Lass mich nicht so stehn - neue Version

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Lass mich nicht so stehn

Lass mich nicht so stehn,
du darfst sie bald jeden Tag lieben.
Sie wird nicht gleich schrein.
Hier, ein Glas Wein!
Es ist erst sieben.
Du bist zwar längst zu alt für ihre Mädchenaugen,
doch ich hab gelernt, dass Tränen gar nichts taugen.
Sie lässt ihr Haar wehn… Da muss man gehn.
Also lässt du mich so stehn.

Lass mich nicht so stehn,
lass unsre Zeit nicht so zerstäuben.
Gib mir ganz zum Schluss
noch einen Kuss,
statt dich zu sträuben.
Ich wollte dem Lebwohl noch etwas Wärme geben.
Du hast keinen Sinn dafür, so ist das Leben.
Ja, du möchtest gehn, sie endlich sehn,
also lässt du mich so stehn.

Lass mich nicht so stehn,
höre ich mich noch einmal sagen.
Du sagst keinen Ton.
Ich kann dich schon
nicht mehr ertragen.
Zwar werd ich keinen Jüngling mehr mit Schönheit blenden,
doch ich geb die Freiheit nicht mehr aus den Händen;
statt so schwarz zu sehn und so zu flehn.
Geh schon und lass mich so stehn!
 
Themen und Perspektivwahlen sind eigentlich nicht vernünftig kritisierbar, aber hier wurmt es mich doch ziemlich.
Mir ist das LI einfach zu larmoyant. "Bricht man dafür Eh’n?" Ja, natürlich. Wofür sonst? Wohl selten für mehr. Aber was tut sie? Sie kriecht zu Kreuze, wenn auch unter dem Deckmantel des Imperativs.
 
@rho
Ich finde, sie ist wütend. Dass er sang- und klanglos verschwinden will, anstatt sich mit ihr auseinander zu setzen. Sie will nicht abgetan werden. Damit erreicht sie natürlich das Gegenteil und wir wissen das auch. Und genau das ist mMn das Spannende: Ihre Blindheit, die sie in genau diese Falle tappen lässt. Blindheit, was ihre Wirkung auf ihn betrifft. Sie nervt ihn, aber (hoffentlich) nicht uns. :)
 
Warum eigentlich nicht. Nehmen wir an, sie kröche zu Kreuze, warum nicht? Dann sehen wir wissenden Auges eine ungeschickt werbende, zu Kreuze kriechende Frau. WIR kriechen ja nicht mit! Wir wollen ihr am liebsten sagen, dass es so wohl kaum Sinn hat.
(Das Thema hatte ich mit Artname schon mal versucht zu diskutieren. :) )

Also gut, ich hab dir bei facebook mal eine andere Version gepostet. Siehe ebenda. :)
 
Meiner Meinung ist es ein Kulturfehler, dass in der Kultur Bedürftigkeit und Abhängigkeit in zerstörerischem Ausmaß als Grundannahme, als Selbstverständlichkeit gehandelt wird und diese Tendenzen damit im Fühlen und Handeln den Menschen tiefer verankert... was letztlich zu einer schlechteren Welt - mit bedürftigeren und abhängigeren Menschen - beiträgt.


(Teil 1 von mehreren...)
 
Ich fürchte nur, dass "reziproke Identifikation" in Liedern nicht gut funktioniert.
Aber was grundsätzlich die Haltung angeht, sind wir uns einig.
 
Was bedeutet überhaupt "reziproke Identifikation"? Hab ich in der Schule nicht aufgepasst? :)
 
Reziprok kenne ich aus der Bruchrechnung, und könnte sowas wie umgekehrt bedeuten.

Man dividiert einen Bruch durch einen Bruch, indem man ihn mit dem reziproken Wert multipliziert.

Liebe Grüße
Hedelund
 
[ref=[media=youtube]8SxC84MVyLE[/media]
(Teil 1 von mehreren...)


Ohne Anhaftung, die Schmerz und Leiden verursacht, hat es nie eine Kultur gegeben und wird auch keine geben können.
Das gleiche gilt m.E.n. auch für zwischenmenschliche Beziehungen im Allgemeinen.
Das Problem ist nicht die Existenz von Leid, sondern die mangelnde Vergegenwärtigung davon und der verdrängende Umgang damit.
 
Das Problem ist nicht die Existenz von Leid, sondern die mangelnde Vergegenwärtigung davon und der verdrängende Umgang damit.
Das zeigt sich für mich auch darin, dass zum Beispiel weiblicher Protest entweder verniedlicht oder sofort als Gejammer abgetan wird. Bis die Frauen dann ausrasten. Dann hat man einen "Grund", sich von dieser Furie abzuwenden, die alles immer gleich dramatisiert.

