Wer hat dich lieb?

  • Ersteller Teestunde
  • Erstellt am
@Turquoise , "Reimerei" klingt vermutlich respektloser, als ich es meine. Reime sind ein verdammt komplexes Thema. Ich habe mich Wochen und Monate allein in der Reimerei verloren: In eigenen Reimtabellen, im Auswendiglernen von Reimbildungsmerkmalen, in Reimarten, in Reimschematas, in reinen Reimen, unreinen Reimen, Assonanzen oder Alliterationen, dem Gewicht von Reimen, ihre Stabilität oder Instabilität usw.

Und dennoch haben Reime wie alles Formale der Kunst so gut wie nichts mit dem natürlichen Fluss der Gedanken zu tun. Wie kommt man beispielsweise (ohne Reim) auf die scheinbar klassische Verbindung "Baum <–>Traum" ? Die Wörter haben eigentlich verdammt wenig miteinander zu tun.

Der lyrische Vers hat, gegenüber einer Prosazeile etwas Künstliches an sich. Und deshalb übe ich unentwegt die unauffällige Integration von Reimen in eine Story oder in eine sonstige Darstellung. Diese Überei nenne ich gelegentlich Reimerei.

Mein Ziel ist eine natürlich wirkende Rhetorik. Ob ich diesem Ziel gelegentlich näher komme, möchte ich gern im Internet erfahren. Dafür gebe ich mein Letztes!

Aber kein Hörer, Komponist oder Produzent will Reimübungen hören. Sie wollen mehr. Etwas, was ihre innerliche Sichtweise stabilisiert. Etwas Bleibendes.

Und für dieses große Anliegen sind Reime auch fragwürdig. Sie bremsen mE den natürlichen Gedankenfluss aus. Geben oberflächlichen Aussagen eine vorgetäuschte Tiefe. Man muss höllisch aufpassen, sich nicht zu sehr in ihren Strudel reißen zu lassen. Ich habe hier mehrmals die Quittung für misslungene Reimereien erhalten. Und davor warnte ich Teestunde, als sie vorgab, Texte aus Lust am Reimen zu schreiben. Sie nahm das, wie mir scheint, gewohnt gelassen hin. ;-)

Aber wenden wir uns nur an die Autoren der Fäden? Also ich wende mich an jeden, der im Thread schreibt. Unter anderem auch an dich. Ich hoffe, wir beide haben uns nun hinreichend unsere Meinung gesagt. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
"Reimerei" klingt vermutlich respektloser, als ich es meine.
Ja, klang es. Zumal in Kombination mit "Manko". Aber schön, dass Du ruhig antwortest. (Ich vermutete schon, dass Du mit meiner ganz und gar nicht böse gemeinten Kritik umgehen kannst - im Ggstz zu Deinem Fanboy ;-) )

Und dennoch haben Reime wie alles Formale der Kunst so gut wie nichts mit dem natürlichen Fluss der Gedanken zu tun. Wie kommt man beispielsweise (ohne Reim) auf die scheinbar klassische Verbindung "Baum <–>Traum" ? Die Wörter haben eigentlich verdammt wenig miteinander zu tun.
Das finde ich ein schwieriges Argument. Du hast weiter vorn einen Bekannten erwähnt, der Maler ist. Für mich ist Texten wie Malen. (Komponieren dagegen vergleiche ich immer mit Kochen . . . komisch, oder?)
Man hat also ein weißes Blatt, wenn man anfängt - wie eine weiße Leinwand. Und dann muss da irgendetwas drauf "gemalt" (=formuliert) werden.

Der "natürliche Fluss der Gedanken" ist beim Bilder Malen mMn überhaupt nie vorhanden. Deswegen sage ich "schwieriges Argument". Es ist immer irgendwie etwas "künstliches" sobald man anfängt. Denn: definiere "natürlicher Fluss der Gedanken". Ende des 19. Jh haben die Romanciers mit dem stream of consciousness begonnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dazu irgendein "natürliches" Vorbild gibt.
Das "Natürliche" ist wahrscheinlich eher chaotisch. Und zu Texten ist: Ordnung in das Chaos zu bringen.


Mein Ziel ist eine natürlich wirkende Rhetorik. Ob ich diesem Ziel gelegentlich näher komme, möchte ich gern im Internet erfahren. Dafür gebe ich mein Letztes!

