etwas spezielle Frage für die Mikrofon-Nerds...

[Nachtschicht]

Eine Kundin möchte sich gerne ein Mic kaufen. Budget unklar (ich vermute aber, nicht viel). Eventuell mangels jeglicher Recordingkenntnis sogar ne USB variante, mit Audiointerface und Pipapo wird das schnell sehr kompliziert.

Nun bin ich da normalerweise nicht schüchtern mit Empfehlungen, aber hier handelt es sich ein bisschen um einen Sonderfall, und zwar hat diese Kundin das mit Abstand lauteste Organ dass mir in all den Jahren je untergekommen ist. Zudem singt sie klassisch, also auch noch extrem dynamisch.

Da bin ich im lower Budget Bereich dann doch bisschen überfragt. Deswegen, bevor ich mir jetzt nen Wolf google: gibts im Niedrigpreissegment ein Grossmembran (i know, i know, aber psychologisch wichtig), welches bekannt für 1. besonders hohe Pegelfestigkeit und 2. besonders gute Dynamic Range / Rauschabstand ist?

Im etwas höheren Preissegment meine ich mich zu erinnern, dass dieses Neumann für n gefühlten Tausi (103?) besonders viel Schalldruck wegsteckt, aber das ist ehrlich gesagt ein Parameter, auf den ich noch nie besonders geachtet habe. Also, wenn da jemand zufällig direkt ne Empfehlung weiss, könnte ich mir ne Menge gegoogel ersparen.

Klanglich gibts ansonsten keine besonderen Anforderungen, braucht keinen Höhenboost oder sonstige Sexyness, sie singt wie gesagt klassisch und es geht nur um hinreichend transparente Abbildung. Anders gesagt: wenn die Aufnahmen nicht wahlweise zerren oder in Rauschen ersaufen, sind wahrscheinlich alle schon glücklich

 

[Burkie]

Singt sie denn nur solo?
Oder auch per Kopfhörer aufs Playback?

Gruß

 

[Nachtschicht]

sicherlich beides. spätestens da überlegt man halt, ob man jemandem der exakt null komma garnix von recording versteht (und mit der klassischen ausbildung auch mehr als genug beschäftigt ist) nicht doch son praktisches USB mic mit eingebautem kopfhörerausgang in die hand drückt.

aber USB plus anständige pegelfestigkeit und guter rauschabstand...äh...daher die frage

 

[tomric]

Dann bring ich mal Audio Technica ins Spiel, auch wegen des evtl. begrenzten Budgets. Nachteil: Ich kenne da keine USB-Variante, aber ein einfaches USB-Interface ist genauso schnell eingerichtet wie ein USB-Mikrofon und i.d.R. flexibler. Wenn es günstig sein soll schau Dir mal das AT 2035 an, ansonsten 4047 oder 4050, wobei Letzteres nicht ganz so viel Pegel ab kann...

 

[wjl]

Der Fritz Schneebauer ist ein klassischer Sänger (allerdings Basso profundo), und der hat einige Videos zum Røde NT-USB welches er einsetzt; könnte vielleicht hilfreich sein: https://www.youtube.com/channel/UCurNlb_JVgFbAS-xz-J7RSQ

Vielleicht besser (nicht ausprobiert), aber deutlich teurer wäre ein Sennheiser Mk4.

Gut sortierte Musikläden haben übrigens Mikrofonkabinen, in denen man in Ruhe und so laut man will probieren kann. Ich hatte das z.B. bei Session in Frankfurt oder auch im Kölner Music Store gesehen.

Hoffe das hilft...

 

[tomric]

Das Teil hat allerdings nur 16-Bit-Wandler und einen Grenzschalldruckpegel von gerade mal 110 dB...

 

[wjl]

Das Teil hat allerdings nur 16-Bit-Wandler und einen Grenzschalldruckpegel von gerade mal 110 dB...

Mag sein - drum: ausprobieren. 110dB ist allerdings auch schon nah an (meiner) Schmerzgrenze, wenn's wirklich so laut werden sollte hilft mehr Abstand (dann braucht's allerdings auch die gut gedämmte Mikrofonkabine, die viel mehr kostet als ein gutes - besseres - Mikro).

Nochmal: das Sennheiser in http://de-de.sennheiser.com/usb-studio-kondensator-microphone-mk-4-digital ist da vielleicht angesagt, aber über ein konkretes Budget wurde ja noch nicht gesprochen.

Vergleichbar mit dem Røde wäre das https://eu.audio-technica.com/microphones/studio/AT2020USBplus von AT - das allerdings auch nur einen 16 Bit Wandler hat. Reicht aber wenn man das Signal gleich gut aufnimmt und hinterher nicht mehr allzu sehr verbiegen will.

Mir haben aber die Youtube Videos die ich oben angesprochen hatte sehr gefallen - auch wenn ich mir dann doch ein NT-1a und ein Focusrite Interface zugelegt hatte.

 

[tomric]

Das von Nachtschicht erwähnte TLM103 macht 138 dB verzerrungsfrei, beim AT2035 liegt der Grenzschalldruck bei 149 dB... Bei 16-Bit Wandlern hat man einfach viel weniger Headroom und muss dementsprechend aussteuern. Das halte ich im konkreten Fall für suboptimal. Die meisten Rode-Mikros, die mir bisher untergekommen sind, klingen aufgrund entsprechender Präsenzanhebung recht harsch, da ist Audio-Technica deutlich neutraler.

Das MK4-USB wäre aber evtl. wirklich ein brauchbarer Kandidat, hier sehen zumindest die Eckdaten ordentlich aus. Aber mal abwarten, was der Rest der Foristen meint...

