Kleines Mixstudio optimieren

[Christof]

Moin allerseits,

mein kleines Mixstudio soll akustisch optimiert werden.

Eine Skizze findet ihr ganz unten - und hier noch weitere Infos zum Raum:
- Holzrahmenbau: Alle Wände mit OSB+Gips doppelt beplankt
- Fußboden: OSB auf Estrich auf Holzbalkendecke
- Decke: Balkenzwischenräume mit ca. 10cm abgehängten GK-Platten und Fächer mit 5cm Glaswolle gedämmt
- Breite: 2,96m / Höhe: 2,63m / Länge 6,53m (meine Position an einer schmalen Seite)
- links und rechts von den Monitoren stehen Regale
- nur einen Meter hinter der Mischposition ragt ein Regal in den Raum hinein (Raumteiler)
- links von der Mischposition befindet sich ein Fenster - rechts ein Regal
- an der Front hinter den Monitorboxen befindet sich ein großer Absorber (25cm tief und ca. 2m breit und 1m hoch)
- über dem Absorber befindet sich eine 45°-Schräge, die Reflexionen von der Front weitgehend nach hinten leitet (die gibt's am anderen Ende des Raums auch noch einmal)
- Mein Mixtisch ist ein IKEA Mikael Computertisch, den ich so aufgestellt habe, dass mich keine direkten Reflexionen vom Boden erreichen.
- Meine Lautsprecher sind so aufgestellt, dass mich keine Reflexionen über die Tischplatte erreichen

Ich habe mal einige Messungen angefügt, aus denen mein Handlungsbedarf hervorgeht:

- eine Nahfeldmessung der linken Box, bei der man sicher auch schön die BR-Resonanz sehen kann (ca. 45 Hz)

- zwei Messungen der linken und rechten Box an der Mixposition

- einen Impuls der linken Box an der Messposition

EDIT: Und HIER noch die Mess-Dateien zum selbst anschauen.


Was ich unbedingt ändern möchte:

- Der Einbruch bei rund 60Hz muss weg. Meine Mischungen haben da immer ein Problem (zu fett) Das scheint eine Reflexion der Seitenwände zu sein.

- Eine richtige RFZ werde ich wohl kaum erreichen, aber ich würde die direkten Reflexionen gerne noch etwas mindern. Ist aber nicht meine höchste Priorität, da meine Lautsprecher schon ein sehr scharfe Lokalisation bieten.

- Die tiefen Resonanzen bei 20-30Hz würde ich gerne noch etwas in den Griff bekommen.
Ich kann allerdings nicht aussschließen, dass das Resonanzen der Bausubstanz sind (Holzbalkendecke).

Mein Plan: (bislang gibt's nur den großen Absorber hinter den Boxen)

- Zwei Bass-Absorber in den Raumecken (50x62,5x175cm) - Sonorock oder Thermohanf)
=> wenn ich das richtig verstanden habe, sollte man die möglichst nicht "offenporig" lassen, sondern mit Brettern abdecken, damit nicht noch unnötig Höhen geschluckt werden. Außerdem werde ich auf etwas Abstand zur Wand achten (Schimmelbildung verhindern)

- zwei Seitenabsorber (10cm Sonorock/Thermohanf) - einmal rechts im Regalfach eingebaut (mit ca. 15cm Abstand zur Rückwand) - auf der anderen Seite zur freien Aufstellung mit etwas Abstand vor dem Fenster (auf einem Schreibtisch)

- ein Standabsorber zur Minderung der Reflexionen vom Regal hinter mir (10cm Sonorock/Thermohanf - nach hinten durchlässig gestaltet)

So - nun sind die Experten dran: Was haltet ihr davon?

 

[Saurus]

Ich als Laie: So einen beinah-linearen Frequenzgang mit weitestgehend kurzen und gleichmäßigen Nachhallzeiten hab ich hier noch nie gesehen. Sieht für mich auf jeden Fall schon mal sehr gut aus.

 

[stefangeidel]

Stell mal die Messung hier online, damit wir uns das selbst mal ansehen können...

Und wenn du keine Skizze machst, dann schieß doch ein paar Fotos von deinem Raum, damit wir uns ein Bild machen können!

 

[DaVogi]

lad bitte die messdatei hoch, so skaliert sieht man nicht viel!

und auch ne skizze, die muss nicht schön sein, mit der hand halbwegs beschriftet und bemaßt reicht...

