Gesangsmikrofon bis max 500 €

[BenHalen]

Hi,

bin auf der Suche nach nem Gesangsmikrofon bis maximal 500 Euro. Ich bin kein erfahrener recording Mensch und habe mein Cubase eigentlich immer hauptsächlich genutzt, um Songs damit zu schreiben ... möchte mich aber jetzt doch gerne nochmal näher mit dem Kram beschäftigen und ein neues Mikro (nur für Gesang) kaufen.
Der Raum ist nicht behandelt, aber er hallt auch nicht großartig. Sollte ich da etwas machen, oder kann ich einfach in den Kleiderschrank oder so gehen? Jedenfalls wäre es eventuell sinnvoll, ein Mikro zu kaufen, das nicht sooo empfindlich auf den Raum reagiert.
Es geht vor allem um männlichen Gesang der manchmal etwas härter, aber auch mal höher sein kann. Keine death Screams, oder so...
Momentan habe ich ein at2020 und das gefällt mir garnicht so übel, aber es ist manchmal etwas zu scharf und es betont glaube ich die s laute relativ stark. Mir fällt es leichter, ein sm 58 in einen Mix zu packen, was natürlich auch an meiner Unerfahrenheit liegen wird

Habt ihr Empfehlungen? Shure sm7b eventuell?

Das Gerät wird mit einem kleinen Steineberg ur22 betrieben.

 

[verflixte13]

ja … du hast völlig recht! …

das at2020 klingt nach oben hin ziemlich offen
und da haben manche tatsächlich probs mit den
geöffneten höhen.

dennoch, NUR mein rat ->

lasse deine 500 euronen stecken und versuche mit dem AT2020
noch mehr erfahrungen einzufahren … (die höhen kann man auch senken
und scharfes z.b. mit einem dynamischen EQ ausgleichen.)

erst wenn ich mir wirklich sicher wäre, wo mich der schuh genau drückt
und ich auch keinerlei andere möglichkeit finde, um das mit einer nachträglichen
bearbeitung zu handeln … tja …

dann würde ich erst nach etwas neuem gieren …

p.s.
wenn dir das AT2020 "gar nicht so übel gefällt", dann würde ich die finger
vom SM7 lassen ... das "kann" zwar gut klingen, aber der aufwand (die dazu nötige kette)
die ist enorm.

 

[Rolleum]

Ich würde das Oktava MK105 nehmen, dabei am besten 2-3 bestellen, und eines aussuchen. Gelegentlich kommt bei Oktava auch eine Qualitätsschwankung zum tragen, aber ich hatte bisher immer sehr gute Erfahrungen gemacht bei insg. 3 Mics.

Oder aber Audio Technica. AT4040 oder AT4033.

 

[whitealbum]

Der helle Charakter des AT2020 kommt neben der Anhebung obenrum ,auch daher, dass es unter 200Hz vom Frequenzgang abwärts geht, sprich ein eher schlank klingendes Mikrofon.

Da Dir das Mikro an sich gut gefällt, und es etwas zu scharf ist und manche S-Laute zu laut sind, würde ich mich mit Cubase mit dem Mixing beschäftigen, was man da noch verbessern kann (dynamisches EQing, Deessing, etc.).
Wenn man sich das Frequency Response chart anschaut, kann man versuchen entgegen den Tälern und Bergen zu EQen.
Gehört etwas Übung dazu, aber Cubase hat alles an Bord, was hilft.
Gegen Schärfe kann man auch Saturation/Tape Machine einsetzen, ist bei Cubase auch an Bord, einfach mal etwas experimentieren.
Nur wenn es gar nicht mehr, passt, dann kann man immer noch weiter sehen.

Einen Tipp direkt bei der Aufnahme:
1. Drehe das Mikro in der Horizontale ca. 30 Grad weg, so dass die Membran nicht mehr auf den Mund zeigt oder
2. Singe am Mikrofon links oder rechts knapp vorbei.
Hilft auch Schärfe rauszunehmen, aber auch Zischlaute und Plopplaute.

 

[BenHalen]

Wieviel bringt denn so ein Popschutz? Son Ding hab ich auch noch nicht Eigentlich gefällt mir die klare Auflösung des Mikros schon. Ein bisschen wärmer könnte es sein und eventuell etwas mehr "Body" vertragen...

 

[verflixte13]

Wieviel bringt denn so ein Popschutz? Son Ding hab ich auch noch nicht Eigentlich gefällt mir die klare Auflösung des Mikros schon. Ein bisschen wärmer könnte es sein und eventuell etwas mehr "Body" vertragen...

