Hamburger Hallig

[artname]

Ich ändere oft und gern. Nur neue Texte halten mich davon ab. Ich strich Klarheit und Wahrheit und nun lautet der Text eben wie folgt. Könnte mir gut einen flotten Countryblues drunter vorstellen.

Altersmüde auf Beton,
schwergewichtig pendelt Atem.
Vorwärts drängt der Horizont,
eh wir uns getroffen haben,

tönen Möwen in den Lüften,
Austernfischer aus dem Watt,
was die Wahrheit ist und wer das
Recht auf seiner Seite hat.

Arien und Ari-er
Wer bin ich
Überall Auslän-der
Der bin ich

Überall Superlative.
Ständig kreisen Altersweisen,
triefen bittersüß und hieven
Galle hoch am Ziel der Reise.

Ungerührt der Weg der Stunde:
Erst die Neigung, dann die Steigung -
und schon werf ich in die Runde
eine letzte Übertreibung.

Arien und Ari-er
Wer bin ich
Überall Auslän-der
Der bin ich

Nur für mich erstrahlt noch einmal
das Gesicht der Kellnerin:
Graue Augen, ferne Sterne,
viel zu jung, schon zu verglühen.

Arien und Ari-er
Wer bin ich
Überall Auslän-der
Der bin ich

 

[sts]

Ständig kreisen Alterweisen

Hilf mir mal auf die Sprünge: Was sind Alterweisen?

 

[artname]

@ sts , danke - ich meine natürlich Altersweisen, Ein sehr zwiespältiger Begriff für mich.

Entfernt hat mein Text etwas mit der Spannbreite hiesiger Kommentare zu tun. Die Einen verlangen Klarheit und sind genervt von gewagten Assoziationen. Die Anderen sind genervt von Eindeutigkeiten. sie erwarten irgendwas Dunkles von einem Text...

Ich mag von Kindheit an Assoziationen... kann aber, wenn es der Einfall verlangt, sehr klar und stringent schreiben.

 

[Gel Mitglied 86343]

Klarheit oder Wahrheit

Keines von beiden. Wahrheit und Klarheit hat jeder für sich allein. Nach beidem zu suchen, ist die Antwort.

Nur für mich erstrahlt noch einmal
das Gesicht der Kellnerin:
Graue Augen, ferne Sterne,
viel zu jung, schon zu verglühen.

mein Lieblingsvers. Oft trifft man Menschen, die wie eine leblose Hülle erscheinen. Ihre Trauer ist spürbar und fühlt sich wie eine schwere, weltvergessene Melancholie an. Die Suche zu beenden bedeutet, das Leben zu verdammen.

 

[artname]

Wahrheit und Klarheit hat jeder für sich allein. Nach beidem zu suchen, ist die Antwort.

Tja, wenn das denn mal so einfach wär. Je mehr ich weiß, desto weniger versteh ich. Je klarer die Botschaft, desto nebulöser der Botschafter. Ich betrete den Palast der Weisheit, in dem nichts stattfindet, außer dass ständig Türen in immer neue Räume führen. Am Ende bin ich nichts weiter als ein müder Wanderer. Der in den Augen einer Kellnerin das Universum entdeckt.

Als Ohrenmensch lauschte ich auf der Hallig stundenlang den explosiven Arien der Lerche und den gelegentlichen, eintönigen Intervallen der Austernfischer. Meinen sie nicht das Gleiche - die Geschwätzigen und die Einsilbigen? Die Lyrischen und die Lakonischen?

Ich kann Lakonie und Arie. Imitieren. Wer bin ich?

 

[Gel Mitglied 86343]

Ich kann Lakonie und Arie. Imitieren. Wer bin ich?

Klarheit oder Wahrheit

Diese Kern-Aussage habe ich einmal in den Texteditor eingegeben und mit Win+Strg+Enter die allwissende Sprach-Ausgabe aktiviert. Dazu noch der Satz

Wer bin ich?

und die Antwort lag auf der Hand! Verraten werde ich sie aber bestimmt nicht.

