Filterblase

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Filterblase



Du kannst mir vertrauen

Dafür bin ich gemacht

Weiss genau was gut ist

Bei Tag und auch bei Nacht



Führe dich immer weiter

Wo du gerne bist

Unter Gleichgesinnten

Bestätige deine Sicht

Mehr brauchst du nicht



Ref

Bin deine Filterblase

Bin dein Kanapee

Sag dir was du hören möchtest

Mach’s dir bequem

Bin der Spalter der Gesellschaft

Das ist die Idee

Manson Sekte 2.0

Als Massenphänomen

Mach‘s dir bequem

Es tut auch gar nicht weh



Zweifel sind unnötig

Sie lenken dich nur ab

Meinung wird zukünftig

Nur durch mich gemacht



Dieses Gegenargument

Ist doch nur verlogen

Ich gebe dir den Zement

Für deinen Kopfbeton

Und schon hab ich gewonnen



Ref

Bin deine Filterblase

Bin dein Kanapee

Sag dir was du hören möchtest

Mach’s dir bequem

Bin der Spalter der Gesellschaft

Das ist die Idee

Manson Sekte 2.0

Als Massenphänomen

Täglich im Netz zu sehen

Es tut auch gar nicht weh
 
Gruselig. Erst dachte ich, es ist ein etwas egoistisches Liebeslied. Dann kam die Überraschung. :)
 
Der erste Satz ist mMn der beste. Vielleicht wäre das Thema etwas spannender aufbereitet worden, wenn man - vom ersten Satz ausgehend - die Filterblase mehr als einen mephistophelischen Charakter dargestellt hätte. So ist es ziemlich nah an den gängigen medialen Schlagworten angelehnt.
 
Gruselig. Erst dachte ich, es ist ein etwas egoistisches Liebeslied.

Ein Liebeslied, interessante Idee! ;-) Ein Liebeslied der Filterblase an die Gesellschaft, die so gefügig sich den Filtern hingibt. Das passt! :)

Vielleicht wäre das Thema etwas spannender aufbereitet worden, wenn man - vom ersten Satz ausgehend - die Filterblase mehr als einen mephistophelischen Charakter dargestellt hätte. So ist es ziemlich nah an den gängigen medialen Schlagworten angelehnt.

Nunja, es ist mein Text und stellt meine Meinung dar, und ich finde nichts Gutes an Filterblasen.
Ich finde, als ersten Schritt muss man sich dessen bewusst sein, dass wir in Filterblasen uns bewegen, mal mehr, mal weniger. Und manchmal den Schritt hinauswagen.

Ich bin ganz offen ein alter Sozi, und in entsprechenden Blasen informiere ich mich. Zum Beispiel gerne bei der "Frankfurter Rundschau", dem alten Sozi-Blatt. Es ist klar, dass manche Entwicklungen dort anders empfunden und auch beschrieben werden als in anderen Medien, die auf der anderen Seite der politischen Skala stehen.

Ich muss also auch mal raus aus der Blase und mal schauen was andere Medien schreiben, egal wie es mich da schüttelt. Ich muss verstehen, dass wir andere Ansichten haben, aber nicht automatisch "Gegner" sind. Wir beide haben auch nicht unbedingt die gleichen politischen Ansichten, gehen aber doch hier miteinander um, mal kontrovers, aber meist gesittet. Finde ich.

Wenn sollten uns bewusst sind, dass wir uns in Blasen bewegen, die ein bisschen wie Informationskäfige sind, und wir sollten den Wunsch haben, aus den Käfigen zumindest rauszuschauen.

Unsere Gesellschaft muss erst damit umgehen lernen. Es ist eine spannende Zeit.
 
Ich finde nur die Überschrift total unglücklich, weil es so schrecklich unspannend klingt und auch zu viel verratend, Du nimmst dem Leser sofort das Heft aus der Hand und erklärst ihm, was Du meinst - allein schon mit der Überschrift - das ist mir zu plakativ.

Den Rest aber finde ich - genauso wie das Thema - mega.
Rassiermesserscharf und ätzend schiesst Du die Giftpfeile in die richtige Richtung und zwar mit kurzen, prägnant-markanten Sätzen wie

Führe dich immer weiter

Wo du gerne bist

Unter Gleichgesinnten

Bestätige deine Sicht

Mehr brauchst du nicht

geht es mitten in die Fresse solcher Leute - was für eine Stärke und Wucht und Galligkeit dahinter doch steckt!

