Asynchron

Ennui

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Dachte icke poste mal wieder was.
Sind ein paar komische Zeilenlängen dabei, aber der Text wurde auf das Instrumental geschrieben, das klappt schon irgendwie. ^^
Im Instrumental wird an einer Stelle die Gitarre auf der einen Seite immer weiter versetzt, so als tonale Einleitung zur Asynchronität.

Inhaltliche Ergänzung?
Irgendwo zu wenig bildlich?

Wollte in den Strophen eine Erwartung aufbauen, die dann gebrochen wird. Ich denke, das liest man gut raus.

Ist ein Erstentwurf. Die beiden Zeilen "Die Luft vibriert zwischen uns / Dein Gesicht strahlt hell, du verstummst" sind mir eigentlich ein bisschen zu abgeschmackt, obwohl das Bild passt (das Gegenüber bekommt eine Benachrichtigung auf dem Smartphone und schaut gleich nach). Weiß noch nicht so genau, ob die tatsächlich funktionieren werden und ob ich die so lass.

Titel: Asynchron
Ennui, 16.09.2024

<str1>
Wollen wir reden?
Würd gern hören, was du tippst
Oh, vielen Dank
Für die Sprachnachricht
Nennst du das reden
Wenn mein Messenger piept
Eine digitale Nachricht
In meinem Posteingang liegt?

<ref>
Wir laufen asynchron
Vor direktem Kontakt davon
Zerrissene Kommunikation
Warten auf Daten von Display zu Person

<str2>
Ich lese nichts
In deinem Gesicht
Ein Emoji sagt mir
Dass du grade ironisch bist
Oh schön, wie toll
Ein spontaner Videocall
Ist als würdest du vor mir sitzen
Ganz nah, ganz klein und erschaffen aus Pixeln

<ref>
Wir laufen asynchron
Vor direktem Kontakt davon
Zerrissene Kommunikation
Warten auf Daten von Display zu Person

<str3>
Die Luft vibriert zwischen uns
Dein Gesicht strahlt hell, du verstummst
Schon streicheln deine Finger sanft
Über das Smartphone in deiner Hand
Sagst wie schön es bei mir ist
Und brauchst ‘nen Filter, bevor du auf den Upload-Button tippst
Legst es wieder vor dir auf den Tisch
Für den nächsten versetzten Dopamin-Kick

<ref>
Wir laufen asynchron
Vor direktem Kontakt davon
Zerrissene Kommunikation
Warten auf Daten …
Was erwartet man schon?
 
Zuletzt bearbeitet:
Gutes Thema, Super Einstieg, viele gute Ideen..

Hi @Ennui,

..vor wirklich ewigen Zeiten, hab ich, inspiriert durch eine Kette von Anrufbeantworter-Nachrichten, etwas entfernt-ähnliches geschrieben..mich hatte erstaunt, dass tatsächlich ein warmes Gefühl übermittelt wird, obwohl der synchrone Moment fehlt..es ist also besser als nix..und regelrecht zeitnah, wenn man es mit einer Postkutschen-Kommunikation 200 Jahre vorher, oder einem zugesteckten Kassiber auf einer Gefängnisinsel vergleicht. Mein Song heißt „Modern Lover“ ist bis auf Minimal-Fragmente in meinem Kopf verschollen..

..dein Text ist gespickt mit einigen technischen Begriffen, die evtl verblassen werden..aber gut, der Song ist für jetzt..

..in der ersten Strophe klingt es, als würdest du die Verantwortung bei deinem Gegenüber sehen, wenn du ihn direkt adressierst..
Nennst du das reden
..aber letztlich müsst ihr euch einigen..
Wir laufen asynchron
Vor direktem Kontakt davon
..wenn es so wäre, wäre das der Punkt!
Warten auf Daten …
Was erwartet man schon?
..allein schon phonetisch spitze, aber auch als Songende top..
 
Wurde in einer PN auf die letzte Zeile angesprochen, was sie bedeutet.

Da sich das sicher andere auch fragen, hier eine Erläuterung:

Die vorherigen Strophen beschreiben Erwartungen. Die letzte Zeile fasst zusammen: "Was erwartet man schon?"