 

[ModulationMatrix]

Cooler Text!

 

[artname]

Mönsch @malles ...ooooorrr... bin dummerweise gerade mit ipad unterwegs... strg+win???... passiert da überhaupt was?

 

[Gel Mitglied 86343]

Mönsch @malles ...ooooorrr... bin dummerweise gerade mit ipad unterwegs... strg+win???... passiert da überhaupt was?

Ächtunk! Ohrenstoff!

 

[artname]

@malles , echt musikalisch inspirierend.

Schon überlege ich, in diesem Stil einen neuen Refrain:

Altersmüde auf Beton,
schwergewichtig pendelt Atem.
Vorwärts drängt der Horizont,
eh wir uns getroffen haben,

tönen Möwen in den Lüften,
Austernfischer aus dem Watt,
was die Wahrheit ist und wer das
Recht auf seiner Seite hat.

Arien und Ari-er
Wer bin ich
überall Auslän-der
wer bin ich

Überall Superlative.
Ständig kreisen Altersweisen,
triefen bittersüß und hieven
Galle hoch am Ziel der Reise.

Ungerührt der Weg der Stunde:
Erst die Neigung, dann die Steigung -
und schon werf ich in die Runde
eine letzte Übertreibung.

Arien und Ari-er
Wer bin ich
überall Auslän-der
wer bin ich

Nur für mich erstrahlt noch einmal
das Gesicht der Kellnerin:
Graue Augen, ferne Sterne,
viel zu jung, schon zu verglühen.

Arien und Ari-er
Wer bin ich
überall Auslän-der
wer bin ich

Wenigstens werden meine Platzhalter für Hooklines immer klarer.
Obwohl: Meinem Ziel in diesem Text, (mir) mehr Klahrheit mittels Unklarheit zu verschaffen, kommt das näher. Ernsthaft!

 

[Gel Mitglied 86343]

Meinem Ziel in diesem Text, (mir) mehr Klahrheit mittels Unklarheit zu verschaffen, kommt das näher. Ernsthaft!

kleiner, wohlgemeinter Beitrag zur textlichen Unschärfe-Korrelation:
Lakonie braucht Phantasie.
Wahrheitssinn singt Arien.
Keine Klarheit: Lethargie.
'Ich bin wer!' sagt wer ich bin.

 

[artname]

Lakonie braucht Phantasie.
Wahrheitssinn singt Arien.
Keine Klarheit: Lethargie.
'Ich bin wer!' sagt wer ich bin.

Lieber malles, zunächst herzlichsten Dank für deine Zusammenarbeit. - Ich verstehe deine Gedanken und stimme ihnen weitgehend zu. Aber sie haben etwas, dem ich gern in der Diskussion zustimme, aber nicht im Text: Sie erklären etwas!

Jeder Versuch der Erklärung weist doch nur darauf, dass ich mir meiner ursprünglichen Formulierung nicht sicher bin. Lieber streiche ich deshalb kurzer Hand eine ursprüngliche Aussage, als sie anschließend zu erklären. Und damit den Quatsch noch quätscher zu machen.

In diesem Falle geht es mir sowieso um die ursprünglichen, authentischen Bilder und Töne, die meinen Gang zurm "Hallig Krog" begleiteten. Und da beschäftigte mich (wie so oft), dass ich 99% dessen, was mich begleitet, nicht verstehe, dass ich nur grob darüber mutmaße. Was mich, wie jeden anderen vermutlich auch, allerdings nicht davon abhält, weiter zu mutmaßen, zu spekulieren, übers Ziel hinaus zu schießen.

Genau diese Frage, wie weit ein emotional geprägter Text gehen kann, beschäftigte mich in den Stunden. Von mir aus kann die Community hier ewig theoretisch diskutieren, wie sprunghaft oder determiniert ein Text zu sein hat... ich wollte einen Beispiel zur Diskussion liefern. Hm.... bisher hält sich aber die Diskussionsfreude in Grenzen. Muß ich wohl einen zweiten Text nachschieben...

