Gründung tonstudio

[karendir]

Hallo werte Community.
ich bin derzeit in der ersten planungsphase, um ein tonstudio zu gründen. Vorneweg möchte ich gerne drauf hinweisen, dass mir Sätze wie "vergiss es, wird eh nix." Oder "der branche geht es eh schlecht, da gibt es kein geld zu holen", etc. Nicht weiterhelfen.

Meine Frage richtet sich vor allem an Leute, die eine Gründung schon einmal hinter sich gebracht haben und da ich bisher nur sehr wenig Infos dazu finden konnte, wollte ich hier nachfragen, da ich mir sicher bin, dass es hier genug Erfahrung gibt.

Die Hauptfragen, die sich mir derzeit stellen sind:

Wie findet man eine Raum, bzw Räumlichkeiten, die geeignet für ein Studio sind? Wo habt ihr gesucht, auf was hängt ihr geachtet, in welchem Raum seid ihr letztlich gelandet und wie viel habt ihr pro Quadratmeter bezahlt?

Ich weiß das es Förderungen zur Existenzgründung gibt, frage mich aber, ob es spezielle Programme für Förderung der kreativWirtschaft gibt und mir wieviel man da überhaupt rechnen kann. Hat so etwas Hier jemand schon mal bekommen?

Das sind eigentlich erstmal die zwei wichtigsten Fragen, die ich mir bisher nicht durch Recherche selbst beantworten konnte. Gerade das Thema Raumbeschaffung finde ich nicht sehr trivial. Tipps von Leuten, die das bereits hinbekommen haben, wären wirklich super. Ich selbst komme aus Dresden und will dort auch etwas aufbauen, aber die Konzepte sind sicherlich allgemein gültig.

Für jedwede Hilfe bin ich bereits jetzt äußerst dankbar.

 

[topictoday]

Viel Erfolg!

 

[cherry50]

Hi, sei gegrüßt

Ich kann von meinem Wissen her nur soviel beisteuern, indem ich behaupte, dass die Eröffnung eines Tonstudios auf vom Staat gestütztes Existenz Darlehen wohl schier unmöglich ist.

Weil Du als Freiberufler eingestuft wirst, und nicht mit einem festen Einkommen rechnen kannst.

Wenn, dann müßtest Du ein Konzept vorlegen mit 100 % ger Garantie auf Erfolg, und das gibt es nicht.

Ich wünsche Dir aber bei Deinem Vorhaben trotzdem viel Glück, und vielleicht gibt es ja doch eine Lücke, die Dein Vorhaben auf finanzielle Unterstützung möglich macht.

Vielleicht bei guten Referenzen Sponsoring mit Gewinnbeteiligung versuchen.

Oder ganz klein anfangen und fleißig Brötchen backen.

LG Cherry50

 

[karendir]

Ich kenn mich in der förderlandschaft noch nicht sehr gut. Fördermittel (von woher auch immer) sind auch optional, da ich einen recht gut bezahlten Job habe. Wieso ich ihn aufgeben möchte? Weil er mir tierisch auf den Sack geht und ich bereits zweimal kurz vorm burn out stande und ich lieber ein tolles leben als viel Geld habe.

Ideen und Strategien zur raumssuche (welche Umgebung kommt in frage, wo findet man geeignete Räume [immobilienportale, etc.]) finde ich da sehr viel interessanter.

Und kleine Brötchen backen, genau das habe ich vor. Nur ist das mit meinem derzeitigen Job nicht mehr vereinbar, er frisst zuviel Zeit und die letzten zwei Jahre habe ich meinen Urlaub damit verbracht Bands aufzunehmen und/oder abzumischen.
Lieber baue ich mir ein Studio auf und gehe nebenher jobben. Sollte das nicht funktionieren, kann ich immer noch in meinen alten berufsbereich zurückkehren.

Das ganze ist also kein Himmelfahrtskommando, sondern ein versuch, das in meinem Leben zu tun, was mich erfüllt. Und wenns nicht klappt, dann ist das so, aber ich habs versucht. Deswegen versuche ich das auch nichr kopflos anzugehen, sondern möchte die Erfahrungen von anderen kennenlernen und dann Schritt für schritt weitergehen.

 

[DanielR]

Lustig, da hast du dir was vorgenommen!