Str. 1: Das LI erwartet, das Gegenüber zu hören. Diese Erwartung wird durch die Sprachnachricht nur vermeintlich erfüllt. Piepender Messenger und digitale Nachricht sind ihm nicht persönlich genug. Es will Face to Face Kommunikation (Einleitung einer Erwartung mit Auflösung in Str. 2).

Str. 2: LI erwartet Physiognomie, bekommt aber nur Emoji. Face to Face Kommunikation durch Videocall besteht, aber nicht "real", sondern in Pixelform.

Str. 3: Eine romantische Begegnung wird angesprochen und damit eine Erwartung provoziert, dass die "vibrierende Luft", das "hell strahlende Gesicht", die "sanft streichelnden Finger" im romantischen Kontext zu interpretieren sind. Aber nö, das Gegenüber ist ganz ins Smartphone investiert, nicht im Moment des direkten Kontaktes. Also ist auch hier die Kommunikation "zerrissen".
Die Realität ist nicht mehr genug. Etwas wird zwar als "schön" bezeichnet, braucht aber doch noch nen Filter, bevor es der Onlinewelt präsentiert wird.

Inspiriert hat mich dabei befreundete Paare zu sehen und auch immer wieder mal der Umgang mit meiner Dame, wo ich oder sie manchmal den Fehler machen, das Smartphone in Blicknähe zu haben, obwohl wir gerade z.B. im Restaurant sitzen. Diese Smart-Mistdinger bündeln Aufmerksamkeit, auch wenn man das gar nicht will.

---
Vielen Dank für die Frage! Genau dieses Nachhakende von Außenstehenden brauche ich, um "Beliebigkeit" in meinen Texten ausfindig zu machen und zu vermeiden.
 
mWermut, allerliebsten Dank für dein Feedback! Ich lese mir das von dir zu den Songtexten allgemein gerne durch.
Gutes Thema, Super Einstieg, viele gute Ideen..

Hi @Ennui,

..vor wirklich ewigen Zeiten, hab ich, inspiriert durch eine Kette von Anrufbeantworter-Nachrichten, etwas entfernt-ähnliches geschrieben..mich hatte erstaunt, dass tatsächlich ein warmes Gefühl übermittelt wird, obwohl der synchrone Moment fehlt..es ist also besser als nix..und regelrecht zeitnah, wenn man es mit einer Postkutschen-Kommunikation 200 Jahre vorher, oder einem zugesteckten Kassiber auf einer Gefängnisinsel vergleicht.
Oh ja, da sagst du was. Als kleiner Ennui hatte ich von einer Verwandten eine Mailboxnachricht aus dem Krankenhaus und das war nach ihrem baldigen Tod dss einzige, an das ich mich irgendwie noch festhalten konnte. Als die Nachricht nach ein paar Jahren weg war, hat mich das nochmal erschüttert. Ich hatte nicht daran gedacht, das mit Lautsprecherfunktion als Backup aufzunehmen (und das hätte auch damals gar nicht so gut geklappt).

Mein Song heißt „Modern Lover“ ist bis auf Minimal-Fragmente in meinem Kopf verschollen..
Allein schon mit dem Titel lohnt es sich, das Thema in die aktuelle Zeit zu ziehen. Mach was draus!

..dein Text ist gespickt mit einigen technischen Begriffen, die evtl verblassen werden..aber gut, der Song ist für jetzt..
Yop. Ich hoffe, die verblassen so lang ich es erleben kann.

..in der ersten Strophe klingt es, als würdest du die Verantwortung bei deinem Gegenüber sehen, wenn du ihn direkt adressierst..
Ja, da hast du recht. Irgendwelche Bemühungen des LIs, es "synchron" zu machen, werden nicht erwähnt. Werde mal überlegen, ob da noch was geht oder ob ich es als weitere Ebene der Asynchronität sehe oder ob ich nicht gleich ganz die Perspektive wechsle und ein "ihr" draus mache. Danke!
 