Aber kein Hörer, Komponist oder Produzent will Reimübungen hören. Sie wollen mehr.
Und? kannst Du Dir nicht vorstellen, dass auch die werte Leserschaft hier einmal etwas mehr als "Fingerübungen" lesen will?
D.h.: Interesse (!) daran hat?

Und für dieses große Anliegen sind Reime auch fragwürdig. Sie bremsen mE den natürlichen Gedankenfluss aus. Geben oberflächlichen Aussagen eine vorgetäuschte Tiefe. Man muss höllisch aufpassen, sich nicht zu sehr in ihren Strudel reißen zu lassen.
Ich arbeite gerade an einem Text, der prädestiniert dazu ist, ungereimt zu bleiben. Und dann hast Du eine Formulierung, die sich plötzlich ganz "natürlich" doch reimt. Und dann merkst Du wie das reinhaut, wie sich die Wucht verstärkt. Und dann beginnst Du, auch dort nach Reimen zu suchen, wo bisher keine standen.

Wie würdest Du damit umgehen? Gereimtes und Ungereimtes nebeneinander stehen lasse? (Ist auch irgendwie unbefriedigend)
Oder sich für eine von beiden Formulierungsweisen entscheiden? Und wenn ja, für welche? Stellen, die sich natürlich reimen, umschreiben, dass es sich nicht reimt? Auch ein schmerzlicher Eingriff...
 
@Turquoise , ich bin sehr, sehr froh, dass mich einige von mir hoch geschätzte User ihrerseits wohl ebenfalls seit langer Zeit schätzen! Das erfüllt mich wirklich mit Stolz! :)

Das Thema vers libre (freie Verse) geh ich besser morgen und ausgeruht an.
Gute Nacht für heute :)
 
Zuletzt bearbeitet:
ich bin sehr, sehr froh, dass mich einige von mir hoch geschätzte User ihrerseits wohl ebenfalls seit langer Zeit schätzen! Das erfüllt mich wirklich mit Stolz!
Ein mit Sicherheit beglückendes Gefühl, das ich Dir aufrichtig gönne (man hat so wenig Glück im Leben), das ich jedoch nie teilen werde, da die von Dir hochgeschätzen User, welche Deine Zeilen gleichsam aus dem Himmel der Poesie herabgestiegen preisen, die meinen regelmäßig aus derselben Hölle heraufgequollen ablehnen. Und mit ihnen deren Autor.

C'est la vie. :rolleyes:
 
Faire Antwort von dir.:right:

Kann ich dich mit folgendem an mich adressiertes Posting aus einem meiner threads trösten?

turquoise schrieb:
Ah bitte - jetzt kein Künstlerlamento. Du bist einer von Millionen - genau wie ich und alle anderen auch. Wir wären alle gern mehr und wichtiger. Aber wir rufen am Ende wahrscheinlich nur kopfschüttelnde Bemitleidung hervor, wenn wir die "Bestrafung" durch die unwissende Masse beschwören.

Fand ich ebenfalls gut! ;-)

Gute Nacht
 
Kann ich dich mit folgendem Posting aus einem meiner threads trösten?
Oh, ich bin nicht auf Trost aus. Könnte ich es mir heraus suchen, würde ich es lieber so wollen, als anders herum.

Und das Obige hatte ich nicht geschrieben, wenn ich nicht damit gerechnet hätte, dass Du das Untere zitieren würdest. ;-)

Habe gerade Eugen Onegin mit Ralph Fiennes gesehen. Es gibt Schlimmeres, als vom Butchy gestalkt zu werden. ;-)

Ebenfalls gute Nacht! :)
 
Der "natürliche Fluss der Gedanken" ist beim Bilder Malen mMn überhaupt nie vorhanden. Deswegen sage ich "schwieriges Argument". Es ist immer irgendwie etwas "künstliches" sobald man anfängt. Denn: definiere "natürlicher Fluss der Gedanken". Ende des 19. Jh haben die Romanciers mit dem stream of consciousness begonnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dazu irgendein "natürliches" Vorbild gibt.
Das "Natürliche" ist wahrscheinlich eher chaotisch. Und zu Texten ist: Ordnung in das Chaos zu bringen.


sorry, nix für ungut, aber, das kann ich so nicht stehen lassen… :)

denn du sagst damit eigentlich nur -> dass du selbst kein maler bist!
denn für einen bildenden künstler ist es ebenso der „natürlichste Fluss der Gedanken“
wenn man diese in eine inhaltlich „in sich stimmende“ form bringt.