Ich hab den Text übrigens auch dramatisiert. Sorry, dass jetzt einige Kommentare nicht mehr stimmen. Und danke noch mal für die Anregungen. :)
 
allgemein noch zum text:

mit drohungen - willst du nicht so , wie ich es will, so werd ich dir zum drachen - kommt man meist nicht weiter...
da warten dann die berühmten windmühlenflügel vom don quichotte...
 
Nun, sie wird es ihm nicht leicht machen, wenn er sich nur wortlos verdrückt und ihre Bitten an seiner Überheblichkeit abprallen lässt. So gesehen ist es eine Steigerung vom hilflosen Gebettel zur Wut-Explosion. Finde ich. :)

Vielleicht sollte man die ganze Geschichte nur als Vorlage nehmen und das Lied in reinen Metaphern erzählen. Aber dazu müsste ich mit Metaphern besser umgehen können. Nina wäre da die Richtige. :)
 
Ohne Anhaftung, die Schmerz und Leiden verursacht, hat es nie eine Kultur gegeben und wird auch keine geben können.
Das gleiche gilt m.E.n. auch für zwischenmenschliche Beziehungen im Allgemeinen.
Das Problem ist nicht die Existenz von Leid, sondern die mangelnde Vergegenwärtigung davon und der verdrängende Umgang damit.
Stellt sich immer noch die Frage, welche schmerzhervorrufenden Annahmen unhinterfragt selbstgewählt bzw. durch das gesellschaftliche Narrativ übernommen werden.

Siehe auch Psychologe David Schnarch (er kann nichts für seinen Namen ;) ):

- Fremd-bestätigte Intimität geht mit der Erwartung einher, der
Partner werde akzeptieren, was wir ihm sagen, Einfühlungsvermögen
zeigen oder sich seinerseits öffnen. Diese Form der Intimität wird
vielfach mit Intimität im eigentlichen Sinne verwechselt. ...

- Selbst-bestätigte Intimität bedeutet, uns dem Partner zu öffnen,
ohne zu erwarten, daß er unsere Äußerungen akzeptiert oder sich
seinerseits öffnet, und daß Sie Ihr Identitätsempfinden und Ihr
Selbstwertgefühl nicht von ihm und seiner Reaktion abhängig machen.
Inwieweit Sie zu selbst-bestätigter Intimität fähig sind, hängt
unmittelbar damit zusammen, wie weit Sie in Ihrer Differenzierung
fortgeschritten sind und ob Sie bei sich bleiben können, wenn geliebte
Menschen darauf drängen, daß Sie sich ihren Wünschen und Vorstellungen
angleichen. Die selbst-bestätigte Intimität ist greifbarer Ausdruck
einer tragfähigen »Beziehung zu sich selbst«.

Die Vorstellung einer selbst-bestätigten Intimität ist
»normalneurotischen« Menschen völlig fremd.
Das gilt auch für viele
Psychotherapeuten, die über das Thema Intimität schreiben. Weil sie
davon überzeugt sind, daß Gegenseitigkeit ein unverzichtbares Element
von Intimität ist, haben sie eine Unterscheidung eingeführt zwischen
»symmetrischer Gegenseitigkeit«, bei der sich beide Partner in
gleichem Maße öffnen, und »asymmetrischer Gegenseitigkeit«, bei der
sich nur der eine Partner mitteilt, während der andere einfühlsam und
wohlwollend zuhört und ihm Bestätigung gibt. Ich habe in der gesamten
Literatur zu dem Thema nirgends einen Hinweis darauf gefunden, daß
Intimität auch ohne unterstützende Reaktionen des Partners denkbar
wäre. Somit bleibt ausgerechnet die Form von Intimität unbeachtet, die
für krisengeschüttelte Paare am wichtigsten ist.
 
@hyp

ich denke, mit dem leiden in einer beziehung verhält sich etwas einfacher, als der herr schnarch es formuliert.