*schmunzel … „Son Ding hast du noch nicht“ … ?

dann tue dir selbst die liebe und lege dir „son ding“ zu
und vergiss einfach mal, dass du bereit warst 500 euronen
zu verbrennen …

(das AT 2020 ist kein schlechtes mic! … klar, es gibt bessere/je nachdem passendere,
aber bei deinem erfahrungsstand, würdest du mit JEDEM anderen mic
ähnliche grundsätzlichen probleme einfahren.)

wärme und „Body“ bekommst du bei dem mic, wenn du
den „einsingabstand“ verringerst … und dafür ist son „pop-dingens“
bestimmt keine schlechte wahl … denn es mindert bei näherer
besprechung die kritischen laute.

den richtigen abstand zu finden, das hängt auch von der stimme ab ...
zu nah kann es auch mal ZU viel „Body“ geben. (proximity-effekt.)
spiele doch einfach mal damit herum … das kostet ja nüscht.

hier noch ein free-plugin, das ich dir nahelegen will:
(falls du noch keinen Dyn-EQ hast.)

http://www.tokyodawn.net/tdr-nova/

versuche damit mal deine kritischen und harschen frequenzen
etwas zu zügeln. LG

 

[whitealbum]

Popschutz ist bei näherer Besprechung, näherem Besingen schon Pflicht.
Näher heißt, unter 30cm. ab 30cm je nach Sängertechnik/Mikrofontechnik/"Gesangart" bei Bedarf.
K&M Popschutze sind Standard, einfach bei den Musikhändlern schauen.
Man muss aber auch wissen, das Popschutze keine Wunderdinger sind, je nach Mikrofon, gibt es auch eher Pop-empfindliche Mikros oder eher weniger Pop-empfindliche Mikros.
d.h., selbst mit Popschutz kann es zum Popgeräusch kommen, deswegen Plan B zusätzlich, knapp an der Membran vorbeisingen (siehe oben)


Um die unteren Frequenzen anzuheben kann man näher drangehen, wie bereits beschrieben.
Hier aber gut hören, ob die Andickung auch gut klingt.
Nicht alle Mikrofone klingen dann noch gut, sprich, manchen fangen an zu dröhnen, der Bass bläht sich auf, und verliert seien Straffheit.
Beim AT2020 habe ich das nicht mehr Gehör, ob das so war, der große Bruder AT2035, macht das aber gut.

Ansonsten geschickte Bearbeitung wie bereits erwähnt.

Wenn das alles immer noch nicht passt (sehe ich aktuell noch nicht), wäre mein Budgettipp das AT2035, das ist untenrum nicht so schlank im Bass, und ist obenrum noch etwas neutraler.

 

[BenHalen]

Hahaha, ok, dann kaufe ich mal son Ding Nen grafischen Eq hab ich schon. Man sieht bei dem Mikro, dass es unterhalb von so ca 170 Hz zu macht. Eventuell ist das aber auch ganz gut, damits nicht matscht. Habe nochmal ein bisschen mit Eqs und nem MB Kompressor experimentiert, der oben komprimiert, was die S laute besser in Griff bekommen hat neben dem De-esser... Eventuell geht da schon was. Ich habe da die letzten Jahre einfach immer ein Preset auf dem Gesang genutzt, dass ich mal für ein sm 58 gebaut habe und das klang einfach zu scharf fürs at2020... Vielleicht kann ich das mit Übung besser hinbekommen.

 

[whitealbum]

...ich habe da die letzten Jahre einfach immer ein Preset auf dem Gesang genutzt, dass ich mal für ein sm 58 gebaut habe und das klang einfach zu scharf fürs at2020... Vielleicht kann ich das mit Übung besser hinbekommen.

Und schon haben wir den Grund gefunden, das funktioniert natürlich nicht.
Gerade Presets von einem Mikrofontyp zum anderen (Tauchspule zu KOndensatormikro) zu verwenden, funktioniert sehr sehr selten.
Bei Dir wohl eher nicht
Einen Tipp, mache mit dem EQ erstmal gar nix.
Versuche, gute Mikrofonposition zu finden (Tipps gab es hier genug), starte beim Singen in Deinem Raum (gehe ich jetzt nicht näher drauf ein), ich denke, Du singst in einem typ. Bedroom, gehe dort eher in die Mitte des Raumes, weg von den Wandflächen, und höre dann wie da Rohsignal ohne irgendwas klingt.
Wenn dann was fehlt oder zuviel ist, vorsichtig, die Frequenzen orten und entsprechend reagieren.

Hier eine kleine Orientierungshilfe von mir im Tutorial Bereich:

https://recording.de/threads/frequenzbereiche-einteilung-und-musikalische-bedeutung.211965/

Das macht dann 10€, oder drei Bier

 

[BenHalen]

Vielen Dank, werde ich mal lesen... 100-150 Hz hier sitzt der Oberbass.... Da hab ich echt nicht viel mit dem Mikro. Eventuell durch das pop Ding und nachher rangehen. Ich kann euch auch mal was aufnehmen bin eh gerade an nem neuen Song Is übrigens ne Metal Band, aber fast komplett ohne gescreamte Vocals...
Ich bin aber kein Sänger und mache nur ein paar Backings. Unser Sänger ist gerade nicht hier... Macht aber ja nix, geht ja erstmal nur um den Sound

 

[whitealbum]

Ja, immer gerne

 

[BenHalen]

Ok, hast ne Nachricht

 

[SpacePope]

Wieviel bringt denn so ein Popschutz? Son Ding hab ich auch noch nicht Eigentlich gefällt mir die klare Auflösung des Mikros schon. Ein bisschen wärmer könnte es sein und eventuell etwas mehr "Body" vertragen...