Hallo Ennui, ich hatte heute schon für deinem Post von 15:05 Uhr überlegt, ob ich etwas schreiben soll. Denn der kritische Gedanke, der mir beim Lesen kam, ist grundsätzlich: "don't tell it, show it". Der Songtext selbst ist eigentlich nicht der Witz, sondern die Erklärung der Pointe. Der "Ref" klingt für mich eher wie ein theoretisches Referat als wie eine lebendige Geschichte, mit der sich Hörer:innen indentifizieren können. Dein Post von 15:05 Uhr enthält mE das, woraus der Songtext eigentlich hätte gestrickt werden sollen. Das sind mE die im Songtext fehlenden bildhaften Momente nach denen Du in deiner Intro fragst. (Messenger-Kommunikation ist in meinen Texten auch schon mal vorgekommen.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ennui, ich hatte heute schon für deinem Post von 15:05 Uhr überlegt, ob ich etwas schreiben soll. Denn der kritische Gedanke, der mir beim Lesen kam, ist grundsätzlich: "don't tell it, show it".
Genügend "show" finde ich selbstkritisch betrachtet schon enthalten.

Der Songtext selbst ist eigentlich nicht der Witz, sondern die Erklärung der Pointe.
Ist die Pointe für dich die letzte Zeile? Für mich ist der Hauptaspekt das Asynchrone, daher auch der Songtitel. Und an dem hangele ich mich mit der Eskalation der Kommunikationsart zwischen den beiden Protagonisten vorwärts => Text, Sprachnachricht, Videocall, persönliches Treffen.

Der "Ref" klingt für mich eher wie ein theoretisches Referat als wie eine lebendige Geschichte, mit der sich Hörer:innen indentifizieren können.
Der Refrain ist jeweils nur die inhaltliche Essenz der vorangegangenen Strophe. Die Ansprache der Hörer durch Identifikation passiert schwerpunktmäßig in den Strophen.

Dein Post von 15:05 Uhr enthält mE das, woraus der Songtext eigentlich hätte gestrickt werden sollen.
Aber daraus besteht der Songtext ja. Ich habe nur die Interpretation beschrieben, die ich bei der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema provozieren will. Ob das bei jedem klappt, ist eine andere Sache, und am Ende gar nicht sooooo wichtig.

Das sind mE die im Songtext fehlenden bildhaften Momente nach denen Du in deiner Intro fragst.
Wie würdest du andere Metaphorik reinbekommen? Mir sind keine Alternativen zu dem eingefallen, was ich ausdrücken wollte (= Erwartung brechen und Eskalation der Kommunikationsart).
Im Grunde spricht der Text ja alle Sinne an, außer Riechen. ^^

(Messenger-Kommunikation ist in meinen Texten auch schon mal vorgekommen.)
Das macht ja nix. Inhaltlich komplett andere Prämisse. Aber guter Text, hatte ich vorher nicht in Erinnerung.
 
Erklärungen zu dem Text lese ich nicht (Ist wahrscheinlich noch so ein altes Ding aus der Schulzeit, wo man Interpretationen bewußt offen gehalten hat). Wie auch immer, schöner Text und rhythmisch sicher gut zu bringen.
 
Danke dir, note!
Erklärungen zu dem Text lese ich nicht
Ja, muss man auch nicht. Ist am Ende viel schöner für sich selbst zu erfahren, was ein Text in einem auslöst. Zu viel über die Entstehung zu wissen, macht die Erfahrung kaputt.

Wie auch immer, schöner Text und rhythmisch sicher gut zu bringen.
Yessir! Hab den Text aufs Instrumental geschrieben. Ein paar Stellen machen mir melodisch noch Kopfschmerzen, aber zumindest das grobe Pattern steht.
 
Finde das Thema und die Umsetzung sehr interessant. Bin in dieser Form der Kommunikation aber nicht mehr aktiv.

Was mir dazu einfällt - aber das ist eine ganz andere Richtung: als das mit den icq-chats etc. anfing, ging es viel um Projektion und produzierte Missverständnisse in alle Richtungen... also die Differenz zwischen getippter und direkter Kommunikation.. mann, hat mir das Stress eingehandelt.... hätte ich das nicht frühzeitig beendet, wär ich schon achtmal geschieden....^^

Heute gibts die Probleme aber weiterhin. Geschäftliche emails zB führen oft zu Missverständnissen und Problemen, weil man die 'Lesart' und die Situation des Lesens nicht beeinflussen kann (oder so..). Da ist ein Telefongespräch viel besser.
 
Ja, total. Gleich mal Schulz von Thun fragen, was er von dem Ganzen hält.
 
