Ich brauch nichts als dich allein

  • Ersteller mWermut
  • Erstellt am
Hi @artname

..Du hast Recht, da möchte ich gern diskutieren. Leider fehlt mir im Moment die Zeit für eine qualifizierte Antwort, aber so viel..

Meine Rhythmus Idee für die Strophe hat eine leichte Betonung auf der Eins und eine schwere auf der vorgezogenen Drei. Ich weiß ja, das entspricht nicht dem klassichen Verständnis von Betonung, aber funktioniert für mich ganz gut. Ich höre eine verzögerte Betonung auf

gemerkt
gehört
dein Mund
und Weiß

Davor alles schwächer betont. Der Effekt ist ähnlich wie bei...
We all live in a Yellow Submarine

Sprachlich könnte man könnte jede der ersten vier Silben betonen. Durch die Rhythmisierung der Melodie hört man - ähem, ich zumindest - das "Yelllow" als zentralen Schwerpunkt.

Kannst du das nachvollziehen. Ansonsten schreib ich sowieso noch detaillierter.

Und vielen Dank, dass du dich auf die Notierung eingelassen hast.

Viele Grüße, m
 
Hi @artname,

ich glaub, ich verstehe, wie du es meinst meinst. Und ja es sind wieder die einsilbigen Wörter, die des Rhythmus offen , und dich anders als ich, interpretieren lassen.

2. Der Leser sucht immer ein Gewohnheitsmetrum. Wenn die beiden ersten Zeilen unbetont beginnen, wird es ihm zur Gewohnheit, auch die dritte Zeile unbetont zu beginnen. Das heißt in der S1/Z3 liest der Betrachter... seh nur...was sich ja damit beißt, dass ein Verb ("Seh") sinntragender ist als ein Partikel ("nur").

Die Zeilen haben für mich alle diese natürliche Betonung der musikalischen Eins. Ich meine ja "Seh" und nicht "nur" als das betonte Element

Ich versuche mal mit mehrsilbigen Wörtern eine Beispiel-Strophe nach meinem gedachten (Rhythmus-)Muster zu bauen. Text ist allerdings Nonsens. / = Taktstriche

/ Liebe lag brach - / Scheiße gebaut
/ Zucker im Glas, wo sonst / Pfeffer war
/ Sonne versinkt - / Knoten geplatzt
/ Kräuter verhext, das war / Erika

Das sollte rhythmisch ident sein mit den Strophen (Beipiel 3. Taktstriche ergänzt)
/ Zu spät gemerkt - / dies ist kein Traum
/ Kein Zweifel mehr, der den / Weg versperrt
/ Schweben und fallen / in Zeit und Raum
/ Unendlich nah ist nun / Herz an Herz

Ich mag Zeilen die auf der Eins beginnen und gleichmäßige Notenlängen haben. Ich finde sie geben der Aussage was ernsthaftes. Noch ein Beispiel hierfür ist die Hook "Will you still love me, tomorrow" aus dem gleichnamigen Song.

Man muß seine Partner da gut kennen.
In diesem Fall bin ich ja beides. Wenn jemand sich ansonsten versuchen will freu ich mich.

Viele Grüße, m
 
Seh nur dein Mund malt in den Raum
kam bei mir auch gleich an! "...malt Worte in den Raum" hätte ich draus gemacht.
Auch die Veränderung der Wahrnehmung durch Alkeinfluss ist für einen modernen Schlager interessant. Da fehlt mir nur noch die Sicht auf die Beziehung ohne Volksdroge und was sich alles dabei ändert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi @rho, hi @artname,

ihr beide habt schon was zur Metrik bzw den Betonungen gesagt. Deshalb - nur für kurze Zeit - meine eigene Vertonung als Demo. Diesmal nur eine Strophe.

dass er mir vor deiner Erläuterung rhythmisch nicht einleuchtete
..hast du es in etwa so verstanden, wie es jetzt in dem Demo ist?

Gelesen haben die Strophen für mich keine identische metrische Form
(...)
Zu spät gemerkt - ein Glas zu viel
Hab nicht gehört, was du gerade sprichst
Seh nur dein Mund malt in den Raum xXxXxXxX
in Rot und Weiß und spielt mit dem Licht
..du hast den Beginn Strophenzeilen jeweils als Auftakt verstanden. Wie empfindest du meine Variante?