(psychisches) leiden in einer partnerschaft entsteht dann, wenn hoffnungen oder erwartungen in ein gegenüber gesetzt werden, die sich nicht erfüllen und somit sowohl das bild vom anderen, als auch das selbstbild verändern. das leiden besteht darin, daß man vor sich selber nicht akzeptieren will, was man eigentlich schon als subjektive tatsache erkannt hat.

lösen läßt sich dieser konflikt nur, wenn man sowohl das selbstbild, als auch das bild vom gegenüber permanent an die subjektive realität anpasst und ehrlich sowohl mit sich selber als auch mit dem gegenüber umgeht.
hier ist die flexibilität gefragt, sowohl sich selbst, als auch das gegenüber nicht als eine statische gegebenheit anzunehmen, sondern als eine sich ständig verändernde persönlichkeit.

neurotisch wirds, wenn der konflikt im unterbewußtsein bleibt, oder dahin verdrängt wird.
 
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@Hyp
Interessant. Ich hab mir theoretisch noch nie solche Gedanken gemacht. Direkt inspirierend. :)
 
  • Danke
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(psychisches) leiden in einer partnerschaft entsteht dann, wenn hoffnungen oder erwartungen in ein gegenüber gesetzt werden, die sich nicht erfüllen
Deswegen gibt's ja den schönen Ausspruch "den anderen so nehmen, wie er ist".
Diese Hoffnungen und Erwartungen müsste man sich auch näher ansehen im Einzelfall. Hoffnung, dass der andere einen komplettiert (was kein anderer für einen übernehmen kann), weil man sich unnötigerweise nicht "vollständig" fühlt?
Siehe auch oben die Ansprachen von Peter Frahm zu dem Thema und das Thema soziale/gesellschaftliche "Matrix" in weiteren Ansprachen.
 
Deswegen gibt's ja den schönen Ausspruch "den anderen so nehmen, wie er ist".
...

den anderen so nehmen zu können, wie er ist, wäre natürlich schön.
aber leider sind wir grundsätzlich nicht in der lage das sein eines anderen menschen objktiv zu erfassen.
dafür müßten wir in ihm stecken.
wir können nur versuchen, uns über eine möglichst genaue projektion ein einigermaßen treffendes abbild vom gegenüber als unsere subjektive realität zu erschließen.
 
Na ja, etwas weniger theoretisieren schadet wohl nicht :)

Der gesunde Menschenverstand tut es auch. Logo, aber für viele Menschen, gar unmöglich, den Anderen so zu akzeptieren, wie er halt ist. Fehler, Schwächen existieren ja oft nur für den Betrachter.

Der Text spricht mich nicht an. Unverständlich die Haltung dieser Dame für mich. Am Ende versucht der Text eine Wendung, irgendwie aber doch unglaubwürdig imo nach den vorangegangenen Strophen.

@Hyp
interessanter Typ, er spricht die Wahrheit, traurig dass es derartig viele Deppen auf der Welt gibt.
Ich habe es noch nie verstanden. Die meisten Menschen scheinen direkt süchtig danach zu sein unglücklich anstatt glücklich durch ihr Leben zu gehen.
Ja, es gibt eine Sucht, eine psychische Abhängigkeit von negativen Gefühlen.

Zum Text noch:

Es ist für eine verlassene Frau immer reinster Selbstschutz! Diese Reduzierung des Grundes für die Trennung von ihr auf das Alter. Tolle Wurst! Damit ist dann schon mal sicher gestellt und klar dass man selber als Verlassene keine Schuld trägt. Da brauchen wir also nicht überlegen :-D:-D:-D

nee, mir wie gesagt ist das einfach zu platt und im konkreten Fall auch noch unglaubwürdig.
 
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@SoulFrontier
Es ist für eine verlassene Frau immer reinster Selbstschutz! Diese Reduzierung des Grundes für die Trennung von ihr auf das Alter. Tolle Wurst! Damit ist dann schon mal sicher gestellt und klar dass man selber als Verlassene keine Schuld trägt. Da brauchen wir also nicht überlegen
nee, mir wie gesagt ist das einfach zu platt und im konkreten Fall auch noch unglaubwürdig.
Vergiss nicht, dass der Mann nicht (mehr) mit ihr redet. Woher also soll sie die anderen Gründe kennen? So lange er sie keiner Regung für wert befindet, ist sie auf Vermutungen angewiesen. Soll ich den Text damit vollstopfen? Sie will sich ja mit ihm unterhalten. Damit, dass er sich trennt, hat sie sich längst abgefunden.
 
Du bist zwar längst zu alt für ihre Mädchenaugen, (Wieso denn?
smil470009513826a.gif
)


doch ich hab gelernt, dass Tränen gar nichts taugen.
Sie lässt ihr Haar wehn….
und Du willst gehn, ich würd es nur gern verstehen :)


Letzte Strophe ist imo einfach merkwürdig diese plötzliche Wendung
 

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