und auch mit deinem „Chaos“-begriff kann ich wenig anfangen …

die kunst, und hier mache ich auch keinen unterschied zwischen
den disziplinen, wie malerei oder texten, bringt keine ordnung in das chaos,
sondern -> schafft im besten falle eine harmonie parallel zur realität …

und dies kann mitunter auch völlig disharmonisch werden, wenn die
zeitliche epoche auch völlig disharmonisch „spinnt“ …

wie man das dann mit der frage der „reimerei“ (oder eben auch nicht) verknüpfen kann
das bleibt mit auch ein rätsel … denn es spricht überhaupt NICHTS gegen reime,
wenn sie nicht als "selbstzweck" missbraucht werden … weil man eben sonst nix zu
sagen hat …

also bitte, wenn du schon nach „ordnung im chaos“ suchst,
dann vermehre das chaos nicht noch zusätzlich mit aussagen,
die einfach nicht stimmig sind … ;-) ... LG
 
Das wäre mal ein Vorschlag an die Moderatoren: eine Rubrik für reinen Gedankenaustausch im Bereich Songtexte. Mein Thread platzt aus allen Nähten. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr interessant das Ganze. Den Tipp die Geschichte erstmal ohne Reime zu notieren hört sich sehr gut an, das versuche ich nächstes mal auch so. Und dann hau ich nur noch Hammertexte raus ;-) Vielleicht.

@artname Kann man deine Texte, die du für gut befindest und die fertig abgeschlossen sind, denn irgendwo lesen oder in vertonter Form hören?
 
@Teestunde , du bittest die Mods um Hilfe in einer sachlichen Diskussion? Ich würde sagen, dass die hochinteressante Diskussion begann, weil es um die Frage ging, ob bestimmte Zeilen dem Motto: 'Reim dich, oder ich fress dich' entspringen. Willst du diese Diskussion in jedem deiner zahlreichen Texte mit der Hilfe von aussitzen?

Von Anfang an ging es in dieser Diskussion um Reime. In #11 sagtest du zum Reim der titelgebenden Zeile, dass du sie nicht ändern möchtest, da du dann auch andere Reime ändern müsstest! Ein verständlicher Einwand. Vor allem dann, wenn man langsam seinem Text gegenüber die Spannung verliert.

Aber gerade dieses wiederkehrende "wer hat dich lieb" wurde in dieser Diskussion von einigen usern in Frage gestellt. Und so kam es zu einer Diskussion darüber, wie weit sich ein Autor zum Sklaven seiner Reime machen sollte. Vor dieser Frage steht JEDER reimende Autor.bewusst und jeder Kommentator manchmal unbewusst. Und du veröffentlichst hier viele gereimte Texte....

Diskutiere doch die Reimfrage einfach mit. Das ist die beste Methode, zu einem konstruktiven Ende zu kommen.

Die verflixte13 bringt mE gerade neue Bewegung in dieses Thema.
 
Zuletzt bearbeitet:
du bittest die Mods um Hilfe in einer sachlichen Diskussion?
Nein. Ich schrieb, es wäre ein VORSCHLAG. Das ist ein gewaltiger Unterschied! Es wäre doch nicht das Schlechteste, einen "reinen Gedankenkanal" aufzumachen. (Blöd erklärt.)

Die verflixte13 bringt gerade neue Brwegung in dieses Thema.
Im Moment würde ich nur dumm rumquatschen. Mir fällt erst mal nichts Konstruktives ein. Ich bin irdgendwie an einem Wendepunkt, an dem ich ziemlich müde sitzen geblieben bin. Lasst mir ein bisschen Zeit. Nur so herumsalbadern mag ich nicht. Reimerei um ihrer selbst willen, weil man sonst nichts zu sagen hat - Okay, ich verarbeite das erst mal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die verflixte13 bringt gerade neue Brwegung in dieses Thema.
Im Moment würde ich nur dumm rumquatschen. Mir fällt erst mal nichts Konstruktives ein. Ich bin irdgendwie an einem Wendepunkt, an dem ich ziemlich müde sitzen geblieben bin. Lasst mir ein bisschen Zeit. Nur so herumsalbadern mag ich nicht.

… ok … es ist dein thread und das können wir wohl alle akzeptieren!

