Wiener Schnitzel

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noch schnell "Juden" eingebracht für maximale Shock & Awe Power. Hat funktioniert. Wird immer funktionieren..
Der Punkt ist doch - und das zeigt dieser Thread - dass viele "Juden" unmöglich getrennt von "Judenverfolgung" denken können. Es gibt in dem Text aber keine Judenverfolgung, sondern (wenn man so will) Musikerverfolgung. Dürfen die Musiker keine Juden sein, weil sonst automatisch usw. usf.? Offenbar. Wer hat also hier das Problem? Doch anscheinend der, der bei "Juden" genauso automatisch an Judenverfolgung denkt, wie er bei einem Gorilla an "Ausländer" denkt.

Der Witz ist ja, dass die selben Leute (das will ich hier keinem unterstellen, aber da draußen im Lande gibt es das), die bei sowas harmlosen sofort "Antisemitismus" schreien, Israel gleichzeitig als "Terrorstaat" bezeichnen, wenn er die Hamas bekämpft. Pure Heuchelei. Ja, ich gebe zu, die neusten Unruhen in Israel und die mediale Rezeption hier in Deutschland mögen vielleicht auch ein wenig dazu beigetragen haben, die beiden Juden sein zu lassen. Aber wenn, dann nur ein winziges kleines Bisschen.

Ich denke, der Text hat mehr aufgezeigt, als ich selbst sehen wollte.

Und genau deshalb finde ich den Text ja so gut! Weil er genau das zeigt!
 
der Urteilsspruch des Amtmanns (-> 2. Refrain) ist ziemlich genau das Gleiche, wofür die beiden Protagonisten bestraft werden sollen (->1. Refrain).
Und damit wird der Amtmann in die rechte Ecke gestellt. Diese Provokation scheint weniger zu stören, oder?
 
Amtsmäninnen meintest du hoffentlich :D
 
Der Punkt ist doch - und das zeigt dieser Thread - dass viele "Juden" unmöglich getrennt von "Judenverfolgung" denken können. Es gibt in dem Text aber keine Judenverfolgung, sondern (wenn man so will) Musikerverfolgung. Dürfen die Musiker keine Juden sein, weil sonst automatisch usw. usf.? Offenbar. Wer hat also hier das Problem? Doch anscheinend der, der bei "Juden" genauso automatisch an Judenverfolgung denkt, wie er bei einem Gorilla an "Ausländer" denkt und das dann als Absicht in den Autor hineinprojiziert.

Ui, dann hast du ja dem Leser noch eine Falle gestellt.

Eine Sache ist klar: wir haben in (West-) Deutschland (k.A. wie es im Osten war) einen seit Schulzeiten einen sehr gut eingeübten Reflex, auf vermeintlich "Antisemitisches" zu reagieren, in der - zu Recht - besten Absicht. Doch kann es passieren, dass man bereits Antisemitismus konstatiert, wenn lediglich ein Jude erwähnt wird. Hier sollte man in der Tat differenzieren. Genau wie zwischen dem Staat Israel und Personen jüdischen Glaubens.

Eines ist aber v.a. Dir auch klar - bei dem Thema hat man immer die volle Aufmerksamkeit. Und da liegt für mich die Kritik an dem Titel - die Aufmerksamkeit geradezu erzwingen.

Und was das Thema angeht, der Hörer / Leser würde seine persönliche Befangenheit bei dem Thema Dir praktisch anhängen wollen - es ist ja nicht so, dass wir das erste Mal was von Dir hören oder Lesen. Und man weiss ja, wie gerne du mit dem Feuer spielst und wie sehr du derartige Aufmerksamkeit geniesst.
 
Muffy, wenn das hier die Mitarbeiter-Versammlung aus einem Hospiz wäre, könnte ich den Vorwurf verstehen. Aber als Musiker und Texter gehören wir im weitesten Sinn zur Unterhaltungsbranche. Mir das Gewinnen von Aufmerksamkeit anzukreiden verstehe ich also nicht wirklich. Es ist ja nicht böse, was ich mache. Ich verführe auch keinen, es gibt keine Beleidigung, ich arbeite nicht wirklich mit "billigen Tricks" - auch wenn mancher das gerne so sehen würde. Der Text bringt ein bisschen die abgestandenen Säfte in Wallung. Mehr nicht.
 
