Ein Jemand wie ich

  • Ersteller MamaMuuht
  • Erstellt am
Jetzt passiert genau das, was NICHT beabsichtigt gewesen sein kann: Ihr streitet euch. Dabei lässt der Text doch einige Betrachtungsweisen zu. Leute!
 
Ich bringe das Ganze mit "Depressionen", mangelndem Selbstwertgefühl usw. in Verbindung.
Jemand der auch gern leben würde, dessen Leben aber Chaos ist, immer einen Fuß vor dem Abgrund. Jemand der auf den Tod wartet und befürchtet, dass er erst wieder mit dem Tod glücklich sein wird....oder so ähnlich.
Lässt halt viel Spielraum zur Interpretation, ein schöner düsterer Text wie ich es mag.
(leichter Gothic Touch :))
 
ch erkläre dir nix, ich würde gern etwas von dir erklärt habe

Ich muss es Dir nicht erklären, weil ich ziemlich eindeutig geschrieben habe.

Zum ersten aus der Sichtweise eines selbst mit Konflkten beladenen Texters, der indem er es Aufschreibt eine Erleichterung sucht. Muß aber auch nicht der Texter sein, sondern der kann es ja auch wieder von einer anderen Person so schreiben.

Das schreiben ja sinngemäß einige andere hier so auch.

Und zum anderen einen total verzweifelten Menschen, der weitgehenst vom normalen öffentlichen Leben ausgeschlossen ist durch eine Behinderung, oder auch ein Unheilbar kranker Mensch.

Das alles kann man dahinter vermuten.
Ein gesunder fröhlicher Mensch, der mit beiden Beinen im Leben steht, wird wohl kaum solche düsteren Gedanken haben.

Was regt Dich daran auf ?
Hier ist nach Meinungen und nicht nach zustimmenden Kopfnicken gefragt.

CW
 
Ein gesunder fröhlicher Mensch, der mit beiden Beinen im Leben steht, wird wohl kaum solche düsteren Gedanken haben.

Schwierig clearwater, du kannst auch Millionär sein, erfolgreich, gesund usw. und verlierst zb. ein Kind,den geliebten Partner usw....das kann dich in Depressionen stürzen.
Oder es wird dir einfach nur alles zu viel (Burnout), oder du kommst mit all dem Unrecht auf der Welt nicht mehr klar, oder dich holen schlimme Kindheitserinnerungen ein, oder Gewalttaten oder oder oder....klar, kann auch Behinderte treffen, aber natürlich nicht ausschließlich.

Und dann gibts noch die, ich nenne sie "dunkle Menschen", die das bereits in sich tragen.
Sie lieben schwarz, meiden Sonne, sind gern einsam, manchmal selbstzerstörerisch usw.
Das zu erklären, wäre am schwierigsten. Abgrenzung von der Gesellschaft und den unvermeidlichen Tod mit offenen Armen, einem Lächeln begrüßen...im Prinzip hasst man Menschen und das Leben.
Man sieht sich als Versager und fast alles was man anfasst, geht tatsächlich schief.
Dann kommen solche Zeilen, entweder aus eigener Erfahrung/Leid, oder weil man sich gut rein versetzen kann, zustande.
 
Er schreibt aber weder was künftig sein könnte oder was mal war, sondern beschreibt seinen jetzigen Zustand, der sein Schicksal bestimmt

Er hat abgeschlossen mit dieser Welt, und das ist das Traurige an der Sache.

Das kann übrigens nur einer nachempfinden, der selber schon in einer ganz schlimmen Lage war, die so eine depressive Stimmung hervorruft, oder sogar gegenwärtig noch ist.

Um zu wissen was Glück bedeutet, musst Du mindestens einmal totunglücklich gewesen sein.

Damit meine ich keinen Liebeskummer während der Pubertät.

CW
 
Ja, so ähnlich kann man es sehen, wobei "und wacht erstmals auf in einem Sarg." eher die Zukunft, bzw. die erwartete Zukunft ist. Das Schöne oder auch Traurige am Text ist ja wirklich auch der Interpretationsspielraum, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich Leute, zumindest teilweise, drin wiederfinden.
 