 

[Gel Mitglied 86343]

eder Versuch der Erklärung weist doch nur darauf, dass ich mir meiner ursprünglichen Formulierung nicht sicher bin. Lieber streiche ich deshalb kurzer Hand eine ursprüngliche Aussage, als sie anschließend zu erklären. Und damit den Quatsch noch quätscher zu machen.

Tja, da habbich wieder den Erklärungsonkel-Stempel abbekommen.
Bei Billard um halb zehn habe ich mich auch immer gefragt, warum da immer nur beobachtet wird.

Von mir aus kann die Community hier ewig theoretisch diskutieren, wie sprunghaft oder determiniert ein Text zu sein hat... ich wollte einen Beispiel zur Diskussion liefern. Hm.... bisher hält sich aber die Diskussionsfreude in Grenzen.

Kann sein, dass die Anteilnahme durch den Billard-Effekt deshalb so hoch ist.
Unsere Moderne braucht den Vorschlaghammer.
Provokative These: Feine Beobachtung und Unbestimmtheit führen leider nur im Ausnahmefall zu Ziel.

 

[artname]

Provokative These: Feine Beobachtung und Unbestimmtheit führen leider nur im Ausnahmefall zu Ziel.

Verstehe ich... bin aber anderer Meinung. In meiner Kunstwahrnehmung spielte die Kunst unmittelbar vor den Weltkriegen keine Rolle mehr. Diese Kunst, wo es nur um noch ums Hauen und Stechen ging. Und viele der Künstler, die mit gehauen und gestochen haben, kamen später in arge Erklärungsnot.

Wenn man die Musik der goldenen 20iger verfolgt, die in den braunen 30igern förmlich erstarrte, sollte man lieber die Freiheit der Demokratie in jede Richtung nutzen, die sich bietet.

Klar sehnen sich die Menschen nach einfachen Lösungen. Aber es gibt keine. Es gab sie nie und wird sie nie geben.

Du bist für mich kein Erkläreronkel, sondern ein sehr interessanter Gesprächspartner. Und für mich ist Leben auch Spiel über Bande. Ein Spiel, was jeder nur recht dürftig "beherrscht"!

 

[Gel Mitglied 86343]

Wenn man die Musik der goldenen 20iger verfolgt, die in den braunen 30igern förmlich erstarrte, sollte man lieber die Freiheit der Demokratie in jede Richtung nutzen, die sich bietet.

Klar sehnen sich die Menschen nach einfachen Lösungen. Aber es gibt keine. Es gab sie nie und wird sie nie geben.

Ja, es gibt auch keine andere Maxime. Sinnhaft oder sinnlos.
Leider bedeutet eines von beiden, einen Kampf auf verlorenem Posten zu führen.

 

[artname]

Leider bedeutet eines von beiden, einen Kampf auf verlorenem Posten zu führen.

Warum auf verlorenen Posten? Dadaismus, Surrealismus oder Kubismus beeinflussen die Kunst noch heute, trotz all der trostlosen Jahre. Oder vielleicht sogar wegen ihnen.

Allerdings übersteigt bekanntlich die Zahl der "Realisten" deutlich die Zahl der "Optimisten".

Ok... wir schweifen vermutlich ab.

 

[Gel Mitglied 86343]

In diesem Falle geht es mir sowieso um die ursprünglichen, authentischen Bilder und Töne, die meinen Gang zurm "Hallig Krog" begleiteten. Und da beschäftigte mich (wie so oft), dass ich 99% dessen, was mich begleitet, nicht verstehe, dass ich nur grob darüber mutmaße. Was mich, wie jeden anderen vermutlich auch, allerdings nicht davon abhält, weiter zu mutmaßen, zu spekulieren, übers Ziel hinaus zu schießen.

Im Alltäglichen spiegelt sich das Leben. Wer beachtet schon die grauen Augen der Kellnerin. Und erkennt darin vielleicht die Resignation vorm Thema.
Wir wollen lieber klare Ansage und Standardthemen, die uns wirklich interessieren.

