Das alte Spielzeug

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Hier zur Abwechslung mal ein uralter Text von mir.

Das alte Spielzeug

Die gute Mutsch tritt vor das Haus,
bringt Gänseschmalz und Brot,
streckt seufzend ihren Rücken aus
und schaut ins Abendrot
Wir laden sie zum Sitzen ein,
doch nein, sie hat zu tun
Noch Manches will erledigt ein,
nicht eher kann sie ruhn

Das alte Spielzeug steht noch immer auf dem Speicher
Für Kinder ließ uns die Karriere keine Zeit
Bei aller Hektik wurden wir bis heut nicht reicher
Dass Mutsch auf Enkel hofft, das tut uns furchtbar leid
Das alte Spielzeug wird den Speicher nicht verlassen
Gesprochen wird darüber Jahre schon nicht mehr
Die gute Mutsch wird ihre Rolle wohl verpassen,
auch wenn sie noch so gern und endlich Oma wär.

Die Sonne sinkt und es ist Nacht
Die Mutsch kredenzt uns Wein
Sie hat ein Fläschchen aufgemacht,
am Sonntag darf das sein
Und endlich setzt auch sie sich hin,
nimmt einen Schluck und schweigt
Was geht ihr jetzt wohl durch den Sinn?
Will man, dass sie es zeigt?

Das alte Spielzeug…

So lange lebt sie schon allein
Wir haben wenig Zeit
und stellen uns nur selten ein
Das tut uns oft sehr leid
Was einen so zur Eile zwingt
ist meist nur erbsengroß
Wenn Mutsch am Zaun steht und uns winkt,
dann sitzt im Hals ein Kloß

Das alte Spielzeug…
 
Zuletzt bearbeitet:
Formal sehr rund und gelungen und sozial sehr scharf beobachtet. Was mich betrifft, hat es einen hohen Identifikationswert.
Nur: der Chorus ist länger als die Strophen. Dagegen ist vielleicht gar nichts zu sagen, aber es ist auffällig und nimmt dem Song eventuell Überzeugungskraft.
 
Finde ich auch.
->
Chorus einfach teilen. Erster Vierzeiler nach den ersten beiden Strophen, zweiter Vierzeiler nach der dritten-
 
Mir gefällt sie, deine rastlose, großzügige und bedingungslos gutwillige Mutsch. Ich denk, sie hat das Nicht-Oma-Sein so akzeptiert wie das Alleinsein. Sie kommt zurecht ohne zu jammern oder ohne sich über andere zu stellen.

Anders die Wir-Gruppe, die mit dem eigenen Leben hadert, sich vor sich selbst entschuldigt und zu wissen meint, was ihrer Mutsch wichtig sein müsste.

Das ist schon alles exakt beobachtet und wird aus "Wir"-Sicht mit einer gewissen Ahnunslosigkeit präsentiert. Beeindruckend!!

Für mich ist die Länge von Strophe und Chorus ausgewogen. Sie erscheinen mir im Kontext einer Vertonung sogar (zeitlich) gleich lang. Die Strophe ist halt etwas luftiger, der Chorus etwas dichter.

Der Vorschlag von @Turquoise ist natürlich trotzdem schlau und bei entsprechender Vertonung eine elegante Möglichkeit mit den Worten hauszuhalten.
 
Dieser Text packt mich nicht so, das Bild das sich mir beim lesen auftut ist mir zu abgegriffen, auch wenn du dein Handwerk verstehst und ich daran nix zu kritisieren finde ist es das Thema das mir einfach geradezu kitschig und plakativ ankommt.
 
@holgi, so unterschiedlich können die Wahrnehmungen sein. Das was dir so kitschig und plakativ vorkommt, möchte ich gerne für gestochen scharfe Beobachtung halten.
@Teestunde, tue mir den Gefallen und erhalte mir in diesem Falle die Illusion ;)
 
@holgi, so unterschiedlich können die Wahrnehmungen sein. Das was dir so kitschig und plakativ vorkommt, möchte ich gerne für gestochen scharfe Beobachtung halten.

Das eine schliesst für mich das andere nicht aus :-D
 
Dieser Text packt mich nicht so, das Bild das sich mir beim lesen auftut ist mir zu abgegriffen, auch wenn du dein Handwerk verstehst und ich daran nix zu kritisieren finde ist es das Thema das mir einfach geradezu kitschig und plakativ ankommt.
Was ist denn daran abgegriffen, kitschig und plakativ?

(Ist nicht vielmehr diese "Kritik" abgegriffen und plakativ?)
 
Dieser Text packt mich nicht so, das Bild das sich mir beim lesen auftut ist mir zu abgegriffen, auch wenn du dein Handwerk verstehst und ich daran nix zu kritisieren finde ist es das Thema das mir einfach geradezu kitschig und plakativ ankommt.
Was ist denn daran abgegriffen, kitschig und plakativ?

(Ist nicht vielmehr diese "Kritik" abgegriffen und plakativ?)