Was willst du im Studio anbieten?
Hast du Klienten deren du deine Dienste schon anbietest? und du etwas verdienst?
Was hast du an Startkapital?

oder fängst du von null an? was ich nicht hoffe

 

[DanielR]

https://recording.de/Community/Forum/Songwriting/Musikrecht_und_-finanzen/22692/thread.html

 

[karendir]

Ich fange natürlich nicht von null an.
ich habe bereits bereits mehrere Bands produziert, wie ich oben schon geschrieben habe und das für nicht wenig Geld. Dazu habe ich mich immer in einem proberaum eingemietet, der akustisch behandelt ist. Das kostet natürlich ziemlich viel, da jener ein klar kommerzieller Anbieter ist.

Am Ende bleibt immer so viel übrig, um Stock weiter mit etwas equipment eindecken zu können.

Mein Plan (in Bezug auf startkapital) ist es nicht, von null auf hundert ein riesiges Studio zu besitzen, sondern Schritt für Schritt weiterzukommen. Und dieser nächste Schritt ist eben eine entsprechende Räumlichkeit zu finden, diese einzurichten und dann da weitermachen, ohne Bands ablehnen zu müssen, weil ich keinen Urlaub mehr nehmen kann.

 

[heimlichstillleise]

Das Problem mit Räumlichkeiten ist vornehmlich, dass Du von Anfang an eine ziemlich genaue Vorstellung haben musst, was Du vorhast und anbieten möchtest. Willst Du nur mischen, oder auch Recording anbieten. nur Overdubs oder auch Liveaufnahmen für ganze Band? Denn klar ist, dass Du zwar nicht alles auf einmal machen musst, aber wenn Du irgendwo gestartet bist, dann gibt es eigentlich nur die Möglichkeit auszubauen und nicht wieder umzuziehen, da der Akustikbau das teuerste und wichtigste an der ganzen Nummer ist, wenn Du es ernst nimmt umpnd etwas anbieten möchtest, was nicht mehrere hundert Leute in Leipzig auch in Ihrem "Wohnzimmer" anbieten können.

sprich wenn Du irgendwann mal davon leben möchtest, dann musst Du den Leuten schon eine Umgebung bieten, die professionell ist.

Das bedeute, dass Du erst mal umreißen musst, was Du vor hast.

Warum sollte Dich jemand fördern wollen? Was machst Du anders als andere?

Es gibt Förderprogramme, aber die fördern sicher nicht das zigste Tonstudio für Bandaufnahmen. davon gibt es überall genug. das ist also nicht förderungswürdig.

Also Größe und Umfeld einer möglichen Immobilie, so wie deren Grundbeschaffenheit Hängen sehr stark von Deinem genauen Vorhaben ab.

Förderung kannst Du ohne besonderes Konzeot vergessen.

Und Du solltest Dir klar sein, dass da je nach Vorhaben und Einsatzziel irgendwas zwischen 20 und 100 Kiloeuro auf Dich zukommen.

 

[Steffi_Weigelt]

Ich habe vor längerer Zeit selbst den Schritt gewagt und mich für den Betrieb eines eigenen Studios, mit Schwerpunkt auf Video, entschieden.
Dazu habe ich, nachdem ich schon über zehn Jahre in der Branche erfolgreich tätig war, ein ausreichend großes Grundstück mit mehreren Hallen gekauft, um so bei Bedarf expandieren zu können. Es handelte sich dabei um ein altes Fabrikgelände, die Hallen standen leer. Die erste Halle haben wir zu einem kleinen Studiokomplex ausgebaut, fast fünfzehn Jahre später dann die zweite. Eine dritte steht noch zur Verfügung, jedoch ist die Zeit dafür noch nicht reif, respektive sehe ich aktuell nicht, dass sich ein weiterer Ausbau rentieren würde.

Als ich anfing wusste ich sehr genau, welche Aufträge in den ersten drei (!!!) Jahren anstehen, konnte also entsprechend gut planen. Auf gut Glück hätte ich das niemals gemacht, da man - wenn man es so machen will, dass man sich Alleinstellungsmerkmal erarbeitet, das Aufträge sichert - schon bereit sein muss höhere sechsstellige und kleinere siebenstellige Beträge zu investieren. Die bekommt man auch nicht "mal eben so" von der Bank, hier sind gute Sicherheiten und einiges an Eigenkapital gefragt.

