Barbier der Barbar

[artname]

Das fiel mir interessanter Weise zur Selbstzensur ein.

1
ich bin der Schöpfer deiner Geschichte
Verrückter Besitzer zahlloser Stimmen
ich bin dein Verführer, Liebhaber und Richter
auch ich mache Fehler, nur nicht die Schlimmen

2
ich bin dein genetisch erzeugter Thriller
ich seh alles kommen und tritt es nicht ein
hau ich auf den Tisch - was für ein Brüller
je näher die Schüsse desto feiner mein Reim

chorus
mach blauen Dunst,
nicht etwa Sinn
leb von der Kunst,
ich bin wie ich bin

3
Ich lebe in schnell verfallenden Bildern
Ich rudere dagegen und treibe im Strom
haltlose Reisen kann man gut schildern
du willst nicht verstehen - ich lebe davon

Chorus
mach blauen Dunst,
nicht etwa Sinn
leb von der Kunst,
ich bin wie ich bin

C-Teil
was für ein Treiben galaktischer Art
unsterblich bleiben - Barbier der Barbar
Barbier der Barbar
Barbier der Barbar

Chorus
mach blauen Dunst,
nicht etwa Sinn
leb von der Kunst,
ich bin wie ich bin
Barbier der Barbaren
Barbier der Barbar
Barbier der Barbaren
Barbier der Barbar

 

[TheButcher]

einfach mega.

 

[rho]

Ich glaube, ich tue Text und Autor mit der Feststellung kein Unrecht, dass man nicht jedes Wort im engeren Sinne verstehen muss. Es geht eben eher um den "blauen Dunst" als um den "Sinn". Es geht eher um Takt um Fakt. Das Treiben im Strom schnell verfallender Bilder dient der Sache, nämlich dem Schreiben, was manche/r schwer verstehen kann. Soweit so gut, aber beim Titel und der Hook stehe ich ziemlich auf dem Schlauch. Der Groschen ist zwar ganz langsam gefallen, was das Handwerkszeug des Barbiers angeht, aber beim Babar hakt es noch. Blauer Dunst?

 

[samdabam]

Am coolsten finde ich:

je näher die Schüsse desto feiner mein Reim

Wir Künstler sind beides:
Wilde Schöpfer (Barbaren) und Selbstzensoren (Barbier) vor allem wenn die Schüsse der Kritiker ganz laut sind (je näher sie sind). Dann spuren wir oft und reimen/texten/formulieren dann doch wieder „vernünftig“.

Barbier ist also selber Barbar, aber zugleich auch Barbier der Barbaren und beschneidet/rasiert somit gerne auch andere, die hier und da zu wild getextet haben und noch zurechtgestutzt werden müssen.

Interessant aber, dass er nicht Barbar der Barbier heißt! Die (Selbst)Zensur scheint doch eine sehr große Rolle zu spielen.

Hm. So verstehe ich das nach zweimaligem Lesen... vielleicht lieg ich auch total daneben?!?

Das mit dem blauen Dunst...das verstehe ich nicht ganz...jemandem eher was vorgaukeln??? Warum?

 

[artname]

Hallo ihr Lieben, danke für Eure Kommentare!

@TheButcher , dein uneingeschränktes Lob freut mich sehr!

@rho ,
lass uns zunächst über die Redewendung "jemanden blauer Dunst vormachen" reden. Das bezog sich ursprünglich auf Zauberkünstler, die einst ihre Darbietung in blauen Feuerdunst hüllten, um zu verhindern, dass das Publikum mit Adleraugen ihre Tricks heraus finden konnte.
Der blaue Dunst ist also nicht die eigentliche Darbietung, sondern eher ein formaler Aspekt.
Wenn du mit "Takt oder Fakt" im Grunde "Form oder Inhalt" meinst. gebe ich dir sehr gern Recht!

Jetzt kommen Gedanken, die ich früher solange im Kopf gewälzt hätte, bis ich sie teestundenklar hätte formulieren können. Ich rudere vom Prinzip seit Geburt gefühlt gegen den Strom. Habe fast mein ganzes Leben nicht ernsthaft bemerkt, dass ich wie alle Anderen vom Strom mitgerissen werde. Meine einstigen Selbsterfahrungen waren das Ergebnis von großer Mühe und Selbstbetrug.

Und nun verleg ich mich lieber darauf, dir Haltloses zu erzählen. Du willst sowieso nichts Tiefes wissen, und mir fällt es viel leichter, über mein haltlose Leben zu schreiben.

Nicht, dass ich zu faul wäre, das klarer zu schreiben. Nein! Ich finde es viel geiler, so verschlüsselt zu schreiben. So versteht mich eben, wer mich versteht kann und will. Und wer nicht, der versteht mich eben nicht! Der kann mir aber auch kaum dumm kommen, wenn es ihm zu hoch ist. Das ist. meine ART, Selbstzensur zur vermeiden: die Form, der blaue Dunst.

Der Barbier ist für das Feine zuständig. Der Barbar für das Grobe. Ich bin von Haus aus ein Barbar. Gegenüber anderen Barbaren empfinde ich mich jedoch als Barbier.

in der Sprache der Barbaren müsste ich sprechen wie in meinen Kommentaren. Aber ich schreibe meine Texte als Barbier!!!

@samdabam , man kann aber auch versuchen, es so wie du zu sehen.) Dann wird es allerdings schwerer, den blauen Dunst, die Kunst der Verschleierung zu decodieren. Den Barbaren eine die Kunst Codierung zu unterstellen. Aber wenn man ihre heidnischen Kriegszermonien betrachtet.... nichts is unmöglich!

Das ist zunächst mein Angebot zur Decodierung meines Textes. Offen bleibt noch manches, was die Gründe betrifft, seine Texte zu kodieren....

Vielleicht kommen wir darüber noch ins Gespräch.

Soweit zunächst.

lg

 

[rho]

Hi @artname, ich habe dich dann schon richtig verstanden. Deine Ausführungen erinnern mich an eine Antwort von Brian May auf die Frage was der Text von Bohemian Rhapsody eigentlich bedeuten soll. Er sagte sinngemäß, der Text sei, wie die meisten Texte von Freddy, eher eine Projektionsfläche als eine Geschichte. Aber das sei genau das Geschäft guter Songtexter.
Nur der Barbier als feinsprechendes Gegenstück zum grobsprechenden Barbar (altgriechisch "Stammler") kommt mir etwas um die Ecke gedacht vor. Das überzeugt mich eher in deinem Kommentar als im Text.

 

[artname]

Nur der Barbier als feinsprechendes Gegenstück zum grobsprechenden Barbar (altgriechisch "Stammler") kommt mir etwas um die Ecke gedacht vor. Das überzeugt mich eher in deinem Kommentar als im Text.

Jo, rho, so kann man das natürlich auch sehn.