Keine Ahnung was eine abgegriffene und abgegriffene Kritik sein soll :-D

Aber gerne zum ersten Teil deines Postes:

Das Bild das sich mir auftut, die alte Dame die sich Enkel wünscht, die erwachsenen Kinder die dies auf Grund vom Karriere und eigenem Leben nicht getan haben bisher, das Fügen der alten Dame in ihr Schicksal, und zu guter letzt der Begriff "Mutsch", all das in der Summe lässt mMn wenig Raum für Ungesagtes, Unerzähltes, zu Entdeckendes.

Es ist MIR zu plakativ, abgegriffen und kitschig. MIR.

das ist alles, weder habe ich es persönlich gemeint, noch werte ich ab, ich schreibe was ich denke. :)
 
Keine Ahnung was eine abgegriffene und abgegriffene Kritik sein soll :-D
Na eine, die auf den vordergründigen Effekt setzt und sich dazu Begrifflichkeiten bedient, die man so zwar tausend mal schon gehört hat, die aber trotzdem ohne wirkliche Aussage weil im Unkonkret-Schwammigen verbleiben.

:-D

Aber im Nachgang wurde daraus ja jetzt eine "richtige" Kritik:

Das Bild das sich mir auftut, die alte Dame die sich Enkel wünscht, die erwachsenen Kinder die dies auf Grund vom Karriere und eigenem Leben nicht getan haben bisher, das Fügen der alten Dame in ihr Schicksal, und zu guter letzt der Begriff "Mutsch", all das in der Summe lässt mMn wenig Raum für Ungesagtes, Unerzähltes, zu Entdeckendes.
Geht mir genau anders herum. Der kleine Ausschnitt ist wie das spaltbreite Wegziehen eines Vorhangs, hinter dem sich ein gewaltiges Drama abspielt. Das jedoch lässt uns Teestunde nicht sehen, nur erahnen.
 
Geht mir genau anders herum. Der kleine Ausschnitt ist wie das spaltbreite Wegziehen eines Vorhangs, hinter dem sich ein gewaltiges Drama abspielt. Das jedoch lässt uns Teestunde nicht sehen, nur erahnen.

Ich möchte den Thread nicht zulabern, aber einen habe ich noch :)

Ich sehe keinen spalt-weit offenen Vorhang, ich erahne nichts, isso. Und das ist auch nicht schlimm, nicht für mich, nicht für andere. Es macht also keinen Sinn mit mir zu diskutieren :-D

Frag meine Frau.
 
@holgi

Kein Ding. :-D


Mal mein Eindruck vom Text.
Ich denke, es sind zwei Texte in einem, die erst mal nicht wirklich wie die Faust aufs Auge passen. Der eine Text sind die Strophen. Klasse formulierte Alltagsbegebenheiten. Sehr unmittelbar. Die Bilder sind von großer Vertrautheit. Für @holgi mag das Klischee sein. Ich finde sie präzise beobachtet mit der Tendenz zur Allgemeingültigkeit und natürlich voller unausgesprochenem Subtext. Super.

Der zweite Text sind die Refrains. Schon von der Metrik her wird es hier plötzlich anders. Hatten die Strophen abwechselnd 4 und 3 Hebungen, was sich schon von grundher musikalisch anhört (weil z.B. nach der jeweils zweiten Zeile mit den 3 Hebungen eine natürlich Pause da ist -> die ausgelassene vierte Hebung), die man zum Atmen braucht und um den neuen Gedanken vorher etwas Raum zu lassen, so bestehen die "Refrains" aus 6 Hebungen. Das ist ungewöhnlich, weil man nicht auf einer Eins aufhören kann (wäre mit 5 Hebungen möglich), und klingt deshalb rhythmisch für meinen Geschmack etwas verwaschen und beliebig. Und macht den Refrain wieder viel zu lang. Ungeeignet für Singer-Songwriter oder Pop, eher was für Experimentelles.

Aber auch inhaltlich passen die Refrains nicht so richtig zu den Strophen. Denn sie überfallen den Hörer, der in der ersten Strophe noch behutsam an das Geheimnis herangeführt wird, unmittelbar mit der Keule dessen, worum es hier geht. Danach, in der zweiten Strophe, wieder zurückzugehen funktioniert mMn nicht gut. Will man nach diesem Refrain wirklich noch die Unverfänglichkeiten draußen auf der Bank wissen?

Ich würde einen zurückhaltenderen Refrain zwischen die erste und die zweit Strophe setzen. Einen, der nicht gleich alles preis gibt.
 
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Zuletzt bearbeitet:
Das muss aber gar nichts heißen. Sicher geht es anderen anders.
Klar, jeder liest es mit seinen Augen. Ich hab hier zwei Biografien vermischt, meine (nicht Oma werden) und die meiner Oma (gute Mutsch, wie sie im Buche steht, allerdings mit vielen Enkeln). :)
 

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