Ich wünsche mir nur dazu, dass Du hinterm Mic dann auch später nicht kasperst (dafür ist das Thema viel zu ernst), sondern genau diese Wucht, diese geballte Ladung Wut und Galligkeit emotional rauskotzt.

Darauf würde ich mich verdammt freuen.

Klasse, Jung! :right:
 
Nunja, es ist mein Text und stellt meine Meinung dar, und ich finde nichts Gutes an Filterblasen.
Da wollte ich auch nicht dran rütteln.
Filterblasen sind wahrscheinlich zwangsläufig. Ich hatte Deine Intention aber so verstanden, dass nicht eine bestimmte Filterblase, sondern "die Filterblase" ganz allgemein schlecht ist und sich dem "Opfer" quasi mit bösen Absichten nähert ("Du kannst mir vertrauen").
Deswegen mein Hinweis auf den "mephistophelischer Charakter".

Wir beide haben auch nicht unbedingt die gleichen politischen Ansichten, gehen aber doch hier miteinander um, mal kontrovers, aber meist gesittet. Finde ich.
Wenn Du das so siehst, freut es mich.

Es ist eine spannende Zeit.
Absolut.

________________________________

Ich finde nur die Überschrift total unglücklich (...) - das ist mir zu plakativ.

Den Rest aber finde ich - genauso wie das Thema - mega.
Rassiermesserscharf und ätzend schiesst Du die Giftpfeile in die richtige Richtung und zwar mit kurzen, prägnant-markanten Sätzen wie

geht es mitten in die Fresse solcher Leute - was für eine Stärke und Wucht und Galligkeit dahinter doch steckt!
(...) sondern genau diese Wucht, diese geballte Ladung Wut und Galligkeit emotional rauskotzt.
Naja, wenn es "in die Fresse" gehen soll, "ätzend" und etwas "rauskotzen", dann darf auch ruhig die Überschrift noch ganz plakativ sein, oder?

Von Doppelsinn, Ironie und der (Selbst)Erkenntnis, dass nicht nur "die anderen" sondern auch man selbst in einer Filterblase lebt, bleibt dann aber nichts mehr übrig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, wenn es "in die Fresse" gehen soll, "ätzend" und etwas "rauskotzen", dann darf auch ruhig die Überschrift noch ganz plakativ sein, oder?

Von Doppelsinn, Ironie und der (Selbst)Erkenntnis, dass nicht nur "die anderen" sondern auch man selbst in einer Filterblase lebt, bleibt dann aber nichts mehr übrig.

Und genau das ist das Spannende am Thema, und trotz der Tatsache das der Text mir wirklich gut gefällt geht er mMn nicht tief genug in die offene Wunde.

Wenn der Text in der Ich-Form geschrieben wäre, also die eigene Filterblase thematisierte, die es ohne Zweifel gibt, anders kann man die "andere" Filterblase ja garnicht erkennen, DANN wäre er in der Tat genau mein Ding.

Denn es bleibt meine Erkenntnis in dieser Sache: Wir alle leben in Filterblasen, haben das immer getan, und werden es immer tun. Und das ist wirklich faustisch :)
 
Ich finde den Text gut. Mach mal Musik dazu :)
 
dann darf auch ruhig die Überschrift noch ganz plakativ sein,
Das stört mich weniger als das Unscheinbare: ehrlich gesagt, hab ich nur durch Zufall in den Thread geklickt.
Und das meine ich.

Ich find halt den Titel so schrecklich spröde (klingend). :schulterzuck:

Würde ganz einfach wat Anderet nehmen, was gerne auch dem doppelten Boden (da haste Recht) näher kommt.
 
Ich finde nur die Überschrift total unglücklich, weil es so schrecklich unspannend klingt und auch zu viel verratend, Du nimmst dem Leser sofort das Heft aus der Hand und erklärst ihm, was Du meinst - allein schon mit der Überschrift - das ist mir zu plakativ.

Verstehe. Vielleicht einen Titel, der dann für eine Überraschung sorgt, wie @Teestunde es beschrieben hat. Ich überleg mir was. "du kannst mir vertrauen" oder so klingt aber direkt wieder nach Schlager!


Danke dir!

Ich hatte Deine Intention aber so verstanden, dass nicht eine bestimmte Filterblase, sondern "die Filterblase" ganz allgemein schlecht ist

Genau so meinte ich es auch!

und sich dem "Opfer" quasi mit bösen Absichten nähert ("Du kannst mir vertrauen").
Deswegen mein Hinweis auf den "mephistophelischer Charakter".

