist es viel, viel mehr,
als es aus Lust und Laune wär.
Und frage ich nach dem Wieso,
dann sagst du nur: Ich mag dich so!

Du legst mir deinen Finger auf den Mund
und flüsterst: Wozu brauchst du einen Grund?

Und trotzdem ist es mehr als Spiel,
mehr als nur Spaß, mehr als ein Deal,
mehr als ein kurzes Dann und Wann,
mehr als ich mir erträumen kann.
Und trotzdem ist es viel, viel mehr,
als es aus Lust und Laune wär.
Und frage ich nach dem Wieso,
dann sagst du nur: Ich mag dich so!

 

[Dodo_I]

Das ist schön

Vor allem, dass Du die Perspektive geändert hast:

Dadurch, dass das "Du" in der "überlegenen Rolle" ist (was es ja nicht ist), kommt der Text nicht so oberlehrerhaft, sondern liebevoll rüber.

Sehr schön


So mancher Vergleich hinkt auch im Text (Studium - Bier), aber genau das macht dann auch im Thema den Charme aus ...

 

[Teestunde]

Danke. Vielleicht wird es noch mal so eine hübsche Nummer wie das Butterkekslied. Mal sehen. LG T.

 

[MamaMuuht]

@Teestunde

Schön! Und ich hör da keine Butterkeksmusik zu. Ich finde, das kann man zum Beispiel auch etwas poprockiger vertonen.

Meine kleine Erbsen:

Du legst mir deinen Finger auf den Mund
und flüsterst: Wozu brauchst du einen Grund?

Das würde ich vermutlich anders herum texten. Denn das Du glaubt ja an die Vernunft.Und studiert noch, scheint also der Intellektuellere von beiden zu sein.

Also eher:

Ich leg dir meinen Finger auf den Mund
und flüster: Wozu brauchst du einen Grund?

Das würde dann auch diese Zeilen ändern. Aus:

Und frage ich nach dem Wieso,
dann sagst du nur: Ich mag dich so!

würde dann:

Und fragst du mich nach dem Wieso
dann sag ich ich nur: Ich mag dich so.

Ich sag ja, nur Erbsen....

Ein sehr fluffiger und schöner Text!

 

[hermestc]

Mag ich sehr!

 

[Teestunde]

@MamaMuuht
Deine Umstellungen versteh ich nicht. Das Ich fragt doch das Du, wieso es ihn mag. Sie, die Intellektuelle, braucht keinen Grund für die Liebe, sie mag Ihn, den Bequemeren, weil er eben ist, wie er ist. Umgekehrt würde es nicht passen. Er fragt sie nach dem Grund und sie antwortet: Ich mag dich so (wie du bist). LG T.

Klar, dass das Du bei mir die Frau ist, muss ich natürlich dazuschreiben. Ist hiermit geschehen.

 

[MamaMuuht]

@Teestunde

" Sie, die Intellektuelle braucht keinen Grund für die Liebe"

Na eben. Das ist ja das was ich unlogisch finde. Intellektuelle brauchen immer für alles Gründe...

Aber vielleicht mache ich ja einen Denkfehler? Vielleicht mag sich noch jemand dazu äußern?

Das Brett vorm Kopf weist mir den Holzweg.

 

[Saurus]

...Ich finde, das kann man zum Beispiel auch etwas poprockiger vertonen...

Ich hatte da ad hoc Schlager im Kopf Aber nein! PoRo kann sicher auch gut funktionieren.

B.t.w.: Feiner leichtfüßiger Text. Gleich die beiden Einstiegszeilen finde ich sehr gut.

"Du liest dicke Bücher, ich das Wochenblatt.
Du hast einen tollen Job, ich hab meinen satt."

Das setzt eine gewisse Messlatte, an die die auf den 1. Chorus folgenden beiden Zeilen nicht mehr ganz herankommen.

"Du schaffst noch ein Studium, ich noch ein Glas Bier.
Du vertraust auf die Vernunft, ich vertrau nur mir."