 

[Christof]

Messdaten sind online. Skizze auch (beides im ersten Post) - hab schnell noch was in den Grundriss eingezeichnet.

 

[stefangeidel]

Du hast schon ziemlich heftige Auslöschungen im Bassbereich... Hast du mal versucht deine Abhöre (und deinen Abhörplatz) zu verschieben? Ich hab so rund 25 dB gutmachen können...

Außerdem fehlt die Gesamtmessung!

Die Nah-Messung vom Monitor kannst du ruhig weglassen...
Mach lieber dafür die anderen Messungen bei 80 - 85 dB

 

[175bpm]

Ich wäre auch für das Verschieben der Abhöre und des Abhörplatzes. Meine Extremen Senken im Frequenzgang konnte ich durch zusätzliche Bassfallen nicht mindern, erst das Verschieben brachte Abhilfe. Dabei hat sich eine wandnahe Aufstellung der Monitore als am besten herausgestellt.

 

[Christof]

Auch ohne Gesamtmessung lassen sich die Problemstellen ja bei den L/R-Messungen gut sehen.
Ich habe definitiv Probleme im Bassbereich - dabei stört mich aber vor allem der Einbruch bei ca. 50-60Hz (und deren Vielfachen). Seht ihr noch andere schwerwiegende Probleme?

Die Nahfeldmessung diente mir als Referenz. So kann ich zumindest sehen, welche Resonanzen schon direkt von der Box kommen und ob der Frequenzgang der Quelle weitgehend sauber ist.

Verschieben lässt sich der Platz leider so gut wie gar nicht (da stimmt die Skizze auch nicht ganz - hab sie noch mal etwas überarbeitet. Es fehlte noch ein Regal mit 60cm tiefer Arbeitsplatte, die den Absorber hinter den Boxen und meine PC-Monitore trägt). Durch geringes Verschieben konnte ich außerdem schon etwas optimieren. Viel ist da aber nicht drin.

60Hz = 5,7m Wellenlänge - damit würden Reflexionen mit einem "Umweg" im Bereich der halben Wellenlänge (2.85m) zu den Auslöschungen führen. Das könnte mit den Seitenflächen schon hinkommen (hab's mal grob mit dem "Fadentrick" gecheckt) - vieleicht hat auch die Decke noch ein Wörtchen dabei mitzureden.

Daher: Ist die geplante Therapie (Seitenabsorber, Absorber am hervorstehenden Regal + 2x Bassfalle) eurer Meinung nach vielversprechend?

 

[175bpm]

Reflexionspunktbearbeitung hat bei mir nichts gebracht im Bassbereich. Aber ich bin auch kein Profi im Studiobau, kannst es also gerne probieren.

Wenn das Verschieben der Monitore nicht möglich ist, bleibt dir immer noch das Verschieben der Abhörposition. Ich habe mich bei meinem Studio vom 60° Abhördreieck, zugunsten eines geraderen Frequenzganges verabschiedet.

Muss der Absorber, welcher im Weg ist, unbedingt dort stehen? Würde ihn im Zweifelsfall woanders hinstellen. Ein Foto wäre aussagekräftiger.

Dein Problem bei 2 zusätzlichen Bassfallen wäre auch die Nachhallzeit. Die ist bei dir bis 250 Hz schon niedrig. Im Prinzip dürften die Bassfallen keine Frequenzen über 250 Hz bearbeiten, d.h. sie müssten fast komplett verkleidet werden.

 

[stefangeidel]

So wie ich das aus der Skizze beurteile, kannst du da noch ne Menge verschieben!

 

[funkyfloh]

naja bisschen rumschieben muß schon sein. wenn ich deine zeichnug ansehe, wüsste ich niucht warum das nicht gehen soll?
das verschieben wird evt. mehr bringen als deine angedachten maßnahmen. d
er absorber hinter dir, weß ich nicht ob der so gut ist...

Im Prinzip dürften die Bassfallen keine Frequenzen über 250 Hz bearbeiten, d.h. sie müssten fast komplett verkleidet werden.

genau die vorderseite, also die, die in den raum zeigt, müsste verkleidet sein, und lediglich alle 135 cm einen schlitz haben. die anderen seiten (zu den wänden hin) können ja ruhig "offen" (also nur rieselschutz) bleiben

 

[Christof]

Der Raum ist ja auch "Homeoffice" mit zwei Arbeitsplätzen für meine Frau und mich. Die Regale lassen sich nur theoretisch verschieben. Praktisch dagegen nicht. Die Boxen lassen sich vielleicht noch einige cm nach außen verschieben - dann stoßen sie ans Regal. Nach innen geht auch nicht - dann sehe ich auf den PC-Monitoren nichts mehr. Richtung Front geht höchstens noch im einstelligen cm-Bereich. Hinter meinem Mischplatz ist jetzt noch 1m Kopffreiheit bis zum Regal hinter mir. Die Boxen stehen auf sandgefüllten maßangefertigten Ständern - und sind damit nicht höhenverstellbar.