 

[speedtom]

Das Teil hat allerdings nur 16-Bit-Wandler und einen Grenzschalldruckpegel von gerade mal 110 dB...

Ich habe das NT-USB, man muss höllisch aufpassen dass man nicht clippt, die Toleranz zwischen vernünftigem Pegel und Übersteuern ist extrem schmal.

Ich mag den Sound, der passt zu meiner Stimme, aber einer unbedarften nicht-recording-affinen Person würde ich es nicht empfehlen.

 

[speedtom]

Ach ja: das SM7B ist ja ein Mic, was gut mit Lautstäke klarkommt, um nicht zu sagen, dass es eine gewisse Power sogar braucht. Ist aber halt kein USB-Mic.

 

[whitealbum]

Klassische Sängerin mit Power.
Was für eine Stimmlage hat Sie und welchen Stimmtyp (rund, warm oder eher metallisch hart?)?

Ich empfehle eher klassisch Mikro und Audiointerface (USB-Mikros halte ich für limitiert, fest verbautes Interface mit meistens 16/48khz, abhängig von der Elektronik ...).

Ein sehr gutes Einsteigermikros ist nach wie vor das AT2035.
Warum? Es ist relativ neutral, kaum Überhöhungen, und löst auch noch gut auf (Rauschen ist kein Thema, und Schalldruck ist auch kein Thema).
Ein passendes Audiointerface dazu, UR22 MK2 oder Focusrite Scarlett 2i2 2nd Gen und man hat eine sehr gute Ausgangsbasis.

Es gibt zwar noch das AT2020 auch als USB Variante, verträgt auch viel Schalldruck, allerdings ist es mir zu hell obenrum (Höhenboost).
Bei Männern ok, bei Frauen (außer Alt-Stimmlage) eher nicht.

Man darf auch nicht vergessen, wer billig kauft, kauft zweimal.
Eine gute Sängerin will ansatzweise ihre Stimme so hören wie sie ist, davon gehe ich mal aus.

Ich habe zuletzt einige Mikro/Preamp-Beratungen auch für Sängerinnen durchgeführt.
Es ist erstaunlich wie schnell die Damen entscheiden, was für sie passend ist und was nicht.
Ihnen ist eben auch die gute Abbildung Ihrer Stimmen wichtig.
Reine Bauchentscheidungen (was vollkommen richtig ist), während die Männerwelt öfters in den technischen Daten blättert

 

[DimensionD]

@Nachtschicht
Kenne das Problem. Hab selbst mit einem klassischen Sänger damals gearbeitet der eine Gesangslautstärke mit gebracht hat das mir die Harre nach hinten geflogen sind. Selbst mein Tlm 103 hat bei dem mit 0,5 Meter Abstand geklippt und nicht der Preamp. Wir haben dann das Problem gelöst indem wir das Mikro ca. 1 m weit weg hatten allerdings brauchten wir dafür auch einen sehr ruhigen Raum.
Du siehst ohne finanziellen Aufwand wird das m. E. sehr schwierig für vernüftige Aufnahmen mit solch lauten Stimmen.
Faierweise muss ich auch noch sagen das wir hinterher ein AKG 414 genommen haben weil das 103 einfach für seine Stimme zu hart klang.

 

[whitealbum]

Kurz OT:
Das TLM103 hat einen Grenzschalldruck von 138db.
Bei einer Entfernung von einem halben Meter kann ich mir nicht vorstellen ,das ein Sänger je 138db erreicht.
Bei Beyerdynamik hat wohl ein Rockshouter mit 2cm Abstand knapp 130db erreicht.

Dass das TLM103 gerne mal etwas hart klingt, kann ich dagegen sehr gut nachvollziehen.

 

[AndiPaulo]

Dass das TLM103 gerne mal etwas hart klingt, kann ich dagegen sehr gut nachvollziehen.

Ich auch...

 

[leary]

Ich würde,gerade für klassische Musik, in dem Budgetbereich ein Kleinmembraner a la Rode NT 5 in Erwägung ziehen.
Etwas teurer: Neumann km 184/183

 

[Nachtschicht]

ich danke euch allen, das ist ein spitzen überblick, und manche der genannten mics hatte ich überhaupt nicht aufm schirm. dann geh ich mal mit der dame in klausur

 

[Herbert911]

Ohne jetzt irgendwie nen genaueren plan über daten etc zu haben, bei hohem schalldruck fällt mir sofort das shure sm7 ein. Das wird ja auch viel für so metal-brüll-sachen benutzt. Also nur vom punkt der lautstärke her betrachtet evtl interessant

 

[Astronautenkost]

Das MK4 in der digitalen USB-Variante mit den Apogeewandlern könnte hier passen.

 

[whitealbum]

Beim SM7 fällt mir sofort wenig Auflösung und starke Färbung ein.
Natürlich kann man auch hier probieren, aber bei einer ausgebildeten Stimme, die sich möglichst unverfälscht hören möchte, sehe ich das SM7 da nicht.

 

[DimensionD]

Kurz OT:
Das TLM103 hat einen Grenzschalldruck von 138db.
Bei einer Entfernung von einem halben Meter kann ich mir nicht vorstellen ,das ein Sänger je 138db erreicht.
....

Ob er 138 db erreicht hat kann ich dir nicht sagen ich weiss nur das es mehrfach geklippt hat und es sind keine Übersteuerungen vom Firefacepreamp oder seinem AD Wandler gewesen der lag nähmlich bei maximal -5 db am Fireface bei der Aufnahme. Also keine Overloads.