Nicht die Aufmerksamkeit an sich, aber die Wahl der Mittel ist mindestens etwas.... schäbig.
 
mWermut hat sich ähnlich geäußert ("Finger weg!"). Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen - aber es ist ja ein nicht so selten vorgebrachtes Argument - halte ich das für nicht wirklich aufrichtig. Wieso sollte es anmaßend sein? Wieso sollte jede Bemerkung zu "Personengruppen" implizieren, diese zu (ganz) verstehen? Jeder äußert sich über irgendwelche Personengruppen, das ist ganz normal. Ob nun Angela Merkel über die "Armen in Afrika", ob Claudia Roth über "Nazis" in Sachsen oder Karl May über Apachen und Kiowas - jeder tut es.

Der Zeigefinger "Finger weg!" ist meiner Ansicht nach nirgends schlechter aufgehoben, als in der Kunst. Jeder, der sich das selbst auferlegen möchte, darf das sicher so halten. Aber er darf es nicht anderen auferlegen. Das ist anmaßend. Die Motive dahinter können gar nicht sauber sein.
Das sehe ich anders.
Dieses "Kunst darf das" ist auch immer ein Argument, was sofort kommt. ;)
Für mich hat Kunst auch etwas mit Verantwortung zu tun. Gerade als Texter.
Dein Text soll "Bilder erzeugen", es ist eine Metapher, m.M. nach eine ziemlich platte dazu. ;)
Klar, der Dieter konnte für die Metapher nicht herhalten.
Es müssen die Juden sein.
Aber warum der Dieter nicht? :)
Wieso schreibt man nicht einfach als Texter mal einen straighten Protestsong direkt über den Dieter, der das total scheisse findet?
Das wäre dann wahrscheinlich nicht intellektuell genug und man könnte dann natürlich keine "Bilder erzeugen", zumindest nicht solche, wie Du es erwartest oder planst.
Heutzutage wird sich, auch in Diskussionen immer auf die Kunst berufen oder so komisch geschrieben, dass man immer sagen kann, ja, so hab ich das gar nicht gemeint oder das interpretierst Du da jetzt rein.

M.M. nach ist ein Songtext den man erklären muss, nicht kontrovers, sondern schlecht durchdacht.
Das Nachdenken-Argument geht in die gleiche Schiene. Man kann Leute mit seinen Texten zum Nachdenken bringen, aber dann doch mit etwas mehr Spielraum an Interpretation oder halt, wie schon geschrieben, direkt.

Als Hobby-Texter frage ich mich eh manchmal, wie man Leute zum Nachdenken bewegen will, indem man etwas unklar ausdrückt.
Ich meine jeder kennt das Gefühl von Angst, Machtlosigkeit, Frustration etc.
Das kann man sicherlich ausschmücken, aber im Kern sollte das Gefühl noch erkennbar sein, sonst kann sich der Hörer gar nicht auf diese Gefühlsebene begeben.
Ich schweife aber gerade ab und belasse es dabei.
 
Die Motive dahinter können gar nicht sauber sein.
..was sind das nun wieder für „unsaubere Motive“..und wie hast du sie aus den Äußerungen diagnostizieren können?
Aber mir ist ehrlich gesagt solch eine Debatte lieber, als eitel Sonnenschein und Friede, Freude, Eierkuchen. Nicht, weil ich Benzin usw. ;-), sondern weil mMn genau das die Funktion von Kunst ist: aufrütteln, anstoßen, weh tun, andere Perspektiven aufzeigen, zuspitzen usw.
..ich denk, da nimmst dich schon etwas wichtig..

..ich find es ja schön, wenn ein Autor seine Herangehensweise und Entscheidungswege offenlegt..was mich erschrickt ist, wie du deine Charaktere entwirfst und dass du meinst, die Welt,
so ist die Welt nun einmal.
würde deine Klassifizierungen nachvollziehen und mittragen..ich jedenfalls nicht..

Viele Grüße, m
 
Als jemand, der ganz viel auf genius.com unterwegs ist und sich sehr viel mit Text-Interpretation befasst (eure Kadenzen und Versmaß sind mir da fünftrangig; ich sehe da eine höhere Gewichtung in Gedichten statt in modernen Songtexten und das liest man auch bei richtig erfolgreichen Songs raus), habe ich in diesem Thread das gleiche Phänomen:

Je mehr mit der Autor erklärt, desto schlechter wird's.

Turquoise, hättest du den Text wie ein Gemälde stehen lassen in dem jeder ein anderes Bild sieht: perfekt!
Aber deine Corona-Parabel mit pseudo-jüdischem Dialekt und Namedropping kannst du dir stecken.