Also: Bis auf den Einbruch bei 50-60Hz (und die Vielfachen davon) bin ich mit meinem Raum sehr zufrieden. Fraglich ist ja, ob das Problem mit Raummoden zu tun hat, oder auf Probleme mit Interferenzen zurückzuführen ist. Im ersten Fall würde eine Verschiebung vielleicht etwas bringen - im letzteren Fall würde das Verschieben die Interferenzen nicht beseitigen, sondern diese in einen etwas anderen Bereich verschieben (dann liegt das Loch vielleicht bei 100 Hz).

Ich hab jetzt grade mal verschiedene Raummoden-Rechner bemüht - und siehe da, ich sitze anscheinend tatsächlich an einer sehr ungünstigen Stelle, in der axiale Moden (längs, quer UND senkrecht) sowie tangentiale Moden zusammenkommen. Das ist natürlich echt übel. An meiner Sitzhöhe kann ich nicht viel ändern. In der Mitte des Raums muss ich ja schon aus Symmetriegründen sitzen - und mit Verschiebung meines Abhörplatzes könnte ich gerade mal EINE von VIER Moden in diesem Bereich etwas reduzieren. Ergo: das wird nix! Also weg vom Verschiebebahnhof und hin zur Problembehandlung.

Dabei finde ich den oben verlinkten Raummoden-Rechner auch ganz anschaulich - zeigt er ja schließlich mit den dunkel gefärbten Bereichen die "Behandlungsmöglichkeiten" an. In meinem Fall wenig überraschend vor allem auch wieder die Raumecken in allen Dimensionen. Da ich durch die Schrägen an zwei Seiten dort keine Möglichkeit habe bleiben noch 10 Kanten übrig:

- Front unten: da kann ich gut was unterbringen

- Front Seiten: wie im Plan eingezeichnet

- Fensterseite oben: da wird nichts gehen

- Fensterseite unten: unter dem Schreibtisch am Mixplatz geht was

- Regalseite oben: auf allen Regalen sind Basstraps möglich

- Regalseite unten: hm... möglich wäre es, aber den Platz brauch ich eigentlich.

- Rückseite oben/unten: leider nichts möglich.

EDIT: An der Decke hätte ich wohl auch noch Möglichkeiten - zwischen den Balken ist ja noch ein "Fach" von rund 10cm. Das sollte dann aber wohl nur im Reflexionsbereich gemacht werden, oder?

Ich käme aber so auf geschätzte 10-12m Basstraps - da müsste ich dann aber sicher mit Verkleidungen dafür sorgen, dass nicht zu viel vom Mitten/Höhenbereich absorbiert wird. Sonst wird der Klang sicher viel zu trocken in diesem Bereich. Wäre es sinnvoll, diese daher mit Lochplatten zu verkleiden?

EDIT: Lese gerade funyflohs Beitrag: Alle 135cm einen Schlitz? Das reicht aus...??
Sicher - Lochplatten sind wahrscheinlich noch viel zu "nett" zu den Mittenfrequenzen
135cm...?

 

[stefangeidel]

So eine Eingeschränktheit mit der Abhörposition ist ein echter Nachteil.

Der Raummoden-Rechner funktioniert nur für rechteckige und absolut symmetrische Räume.
In deinem Fall also eher als Rihtlinie oder Anhaltspunkt zu verstehen.

Auch wenn es nur wenige cm sind: versuch so viel zu rücken, wie nur geht. Je höher die Moden dabei rücken, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass du sie bekämpfen kannst..

 

[175bpm]

sei doch nicht so schiebefaul. bist ja schlimmer als ich

schon ein verschieben der abhörposition (natürlich auch der boxen) von nur 20 cm kann sich stark auf den frequenzgang auswirken.

das du danach nicht den super linearen frequenzgang hast ist klar, wenn sich bei der 60 hz senke was verändert dann wird sich auch woanders was verändern. es geht allerdings darum einen möglichst homogenen frequenzverlauf zu bekommen, dh. lieber mehrere kleine senken im frequenzgang als wenige große.

