Ja, es ist in der Tat so, dass es sehr schwer ist fertige Sachen zu verkaufen. Als Verdeutlichungsbeispiele zu komponieren ist etwas anderes.
Werbemusik ist so ein bisschen mein Ding, obwohl ich das nie machen wollte. Ich bin da reingerutscht, als mich ein Grafiker kontaktiert hat, dass er für nen TV-Spot Musik braucht.
Also kam in meinem Fall der Kunde auf mich zu. Er kam genau deswegen auf mich zu, da er mit den freien Internet Libraries nicht weiterkam. Das hatte vor allem Timinggründe. Die vorgefertigten Dinger passten alle irgendwie nicht so hunderprozentig.
Darum biete ich maßgeschneiderte Musik an, bei der der Kunde sich keinerlei Gedanken um Timings machen braucht. Es gibt natürlich auch Werbespots die sich an berühmten Popsongs orientieren, aber der Großteil der Werbungsmusik ist doch maßgeschneiderte Eigenkomposition.
Bei den Aufträgen gibt es immer ganz konkrete Rahmenbedingungen. Qualitätsbedingungen, Renderbedingungen, exakte Längenvorgaben, um ein paar Beispiele zu nennen. Gerade die exakte Längenvorgabe ist ein einfacher Grund, warum du mit vorgefertigten Beispielen nicht großartig Gewinn einfahren kannst. Fade in / Fade out ist zwar ne Option, aber die klappt in den seltensten Fällen. Vor allem weil du noch Sprachtext im Mix hast, den Du natürlich nicht Ein und Ausfaden kannst. Da hast du dann sofort eine Ungereimtheit, wenn du vorgefertigte Musik aus Timinggründen ausfaden lassen willst, aber der Sprecher seine Lautstärke halten muss. Die Vocalaufnahmen in den Spots, die ich bereits produziert habe, müssen natürlich ebenfalls reibungsfrei mit der Musik laufen. Ich bekomme immer sehr gute und teure vocalaufnahmen, aber meist nicht von Anfang an. Da gibt es immer viel viel Überarbeitung, da der Sprecher an gewissen Stellen im Rhythmus anders spricht, als die Begleitmusik. Abgesehen davon bekommt natürlich der Filmproduzent ebenfalls immer wieder Änderungen vom Auftraggeber. Darum würde ich das ganze als einen in einander übergreifenden Prozess bezeichnen. Kleinere Änderungen am Film, können größere Änderungen an der Musik erfordern. Diese Wiederrum könnte Änderungen am Vocal hervorrufen, was wiederrum eine Reibung mit dem visuellen Part erzeugen könnte.
Auch ändert sich der Mix maßgeblich, je nachdem wie der Sprecher es einspricht. Im Professionellen Bereich bekommst du mehrere verschiedene Varianten, wie der Sprecher ein und den selben Text in Szene bringt. Bei mir waren es eigentlich immer 3 unterschiedliche Aufnahmen. Könnte sein, dass das ein standart ist. Jede Aufnahme erfordert meist ein ganz anderes Mixing und ein ganz anderes Dynamikverhalten der Begleitmusik. Und am Ende musst du es natürlich auch Masteringfähig präsentieren, damits das Video dann auch im gewünschten Fernsehformat ausstrahlungsfähig ist.
Also würde ich den Weg als komplex beschreiben. 20Sekunden Werbemusik bringen bei mir gerne mal 100Stunden Arbeit mit sich. Und es ist nicht selten, dass die 100 Stunden an 5 Tagen abgearbeitet werden müssen, da der Termindruck immer ausgesprochen hoch ist. Das erfordert viel Flexibilität und Flexibilität hast du mit vorgefertigten Beispielen natürlich nicht.
Da die Corporate Identity oben bereits erwähnt wurde. Das stellt natürlich eine weitere Anforderung, die oft zu Reibungen mit vorgefertigter Musik führen kann. Ist der CI-Jingle in einer anderen Tonart, kannst das vorgefertigte Stück meist gleich links liegen lassen, oder ggf. Die Tonart transponieren, das es vielleicht mehr Sinn macht. Ob die Überleitung zur Identity dann besonders schön ist, wage ich zu bezweifeln.