Insbesondere das Glas Bier finde ich etwas zu "prollig".
Eine wirkliche Alternative fällt mir spontan allerdings auch nicht ein. Vllt. dies:

Du schaffst noch ein Studium, ich "verweil´/häng fest" im Hier.


.

 

[Dodo_I]

@Teestunde

" Sie, die Intellektuelle braucht keinen Grund für die Liebe"

Na eben. Das ist ja das was ich unlogisch finde. Intellektuelle brauchen immer für alles Gründe...

Nein. Wirkliche Intellektuelle wissen, wann es keine rationalen Gründe geben muss

 

[SoulFrontier]

Ist bisher mein Favorit unter Deinen Texten! Sehr schön, Kompliment!

Irgendwoher aber kenne ich dies Schema doch? Wer hat das genauso schon gemacht? grübel...

egal, jedenfalls frisch, ohne Schwere, mit genau dem Augenzwinkern das ich liebe

 

[Saurus]

Du,
du hast,
du hasst mich,
du hasst mich
du hast mich gefragt
du hast mich gefragt
du hast mich gefragt und ich hab nichts gesagt!

Willst du bis der Tod euch scheidet, treue sein für alle Tage?
NEIN!
NEIN!

 

[Teestunde]

@Saurus

Insbesondere das Glas Bier finde ich etwas zu "prollig".

Das ist Absicht. Der Kontrast soll so groß sein, damit man seine Verwunderung versteht. Er genießt sein Feierabendbierchen (immerhin: ein GLAS), während sie Bücher wälzt und lernt.

 

[artname]

Sehr gut Teestunde,

du bist fleißig und scheinst andere Texte zu analysieren. Du beginnst, dich aus den gefährlichen Fängen einer kleinen Szene, die du ja gern mal über den ganzen Text ziehst, zu befreien.
Solche szenischen Texte sind mMn schwer so zu schreiben, dass sie bis zur letzten Zeile prickelnd bleiben.

Das These-Antithese-Spiel hingegen ist seit Jahrhunderten ergiebig. Allerdings könnte man diese Art Aufzählung (hallo Nachtschicht, deine Ablehnung von "Aufzählungen" braucht etwas mehr Differenzierung) noch wesentlich subtiler steigern (Klimax/Antiklimax). Aber ich finde, du hattest eine gute Idee. Und du bist ja noch jung in dem Geschäft und garantiert steigerungsfähig.

Nach Steigerungen ruft der Text mMn wirklich noch. Ist mir noch etwas zu betulich. Da könnte die eine oder andere Zeile mal (wie es gerade in der Branche heißt) "direkt in die Fresse gehen." Klingt unschön, hat aber was von dem Punch, den man eigentlich meint. - Mir fehlt grade die Zeit für konkrete Vorschläge. Muss ja charmant frech sein. - Aber andererseits: DAS würde ich von der Vertonung abhängig machen. Sowohl was die Musik, als auch das Image des künftigen Interpreten betrifft.

Gruß

 

[Soundkraft]

Irgendwoher aber kenne ich dies Schema doch? Wer hat das genauso schon gemacht? grübel...

Wenn du so denkst wie ich , dann ist es "Dein Herz schlägt schneller als meins" von Andreas Bourani.
Nur dass man hier zu nem ganz anderen Schluss kommt.

Im Grossen und ganzen gefällt mir der Text (auch dass "ausgerechnet der/die Intelektuelle dann dem Gefühl nachgibt, währned sich der andere Gedanbken macht ob er vllt nicht "gut genug" ist.
Könnte sich noch mehr inhaltlich in den Strophen tun...da ist noch Platz denke ich...vllt auch noch was nennen wo man nicht ganz so weit auseinanderliegt..oder die Unsicherheit noch klarer machen.....ist noch sehr Refrainlastig.

 

[Teestunde]

@artname

Nach Steigerungen ruft der Text mMn wirklich noch. Ist mir noch etwas zu betulich. Da könnte die eine oder andere Zeile mal (wie es gerade in der Branche heißt) "direkt in die Fresse gehen." Klingt unschön, hat aber was von dem Punch, den man eigentlich meint.