Popfilter sind eigentlich auf akustische Transparenz konzipiert.

Wobei ich sagen muss, dass die doppelschichtigen Nylons stellenweise schon merklich dämpfen.
Meinerseits arbeite ich lieber mit den dünneren Metallfiltern:
https://www.thomann.de/de/the_tbone_ms_250.htm?ref=search_rslt_popfilter_164835
Die haben auch so ihre Eigenheiten, nehmen dank des fehlenden Rahmens andererseits aber auch nicht so viel Sicht weg

PS: seit wann ist Forenberatung hier denn kostenpflichtig?
Ich glaub ich bin in der falschen Branche unterwegs

 

[whitealbum]

Metallfilter mag ich weniger, Feuchtigkeit geht durch, und sie klingen bei Zischlauten metallisch, hehe, Zischlaute können da sogar betont werden.

Beste Popkiller aktuell Hakans P110, Pauly und Proel...

Forenberatung kostet nix, nur meine Beratung auf Wunsch, wenn es dann ins Detail geht, und das übliche Maß überschreitet, und danke, Branche geht gut

 

[diagnostix]

Momentan habe ich ein at2020 und das gefällt mir garnicht so übel, aber es ist manchmal etwas zu scharf und es betont glaube ich die s laute relativ stark.

nehme einen bleistift und klebeband und klebe den stift parallel mitm mikro so, dass er exakt die mitte der membrane bedeckt.
das ist der beste de-esser für zischelnde großmembraner den es gibt.

 

[Rolleum]

Kannst Dir auch old school mäßig nen Popfilter aus einem Metalkleiderbügel und ner Damenstrumpfhose bauen. So wie im Video "We are the world". Ansonsten tuts ein guter K&M klein oder groß in jedem Falle.

 

[BenHalen]

Alles klar, vielen Dank. Ich habe die S laute ganz gut in den Griff bekommen mit De-esser und etwas Kompression ganz oben... Ist deutlich besser geworden. Ich kaufe mir jetzt mal einen Pop Schutz und Probiere das mit dem Bleistift bei Bedarf noch irgendwann Habe Whitealbum eben mal über ne kleine Aufnahme hören lassen und er fand die Höhen soweit ganz ok... Vielleicht behalte ich das at2020 dann tatsächlich einfach erstmal bis ich gut genug werde, um ein besseres rechtfertigen zu können
Ich weiß auch nicht, wieviel Einfluss mein kleines Interface da eigentlich hat...

 

[Astronautenkost]

Momentan habe ich ein at2020 und das gefällt mir garnicht so übel, aber es ist manchmal etwas zu scharf und es betont glaube ich die s laute relativ stark.

nehme einen bleistift und klebeband und klebe den stift parallel mitm mikro so, dass er exakt die mitte der membrane bedeckt.
das ist der beste de-esser für zischelnde großmembraner den es gibt.

Sorry, aber der Stift auf dem Popfilter kann nur bei extremen Plosivlauten helfen. Als De-Esser bei zischenden Frikativlauten kann er physikalisch gar nicht wirken, da diese anders als Plosivlaute durch Verwirbelungen vorne im Mund gebildet werden. Das hat nichts mit dem heftigen Luftausstoß zu tun. Das ist so eine Foren-Chemtrailslegende. Ist so falsch wie hartnäckig.

Der Plosivlaut führt dagegen zu einem hohen explosionartigen Impuls beim Luftausstoß, der dann auf die Mebran trifft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Frikativ
https://de.wikipedia.org/wiki/Plosiv

 

[BenHalen]

Ok, eventuell für härtere Vocals? Manchen wir zwar nicht so oft, aber ab und an auch mal... Naja, probieren geht über studieren

Ist das Interface genauso wichtig, wie das Mikro?

 

[MountainKing]

Ist das Interface genauso wichtig, wie das Mikro?

Wichtigkeit in der Aufnahmekette - abnehmend:

Künstler / Performance > Raumakustik > Instrument > Mikrofon > Preamp > Wandler (A/D)

Das Mikrofon liegt deutlich VOR dem Preamp. Wobei das ein bisschen von der Mikrofon-Auswahl abhängt. So kann ein gutes dynamisches Mikrofon deutlich von einem sehr guten Preamp profitieren (etwa ein SM7 oder so). Über allem liegen die "Skills", die man im Aufnahmeprozess benötigt (EInpegeln, Mikrofonierung usw.). Die können jede zitierte Ebene betreffen.

Also: bevor man also in einem schweineteuren Preamp investiert, lohnt es sich eher ein sehr gutes Mikrofon anzuschaffen (und die Raumakustik zu bearbeiten). Wenn alles stimmt, kann der Preamp dann noch das Sahnehäubchen draufsetzen.