(obwohl es nicht nur, aber natürlich auch, um dich/deinen text geht …
und das spürst du doch auch ;-) )

anyway … ich halte mich ab nun aus deinem thread raus … LG
 
@Teestunde , Du bist nicht zu müde, hier viele Texte zu veröffentlichen. Aber auffallend oft sitzt du Diskussionen in deinen Fäden aus. Verweist darauf, gerade müde oder mit etwas Anderem beschäftigt zu sein. Ist ja alles möglich. Aber so schleppst du und die Anderen bestimmte Probleme von einem thread zum nächsten.

Generelle Diskussionen unterbinden zu wollen, finde ich schier unmöglich. Willst du etwa künftig schreiben: Ihr habt Probleme mit meinen konkreten Reimen? Dann unterhaltet Euch am Besten mal im Laberfaden. Stellst du dir das so vor?

In diesem Zusammenhang fragte ich dich ja, warum du geringfügig geänderten Textvarianten ausgliederst, neue Fäden daraus machst? Willst du diese neuen Varianten ihrer Entstehungsgeschichte berauben?

Auch meine oder turquoises Threads haben manchmal über hundert Kommentare. Da wird es leicht mal unübersichtlich. Aber man kann den Einstiegstext ja auch immer wieder aktualisieren. Ist manchmal schwierig, aber geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
@artname Sprichst du nicht mit jedem oder wieso übergehst du mich einfach?
 
Generelle Diskussionen unterbinden zu wollen, finde ich schier unmöglich.
Wieso unterbinden?
Ihr habt Probleme mit meinen konkreten Reimen? Dann unterhaltet Euch am Besten mal im Laberfaden. Stellst du dir das so vor?
Nein. Wo es um die "Reimerei" geht, ist mein Thread natürlich die richtige Adresse. Aber wenn ihr euch darüber hinaus verständigen wollt, wäre ein (wie nennst du es) Laberfaden nicht das Schlechteste.

Ich werde diese Reimerei vorläufig bleiben lassen und erst mal Abstand gewinnen. Und wenn ich dann der Meinung bin, dass ich dringend etwas sagen will, melde ich mich wieder. Ansonsten habt ihr Ruhe.
Es wird wertvoller sein, mich auf meinen Kurs zu konzentrieren und lieber eine brauchbare Hospizhelferin zu sein, als eine Herumreimerin.
 
Aber auffallend oft sitzt du Diskussionen in deinen Fäden aus.
Es kann ja auch etwas damit zu tun haben, dass einem nichts Brauchbares zu sagen einfällt. Warum soll ich jedes Mal meinen Senf dazugeben? Aber bitte, sieh es so negativ, wie du willst.
 
diesem Zusammenhang fragte ich dich ja, warum du geringfügig geänderten Textvarianten ausgliederst, neue Fäden daraus machst? Willst du diese neuen Varianten ihrer Entstehungsgeschichte berauben?
Das ist interessant, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Es gab mal die Bitte (von wem, weiß ich nicht mehr), die neuen Versionen auszugliedern, damit man nicht jedes Mal scrollen muss. Deswegen dachte ich, es ist komfortabler so. Falsch gedacht.
 
Nein lieber @percy ! Ich habe mich doch gerade bei dir bedankt. Aber ich habe schon ganz oft hier gesagt, dass ich, wie jeder andere sicher auch, a) meine Anonymität so gut es geht im Netz gern wahre. Und nicht Titel im Netz diskutieren möchte, die Interessen von Künstlern, Labels oder Verlagen berühren, die mit diesem Forum nichts zu tun haben. Das brächte mir unter Umständen Probleme mit diesen Partnern, die ich generell verhindern möchte.

Ich bitte, das zu akzeptieren. Denn DAS hat nun wirklich nichts mit Teestundes Text zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Teestunde , klar ist ein ausgegliederter Textfaden anfangs übersichtlicher. Aber auch uninteressanter. Meist haben solche "neuen Texte" kaum noch Resonanz.

Ich verfolge Textdiskussionen über mehrere Seiten. Anderen ist das zu unübersichtlich. Also, theoretisch könnte man ja für jeder Änderung einen neuen Faden aufmachen. Ist das sinnvoll?
Dann doch lieber mal einen Faden mit Rattenschwanz.

Ich sehe es überhaupt nicht negativ, wenn du eher praktisch statt theoretisch diskutierst in deinen Fäden. Das ist typenabhängig. Alles gleichwertig zu betrachten. Aber sich bei theoretischen bzw didaktischen Diskussionen hilfesuchende an die Mods zu wenden ist mE... ähm... suboptimal. ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen

Teestunde
Antworten
18
Aufrufe
1K
Teestunde
Teestunde

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben