in-ear: ... Ambiente oder nicht?

[verflixte13]

ein gruß an die runde!

ich bräuchte mal wieder einen fachlichen rat ... diesmal in punkto in-ear.

vorabinfo:

seit kurzem nutzen wir/die band ein digi-pult (Allen/Heath Qu24)
und sind damit nun auch in der lage einzelne in-ear-mixe
schnell und einfach auf die ohren zu führen ...

da ich mittlerweile die nase/ohren gestrichen voll habe
gegen all den frequenzmüll auf der bühne (und proberaum)
anzuspielen/singen, da würde ich gerne diesen ausweg nehmen ...

nun wühle ich mich gerade durch die mir zugänglichen infos
und werde immer unsicherer ...

dass es ein angepasstes ohrstück werden soll (vom gehörgeräteakustiker),
das habe ich mittlerweile herausgefunden und auch so für mich entschieden ...

aber nun kommt schon die nächste frage ... eine "Ambient"-ausführung?
oder doch etwas voll geschlossenes? ... die infos dazu, die sind dermaßen
unterschiedlich, dass ich nun ziemlich verwirrt bin ...

nun zur frage:

gibt es hier musiker, die mir aus ihrer praxis heraus einen rat geben könnten? ...
denn das selbst antesten, das geht in diesem falle leider nicht ... LG


p.s.
auch über sonstige erfahrungen würde ich mich freuen ...
zur zeit tendiere ich zu einem drei-wege-system, aber auch das
hängt noch völlig in der luft.

 

[stefangeidel]

Ich selbst hatte ein geschlossenes 2-Weg System und damit durchaus zufrieden. Man bekommt auch da noch genug von außen mit.

Einzig einem Sänger würde ich ein Ambient empfehlen, weil man eben doch die Reflektion von bzw. den "Dialog" mit dem Publikum haben möchte...

 

[Saurus]

Votiere auch für geschlossen und bei Gigs mindestens ein, besser zwei Ambience-/Audience-Mics von der Stage in Richtung Publikum. So hat man mehr Freiheit, das Audiencelevel auf seinen Löffeln zu bestimmen.

Im (kleinen) Proberaum, insbesondere wenn ein echtes, vollmikrofoniertes Drum zum Lineup gehört, ebenfalls geschlossen und keine dedizierten Ambient-Mics. Da ist genug Ambience von der Drummikrofonierung.

Ambient-Ausführung der IEs im Sinne von ich-will-auch-den-Raumsound-meiner-Mitmusikanten-hören halte ich technisch auch nicht für vorteilhaft. Man hat eh schon genug Direktsignale zu händeln und unterliegt dabei zumeist der Restriktion, dass die Cue-Mixe nur Single-Signal-levelbar und allenfalls Summen-Signal-EQ-und-dynamisierbar sind. Und hier muss man deshalb lernen und ggf. seine Mitstreiter belehren, dass, wenn ein oder mehrere Signale im Cue-Mix nicht hörbar sind, deren Level nicht einfach angehoben werden. Wenn einer meiner Leute auf den Mischer zugeht, um an seinem Mix was zu verändern, sage ich zunächst: Stopp, whasaaap?

G: Meine Gitarre ist zu leise.
Ich: Klar Auf was könntest Du im jetzigen Cue-Mix am ehesten Verzichten?
G: Hm.......? Vielleicht Bass und die zweite Gitarre....Ach eigentlich auch Synths.
Ich: Moment! (runterzieh, runterzieh, runterzieh)....Ok. Let´s play again.
G: Ohh! Kannst meine Gitarre auch noch ein bisserl zurücknehmen.

 

[verflixte13]

Einzig einem Sänger würde ich ein Ambient empfehlen, weil man eben doch die Reflektion von bzw. den "Dialog" mit dem Publikum haben möchte...

sei mir bedankt @stefangeidel !


dieses "außen und innen", das macht mir schon einige gedanken ...
(also auch der dialog mit den mitmusikern)

einerseits will man ja mit dem außen/dem geschehen
verbunden sein, aber andererseits , da schätzt man auch
den konzentrierten hörraum, den man vom recorden her kennt.

beispiel: seit ca drei wochen sitze ich mit dem kopfhörer im proberaum
und spiele (git) und singe völlig stressfrei meine parts ...

und obwohl mich die "jungs" (eigentlich gestandene männer*g) aufziehen,
weil ich wie ein abgeschiedener/ ein außerirdischer unter meinen "hörlöffeln"
daherkomme, da stellen sie auch fest, dass meine stimme nun auch so klingt,
wie beim recorden ...

und nicht so pseudo-gepresst oder krampfhaft geboostet, um irgendwie "durchzukommen."

die vorteile, von in-ear, die sind mir mittlerweile also bewusst,
aber nun die richtigen zu finden, diese entscheidung,
die überfordert mich noch völlig ... LG

 

[verflixte13]

Votiere auch für geschlossen und bei Gigs mindestens ein, besser zwei Ambience-/Audience-Mics von der Stage in Richtung Publikum. So hat man mehr Freiheit, das Audiencelevel auf seinen Löffeln zu bestimmen.

Im (kleinen) Proberaum, insbesondere wenn ein echtes, vollmikrofoniertes Drum zum Lineup gehört, ebenfalls geschlossen und keine dedizierten Ambient-Mics. Da ist genug Ambience von der Drummikrofonierung.

