Aber doch

[Teestunde]

Aber doch

Weil ich in den leeren Straßen
mal nicht shoppen gehen kann,
fühlt sich dieser stille Freitag
schon wie Wochenende an.

Kälte ist nur halb gewichen,
Sonne will nicht recht heraus,
Lenz kommt wie am Stock geschlichen.
Frühlingslust sieht anders aus.

Aber doch, die ersten Bäume
zeigen zaghaft erstes Grün;
nur Geduld, in ein paar Wochen
wird die Welt vor Frühling sprühn.

Glocken von der nahen Kirche
laden ein zum Bläserchor,
gratis aber mit Kollekte.
Mir kommt das recht seltsam vor.

Heut ist Er am Kreuz gestorben,
Sonntag wird Er triumphiern.
Und ich werde meine Skepsis
vor dem Ganzen nie verliern.

Aber doch, die ersten Bäume
zeigen zaghaft erstes Grün;
nur Geduld, in ein paar Wochen
wird die Welt vor Frühling sprühn.

 

[Andaraginga]

Ich les den Text so:

Strophen:
Unterschiedliche kleine Nervfaktoren wie

• Geänderter Wochenrythmus weil Feiertag ist
• Frust übers Wetter
• Kritische Gedanken zum Bläserchor
• Skepsis über Bibelgeschichte

Refrain:
"Aber doch" (alles wird gut), weil:

• Bald ist Frühling

Alle Aussagen beziehen sich auf Karfreitag. Das ist die Brücke.

Trotzdem funktioniert die Verknüpfung der unterschiedlichen Aspekte (vor allem zwischen Strophen und Refrain) nicht wirklich.

Zur Veranschaulichung auf die Spitze getrieben:

Wegen Karfreitag...
... stand ich heute im Stau. Egal, bald ist Frühling.
... gab es nur Gemüse zu essen. Egal, bald ist Frühling.
... war das Fernsehprogramm auch irgendwie langweilig. Egal,...

 

[Gel Mitglied 86343]

Text mit feiner Ironie. So richtig kommt 'Aber doch' wohl nur bei Lesern an, die sich mit dem Klerus und dem Glauben auseinander setzen mussten. Die Kollekte oder auch Kirchensteuer ermöglich -neben der Unterstützung fragwürdiger Institutionen- doch z.B auch ein Sucht-Hilfesystem, welches der Staat nicht unterhalten kann.

 

[Teestunde]

Der Text ist "schlimmer", als ich es in Wirklichkeit bin. Es gab Zeiten, da hab ich das Neue Testament mit großem Interesse, ja fast mit Fieber gelesen, bin sogar regelmäßig zum Gottesdienst gegangen. Aber irgendwann kam meine "alte" Erziehung wieder durch. Nun lebe ich zwischen drei Polen: dem Atheismus, der Jesusgeschichte und den Unterweisungen Krishnas an Arjuna. Momentan bin ich mal wieder ein ganzes Stück weg von Jesus, obwohl nun ausgerechnet zu Ostern die Gelegenheit ist, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Da "bleibt" mir sozusagen "nur" der Frühling, das Erleb- und Begreifbare des Osterfestes. Danke für eure Gedanken. Frohe Ostern, das auch, ja.

 

[Teestunde]

Wegen Karfreitag...
... stand ich heute im Stau. Egal, bald ist Frühling.
... gab es nur Gemüse zu essen. Egal, bald ist Frühling.
... war das Fernsehprogramm auch irgendwie langweilig. Egal,...

Die Rückkehr zur Wahrnehmung des Frühlings bedeutet die Rückkehr zu Gott. Von daher ist es für mich schon "zwingend". Wenn man sich sonst an gar nichts halten kann, hat man immer noch das Wunder der Schöpfung und die Dankbarkeit für alles, wie es gemacht ist.

 

[Klauski]

Heut ist Er am Kreuz gestorben,
Sonntag wird Er triumphiern.
Und ich werde meine Skepsis
vor dem Ganzen nie verliern.

Danke für Deinen Text.
Ja, das ist eine ganz persönliche Sache, sich bewusst zu werden, dass Gott aus Liebe für mich gestorben ist.
Und wahrhaftig auferstanden ist.
Damit auch wir einst einmal auferstehen werden, wenn wir ihm vertrauen.
Ja, daran glaube ich. Und die Welt wäre anders, wenn wir diesem Ideal folgen würden, aus Liebe zum Nächsten sein eigenes Leben nicht so wichtig zu nehmen. Der Opfertod ist die radikalste Rolle, aber etwas werden wir opfern (aufgeben) müssen um diesem Ideal zu folgen. Aber auch das ist eine ganz persönliche Sache zwischen ihm und Dir.

 

[Teestunde]

Aber auch das ist eine ganz persönliche Sache zwischen ihm und Dir.

Immerhin bringt er mich ja dazu, darüber nachzudenken.
Danke für deine guten Gedanken.
Dir noch einen schönen Ostersonn- und -montag