Depression? Abgeschlossen mit der Welt? Schlimme Lage?

Ihr (musicdevil und clearwater) seht in dem Text ganz andere Dinge als ich. Vielleicht im Prinzip nicht überraschend. Aber in ihrem Ausmaß erstaunen mich die Unterschiede doch.

Nur weil man sich nicht für den Größten hält, morgen nicht die Welt verändern wird und Menschen nicht besonders mag, muss man ja nicht gleich depressiv und voller Todessehnsucht sein. Nennen wir es doch einfach nur nüchterne Rationalität, wenn man sich seiner eigenen Grenzen, Widersprüche und Endlichkeiten etwas bewusster ist als vielleicht andere.
 
Mal langsam Popnap,

Mein Leben ist ein Rutschen in den Tod
und oftmals erwache ich in einem Sarg.

Das bedeutet für Dich, Daß er rational seine Grenzen erkennt ?

Das ist ja mal eine ganz andere Verbindung

Cw
 
Na ja, also das mit dem in einem Sarg erwachen, das ist sicher einer der dunkelsten Stellen. Ok, das kann man anders lesen als ich es tue, nämlich als Hinweis darauf, dass man zu Lebzeiten nie richtig aufwacht, nie das gesamte Potential ausschöpft. Was ja gar nicht so schlimm ist. Dann fährt man eben auf 50%, geht doch auch.

Aber das Rutschen in den Tod verbildlicht doch nur die Situation, in der wir uns alle befinden. Die Unaufhaltsamkeit des Endes, so fern es auch sein mag. Sich das bewusst machen, hin und wieder, würde ich noch nicht als Anzeichen für eine Depression bezeichnen.
 
@Saurus

Danke! Nein, kein Chorus...

Der Satz " Ein jemand wie ich " ist quasi die Chorus bzw. Refrainzeile. Da gibt es auch einen Fachausdruck für, den ich leider nicht parat habe.

@Artname,

Vielleicht weißt du das?

Ich denke, man nennt es Couplet.
;)
Ansonsten kann ich mich der großen Zustimmung nur anschließen. Das weißt du.

Liebe Grüße
N.
 
Uuf, so viele Rückmeldungen. :) Erst mal danke dafür! Ich kann jetzt nicht auf alle Äußerungen eingehen, dazu fehlt mir die Zeit. Zunächst einmal zu den unterschiedlichen "Farben und Stimmungen "des Songtextes. (Rosa Wolken, blaue Träume, Schwarz weiß grau, Grab…)

Das ist Absicht. Wie schon in meinem letzten Kommentar geschrieben, ging es mir in diesem Text auch darum nicht eindeutig zu sein. Und trotzdem etwas zu vermitteln. Was den Text angeht, gibt es nur eine Stelle die mir noch nicht richtig gefällt. Und zwar das "Rutschen" zum Tod. Das Wort rutschen ist mir irgendwie unsympathisch. Vielleicht ist es doch eher ein stolpern an diesem Abhang des Lebens. Da würden mich eure Meinungen sehr zu interessieren.


Im Moment höre ich viel Wolfgang Müller. Für mich einer der großen Poeten in der deutschen Songtexte Szene.
Und ich glaube, dass sich das bei mir im Moment auch in meinen Texten widerspiegelt.

http://youtu.be/_I6CWw7zN8

Danke, Nina eins, für deinen Hinweis auf die Gattung Couplet. ich glaube formal trifft es das wohl, inhaltlich viellleicht eher nicht. Jedenfalls wenn man Herrn Tucholsky Glauben schenken darf. Schön übrigens, was er an sonsten zum Thema Liedtexte zu sagen hat....
Ich zitiere:


Das Couplet


Ein Couplet zu schreiben: das ist eine mühselige und eine ernste Sache. Es ist vielleicht schrullig, über eine so lustige Sache, wie es doch das Couplet (für den Zuhörer) ist – mit gefurchter Stirne zu reden und gar zu sagen, dass auch diese kleine Kunstgattung ihre ganz besondern Gesetze hat, die man mühsam erhorchen und noch mühsamer erlernen muß.
Im Couplet muß die Sprache selbst dichten. Das ist ein so dünner Bretterboden, das Lied, das sie da oben singen – und es verträgt nicht viel. Leicht und ungezwungen müssen die Worte einander folgen, leicht und klar die Gedanken – und verwickelte und zusammengekoppelte Gedanken verträgt das Couplet überhaupt nicht. Es reicht grade nur für die einfachsten Dinge, wenns im Fluge verstanden werden soll – man kann allerlei sagen in einem Couplet, aber man muß es sehr einfach sagen. Und ehe man Rhythmus und Reim und Gedankengang glücklich vereinigt hat, vergeht manchmal eine ganze Nacht.
Was man aber nicht merken darf. Erst wenn die Leute sagen: »Das haben Sie gewiß aus dem Ärmel geschüttelt!« – erst dann ist das Couplet gelungen. (Und wenn die Leute erst wüßten, wie holperig und langweilig das aussieht, was man so aus dem Ärmel schüttelt ... !)
Viele fragen, was zuerst da sei: der Text oder die Musik. Das ist ganz verschieden. Es gibt Melodien, die sagen etwas, wenn du sie oft hörst- und wenn du hören kannst, dann fangen sie auf einmal zu sprechen an und sagen dir den Text, den einzig möglichen Text. Manchmal aber ist es förderlich, die Worte aufzuschreiben und sie von dem Herrn Komponisten unter Musik setzen zu lassen.
Ist dies eine Enzyklopädie? Dies ist ein kleines Programmheftchen, und »Die Geschichte des deutschen Couplets (mit Sachregister)« ist noch nicht geschrieben worden. Wenn wir vom alten Kalisch absehen: die besten Couplets der letzten Jahre hat Rudolf Bernauer geschrieben – »Und Meier sieht mich freundlich an« ist ein klassisches Fundament, derglei-chen wir nicht viele haben, ein Lied, an dem sich schon Generationen gesund gelacht haben. Das kennen Sie nicht? Schade – es ist wirklich sehr lustig.
Das politische Couplet gedeiht nicht recht bei uns – die Deutschen mögen das nicht – und wenn der charmante Otto Reutter nicht seinen politischen Versen irgendeinen Refrain anhängte, der ebensogut auch auf andere Dinge paßt, so hätte er wohl nicht viel Glück mit seiner Coupletpolitik.
Der Refrain ... ! Das Schmerzenskind aller Coupletgoethes –! Da ist jedes Wort von Bedeutung, eins zuviel, und die Wirkung ist dahin.
Und dann: richten Sie sich nie nach der Wirkung des gedruckten Couplets. Was ein richtiges Couplet ist, das sieht gedruckt so blöd aus, dass jeder vernünftige Mensch sagt: »Das ist wohl hervorragend dummes Zeug!« Und umgekehrt: Verse, die sich auf dem Papier gut ausnehmen, fallen auf dem Podium so herunter, dass es eine Freude für den Konkurrenten ist.
Aber nun haben Sie genug von der blassen Theorie gehört – jetzt wollen Sie lebendige, bunte Couplets.
Bitte. Da oben.


Peter Panter
Schall und Rauch, April 1920, Nr. 5, S. 1-2.


Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen.
 
Schöner Text.
 
@mama!uuht
danke für den Text von Kurt Tucholsky. Macht immer wieder großen Spaß, von ihm was zu lesen.
Hier zur Ergänzung noch der Liedtext von Bernauer, auf den dort Bezug genommen wird. Auch herrlich zu lesen, interpretiert übrigens unter anderem vom unvergessenen Peter Frankenfeld:

Ich sitze in der Kneipe trüb'
Um meinen Schlund zu taufen –
Das Geld, das mir noch übrig blieb
Das will ich heut' versaufen!
Der Teufel hol's, was liegt daran?
Und Meier sieht mich freundlich an!

Der Meier ist Kapitalist
Kein Debet und viel Credit –
Und was das allerfeinste ist:
Es sitzt bei ihm die Edith!
Ich fang mit ihr zu äugeln an –
Und Meier sieht mich freundlich an!

Er kennt mich vom Theater her
Von dort kennt auch sie mich
Man lädt mich ein, mein Glas ist leer
"Prost, prost!" – in Wonne schwimm ich
Weil ich mit Edith fussen kann –
Und Meier sieht mich freundlich an!