So ein ähnliches Problem wie bei dem Text "Mein Lehrer, der hat ein Kamel": frech sein! Ich bin damals schon an meine Grenzen gestoßen. Ich glaube, ich sollte eine gewissen Betulichkeit zu meinem Markenzeichen machen . Viel frecher kann ich (noch) nicht werden. Ich höre dich schon sagen: Alles eine Frage der Übung.

@Soundkraft
Wenn sich noch mehr tun soll in den Strophen, brauche ich bestimmt ein halbes Jahr. Hat schon ewig Zeit gekostet, diese Beispiele zusammenzutragen. Andererseits treibt mich ja keiner.

Danke erst mal! LG T.

 

[artname]

Richtig! Du kennst mich schon richtig gut. Aber "Übung macht den Meister" wäre mir hier zu allgemein.
Ich sehe EIN Problem bei dir in den "reinen" Reimen. Nimm auch passende unreine Reime mit ins Boot. Lerne von den Rappern.

1. Geh mal auf http://www.reimlexikon.net/ .............Nehmen wir dein "Wochenblatt". Gib zunächst ein: a)"att" b) unreine Reime und c) drei Silben

2. Schon so findest du über 5000 Reime. Geh sie schnell(!), aber konzentriert durch und schau, was dein Unterbewußtsein für Assoziationen sendet. Programmiere es auf: FRECH!!!! und du wirst sicher in Windeseile fündig! Hier meine ersten Assoziationen. (10 Minuten Arbeit) Es geht hierbei NOCH NICHT um originell:

Du bist mehr tricky / ich mehr der Advokat
Du läufst gern schlampig rum / ich lieber akkurat
Du bist der Paragraf / ich mehr der Akrobat
Du rennst im zickzack / Ich mehr im Hamsterrad
Du nimmst den Wanderpfad / ich nehm das Wechselbad
Du wählst die Meeresbucht / ich will die Andenstadt

So, das waren meine "*att"-Favoriten nach 5 von 190 Seiten. Vielleicht noch kein Burner dabei. Aber wenn ich die Konzentration 2 Stunden aufrecht erhalten könnte, wäre ich recht zuversichtlich. Dieses Prinzip würde ich überall einsetzen, wo ich noch flaue Zeilen fühle

Nach 2 Tagen hast du garantiert ne Menge frechere Reime.

Im Gegenteil zu manchen männlichen Kollegen hier bist DU ja zu Änderungen bereit. Nun brauchst du nur noch den Mut einer kreativen Künstlerin.

Viel Spass

 

[hermestc]

Irgendwoher aber kenne ich dies Schema doch? Wer hat das genauso schon gemacht? grübel...

Vielleicht an die Strophe von BONAPARTEs Too Much?

 

[artname]

Die Suche nach dem Schema ist unnötig! Besonders, wenn der Unterton des Plagiats süffisant mitzuschwingen scheint! - Das Prinzip heißt im weitesten Sinne Synonym /Antonym und ist nur dem ungeläufig, der sich wenig mit Sprache beschäftigt..Speziell der Rap reizt das Schema seit Jahren bis zum Erbrechen aus. Aber es macht eben auch Spass, mal so zu texten.

Und, nicht zu vergessen, Teestunde hat eine schöne Grundidee. Die sich in einem Satz sagen läßt: Wie auch immer du bist, ich mag dich so!

 

[Andaraginga]

Ich hatte schon total viel geschrieben, als mir auffiel, dass dein Text wohl ganz anders gemeint ist als ich dachte.

Wie verstehst du den Text denn selber:

"wir sind total unterschiedlich, trotzdem lieben wir uns"
-oder-
"du bist so toll, trotzdem liebst du mich"

 

[hermestc]

SoulFrontier fragt doch nur!? Ich glaube nicht, dass er einen Unterton haben will oder irgendetwas süffisant mitschwingt. Er lobt ja auch den Text, der wirklich toll ist. Nur gefragt, welche Assoziation er haben könne.