Viele Grüße, m

EDIT 2018-03-30: MP3-Demo wieder rausgenommen
 
Zuletzt bearbeitet:
Während ich dies schreibe flimmert auf dem anderen Bildschirm "Meine Schlagerwelt". Nachdem das Duo "Fantasy" ertönte, gibt nun Matthias Reim etwas von sich. Und nun Ross Antony. Für mich ist es reines Ekeltraining, aber das ist Schlager und in Summe zu Klang und Gehopse geronnene Suizidtendenz.
Du hingegen, lieber @mWermut, bist in Text und Musik der Meister des uneingängigen Liedes, der dreifach hoch leben möge! Was treibt dich, diese Schöpfung mit dem Begriffsfäkal "Schlager" zu versetzen?
 
Hi @rho,

Was treibt dich, diese Schöpfung mit dem Begriffsfäkal "Schlager" zu versetzen?
..na das sind solche Stellen der "nicht endenden Augenblicken", der "unendliche Nähe der Herzen" oder der Gewissheit "nichts zu brauchen außer dich". Meinst du so was darf man außerhalb eines Schlager überhaupt texten? Und was ist es, wenn es kein Schlager/Kryptoschlager ist?

Schreib mir vielleicht noch was zur Betonung/Rhythmisierung des Textes. Gerne auch als PM.

Viele Grüße, m
 
Zuletzt bearbeitet:
Man darf alles texten.
An der Rhytmisierung des Textes stört mich nichts. Nur dass die Gitarre sie kreuzt finde ich störend.
Der Chorus ist rhythmisch so herrlich unschlageresk, wie man es sich nur wünschen kann. Nur die letzte Zeile würde ich ganz deutlich vom übrigen Chorus absetzen. "Ich brauch nichts als dich al-lein". [Pause] (Auf die fetten Stellen jeweils ein Akkordanschlag ohne Schnickschnack, vor allem ohne Drum Fill in auf "dich allein". Das sollte alleine im Raum stehen, eben so wie es der Text auch aussagt.)
 
Danke @rho,
die Gitarre sie kreuzt finde ich störend.
..da muss ich anscheinend noch ne Menge lernen. Hab auf deinen Hinweis hin, ich solle mehr Stereo wagen, die Gitarre zweimal aufgenommen und nach links und rechts gelegt. Aber das lässt sich ja schnell ändern;-)

EDIT:
Hast du gar nicht gemeint, was? Du meinst Gitarren-Rhythmus und Melodie-Rhythmus passen nicht zueinander. Hm, ich hab's von Anfang an so begleitet, deshalb war ich erst mal ohne Zweifel, aber ich schau's mir nochmal an.​

Die Schlußzeile des Chorus hab ich ja schon anders gestaltet als den Rest: Da werd ich noch mal experimentieren.

Viele Grüße, m
 
Zuletzt bearbeitet:
@mWermut : mich erstaunt deine Vertonung tatsächlich. Denn gelesen haben die Strophen weitgehend ein jambisches Versmaß (xXxX...) - gesungen aber ein trochäisches. (XxXx...). Offensichtlich ist dir hier der musikalische Rhythmus wichtiger als der textliche.

Ich würde normalerweise immer mit der Wortbetonung singen und nur in Sonderfällen gegen sie. Aber das ist aus deiner Sicht sicher Geschmackssache. Einverstanden.

Allerdings verstehe ich deinen Hinweis auf "Yellow submarine" nicht. Ich höre dort im Refrain keine Vorzieher.
 
Lieber @artname,

Offensichtlich ist dir hier der musikalische Rhythmus wichtiger als der textliche.
das ist tatsächlich kein Konflikt für mich. Es ist sogar so, dass ich den Text zuerst in diesem Rhythmus gesprochen hab und dann kam die Melodie dazu.

Ich finde aber das gesungene Versmaß der Strophen ist eher..
XxxX - XxxX // Zu spät gemerkt - red nur noch Quatsch
XxxX x x Xxx // Hab keinen Plan, wie es weitergeht

..wobei ich die Betonung auf der ersten Silbe als schächer empfinde ..aber ich bin in der Thematik noch weniger als Amateur

Allerdings verstehe ich deinen Hinweis auf "Yellow submarine" nicht. Ich höre dort im Refrain keine Vorzieher.

OK, das bezog sich nicht auf das Vorziehen, sondern darauf, dass hier die Musik bei den Beatles erst eine schwere Betonung auf dem "Yellow" fordert. (Die, glaub ich, auch für Engländer ungewöhnlich ist). Die Wörter davor sind alle einsilbig und ließen sich sprachlich vielfältig betonen, also: We all live, We all live, We all live... Im Song selbst erscheinen mir sie als gleichmäßig betont.

