Ich bin der Pierre

[artname]

Hi, Freunde der Nacht, ein wenig hab ich euch schon vermisst... Wollte mal meinen neuesten Schnellschuß testen.

Ich bin nich im Fernsehn
Liege nur vorm Fernsehn
Hab keine Großkanzlei
Ich lieg im Bett allein

und kommentiere den Tag
Dass ich Reiche nicht mag
Auch die Armen ach
sind mir zu arm und zu schwach

Ich bin der Pierre
Ich bin Strafverteidiger
Und sehr prominent
obwohl mich keine Sau hier kennt

Mein Name prangt
in Riesenlettern nirgendwo
An keiner Wand
an keinem Bus in keinem Klo

Ich bin Kommen
Ich bin Kommen
Ich bin Kommentarist - yesss

Namen sind Schall und Rauch,
Laptop auf dem Bauch,
Küstennebel am Bett
und mein Glück is komplett

Ich schreib bis abends um zehn
Kannst mich im Spiegel sehn
und wenn du artig bist
schreibe ich nett über dich

Ich bin der Pierre
Ich bin Strafverteidiger
Und sehr prominent
obwohl mich keine Sau hier kennt

Mein Name prangt
in Riesenlettern nirgendwo
An keiner Wand
an keinem Bus in keinem Klo

Ich bin Kommen
Ich bin Kommen
Ich bin Kommentarist - yesss

 

[Teestunde]

Artname!!! Er ist wieder da!
Ich finde deinen Schnellschuss sehr ulkig. Kann mir den Kerl so richtig vorstellen, wie er da so liegt und selbstgefällig zu allem seinen Senf dazugibt. Im ersten Moment wusste ich nicht, was du mit Küstennebel meinst. Dann fielen mir diese weißen Flaschen wieder ein, die bei EDEKA im Schnapsregal stehen. Ach sooo!

 

[Dodo_I]

artname ist wieder da ! ! !



Text les' ich später ...

 

[Teestunde]

Ja, eben!

 

[rho]

@artname, WILLKOMMEN ZURÜCK!!!

 

[MamaMuuht]

@artname

Jau! Freut mich sehr, dich hier zu lesen!

Text ist wunderbar fluffig und groovt schon beim Lesen.
Ist auch sehr schön bildhaft.
Den zweiten Teil der Klozeile würde ich vielleicht ändern, das Klo ist zwar fluffig, will mir aber nicht ganz so gut passen.
Vielleicht:

an keinem Bus, keinem Büro.

Dat iss inhaltlich vielleicht näher dran?

Liebe Grüße von der Mama!

 

[artname]

So ihr Lieben, Danke für den herzlichen Empfang! Letztes Tränchen wegwisch und denn mal in medias res...Ich saß jetzt 18 Monate bei die Dichta uff de Internet-Banke. Und hatte nun unbezwingbare Sehnsucht nach dem wesentlich raueren Klima der Muschkanten...

Vor einem Jahr schickte mir die Band mit den sieben Brücken ein Demo. Der Refrain begann mit: X X x X (X=betont. x= unbetont) /.../ X X x X /..../

Ich mühte mich ab mit diesem Einstieg - aber es kam nur Geschwurbel raus. Ich verlor den Auftrag... -

Nun begann ich mich mit der Theorie zu beschäftigen. Diese doppelt betonte Figur X X nennt sich "Spondeus" bzw. "Hebungsprall". Selbst die ollen Klassiker hatten Respekt vor diesem metrischen Versfuß. Diese Woche zettelte ich auf einem großen Dichterportal eine heftige Diskussion zum Spondeus an, Und das Ergebnis: Jeder kannte dieses metrische Unding, jeder betont es anders, jeder so, wie es ihm gerade in den Kram passte. Kleiner griechischer Fachbegriff und am Ende große deutsche Willkür.

Als ich DAS begriff, wurde ich zum Freiheitskämpfer, nahm ich mir vor, aus dem ersten Viersilber, der mir einfällt, ein Lied zu machen. Und dann begegnete mir mein Nachbar Pierre auf der Treppe,,, und so entstand: ICH BIN der PIERRE und damit dieser Text in sehr kurzer Zeit. Sollte er bei Euch durchfallen, lass ich mir halt einen neuen Viersilber einfallen.

lg

 

[User70408]

schön das du wieder da bist, ich habe dich echt vermisst !

 

[Teestunde]

Ich bin der Pierre... Sei nicht so blöd... Schenk mir dein Herz... Lass mich verstehn... Du hast es drauf... - Wie hieß diese Figur doch gleich? Klingt irgendwie nach Zahnarzt. Spondeus.

