Aufnahme im Proberaum - Vorgehensweise?

[AUDI0N]

Prost Neujahr

Mich beschäftigt einmal aus reinem Interesse die Frage wie eigentlich eine
Aufnahme im Proberaum in der Praxis richtig durchgeführt wird.
Die Qualität ist mir dabei erst einmal nicht wichtig.


Setup: (Das Szenario ist rein exemplarisch und existiert nicht tatsächlich)
Drumset, Gitarre, Bass und Vocals.

Bei der Umsetzung geht mir nun durch den Sinn:

a)Einfache Variante, alle über ein bis mehrere Mikros abgenommen.
Klingt dann - wie ich annehme - entsprechend für die Tonne.
Wenn der Singsang falsch daneben liegt, oder was auch immer ist die Aufnahme gelutscht.

b) Alle spielen gemeinsam und hören sich, die Spuren werden jedoch alle getrennt aufgezeichnet.


Wie realisiert man das technisch?

Beim Drumset kann ich mir das praktisch ja noch vorstellen.
Sprich, das vorhandene Drumset wird über entsprechende Mikros abgenommen und
über ein Mehrkanal-Interface an die DAW zur Aufzeichnung weitergeleitet.

Wie ist es jedoch mit den übrigen Bandmitgliedern, die sich selbst im Raum ja auch noch
hören (müssen) wenn dort Amps und eine PA für Gesang stehen aber diese ohne zweifel in vorhandene Mikros des Drumsets und das Gesangmikro übersprechen?
Gitarre und Bass könnte man per DI-Box ja noch ein getrenntes Signal an die DAW abzweigen.
Was macht man mit dem Sänger?
Oder ist das alles kompletter Mumpitz und es bleibt bei einer traditionellen Bandprobenaufnahme
und mehr ist da auch nicht herauszuholen. Es sei denn Overdub und alle spielen getrennt ein?


LG

 

[Cos]

Ich hab solche Proberaumaufnahmen schon ein paar mal mit verschiedenen Bands gemacht, allerdings immer im Overdub-Verfahren. Mit der Schlagzeug-Aufnahme anfangen, die anderen Instrumente erstmal nur als Schmutzspur zu Orientierung. Dann nach und nach den Rest eingespielt.

Was macht man mit dem Sänger?

In einem Fall ist der Sänger samt Mikro + Kopfhörer vor die Tür gegangen. In einem anderen Fall hat der Sänger in der dem Schlagzeug gegenüberliegenden Ecke des Raums zur Wand gestanden und nur leise mitgesungen (nur zur Orientierung der Mitmusiker). Über das Monitoring haben wir den Sänger dann eben etwas lauter gedreht, damit er zu hören ist. Optimal ist das natürlich nicht, aber andere Möglichkeiten sehe ich nicht. Perfekt wäre natürlich, wenn die Band während der Schlagzeugaufnahmen ohne Gesang klar kommt (was aber bei meinen bisherigen Sessions nicht vorkam...)

Grüße
Cos

 

[Instrumentenfreak]

Früher nahm man Bands, die ihr Zeug spielen konnten mit Instrumenten, die gut klangen in einem Raum, der der Musik dienlich war.

Heute nimmt man mittelmäßige Musiker, künstliche Räume und Overdubs.

Ich halte das mittlerweile bei meiner eigenen Band so: soll es authentisch sein, spielen alle gleichzeitig in gewohnter Umgebung mit gewohntem Sound. Der Mitschnitt ist so zu machen, dass die Band wie gewohnt arbeiten kann und der Tonmensch mit den einzelnen Spuren möglichst wenig Probleme hat.

 

[Cos]

Früher nahm man Bands, die ihr Zeug spielen konnten mit Instrumenten, die gut klangen in einem Raum, der der Musik dienlich war

Naja, früher gab auch nicht die Möglichkeiten, die man heute z.B. mit einer DAW auf´m Lappy und passendem Mehrkanalinterface hat
Grundsätzlich würde ich es auch toll finden, wenn man alles in einem Take sozusagen live in guter Qualität aufnehmen könnte, aber meine Erfahrung bisher sind: Die Bands waren handwerklich nicht so gut, dass es ohne Overdubs reichen würde und akustisch ansprechende Räume waren (zumindest zu den passenden Zeiten) nicht verfügbar, also blieb der Band-eigene Proberaum, den wir nach Möglichkeiten präpariert haben. Das Ziel war aber auch kein professionelles Ergebnis, sondern ein einigermaßen ansprechendes Demo. Profi-Musiker und Profi-Tonis haben da sicher andere Ansprüche und vor allem andere Skills.