Ich bin sehr bald auf du und du
Mit allen beiden Teilen
Mit Edith bin ich's immerzu –
Mit Meier nur zuweilen!
Sie sagt, ich sei ein netter Mann –
Und Meier sieht mich freundlich an!

Der Meier zahlt, der Spaß ist aus
Sie spricht mit leisem Munde:
"Besuche mich bei mir zu Haus'
In einer halben Stunde!"
Ich helf' ihr in den Mantel dann –
Und Meier sieht mich freundlich an!

Es wohnt die Edith hoch tipp-topp
Wie meistens solche Damen
Und Meiers dicker Wasserkopp
Hängt an der Wand im Rahmen
Ich tue, was ich tuen kann –
Und Meier – ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha...
 
  • Danke
Reaktionen: Rex
Hallo,

mich hat der text etwas insperiert und habe mal ganz schnell ne grobe idee festgehalten.

Nix dolles aber mal schauen was raus wird. :

 
@andy456
Die Richtung in die das geht finde ich schonmal cool. Sehr schön auch der Backgroundchor. Auch das Arrangement hat schonmal fast alles, was es braucht.
Jetzt wären aber nach meinem Gefühl noch ein paar weitere Melodiebögen nötig, damit es nicht zu monoton wird.
 
Hallo Jörg,

sehr schöner Text und inspirierend!

Habe mal versucht mich da rein zu fühlen und folgende Idee mal mitm Handy aufgenommen. Ist noch recht unsicher (kenn den Song erst seit 30 Minuten, aber die Idee sollte rüberkommen. Was haltet Ihr davon?

...

LG Frank
 
@hermestc
Cooler Akkord, mit dem der Vers anfängt. Wenn ab der zweiten Zeile die Melodie noch etwas origineller wäre. Der sehr interessant beginnende Bogen wird für mein Gefühl zu konventionell und unscheinbar zu Ende geführt. Aber der Anfang hat was.
 
@andy 456

Ja, das klingt vielversprechend! Bin da bei Popnapp, ein bisschen melodische Abwechslung wär glaube ich gut.

@hermestc

Wow, für eine so schnelle Skizze schon echt gut! Bin sehr gespannt wie das weitergeht.

@all

Noch jemand Anregungen zu der Textstelle " rutschen zum Tod" ? Ich neige im Moment stark zu " stolpern zum Tod ". Aber vielleicht hat ja noch jemand eine Idee? Es geht mir in dem Bild darum die Unbeholfenheit und auch die Zwangsläufigkeit dieses Lebens irgendwie einzufangen. Vielleicht auch die Groteskhaftigkeit...
Spontan denke ich gerade an die Zeile von H.R.K. " Was das Leben betrifft, sind wir alle Amateure,blutige Laien und Anfänger." Nur mal so als Impuls.
 
Jemand wie ich

Ein Jemand wie ich will niemand sein,
mein Herz ist aus Watte, die Worte aus Stein.
Die Wolken in Rosa, die Träume in Blau,
die Tage sind Schwarzweißgrau.

Ein Jemand wie ich ist ein letzter Idiot,
mein Leben ein Abhang, ein Rutschen zum Tod.
Hallo Welt draußen, komm bitte rein.
Aber mach dich für mich etwas klein.

Ein Jemand wie ich verschläft seinen Tag
und wacht erstmals auf in einem Sarg.
Mit offenen Armen,die Hände zur Faust,
trau ich mir nichts zu, weil mir niemand traut.

Ein Jemand wie ich braucht niemand zum Glück,
mein Glück ist geordnet und wird nicht verrückt.
In den Spuren von Andren steh ich bewegt still,
Ich tu einfach nichts und tu was ich will.

Ein Jemand wie ich will jemand sein
der er nicht ist und träumt sich groß klein.
Im Wasser des Lebens ein trockenes Blatt,
ich bin mir ein Fremder und zu hungrig satt.

Oh ja, kann zwar im Allgemeinen mit Lyrik nicht sooo viel anfangen. Aber das hier ist wirklich gut. Sehr bildhafte Ambivalenz. So zwiespältig wie das Leben selbst.
 

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