 

[artname]

Tja, die grauen Augen der Kellnerin. diese Grau fern leuchtender Sterne, die kann man als oder so sehen. Für mich sind Sterne in erster Linie groß, hell strahlend und irgendwie geheimnisvoll. - Aber naja, wolln wir nicht übertreiben, es sind nichts weiter als ein paar Gedanken zu einem meiner "Alltage". So unter anderem reflektiere ich wirklich. Und leise Zustimmung fand es ja immerhin auch.

Lieber malles, welche Ansagen, welche Standartthemen, interessieren "uns" dMn
wirklich?

 

[Gel Mitglied 86343]

welche Ansagen, welche Standartthemen, interessieren "uns" dMn
wirklich?

Na, beim Thema Liebe passen die Interessen des Dichters und seines Publikums zum Beispiel ganz ausgezeichnet zueinander.

Auch Reflektionen des Ichs und seine Einordung in den Gesamt-Zusammenhang finde ich selbst sehr spannend.

Da wendet sich aber schon so manches Ohr zum Beispiel lieber Clueso und Fanta5 zu und erfreut sich an der Karikatur der Künstler durch die Künstler selbst.

lg

 

[artname]

welche Ansagen, welche Standartthemen, interessieren "uns" dMn
wirklich?

Na, beim Thema Liebe passen die Interessen des Dichters und seines Publikums zum Beispiel ganz ausgezeichnet zueinander.

Auch Reflektionen des Ichs und seine Einordung in den Gesamt-Zusammenhang finde ich selbst sehr spannend.

Da wendet sich aber schon so manches Ohr zum Beispiel lieber Clueso und Fanta5 zu und erfreut sich an der Karikatur der Künstler durch die Künstler selbst.

lg

ich glaube nicht, dass das Thema maßgeblich über den Erfolg entscheidet. Wenn überhaupt, dann das Rhema. Und die Bedeutung des Themas "Liebe" überschätzt du mMn ebenfalls.

Grönemeyers erste Hits waren "Currywurst", "Musik, nur wenn sie laut ist", ""Bochum", " Alkohohl", "Männer", "Kinder an die Macht" ... und in Sachen Liebe fällt mir zum Anfang seiner Kariere auf Anhieb nur "Flugzeuge im Bauch" ein.
Udo Jürgens startete zwar mit Liebesongs wie "Siebzehn Jahr" oder "Merci", aber seine größten Erfolge waren vermutlich "Griechischer Wein", "Aber bitte mit Sahne", "Das ehrenwerte Haus" oder " Ich war noch niemals in New York".
Selbst "Atemlos" beziehe ich eher auf nächtliches Großstadtfeeling statt einer Liebesnacht. -
Oder nimm den aktuellen, kommerziellen Erfolg von Rap und Hiphop. Liebe ist da fast ausgeblendet.
Ich könnte die Listen endlos mit deutschen oder internationalen Hits erweitern.

Wenn wir mal den extremen Aufwand für Promotion ausblenden, bestimmt mMn eher die unverwechselbare Attitüde entscheidend den Erfolg. Damit meine ich neben äußerlichen Faktoren (Aussehen, Bühnenshow) unter anderem auch das Unverwechselbare der Sprache. Ich denke gerade über Comediens und Kabarettisten nach. Der eine fuchtelt wild herum und bringt keinen einzigen Satz zu Ende. Ein anderer spricht leise und höflich und begrüßt mit "Ich weiß nicht, ob Sie schon wußte", ein dritter brüllt sein Publikum an, als wäre er umgeben von einer Horde verblödeter Minderjähriger usw. An die Themen hingegen erinnere ich mich in keinem Fall sofort. Da muß ich mich schon ziemlich konzentrieren.

Daran dachte ich übrigens ebenfalls, als ich DIESEN Text unterwegs formulierte... wohlwissend, in welcher Umgebung ich ihn hier veröffentliche. Egal ob mein Text gefällt, er wird hoffentlich als typischer Artname-Text wahrgenommen. So wie beispielsweise auch Teestundes Handschrift signifikant ist.... und einige andere Handschriften eben nicht.... Oder?