 

[175bpm]

ich würde wohl auch den absorber auf der stirnseite entfernen und dafür nur bassfallen in den ecken aufstellen. in der regel gehören dicke absorber in die ecken.

 

[175bpm]

ich würde wohl auch den absorber auf der stirnseite entfernen und dafür nur bassfallen in den ecken aufstellen. in der regel gehören dicke absorber in die ecken.

 

[funkyfloh]

ich würde wohl auch den absorber auf der stirnseite entfernen und dafür nur bassfallen in den ecken aufstellen. in der regel gehören dicke absorber in die ecken.

genau, hab ich auch schon gedacht.
bei mir haben die absorber hinter den ls messtechnisch rein gar nichts gebracht.
hab deshalb auch keine da.

lieber mehr bassabsorber z.b. auch an der stirnseite wand/bodenkante.

schon ein verschieben der abhörposition (natürlich auch der boxen) von nur 20 cm kann sich stark auf den frequenzgang auswirken.

1+
deiner skizze nach zu beurteilen gibt es ungefähr 200 weitere positionen wie du die abhöre und dich positionieren kannst.
ls wandnah, mit grossem abhördreieck anfangen, messen, in 5 cm kleiner machen, messen...
dann 10 cm wandabstand, das selbe, dann 15 cm wandabstand usw....
wenn man tendenzen sieht wos garnis taugt, braucht man ja in die richtung nicht weitermessen.
aber insgesamt ist da viel spielraum. da gehen locker mal 2-4 abende drauf, aber das lohnt sich.

 

[Christof]

Ich habe nun einiges probiert. Unter anderem habe ich zwei Basstraps in die vorderen Raumecken gestellt (62,5x50cm und 175cm hoch) und auch in weiteren Raumecken etwas Dämmung platziert (alles Thermohanf - schön anzufassen - aber fürchterlich zu schneiden!).

Ich habe auch den großen Absorber hinter den Monitoren entfernt und viel hin- und hergeschoben. Dabei hat sich die Auslöschung nun in den Bereich um 90Hz verschoben - und ist auch weniger tief. Wegen der wandnahen Aufstellung werden nun allerdings die Raummoden im Bereich 20-45 Hz stärker angeregt und das ist auch hörbar. Ich habe allerdings den Eindruck, dass ich mit den bisherigen Voraussetzungen nicht mein Ziel erreichen kann.

Wie auch immer - ich will zukünftig das Zimmer einmal "richtig" optimieren und dazu auch gerne "tabula rasa" machen (d.h. erst den Mixplatz zuende denken und erst nachgeordnet Regale und Schreibtisch einplanen, da wo sie wenig stören). Kann sein, dass das erst im Sommer klappt, aber bis dahin soll das Konzept stehen. Dazu suche ich auch noch jemand mit (möglichst professioneller) Erfahrung, der sich am besten vor Ort in Hamburg den Raum anschaut und ein passendes Konzept entwickelt (könnt ihr da jemand empfehlen?).

Ich möchte dann aber auch recht professionelle Ansprüche und eine sehr gute Akustik realisieren - wenn's sein muss auch mit Helmholtz- oder Platten-Absorbern für die tiefsten Raummoden. Ich habe wirklich sehr gute Abhörmonitore und ich mag nun mal nicht um die Beschränkungen des Raumes "herumhören".

Die Umsetzung kann ich größtenteils selbst übernehmen, bei der Abstimmung von Resonanz-Absorbern würde ich aber wohl Hilfe benötigen.

Im Deckenbereich gäbe es schon mal eine Idee (gab's an anderer Stelle hier im Forum ähnlich): Dort befinden sich rund 22cm dicke Balken, zwischen denen derzeit mit Gipskarton verkleidete Fächer sind, in denen sich 5cm Mineralwolle befindet. Das dient eher der Wärmedämmung gegenüber dem deutlich kälteren Dachboden. Wenn man dies entfernen würde, könnte man rund 20cm tiefe Basstraps zwischen den Balken einbauen und entsprechend verkleiden.

Die schmale Raumbreite ist natürlich nicht so klasse und auch die ungünstigen Raumdimensionen sind nicht unbedingt hilfreich (Höhe ähnlich wie Breite und Länge etwa doppelte Breite). Aber gut - Herausforderungen sind dazu da, sie anzupacken.