Gitarre mit viel Hall recorden

[Bremshebel]

Hallo Zusammen,

bisher habe ich eigentlich immer nur recht "trockene" Gitarren aufgenommen. Mein Bruder möchte auf dem Demo seiner Band sich beim Sound eher in folgende Richtung orientieren:

Haben heute recht lange im Proberaum herumexperimentiert, sind aber noch zu keinem brauchbaren Ergebnis gekommen. Der Gitarrist von Willy Fog spielt wohl Marshall mit Telecaster zu den Effekten weiß ich eher weniger.

Bei uns ist folgendes am Start:
Orange TH30 + 2*12 Orange Box
Telecaster
TC Electronic Hall of Fame + TC Electronic Delay
Habe ihm das Delay und den Reverb erstmal in den Effekt-Loop verbannt, aber am Ziel sind wir noch nicht.

Bei Willy Fog hört es sich auf jeden Fall nach gedoppelter Gitarre an (l+r), aber wie bekomme ich diesen "fetten Reverb" mit genügend Präsision hin, ohne dass es matscht?

Was hättet ihr so für Tipps fürs Recorden?

Gruß
Norman

 

[diagnostix]

für mich hört sich das an wie ein reverb, wo ganz wenig dry-signalanteile drinnen sind, und aber mächtig wet. es kann es auch sein, dass reverb zusätzlich in ein delay geschickt wird.
diese enorme reverb-combs kenne ich sonst von der eventide eclipse her...
mit eventide timefactor dürfte auch so was machbar sein, so meine meinung...

 

[sts]

Ich fange mal an einem ganz anderen Ende an:

Was mir bei dem Beispielsong auffällt, ist, dass außer den Gitarren nicht so viel im Arrangement vorhanden ist (sicher, Bass und Drums - aber sonst ist da nicht mehr viel). Das ist schon mal wichtig, damit überhaupt Platz für so einen Sound ist. Wenn man versucht, diesen Sound in einem ohnehin schon dichten Arrangement unterzubringen, wird es fast zwangsläufig matschen. Weiterhin vermute ich, dass die Gitarre, die hier so "hallig" klingt, eigentlich nur einige wenige Töne spielt, während die Powerchords von einer weniger verhallten Gitarre kommen. Beides zusammen ergibt den Sound.

Wenn man nun im Proberaum (das ist sowieso schon mal ein Unterschied zum Recording) versucht, das mit einer Gitarre allein hinzukriegen und dabei vielleicht noch volle Akkorde mit diesem Hall spielt, ist die Matsch-Gefahr groß. Wenn man dann diesen Sound in einem Band-Arrangement verwendet, das eigentlich keinen Platz mehr dafür hat, hat man quasi eine Matsch-Garantie.

Über diese Dinge würde ich mir Gedanken machen, bevor ich nach bestimmten Parametern am Effektgerät suche. Die TC-Geräte an sich dürften das nämlich schon hinbekommen.

Ansonsten - auch wenn es auf den Beispielsong nicht zutrifft - ist es immer einen Versuch wert, Delay zu nehmen, wenn Reverb zu sehr "matscht".

 

[Bremshebel]

Hey ihr Beiden,

das bestätigt mich schonmal in meinem Gedankengang.

Genügend Platz sollte vorhanden sein, da es sich um ne Instrumental-Band handelt mit Schlagzeug, Bass, 2x Gitarre. Müssen eben nur schauen, dass wir besonders die Gitarren Frequenzmäßig gut aufgeteilt bekommen.

Wir wollen ihr erstes Demo gemeinsam aufnehmen und haben heute mal ein paar Testaufnahmen gemacht. Unser Proberaum ist soweit schon gut mit Bass-Traps und Absorbern ausgestattet. Wie ich heute feststellte, eventuell schon etwas zu gut, da das Schlagzeug auf den Testaufnahmen schon etwas zu tot klang - ist aber eine andere Baustelle

Gruß
Norman

 

[sts]

Genügend Platz sollte vorhanden sein, da es sich um ne Instrumental-Band handelt mit Schlagzeug, Bass, 2x Gitarre

Schon bei zwei Gitarren muss man sehr aufpassen. Und zwar nicht nur bei den Frequenzen im Sinne von "EQ", sondern schon bei dem, was gespielt wird.

 

[diagnostix]

joa, sts hat recht, ist auch frage des arrangements...
noch was: in versen benutzt gitarrist entweder volume-poti (alte schule) oder volume-pedal für anschwellende töne.
ob ein ebow für sustain benutzt wird, ist nur eine vermutung... ich hätte es gecheckt...
eine dry/wet regelung (über midi-leiste?) findet aber sicher statt...

 

[Marc1610]

Ich höre da auch mehr Wet, wobei die Atmo nicht alleine nur durch die Gitarre und Hallanteil kommt, da spielt noch ein Synth mit.

 

[Danny-BSF]

Mein tipp wäre trocken zu recorden.
Wenn der gittenmann hall fürs feeling braucht,
möglichst wenig für möglichst hohe flexibilität später.
Ist imo einfacher die endgültige soundgestaltung, auch oder grade im
Zusammenhang der anderen instrumente, im mix zu machen.

 

[Cos]

Ich würde auf jeden Fall versuchen, die ganze Hallgeschichte in die DAW zu verlagern, also nicht mit der Gitarre zusammen aufnehmen, sondern später (oder parallel) separat hinzufügen. Der Hall in dem Beispiel ist sicher kein Hall, der zwingend aus einem bestimmten Gerät stammen muss. Bei mir erledigt sowas das Plugin Valhalla

z.B. hier im Intro im Einsatz (Song aber noch im Konzeptstadium ):

https://soundcloud.com/chronique-de/132_02/s-s16vH

Wenn man den Hall separat bearbeiten kann, sollte man bei großen Räumen auf jeden Fall sehr fein mit EQ rangehen und Bass- sowie Mittenbereich aufräumen, um Matsch zu vermeiden. Ggf. kann man den Hall auch noch etwas komprimieren.



Grüße

Cos