Hochachtungsvoll einer, der an der Coronafront geschwitzt und geblutet hat und die Schnauze voll hat von Leuten, die wegen Maßnahmen heulen.
Ich riskier meinen Kopf nicht mehr für solche Menschen und die sind der Grund, warum mein Pflexit-Plan für mich so schmerzhaft konkret geworden ist. Die Arbeit ist geil, nur die gesellschaftlichen und arbeitstechnischen Bedingungen sind größte Scheiße.

Und somit hat dein Text eine Meta-Ebene für mich erreicht, die ihn leider für mich unlesbar macht, sogar ohne jeglichen Raum für Selbstkritik und Reflexion. Sorry, Dude.
 
@Realist

Der Text muss nicht erklärt werden, Die Story ist offensichtlich und ganz einfach - genauso, wie Du Dir es für einen straighten Protestsong rund um einen Dieter gewünscht hättest.

Und was das Bilder erzeugen an geht -> das auch als Antwort an @mWermut -> ich habe nie gesagt, dass ich diese Bilder für andere erzeugen wollte. Was weiß ich denn, wie das jeweilige Mind-Setting im Einzelfall auf meinen Text reagiert?

Ich habe das (schrieb ich auch) erst einmal nur für mich selbst gebraucht, um losschreiben zu können.

Eigentlich wollte ich mein lange aufgeschobenes Projekt "Artikel 1" endlich angehen. Doch all die Notizen, die ich in der Vergangenheit dazu gesammelt hatte, wollten nicht zu einem Text werden, weil das Thema Menschenwürde zu sehr mit unschönen Dingen verknüpft war. Darüber zu schreiben, hätte mich zu sehr frustriert.

Ich dachte mir, Humor hat schon manchmal funktioniert - versuchst Du es mal mit einem heiteren Grundton. Da kam der Musikus ins Spiel. Als die ersten Strophen fertig waren, sah ich, dass daraus kein "Artikel 1" mehr werden würde. Nur wie den Text nennen? Ich blätterte meine Notizen durch und fand den Ausspruch, wir werden alle weichgeklopft wie ein paar Wiener Schnitzel.

Der passte irgendwie. Doch erst dadurch kam der Amtmann ins Spiel. Keine Juden - kein Amtsmann. Ein Udo oder Dieter hätten etwas anderes provoziert. Der Amtsmann selbst passte aber auch wieder sehr gut. Also ließ ich es so.

Dass der Text so provozieren würde . . . keine Ahnung, aber von so viel Resonanz bin ich nicht ausgegangen, weil meine letzten Texte eher maue Reaktionen hervorriefen, obwohl sie auch nicht schlecht waren.

Also, was schön wäre: anstatt mir Verantwortungslosigkeit oder Spiel mit dem Feuer, mutwillige Provokation usw. zu unterstellen, vielleicht einfach mal über den Text ansich, anstatt über die vermeintlichen Motive des Autors reden.


@Ennui

Auch Deine persönlichen Sorgen sind, so schmerzlich sie sind, weder Inhalt oder Ziel dieses Textes. Projiziere das bitte auf diejenigen, die wirklich die Ursache dafür sínd. Du bist nicht der Einzige mit Problemen. Ich habe meinen Job jetzt auch verloren wegen . . . eines gewissen Großereignisses.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch Deine persönlichen Sorgen sind, so schmerzlich sie sind, weder Inhalt oder Ziel dieses Textes. Projiziere das bitte auf diejenigen, die wirklich die Ursache dafür sínd.
Du hast Inhalt und Ziel zumindest für mich hinreichend erklärt. Der letzte Satz ist eine typische Brandstifter-Aussage in Sozialen Medien, die du ja eigentlich nicht besuchst (außer dieses Forum).

Wird alles nicht schöner, grade. :rolleyes:

Gut, möchte nicht mehr über den Text streiten, vermisse nur das Bild, das ich davon hatte, welches jetzt einfach übermalt worden ist. Soweit doch wieder Raum für Selbstreflexion.
 
Wird alles nicht schöner, grade. :rolleyes:
Eben. Die Diskussion war eigentlich ziemlich respektvoll. Von einem kleinen Ausrutscher auf Seite 1 abgesehen.

Nach und nach zeigt nun der eine oder andere, wo es bei ihm drückt. Auch etwas, das der Text bewirkt? Oder eher die Diskussion darüber? Egal - alles ist besser, als Gleichgültigkeit.
 