Grüße
Cos

 

[Instrumentenfreak]

Naja, ich habe erst neulich wieder Aufnahmen gehört, bei denen eine 3-Mann Combo in einer Abstellkammer richtig geile Aufnahmen gemacht hat. Incl Drums und Onetake...
...das beeindruckt mich immer wieder, was man alles mit Erfahrung und Professionalität erreichen kann.

 

[Saurus]

Wir machens auch im Overdub-Verfahren. Einen Guide-Track aus der Vorproduktion, Klick und dann meist zuerst Drums, dann Gitten, Bass und am Ende die Vocals.

Trotz Proberaum klingt es im Grunde immer sehr gut. Will sagen: Proberaum-Aufnahmen müssen nicht zwangsweise minderwertig sein. Wundert mich immer, dass das Wort Proberaum immer so negativ behaftet ist. Es gibt ja durchaus auch Proberäume, die hervorragend "klingen" oder zumindest nicht schlechter oder gar besser als so manches "professionelle" Hinterhofschuppenkellergaragendachbodenstudio.

 

[clemenserwe]

Die Qualität ist mir dabei erst einmal nicht wichtig.

Wrxt???

Dann brauchst Du Dir doch keine Gedanken darüber zu machen

Ich habe tolle Aufnahmen von Bands in einem Raum gehört - alles gleichzeitig mikrofoniert.
Dazu gehört aber ein guter Raum, Know-How und eine passende Mikrofonauswahl sowie (vor Allem!) gute, eingeübte Musiker.

Wenn man die Musiker dazu hat, sollte man imho viel daran setzen, so eine Situation direkt einzufangen. Der musikalische Mehrwert ist wesentlich höher als der eventuelle tontechnische Verlust.

Wenn der Raum bzw. die verfügbaren Mikrofone das absolut nicht hergeben, hat man sowieso weitere Probleme. Wenn ein Schlagzeug schlecht klingt, klingt es schlecht, egal ob der Rest der Band still ist oder dazu spielt. (Und am Schluss landen wir wieder bei Drum-Replacing)

Meistens werden es dann doch Overdub-Verfahren, weil es an den Voraussetzungen fehlt. Dabei würde ich aber versuchen, wenigstens Drums und Bass von einer gemeinsamen Aufnahme (mit Blickkontakt) verfügbar zu haben - das sind die groovetragenden Elemente.
Wenn man die Möglichkeit hat, Amps aus dem Aufnahmeraum fern zu halten und per Monitoring für die Musiker in den Raum zu bringen, kommt man schon recht weit.

Clemens

 

[LM18]

Schlagzeugaufnahmen sind immer am anspruchvollsten wie ich finde.
Da sind alle verfügbaren und besten Mikrofone dran gewesen.

Da gab es auch immer den größten und längsten Soundcheck.

Am besten ging es immer so, zuerst eine Guidespur mit zum Beispiel Gitarre gegen Klick oder Drummachine aufzunehmen.
Damit war die Struktur klar und der Drummer spielte auf dieser Basis ein.

Wenn alle Titel mit den Drums genagelt waren, ging es weiter mit anderen Instrumenten.

Alle meine Versuche eine Band komplett als one take aufzunehmen schlugen bei mir immer fehl.
Der Wunsch war sehr oft da, aber die Ergebnisse nie befriedigend.

 

[AUDI0N]

Vielen Dank Männers für Eure hilfreichen Erfahrungen in diesem Bereich.
Jetzt habe ich einmal ein Bild vor Augen.

Also ich lege mal das fiktive Szenario offen:

Die Frage kam gestern bei einem meiner Bekannten auf.
Dieser spielt sehr gut klassiche Gitarre und hat mich gestern nach einfachen Möglichkeiten
von gut klingenden Aufnahmen gefragt.
Da gibt es dann auch selbstverständlich noch die übrigen Bandmitglieder.

Für meinen Teil habe ich in diesem Bereich mittlerweile schon acht Jahre nur für mich selbst Erfahrung gesammelt. Jetzt wollte ich ihm auch nicht die komplette Studio-Leier runterpredigen.

Zudem komme ich sowieso nur aus dem Hobbylager und habe lediglich einen Hofa-Kurs absolviert

Ich meine, ich weiß was ich hier bei mir stehen habe und wie ich als Alleinmusiker meine Projekte
realisiere. Das sind junge Leute welche absolut keine Erfahrungen mit Recording haben und die einfach mal ihre Ideen, auf bezahlbare, einfache Weise mit der daraus zu erwartenden Qualität festhalten wollen.

Jetzt fang da mal an von einem Mehrspurrecorder zu reden, da kommt nur Bahnhof bei raus.
Meine Empfehlung lief nun gestern erst einmal darauf hinaus, dass ich den Jungs meinen
Tascam DR-07 ausleihe um in das Thema erst einmal reinzukommen.
Das Gerät macht schon recht gute Aufnahmen.