Ambient-Ausführung der IEs im Sinne von ich-will-auch-den-Raumsound-meiner-Mitmusikanten-hören halte ich technisch auch nicht für vorteilhaft. Man hat eh schon genug Direktsignale zu händeln und unterliegt dabei zumeist der Restriktion, dass die Cue-Mixe nur Single-Signal-levelbar und allenfalls Summen-Signal-EQ-und-dynamisierbar sind. Und hier muss man deshalb lernen und ggf. seine Mitstreiter belehren, dass, wenn ein oder mehrere Signale im Cue-Mix nicht hörbar sind, deren Level nicht einfach angehoben werden. Wenn einer meiner Leute auf den Mischer zugeht, um an seinem Mix was zu verändern, sage ich zunächst: Stopp, whasaaap?

G: Meine Gitarre ist zu leise.
Ich: Klar Auf was könntest Du im jetzigen Cue-Mix am ehesten Verzichten?
G: Hm.......? Vielleicht Bass und die zweite Gitarre....Ach eigentlich auch Synths.
Ich: Moment! (runterzieh, runterzieh, runterzieh)....Ok. Let´s play again.
G: Ohh! Kannst meine Gitarre auch noch ein bisserl zurücknehmen.

big THX! ... für deine "praxis"-gedanken @Saurus

denn genauso geht es zu ... ein sack voller flöhe eben

also du plädierst auch eher für ein geschlossenes system ...

und wie "geschlossen" muss man sich das dann vorstellen? ...
ist der vergleich mit geschlossenen und offenen kopfhörern treffend?
oder doch noch einmal etwas ganz anderes? ... LG

p.s.
sorry für die blöden fragen, aber ich hatte noch nie angepasste in-ears
in den ohrmuscheln stecken.

 

[Saurus]

...und wie "geschlossen" muss man sich das dann vorstellen? ...
ist der vergleich mit geschlossenen und offenen kopfhörern treffend?
oder doch noch einmal etwas ganz anderes? ...

Kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber vorstellbar ist das.

Also, wenn Du vollausgegossene ( inkl. concha auricularis ), straff sitzende Otoplastiken hast, die dann auch noch etwa 10 mm in den Gehörgang hineinreichen, hat man meines Wissens eine Dämpfung außen-->innen von 20-25 dB (wenn am IE selbst kein Signal anliegt). Das ist schon recht viel, aber ganz tot ist das Geschehen um einen herum auch nicht, nur eben äußerst muffig (wenn am IE selbst kein Signal anliegt - andernfalls hört man von außen eher gar nichts mehr). Mir reicht das, um mich orientieren zu können ((wenn am IE selbst kein Signal anliegt)

Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt, der wiederum der Ambience-Variante zuspielt
und zwar: Notfallsituationen - sprich, wenn irgendetwas monitormixerseitig ausfällt. So einen Fall hatten wir neulich. Das Drum war auf einmal "weg". Gottseidank ist ein A-Drum ja sehr laut, so dass es irgendwie/irgendwo doch noch durchkam...gaanz leise halt. Mit einem Kniff allerdings konnte ich mir da aber auch noch helfen (was wiederum die Ambience-Variante obsoleter macht ): Der Abdruck für die Otoplastik wird bei entspanntem Gesichtsausdruck gemacht. Die Dichtigkeit des Ohrpassstückes ist folglich nur in dem Zustand am höchsten. Aber wer hat schon on stage einen entspannten Gesichtsausdruck? Beißt Du jetzt die Zähne zusammen oder drehst/neigst den Kopf, schlüpft mehr Außengeräusch durch. Das kann man sich zunutze machen und ich arbeite damit tatsächlich, wie ein Sänger mit seinem Mikrofonabstand.

Bei einem Sänger, der ja ständig seinen Kiefer bewegt, dürfte der zuvor beschriebene Undichtigkeits-Effekt sowieso dauerhaft vorhanden sein, so dass sich für einen Sänger ein Ambience-System erst recht nicht empfiehlt.



P.S.: Hier in dem Video kann man die Drummonitoring-Ausfallszene übrigens sogar ""sehen"". Achte mal auf den Drummer! Irgendwo im vorderen Teil (ca. 1:43) gibts einen Solospot, wo er so typisch mit Kopf und Schultern zuckt, so á la: weiß auch nicht. Genau da ist es passiert und wir beide schauen uns überrascht an.

http://youtu.be/jC6uGm3VHjo

 

[verflixte13]

@Saurus ...

... ich weiß deine gedanken/deine praktischen beispiele
sehr, sehr zu schätzen! ...

ein ausfall/monitormixerseitig, der wäre zur zeit noch zu verkraften,
da die meisten in der band weiterhin auf die boden-monitore setzen wollen.

aber mittel/langfristig, da möchte ich die band schon in richtung
in-ear "(ver-) führen" ... es ist zum teil die hölle, was wir an streunenden
frequenzen auf der bühne und im proberaum entfesseln.

zudem habe ich keinen echten bock mehr in der "kleinen"/der akustischen
besetzung ein zusätzliches monitorsystem zu schleppen ... das zudem
in einer kleinen/intimen location auch nicht wirklich "sound"-fördernd klingt. LG

p.s.

http://youtu.be/jC6uGm3VHjo

p.s.
CHAPEAU! ... eine geile band, in der du spielst! ...
das überzeugt mich auf den ersten hinhörer!

(auch wenn ich nicht genau weiß auf welcher position du spielst ...
ihr seid überall gut besetzt!)