Es gibt in dem Text aber keine Judenverfolgung, sondern (wenn man so will) Musikerverfolgung.
Ich glaube, Du hast Deinen Text nicht verstanden.
Wieso schreibt man nicht einfach als Texter mal einen straighten Protestsong direkt über den Dieter, der das total scheisse findet?
Weil sonst alle an Dieter Bohlen denken.

Na toll, jetzt hab ich Lust auf ein Wiener Schnitzel.
 
Dass der Text so provozieren würde . . . keine Ahnung, aber von so viel Resonanz bin ich nicht ausgegangen, weil meine letzten Texte eher maue Reaktionen hervorriefen, obwohl sie auch nicht schlecht waren.
Das glaube ich dir nicht. Du hättest nach deinem Text, wo es um die Zigeunerin ging, hier sehr wohl antizipieren können, wie die Reaktion ausfallen wird. Oder du bist einfach nur etwas naiv.
 
das Problem scheint mir nicht die Nutzung von Wörtern wie Zigeuner, Jude oder Indianer usw usf, da bin ich sehr entspannt und sehe nicht sofort den Untergang der Demokratie am Horizont:) und ja, ich weiss das ich hierbei dem Zeitgeist konträr gegenüber stehe

allein die Skandalisierung anhand derer Begriffe ist mein Problem, also der textliche Zusammenhang und der Assoziationen, die viele Leser haben weil sie Tagespolitik kennen und erfahren

in diesem Falle hier eben die Querdenkerdemos mit Teilnehmern, die sich Judensterne anheften, und skandierter Parolen die die BRD dem Nazireich oder der DDR gleichsetzen
als gelernter Ossi Baujahr 1966 und einst unter Stasibeobachtung mit Abiturverbot usw kann ich euch versichern, das wir NICHT in einer DDR 2.0 leben :-D

ich finde im Grundsatz sogar die Idee charmant, mit solchen Begriffen künstlerisch zu arbeiten, da ich Kunst durchaus als Vehikel verstehe, welches Finger in Wunden legen sollte, und nein, Kunst muss für mich nix erklären, ich mag Unverstandenes in Texten durchaus, nur hier im Thread verstehe ich den Text recht gut, als reine Provokation, und DAS ist mir hier zu wenig, so weit so inhaltliche Kritik

in meiner Wunschwelt gibt es solche Texte, und man reibt sich daran, und es gibt auch Texte von der anderen politischen Seite die ebenso schwierig in der Analyse sind, wenn ich euer König wäre dürftet ihr allesamt nach eurer Façon glücklich werden, im Rahmen der geltenden Gesetze.
:smiley-cool:
 
der Urteilsspruch des Amtmanns (-> 2. Refrain) ist ziemlich genau das Gleiche, wofür die beiden Protagonisten bestraft werden sollen (->1. Refrain).
Und damit wird der Amtmann in die rechte Ecke gestellt. Diese Provokation scheint weniger zu stören, oder?
Da bist du wohl reingefallen.
Dazu hatte ja @Turquoise ziemlich weit oben schon klargestellt
Stellt denn der Amtmann den beiden nach, weil sie Juden sind?
Wer das aus dem Text herausließt, der liest es - Gorilla lässt grüßen - zuvor selbst hinein.
Ich bin nach wie vor am Grübeln über den Text, und auch über die hier laufende Diskussion, so spannend sie auch ist. Polarisierung schafft immer 2 Gegenpole. Provokation allein ist noch keine Polarisierung, sie kann aber deren Anfang stehen.
Provokation kann aber andererseits auch festgefahrene Meinungen und polarisierendes Denken aufbrechen.
 
Oder eher die Diskussion darüber? Egal - alles ist besser, als Gleichgültigkeit.
Na ja, zumindest mich hast Du mit deinen letzten Aussagen und Erklärungen als Diskussionspartner verloren.
Die Wendung zur Judenverfolgung ist mir zwar nicht gleichgültig, aber nun ist es wie es ist und das ist auch der Punkt wo ich aussteige. Veräppeln kann ich mich selber.
 
Nach und nach zeigt nun der eine oder andere, wo es bei ihm drückt. Auch etwas, das der Text bewirkt? Oder eher die Diskussion darüber? Egal - alles ist besser, als Gleichgültigkeit.
Im Songtexte-Forum den Topf brodeln lassen ist so ziemlich das einfachste was es gibt. Und von der Reichweite her ja auch eher übersichtlich. Inwiefern man sich über einen Songtext aufregen sollte, bemisst sich wohl dann am fertigen Song und dessen Erfolg in der wilden weiten Welt.
 
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