Ist das Instrumental von Dir? Können wir ergo auf ein baldiges Release hoffen?
 
Wo hörst du denn das? Metaphysik?^^
Das Demo hab ich ihm vor Ewigkeiten (letzte Woche?) mal durchgeschickt. ^^

Der EarDrum macht da Drums druff und ich nehm alles nochmal korrektisch auf, dann mal sehen, ob ich den Song noch mag. 😂
 
Genügend "show" finde ich selbstkritisch betrachtet schon enthalten.
Der Text hat schon "show", aber eben auch sehr viel "tell". Für meinen Geschmack bleibt kaum Raum zum Selbstausfüllen, weil immer die "Auflösung" mitgeliefert wird.
Ist die Pointe für dich die letzte Zeile? Für mich ist der Hauptaspekt das Asynchrone, daher auch der Songtitel. Und an dem hangele ich mich mit der Eskalation der Kommunikationsart zwischen den beiden Protagonisten vorwärts => Text, Sprachnachricht, Videocall, persönliches Treffen.
Die letzte Zeile hat bei mir leider nicht gezündet. Die "Eskalation der Kommunikationsart" ist mir erst durch deine Erläuterung klar geworden. Vielleicht bin ich auch einfach zu stumpf für den Text.
Der Refrain ist jeweils nur die inhaltliche Essenz der vorangegangenen Strophe. Die Ansprache der Hörer durch Identifikation passiert schwerpunktmäßig in den Strophen.
Gerade das finde ich nicht. In den Strophen richtet sich die Kritik nur an das LD. Im Ref. fliehen LI + LD beide in die Asynchronität.
Aber daraus besteht der Songtext ja. Ich habe nur die Interpretation beschrieben, die ich bei der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema provozieren will. Ob das bei jedem klappt, ist eine andere Sache, und am Ende gar nicht sooooo wichtig.
Meiner Meinung nach "provozierst" du keine Interpretation, indem du sie aussprichst.
Wie würdest du andere Metaphorik reinbekommen? Mir sind keine Alternativen zu dem eingefallen, was ich ausdrücken wollte (= Erwartung brechen und Eskalation der Kommunikationsart).
Ich würde es überhaupt mal mit Metaphern versuchen. - Sorry, ich bin ironisch. Aber ich finde eben, dass die Schwäche des Textes gerade darin besteht, explizit zu sein. Aber, wie Du schon sagtest, es ist nicht wirklich soooo wichtig.
 
Hab jetzt nur deinen Text gelesen. Gefällt mir sehr gut. Nur eine Zeile verwirrt mich. Mein Vorschlag:
... Daten vom Display zur Person...
 
Gerade das finde ich nicht. In den Strophen richtet sich die Kritik nur an das LD. Im Ref. fliehen LI + LD beide in die Asynchronität.
Das "wir" im Refrain kann ja auch die Gesellschaft ansprechen. Messenger-Kommunikation ist ein Gesellschaftsphänomen.

Meiner Meinung nach "provozierst" du keine Interpretation, indem du sie aussprichst.
Die Interpretation der letzten Zeile spreche ich nicht aus. In den Strophen bin ich dagegen direkt, denn – das darf man nicht vergessen – der Text wird zuerst gehört statt gelesen, deswegen will ich etwas zugänglicher bleiben.

Ich würde es überhaupt mal mit Metaphern versuchen. - Sorry, ich bin ironisch.
Naja, ich habe gefragt, wo konkret du Metaphorik setzen würdest und du gleitest mir stattdessen ins polemische ab.

Wie gesagt: Ich decke bis auf das Olfaktorische alle Sinne im Text ab. Einen Text "bildlich erfahrbar" zu machen (= Kopfkino zu erzeugen), muss nicht heißen, dass man kryptisch werden und z.B. mit Analogien, Wie-Vergleichen etc. arbeiten muss.

Aber wir verlabern uns hier jetzt auf eine Ebene, die zu theoretisch wird.

Also wenn du mal eine Strophe paraphrasieren möchtest, um dein Feedback konkret zu machen und in der Praxis zu bleiben, sei mein Gast. Ich klaue auch nicht und finde es interessant, andere Perspektiven eines Textes zu lesen.
 

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