Bei mir höre ich die schwere Betonung der ersten Zeile auf (ge-)merkt

Übrigens ist die Ähnlichkeit zu der Beatles-Zeile in meiner Hook noch stärker.
We all live in
Ich brauch nichts als
sind jeweils 4 kräftige Viertel, die musikalisch gleichmäßig betont sind, dabei gibt es vorher ein munteres Wechselspiel verschiedener Noten und Pausenlängen. Das markiert für mein Ohr diese Zeile als die zentrale des Songs.

...aber vielleicht ist das auch nur meine eigene Sprach-Rhythmus-Welt;-)

Viele Grüße, m
 
Lieber @mWermut ,

hier kommen wir in sehr spannende Bereiche.
1. Hören wir rein metrisch "Yellow Submarine", dann liegen die ersten Taktschwerpunkte des Refrains bereits auf: "We all live in a / ...."
2. Gehen wir allerdings nur vom Verlauf der Melodie und Akkorde aus... dann lägen auch für mich die ersten Schwerpunkte erst auf "Yellow supmarine..../"
3. Gelesen lauten (für mich) die Schwerpunke: We all live in a yellowsubmarine

Es gab vor einiger Zeit mal eine wissenschaftliche Konferenz, wo Lyriker UND Lyricer über Gemeinsamkeiten von Gedichte und Musiktexte reden wollten.... Sie mussten bereits passen bei der Frage, welche Rolle der Takt spielt. So gesehen verstehe ich eben, dass du deinen Text anders betonst, als ich es tun würde.

Die Betonung von " Ich brauch nichts als... " über die Viertel ist natürlich auch für mich sehr ohrenfällig...

.... allerdings klingt der Rest des Refrain derartig undeutlich (für das schnelle Tempo zu zuviel Zischlaute, zu wenige perkussive Konsonanten), dass ICH den Refrain (bis auf den Schluß) umtexten würde. Vielleicht bliebe die Musik , aber vom Refraintext nur " Ich brauch nicht als dich" ... und der Rest des Refrains wäre SCAT-Gesang).

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @artname,

vielen Dank für deine Hinweise:)
hier kommen wir in sehr spannende Bereiche.
1. Hören wir rein metrisch "Yellow Submarine", dann liegen die ersten Taktschwerpunkte des Refrains bereits auf: "We all live in a / ...."
2. Gehen wir allerdings nur vom Verlauf der Melodie und Akkorde aus... dann lägen auch für mich die ersten Schwerpunkte erst auf "Yellow supmarine..../"
3. Gelesen lauten (für mich) die Schwerpunke: We all live in a yellowsubmarine
..das sieht in meiner Analyse sehr ähnlich aus:)..
So gesehen verstehe ich eben, dass du deinen Text anders betonst, als ich es tun würde.
..aber wir priorisieren anders;-)

Es gab vor einiger Zeit mal eine wissenschaftliche Konferenz, wo Lyriker UND Lyricer (...)
Schönes Beispiel! Ich glaub, du hast es schon einmal erwähnt. Im iNet find ich zu Lyricer keine Definition. Ich verstehe das mal so...
Lyriker: Jemand, der Gedichte unter der Prämisse verfasst, dass sie (vor)gelesen werden
Lyricer: Jemand, der Texte unter der Prämisse verfasst, dass sie gesungen werden, also in etwa Songtexter.
..Stimmt das so?

(...) über Gemeinsamkeiten von Gedichte und Musiktexte reden wollte
Allein die Abgrenzung, bin ich dies oder das, könnte schwerfallen. Insofern schon ein Erfolg, wenn sie sich überhaupt getroffen haben;-)

allerdings klingt der Rest des Refrain derartig undeutlich (für das schnelle Tempo zu zuviel Zischlaute, zu wenige perkussive Konsonanten), dass ICH den Refrain (bis auf den Schluß) umtexten würde,
Muss ich mir leider anziehen. Hatte schon eine andere Version gemixt, in der der Gesang mehr im Vordergrund steht, aber der Eindruck bleibt. Dazu verschlucke ich an einer Stelle regelrecht ein Wort. Ich dachte ein richtiger Sänger wird's richten. Aber ich versteh schon: Eher "blicken" statt "sehen" und so..

Viele Grüße, m
 
@mWermut ,

den Unterschied lyriker und lyricer habe ich vielleicht sogar aus Versehen selber erfunden - abgeleitet aus Gedicht (lyrik) und Musiktext (lyrics).

