Ihr versteht das System "Deutsch-Rap-Nachwuchs" nicht.
Es gibt hunderte, vielleicht sogar tausende, Nachwuchs-Beatmaker (selber nennen sie sich lieber Beatproducer, oder einfach nur Producer, englisch können sie nebenbei bemerkt, ebenso wie die Rapper, nicht oder nur sehr leidlich...) die sitzen in der Regel vor ihrem Rechner mit gecracktem FL und runtergeladenen Sample-CDs am Start. Dann basteln sie aufgrund fehlendem Talent und auch wirklich tiefgehenden Interesse an der Sache tagein, tagaus ihre billigen 0-8-15-Beats. Meist bestehen die aus max. vier Takte langen Loops die bis auf Songlänge wiederholt werden. Der Refrain (die Hook in Rapper-Sprache) grenzt sich dabei von der Strophe (Part in Rapper-Sprache) idR nur durch ein paar zusätzliche Streicher oder gerne auch einfach einem weiteren schrecklich nach Plastik klingenden Synth ab. Kreative Breaks mit Effekten, ein abweichender Songaufbau vom ausgelutschten (aber wohl bewährten 16-8-16-8-16-Muster findet man so gut wie nie. Da so ein "Beatproducer" ja auch schon schwer damit beschäftigt diese Hochleistung an Musikalität an den Tag zu legen, sind Kenntnisse über, selbst einfachste, Mixing-Techniken Fehlanzeige. Standardprozedre ist es deshalb überall Kompressoren (natürlich mit Presets) draufzuhauen, das ganze in einer Überdosis Hallsuppe zu ersäufen und am Ende beim Limiter auf der Summe den Theshold runterzuziehen. Ja, lieber Leser dieser Zeilen, hier gilt nich das Prinzip "Lauter ist besser!". Ach so, ja, bei dem Ganzen wird natürlich nicht bedacht, dass auf den Beat eigentlich noch Vocals drauf sollen, also ist weder auf das Frequenzspektrum noch die Dynamik bezogen da irgendwo Platz. Nun ja, letztlich wird das Ganze dann als MP3 in max. mittlerer Auflösung rausgehauen und bei Plattformen wie rappers.in hochgeladen. Natürlich mit der Erwartung, dass man als gottgleiches Geschenk für die Menschheit empfunden und geehrt wird. Sieht man das nicht so, dann ist man ein sogenannter "Hater" der sowieso keine Ahnung von Beats und dem "Biz" (gerne auch Bisness geschrieben, wie schon erwähnt, mangelnde bis gar keine Englischkenntnisse).
So und jetzt wird es interessant im Sinne dieses Threads, also nochmal aufgemerkt wer eingeschlafen sein sollte. Zwar träumt nun fast jeder von dieser Spezies davon mal den großen Wurf zu landen, aber mal rauskommen aus dem eigenen Zimmerchen und "in da real World" oder wahlweise auch nur ohne persönlichen Kontakt via Internet oder sonstigen Telekommunikationsformen, ja selbst telefonieren stellt eine nahezu unüberwindliche Hürde dar, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ohje, da müsste man sich dann tatsächlich doch mit dem Gegenüber beschäftigen, sich auf ihn als Individuum einlassen und auch von sich mehr preisgeben als hohle oder Möchtergern-coole Sprüche die man mal schnell in die Tasten haut.
Das Ende vom Lied ist also, dass, im Grunde ganz ähnlich gestrickte und keineswegs in den zuvor beschriebenen Eigenschaften besser aufgestellte, Rapper diese Freebeats "picken" ( Rapper-Sprache für aussuchen oder wählen), weil es im Grunde, in ihrem Wahrnehmungsbereich, keine andere Möglichkeit gibt.
Fazit: Vergesst das mal ganz schnell wieder, dass es hier Einzelspuren gibt. Nicht bei diesem Song der morgen kommen soll und wird's auch nicht beim x-ten Song geben.