Da würde ich sagen: jein. Die Filterblase macht es dem Menschen bequem, in jeder Hinsicht. Die Schlüsselzeilen sind mMn nach
"Bin deine Filterblase / bin dein Kanapee / mach's dir bequem". Sie bietet dem Menschen eine Art Sicherheit. Die Sicherheit führt aber nur dazu, dass man sich in sein eigenes Kokon spinnt. Natürlich möchte die Filterblase eigentlich nur weitere Klicks generieren, aber den Preis den man dazu zahlen muss, der wird nicht sofort ersichtlich. Es ist wahrscheinlich Quatsch zu sagen, "sie hat einen bösen Charakter", aber sie bewirkt mMn definitiv nichts Gutes. Oder nur wenig.


Wenn der Text in der Ich-Form geschrieben wäre, also die eigene Filterblase thematisierte, die es ohne Zweifel gibt, anders kann man die "andere" Filterblase ja garnicht erkennen, DANN wäre er in der Tat genau mein Ding.

Freut mich erstmal, dass er dir grundsätzlich gefällt! Das wäre auch eine Idee, allerdings fand ich die Perspektive der Filterblase selbst, also die des sanften Verführers, recht interessant. Es soll ausdrücklich nicht eine bestimmte Filterblase verdammt werden, so nach dem Motto "DU bist in der Filterblase und total schlecht informiert, ICH dagegen bin topinformiert und weiss Bescheid".

Aber die Idee ist nicht schlecht. Vielleicht wird aus meinem Text nicht ganz klar, dass auch ich weiss, dass in einer Blase stecke. Das kann man noch mehr betonen...Vielleicht schreib ich noch einen Text, in dem ich das aufgreife. Bei Gelegenheit!

Ich finde den Text gut. Mach mal Musik dazu

Danke Holger, läuft! :)
 
Hier @speedtom , eine richtig gute Songidee. Mir war der Begriff bisher gar nicht vertraut. Mir gefällt der Text in seiner teilweise provokanten Metaphorik gut.

Andererseits zerfällt mir der Text zu sehr in einzelne Sorechblasen...Deine Idee baut darauf, Täter und Opfer satirisch charakterisieren. Man könnte auch die Täter zynischer charakterisieren.

Ich blase dir einen, und das macht mich froh
Posaunenchor in deinem Jericho
blase dir die Nase voll mit Schnee
Ein Hallo ins Terrarium , wie gehts


ICH allerdings würde die Idee mehr auf Beispiele und Anspielungen aufbauen. Ich schieße mal aus der Hüfte. So bekäme ich vermutlich mehr Abwechslung und Zeitgeist in den Song.

Das Paradies ist längst nicht abgebrannt
Folge meine Engeln und du kommt dort an
Vertraut mir, nimmt das Herz in deine Hand
Ich mal dir auch den Teufel an die Wand
Zweiundvierzig Jungfraun sind der Lohn
Ich zeig dir meine Stars auf Erden schon

Naja, so aus dem Stehgreiff krieg ich das nicht besser hin. Is schon ok, der Text

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber @speedtom , nun hab ich mich mal etwas mit dem Phänomen Filterblase beschäftigt. Es handelt sich dabei ja mMn nicht um eine gezielte Aktion von irgendwem, sondern um das typische Verhalten von Menschengruppen, jenachdem, wie sie zu den aktuellen Verhältnissen stehen.
Es handelt sich also um psychologische, eventuell sogar genetische Eigenschaften von Gruppen Gleichdenkender , die jeweils in einer Blase gefangen sind und die Sicht der rivalisierenden Gruppen mehr oder weniger als Faknews einstufen und / oder ausblenden.

Dass der Sänger sich selber als Filterblase personalisiert sieht, ist zwar jederzeit legitim, aber nicht sonderlich anschaulich. Meinen Vorschlag finde ich, so gesehen, auch zu abstrakt.

Doch du hast mich nachdenklich gemacht... und das ist doch auch schon etwas!
 