"Tonstudio" nennt sich heute jeder, der einen Computer mit einem Sequenzer darauf besitzt und zusätzlich noch irgendwo ein Mikro gefunden hat. Die Konkurrenz ist riesengroß, größer als je zuvor. Ich würde heute kein reines Tonstudio mehr errichten wollen, es sei denn, ich hätte ein Konzept, das mich von allen anderen im Umkreis von mindestens 250 Kilometern abhebt. Und genau das kostet dann wieder viel Geld. Und genau da schließt sich der Kreis.

Ich kann hier auch nur überleben, weil ich feste Auftraggeber habe und recht genau weiß, wie die Auslastung sein wird. Und ich habe in der Vergangenheit sehr von Studios profitiert, die Insolvenz anmelden mussten. So haben 90% des Outboards hier Einzug erhalten sowie das ein oder andere Mikrofon.

In der Nachbarschaft gibt es neuerdings auch ein "Tonstudio". Die machen auch Video und glauben, sie könnten hier Kunden abwerben. Klappt aber nicht, im Gegenteil. Die meinten auch, man könne mit einer Investitionssumme von < 30.000 Euro das große Geld machen. Mittlerweile produzieren sie Schülerbands für 20 Euro pro Wochenende. Angeblich wurde der Gerichtsvollzieher schon auf dem Grundstück gesichtet...

 

[Satricon]

Hallo aus Dresden nach Dresden

Zur Förderung wurde ja schon ne Menge gesagt - da wird leider nichts klappen in dem Bereich.

Was die Räumlichkeiten angeht - geeignet ist grundsätzlich ertsmal alles was Stabil steht, nicht allzuviele ultralaute Lärmquellen in der Nähe hat und am besten etwas sicher liegt (Thema Einbruch, Hochwasser etc)
Natürlich sollte es auch Trocken sein und keine Mege hohen oder tiefen Decken haben -

Den Rest musst du eh selber machen - also Aukustik verbessern, Druchbrüche für Studio/Regie Raum.
Ausnahme - du findest bereits etwas was mal als Studio genutzt wurde. Die meisten Leute die ich in dem Bereich kenne haben sich etwas bezahlbares gemietet und danach viel Geld in den Ausbau gesteckt (Raum in Raumlösungen, Dämmung, Bassfallen, Absorber...)

Was du brauchst neben Knowhow ist jede Menge Geld, Zeit und Blut... Nicht unmöglich- aber eben kein Selbstläufer.

Was die Räumlichkeit angeht - nen Plan machen wie das Studio aussehen soll, was es an Platz braucht - Fenster, Sanitär, Erreichbarkeit und dann endweder selber los ziehen oder Makler nehmen und entsprechedne Sachen anschauen.

Grüße

 

[CFR]

In der Nachbarschaft gibt es neuerdings auch ein "Tonstudio". Die machen auch Video und glauben, sie könnten hier Kunden abwerben. Klappt aber nicht, im Gegenteil. Die meinten auch, man könne mit einer Investitionssumme von > 30.000 Euro das große Geld machen. Mittlerweile produzieren sie Schülerbands für 20 Euro pro Wochenende. Angeblich wurde der Gerichtsvollzieher schon auf dem Grundstück gesichtet...

Häh? zuviel Alk heute?
Pfff
CFR

 

[Nachtschicht]

investiere jeden cent in dinge, die dich von bedroom-studios absetzt. heisst: so gut wie nix für computer und digitales ausgeben, aber absolut alles für alleinstellungsmerkmale als tatsächliches studio. da geht es um platz, akustik, instrumente und mikros.

ich hab in den letzten jahren nahezu ausschliesslich geld für weirde analoge instrumente (nebst deren fester abnahme) ausgegeben. das ist per se kein geschäftsmodell, aber man merkt schon dass die leute dann gerne kommen um an all den schätzchen rumzuspielen. wenn ich an die anfänge vor 20 jahren zurückdenke, da bleibt mir nicht viel ausser banalen tips a la "ganz klein anfangen und bloss nie zuviel im voraus investieren" oder "laufende kosten meiden wie die pest", daran hab ich schon soviele leute pleite gehen sehen die sich da verhoben haben...aber das war auch ne komplett andere zeit, damals gabs zum tonstudio ja auch noch ein geschäftsmodell. willst du nicht hören, ich weiss, is aber halt tatsächlich so.

letztlich sind tonstudios nur mittel zum zweck. das werkzeug zur ausübung des handwerks sozusagen. du wirst nur sehr wenige kunden hinzugewinnen wegen der frage ob du ein studio hast oder nicht, der hammer hängt ganz klar in den bereichen aquise und zufriedene kundschaft. den fokus auf den bereich darf man nie verlieren, das studio selbst ist im vergleich vollständiger firlefanz, denn heutzutage geht sowieso alles irgendwie immer, und daran hat sich auch die kundschaft gewöhnt. die will wenn dann deine expertise, nicht dein equipment oder deine räumlichkeiten. man darf z.b. obigen absatz jetzt auch nicht so interpretieren dass man sagt "ok, dann biete ich als tonstudio ordentlich fläche und top akustik, das ist dann mein alleinstellungsmerkmal und deswegen kommt die kundschaft". die kommen wegen dir. und zu teuer darfs auch nicht sein, denn viel geld in die hand nehmen möchten heute jenseits des major-markts (der ein ziemlich kleiner und vergleichsweise unpenetrierbarer zirkel ist) auch kaum noch jemand.

 

[synthpark]

ich lese immer Konzept ... wenn man ne Arztpraxis eröffnet, kommt man auch selten mit einem einzigartigen Konzept an. Man muss halt auch einfach mal GUTE Arbeit abliefern können. Und ich merk grad selbst, wie wichtig es ist, auch Recording anbieten zu können, gerade als Neueinsteiger. Das ist auch das, was die "normalen Leute" erwarten, Recording. Mischen ist dann stillschweigend dabei.

 

[Steffi_Weigelt]

ich lese immer Konzept ... wenn man ne Arztpraxis eröffnet, kommt man auch selten mit einem einzigartigen Konzept an

Ohh, das stimmt schon lange nicht mehr!! Gerade im Bereich Dentalmedizin ist genau das Gegenteil der Fall. Viele spezialisieren sich auf einen Bereich: ganzheitliche Zahnmedizin, Angstpatienten, Implantologie, etc.
Bei Allgemeinmedizinern, insbesondere in Ballungsräumen, sieht es nicht anders aus.

Man muss halt auch einfach mal GUTE Arbeit abliefern können.

Das muss man in jedem Fall, ansonsten scheitert das Projekt früher oder später sowieso!

das, was die "normalen Leute" erwarten, Recording

Ganz wichtig! Hier sorgt fast ausschließlich der Aufnahmeraum für Auslastung. Dementsprechend habe ich dem immer eine besondere Bedeutung zugemessen, die sich letztendlich auch ausgezahlt hat...

 

[m4d3raIn]

...Wer bezahlt denn heute noch für Recording?


..hatte jetzt eig deinen "zeig mir einen vernünftigen Projektplan und ich investiere in dieses"-gag erwartet^^

 

[Steffi_Weigelt]

...Wer bezahlt denn heute noch für Recording?

Erheblich mehr Leute als nur für Mixes... -)

 

[m4d3raIn]

Soll das ein Seitenhieb sein?

 

[Steffi_Weigelt]

Soll das ein Seitenhieb sein?

Einfach nur Fakten!

Das letzte Mal, dass jemand ein Studio für einen Mix angefragt hatte, war hier ca. 1998. Im Kreise der Kollegen sieht es ähnlich aus. Full Service ist gefragt (Mastering mal ausgenommen).

Ich persönlich würde mir auch eher ein Studio für die Aufnahmen suchen und den Kram zuhause mischen als umgekehrt...

 

[Nachtschicht]

naja, kann man nicht verallgemeinern. mixaufträge für i.d.r. ganze LPs sind bei mir ein nicht unwesentlicher anteil meiner arbeit, hält sich mit recording in etwa die waage.

 

[synthpark]

naja, kann man nicht verallgemeinern. mixaufträge für i.d.r. ganze LPs sind bei mir ein nicht unwesentlicher anteil meiner arbeit, hält sich mit recording in etwa die waage.

ich sag nur, dass es für einen Neuling wesentlich leichter ist, wenn er alles anbietet.