Ich erwähne diese Konferenz gern, da sie die ungeahnten Differenzen zwischen Gedichteschreiber und Musiktexter gut verdeutlichen. Die Dichter orientieren sich an der endlichen Zahl ihrer Gedichteformen - die lyricer an der unendlichen Zahl an Melodiephrasen. Und so entsteht für den Musiktexter fast die Gefahr, formal beliebig zu werden... wenn man das Thema ungereimte Texte noch mit zum Problemkatalog rechnet.

Übrigens erinnerst du dich noch an @deydi und "unabashedly reggie", diesen verrückten Ami, der auf so wunderbare Weise Eminemtexte auf youtube analysiert: Man könnte einen Rap- Refrain aus Assonanzen bauen. 1 + 2 des taktes auf einem Vokal - 3 + 4 auf einem anderen. Also mal rasch aus der Hüfte geschossen:

statt dem sinnortierten :

All das Leben um uns löst sich auf
und ich seh nur noch dich
Als ob eine Sphäre uns umgibt,
die nur da ist, wenn man liebt
Dieser Augenblick gehört uns zweien,
endet noch nicht
Ich brauch nichts als dich allein


etwas soundorientiertes wie:

A
ll das Chaos um uns herum
Alles Qualm und blauer Dunst
Warme Wolken schwallen uns ein
Wahre Emotionen lodern auf,
in uns zwein
Ich brauch nichts als dich allein

Verstehste, was ich meine? An dem endgültigen "Klangworten" würde ich vermutlich viele Stunden länger sitzen als die 15 Minuten, die ich eben für den Verdeutlichungsversuch brauchte.

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber @artname,

..eigentlich ist mein Texten auch immer Sound-orientiert. Oft spreche ich nur die Vokale bzw die betonten Vokale der Zeilen vor mich hin. (Ist natürlich mitunter für mein Umfeld etwas nervig.) Hier ergaben die Zeilen der ersten Strophe etwas Kaleidoskop ähnliches oder so etwas wie ein Synthie-Sweep. Beispiel
"Seh nur dein Mund, malt in den Raum" wird "Uu-aa-ii-au"

Das Prinzip hab ich versucht über die Strophen beizubehalten.

Im Chorus wechseln akustisch-plakative und unauffällige Stellen. Mit plakativ meine ich "um uns löst", "Sphäre uns", "Augenblick gehört".

Die letzte Zeile des Chorus hieß zunächst
"Ich brauch nur noch dich allein".
Durch das parallele Vertonen bin ich auf das "We all live in a yellow.." Beispiel mit den ganzen "i"s gestoßen und fand dann "Ich brauch nichts als dich allein".

Meine Methode ist hier keineswegs gradlinig, aber durchaus so, dass ich mich zwischen Varianten auch unter dem klanglichen Aspekt entscheide.

Vielen Dank für dein wunderbares Beispiel. Damit werd ich noch ein wenig spielen. Du hast Recht er ist deutlich näher an dem Eminen-Beispiel. Beim Analyse Video ha ich nicht mit bekommen welche Sinn-Ebene der "iconic" Song hat. Bin mir aber ziemlich sicher, dass er auch dort punktet..

Viele Grüße, m
 
Zuletzt bearbeitet:
ja lieber @mWermut , klar bist du sprachsoundorientiert. Deiner Hartnäckigkeit verdanke ich es ja erst, dass ich letztlich den Bogen von hier zu Eminem gespannt habe. ;-)

Und wahrscheinlich hab ich noch gar nicht richtig ermessen, dass du bereits stark am Sprachsound gearbeitet hast. Für mich jedenfalls öffnen sich gerade neue Türen...

Ich glaube, viele Dichter und Musiktexter sind eher inhaltlich orientiert. Formal beachten sie vermutlich noch Reim und Rhythmus. Aber so, wie das Sounddesign erst vor wenigen Jahren verstärkt ins Gespräch kam, so könnte auch der Sprechsound noch wesentlich stärker in den Fokus von Dichtern und Textern geraten.

lg
 
Hi @artname,

Und wahrscheinlich hab ich noch gar nicht richtig ermessen, dass du bereits stark am Sprachsound gearbeitet hast.
Gearbeitet, na ja.. Ich glaub es ist ein Nebeneffekt, beim Texten mit der Gitarre um den Hals. Da zählt zunächst nur der Klang der Textschnipsel.

Manchmal sitz ich aber auch nur mit dem Schreibblock...

Danke noch mal für die Zeit, die du hier investierst opferst..

Viele Grpüße, m
 
lieber @mWermut ,

opferst
eigennützig investierst :D... ;-)

Danke ebenfalls. :)

lg
 
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