Zuletzt bearbeitet:
ich finde den text super.
da kommt richtig die kalte, emotionslose sendungsbewusstsein einen faschisten/kommunisten durch.
jeder kann sich nach dem lesen der zeilen selbst fragen, ob er/sie durch informationskonsum nur die zugehörigkeit sucht, oder wirklich seine meinung bilden möchte.
hast gut zusammengeklempert, tom. hochaktuell. :)
 
Ich musste mich erst mal schlau machen, kein Wunder, dass ich deinen Text am Anfang falsch verstanden habe. Wieder was gelernt. :)
 
eder kann sich nach dem lesen der zeilen selbst fragen, ob er/sie durch informationskonsum nur die zugehörigkeit sucht, oder wirklich seine meinung bilden möchte.
THIS!

Speedy Gonzales drängt niemandem seine Meinung auf, die kurzen prägnanten Sätze lassen dem Leser verdammt viel Freiraum, der Leser kann atmen, bekommt nicht alles serviert, es ist diffus und doch sehr klar.

Egal, wie oft ich das lese, es wird immer gewaltiger, wuchtiger, besser.

Und aktueller.
 
ich finde den text super.
da kommt richtig die kalte, emotionslose sendungsbewusstsein einen faschisten/kommunisten durch.

Und noch weit mehr als das, denn wie sagte sinngemäss schon einst Hermann Hesse: "ein gutes Buch sagt mir das, was ich schon längst weiss"

Wir alle suchen Bestätigungen, gerne auch getarnt als Erkenntnisse die uns durch Menschen von ausserhalb ermöglicht werden, unterm Strich möchten wir unser Selbst- und Weltbild anerkannt wissen. Kaum jemand der seine Meinung um 180° zu drehen in der Lage ist, wir alle haben unsere eigenen Filterblasen, da liegt mMn die Würze im Thema. :)
 
Mensch, vielen Dank, freut mich wenn der Text so gut ankommt! Und natürlich auch, wenn @artname und @Teestunde sagen, dass sie sich mit dem Thema beschäftigen.

Es ist aber auch echt unfassbar. Das Mittel des Filterns wird nicht umsonst auch bei klassischen Sekten verwendet. Mitgliedern der Zeugen Jehovas ist der Umgang mit Nicht-Mitgliedern ebenso verboten, wie es den Scientologen verboten ist. Schädliche Einflüsse der Aussenwelt, von den Gefallenen, soll so verhindert werden. Und wenn man zweifelt, ist stets ein freundlicher operierender Titan da, der darauf geschult ist, und sämtliche Gegenargumente kraft seiner Rhetorik entkräftet. Eine analoge Filterblase. Und die digitale tun wir uns alle freiwillig an, die Götter müssen verrückt sein! ;-)
 
Kaum jemand der seine Meinung um 180° zu drehen in der Lage ist
Was ja auch gar nicht immer gut wäre, da solche "Bekehrten" meistens die schlimmsten Radikalinskis der neuen Überzeugung werden.

Es ist aber auch echt unfassbar. Das Mittel des Filterns wird nicht umsonst auch bei klassischen Sekten verwendet. Mitgliedern der Zeugen Jehovas ist der Umgang mit Nicht-Mitgliedern ebenso verboten, wie es den Scientologen verboten ist. Schädliche Einflüsse der Aussenwelt, von den Gefallenen, soll so verhindert werden.
Das Phänomen ist nicht nur ein Merkmal von Sekten. In der Kommunikationsforschung ist die von Walter Lippmann aufgestellte Gatekeeper-Therie eine der anerkanntesten und nimmt eine Schlüsselfunktion in der Rollenbeschreibung z.B. journalistischer Arbeit ein.

Jeder Journalist fungiert demnach als "Filter", der die eingehenden Nachrichten für den Rezipienten vorselektiert und ihm nur die weiterreicht, von der er der Ansicht ist, dass es ihm dient bzw. vom Nachrichtenwert (eine weitere Schlüsseltheorie) her relevant ist.

Deswegen: Filterblasen sind allgegenwärtig. Wer glaubt, er lebe nicht in einer F., der lebt eben genau in dieser.
 
Filterblasen sind so alt, wie die Menschheit. Sprache, Kultur, Familie, Dorf, Stammtisch, Religion - alles Filterblasen. Der Vorteil der digitalen Filterblase ist, dass sich man sich dieser eher bewusst ist und sie mit technischen Tricks verlassen kann.
Walter Lippmann aufgestellte Gatekeeper-Therie
Mein Lippmann denn Filterblasen oder nur Filter? Filter sind ja überlebenswichtig - Menschen mit wenig Filtern sind beispielsweise Autisten, die es nicht leicht haben. "Filterblasen" ist ja negativ konnotiert, oder?
 

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