 

[rho]

Ich wollte schon vor 1 1/2 Std. zur Sache geschrieben haben, damit @artname nicht ungeduldig wird. Nun also mein Originalbeitrag von ca. 20 Uhr, der nun schon größtenteils beantwortet ist:
>>
Mir gefällt das Spiel mit sprachlichen und rhythmischen Schrägheiten, wie der Betonungsverschiebung auf die letzte Silbe in "Strafverteidiger" oder dem Spiel mit "Kommen" und "Kommentarist".
Inhaltlich habe ich leichte Probleme. Ich verstehe, dass es um einen Troll (oder etwas in der Art) geht, der mit Likör in der Birne selbstgefällig alles Mögliche vom Bett aus kommentiert. Die anderen Verweise oder was ich dafür halte, erschließen sich mir kaum. Pierre? Strafverteidiger? Im Spiegel? Kommentarist (Neologismus)?
<<

 

[artname]

liebe teestube,
Für die alten Griechen waren laaaaange Silben betont und kurrrrrze Silben unbetont. Im Germanischen ist das gaaaanz anders. Da regelt die Wortbildung die Betonung, die man im Zweifelsfall im Duden nachschlagen kann. Nur das wir als Musiktexter wie die alten Griechen einerseits mit langen und kurzen Musiktönem zu tun haben, und als Dichter andererseits unter der Knute des Duden stehen. Musiktexter sind gespaltene Wesen !!!! (Theoriemuffel: Bitte alles sofort wieder vergessen)

X X waren auf dem Demo zwei Halbe (Tempo 100b/m) - deshalb hätte ich damals nicht den Mut gehabt, darauf zwei kurzen Silben "ich bin" zu setzen. Für lange Töne eignen sich ja sehr schöööön Umlauuuute oder Silben mit -h- hinter dem Vokal. Aber schau an, grau ist alle Theorie, wenn es die Musik zuläßt. Diese Musik von K. groovt ungemein im Hintergrund. Bei einer Ballade (80 b/m) würde ich wohl nicht "Ich" " bin" auf zwei halbe Noten setzen.

Ich bin der Pierre... Sei nicht so blöd... Schenk mir dein Herz... Lass mich verstehn... Du hast es drauf... -

Tja, liebe Kollegin, mir fällt bei deinen Beispielen leider nur was zu "Ich bin der Pierre" ein. Weil das zunächst noch ausreichend angenehm doof distanziert klingt. Die anderen Vorschläge führten mich ZUNÄCHST schon mal auf verbindliche, also gefühlt ausgetretene Pfade. Seht ihr das anders?

Lieber rho,
mir geht es im Text nicht nur um trolle, sondern um Kommentatoren jeglicher Art. Artikel müssen vor einer Redaktion bestehen. Kommentar-isten nur vor ihrem Gewissen und ihrer Eitelkeit. Besonderen Spass machte mir beim Texten das wiederholte " ich bin Kommen" ich mag sowohl den Unsinn wie auch ein leise mitgefühltes " ich bin (im) Kommen". Macht es Dir in diesen Zeiten nicht auch Spaß, am allgemeinen Schwachsinnieren teilzunehmen? Mir schon.

Der "Spiegel" spielt auf SPON AN - aber auch meinen Spiegel zu Hause. Und, Küstennebel, Alta ist nicht einfach nur Likör.... Tsss... der steht für mannhafte Bildungsferne...

lieber mama,
klosprüche waren mir noch nie einerlei, und wessen Name es an die Klowand schaffte, der hat doch schon mal was geschafft. Oder?

So, bitte nehmt mein Gesäusel nicht als Selbstverteidigung, sondern als Erklärungsversuche.

lg

 

[MamaMuuht]

@artname
lieber mama, klosprüche waren mir noch nie einerlei, und wessen Name es an die Klowand schaffte, der hat doch schon mal was geschafft. Oder?

Das auf jeden Fall!

 

[rho]

@artname, meine Post ist oft dümmer als ich selbst
Ich glaube, ich habe dich schon relativ gut verstanden. Ich erwähnte ja die Selbstgefälligkeit und an "(im) Kommen" habe ich zumindest gedacht. Was meine Beitligung "in diesen Zeiten (...) am allgemeinen Schwachsinn " angeht, so hält sich der Spaß daran in Grenzen. Ob meiner bloßen Zeitgenossenschaft ist sie jedoch unausweichlich.

 

[Teestunde]

Tja, liebe Kollegin, mir fällt bei deinen Beispielen leider nur was zu "Ich bin der Pierre" ein. Weil das zunächst noch ausreichend angenehm doof distanziert klingt. Die anderen Vorschläge führten mich ZUNÄCHST schon mal auf verbindliche, also gefühlt ausgetretene Pfade. Seht ihr das anders?

Ja, du magst recht haben. Aber ich wollte mich nur an die Betonung gewöhnen. Aus Spaß am Spiel.

 

[Klauski]

Oh, welche Überraschung so kurz vor Weihnachten. Artname is back! Wow.
Es war phasenweise schon sehr langweilig ohne Deine Kommentare. Schön wieder etwas von Dir zu hören.

Nun, Dein neuer Wurf ist für mein musikalisches Empfinden noch etwas "unfertig". Aber wie du schreibst, ist es ja erst mal ein Schnellschuss...

Gleich in den ersten beiden Zeilen stört mich die Wiederholung "Fernsehn" doch schon ziemlich.
Das ist zu simpel.

Gibt es zu dem Text denn ein Musikstück?

 

[artname]

Lieber Klauski,

Ja, der Text ist auf eine Auftragsmusik geschrieben. Aber kein Auftragstext mehr, Nur noch zum Abtrainieren gedacht,

Zweimal Fernsehn liest sich ohne Zweifel dilletantisch. Hätte ich auch sofort geändert. Allerdings bringt der Melodierhythmus etwas Witz in die identischen Reime. nimm mal "—" für Viertel und "O für Halbe. Unter dem Gesang groovt heavy metal ähnliches.

— — / — — O / O

ich bin / nicht im Feeern / seeehn
liege / nur vorm Feeern / seeehn

Also das Fernsehn kann sehr ironisch gedehnt werden. Ändert das was in deiner Sicht? Natürlich fragwürdig, ob du verstehst, was ich meine. und ich könnte es natürlich auch dichterisch verändern. Bin zur Zeit nur ziemlich auf interpretatorischen Spielraum fixiert. Allerdings nicht festgefahren. - Klingt das halbwegs plausibel?

lieber rho,

isses nicht angenehmer, mit eigener Lockerheit auf die gelockerte Moral anderer zu reagieren, statt beispielsweise zu fluchen?

liebe Teestunde,

hatte dich schon richtig verstanden, Geh aber ruhig noch mutiger ran. mußt es ja nicht hier posten. Werd mal ordinär, oder zickig, oder Grand lady.... wie es dir gefällt, Und vergiß kurz das Metrum.

ein gleichmütiges: "Ganz wie du meinst" kann man ja auch verwandeln in EINE Morddrohung: "GANZ WIE DU MEINSSSST" - jeder Komponist wird Freude an derartig subtilen Textstellen haben. wenn ich von mir auf andere schließe. In dieser Stimmung schrieb ich jedenfalls heute den Text. Dodo, alter Theaterfreak, ist derartiges Deklamieren auch in deinem Sinne?

 

[mWermut]

nter dem Gesang groovt heavy metal ähnliches.

— — / — — O / O

ich bin / nicht im Feeern / seeehn
liege / nur vorm Feeern / seeehn

Hm, ich finde das ähnelt eher dem Groove von "Mach mir doch kein Knuuutsch-Flääg" aus der NDW-Zeit

 

[artname]

Oh mWermut, dass freut mich. Du hast meine Darstellung genau so verstanden, wie ich es meinte. Super! Obwohl ich hoffe, dass man hier auch irgendwann mal ein paar Notensymbole eintippen kann, ohne dass man gleich einen Notenschnipsel anhängen muß.

Warum "eher"? Der melodische Rhythmus ähnelt an dieser Stelle auch nach meinem Empfinden der NDW. Oder auch dem Rap. Das Layout wiederum ist rhythmisch wie soundmäßig schwerer, stampfenden Rock. Aus heutiger Sicht ist doch fast alles irgendwie nur noch Retro. Oder?

Für den Texter ist es oft eine Frage, was er grade bedient. Hier, an dieser Stelle: Die etwas exaltierte Sitilistik NDW, Rap - oder eher das regelmäßigere drunter liegende Rockklischee? Aber da denke ich nicht mehr lange nach. Ich biete an, was ich grade empfand - und wenn es nicht ankommt, such ich nach ner andren Emotion. Gibt es überhaupt einen reinen Kunststil?

lg

 

[rho]

Ach weiser Meister, du hast ja immer so recht

 

[artname]

Einspruch, Euer Ehren! Hörensagen!

lg