Einer von uns

  • Ersteller Klauski
  • Erstellt am
Hätte ich wenn und wäre. Gerade bei Dir Devil kommt mir der Kaffe hoch, denn Du hast es im vorigen Jahr in meinem Thread zum Jahrestag des Mauerfalls außerordentlich bedauert, das die DDR nicht mehr existiert.

Du hast angeblich nichts mitbekommen von verbrecherischen Umtrieben der Stasi, und es ging Dir sehr gut.

Du hast es scheinbar noch nicht begriffen, das gerade diejenigen, die sich den Befehlen wiedersetzt haben oder zu entrinnen versuchten, die Opfer sind um die es geht. Und nicht um die, die der Karriere Willen jeder Anordnung Folge geleistet haben.

Du verabscheust den Kapitalismus und hebst den Sozialismus in den Himmel. alles nachzulesen in dem Thread zu Mauerfall.

@ Devil
Aber gerade auch durch meine Vorgeschichte, verstehe ich den Text sehr gut.
Wenn du ihn brauchst, um solche Dinge zu verarbeiten, dann ist das ein sehr gutes Mittel.
Es ist immer tragisch, wenn man geliebte Menschen verliert, wodurch auch immer.

Mir wird übel, sorry
Meinetwegen schmeisst mich hier raus. Ist mir egal, aber soviel Heuchelei ertrage ich nicht mehr.
 
Wenn man nicht "in den Schuhen des Anderen gelaufen ist", kann man das sicher auch nicht ohne weiteres nachvollziehen. Es widerspricht sich doch nicht, wenn ich sage, dass es mir persönlich sehr gut in der DDR ging und gleichzeitig bedauere, wenn Menschen gefoltert, erschossen, usw. wurden.

Da ist dieser Junge, dessen Vater Parteisekretär war, Chef der Kampfgruppen, Sicherheitsinspektor usw. und der durchweg sozialistisch erzogen wurde, zu hause, sowie in der Schule usw.
Ich hab an "unsere Sache" geglaubt, hielt den Sozialismus für ne gute Sache, für die es sich lohnt. Ich war gerne Pionier, gerne in der FDJ, die vormilitärische Ausbildung hat mir Spaß gemacht und auch in der NVA kann ich mich nicht beklagen. Nebenbei ein schönes Gehalt, mit 18 schon ne eigene Wohnung bekommen usw. Auch die Verantwortung, die "höhere Planstelle" (Vorgesetzer von zig Leuten) hat mich mit 18 Jahren selbstverständlich positiv blicken lassen.

Natürlich waren aus meiner damaligen Sicht Landesgegner Verbrecher, die völlig zu recht eingesperrt wurden. Das wurde meinerseits nicht mal eine Sekunde lang hinterfragt.
Wir wurden nicht erzogen um das System zu hinterfragen, auf den Gedanken wäre ich nie gekommen.
Wenn ich mich an unsere Gesetze gehalten habe usw., hatte ich nichts zu befürchten.
Ich wollte nie über die Grenze ins menschenfeindliche kapitalistische Ausland.
Das war doch alles Gehirnwäsche pur, bei einigen hat es nicht funktioniert, aber bei mir auf jeden Fall.

Ich saß zur Wende hinter dem Maschinengewehr, weil wir dachten, dass ein Teil der Bevölkerung die Kaserne stürmt, um zur Waffenkammer durchzukommen und ich weiß echt nicht wie ich reagiert hätte. Wir hatten einen Schießbefehl und zum Glück kam es ja nicht dazu.
Und wäre ich an der Grenze gewesen, hätte ich eventuell auch auf die "Landesverräter" geschossen.
Das ging auch nicht nur mir so, ich kann mich ja noch gut an die anderen Unteroffizere, Offiziere usw. erinnern. Wir waren Soldaten, welche nun mal Befehlen gehorchen und diese nicht zu hinterfragen haben, so wars doch.

Natürlich kann ich zwischen heute und damals unterscheiden. Heut bin ich nicht nur älter, auch deutlich reifer, aber man musste damals auch keine sonderlichen sadistischen Neigungen oder ähnliches haben. Keine Ahnung, vielleicht wäre ich auch in die Partei gegangen, vielleicht auch zur Stasi, hätte damals alles sein können, war aber wohl noch zu jung, bzw. hat mich keiner gefragt.

Im Nationalsozialismus war das sicher auch nicht viel anders, wenn man Oma und Opa befragt, oder Reportagen anschaut, liest usw. Das deutsche Volk war verblendet, nicht alle aber auch ein Großteil. Und wie die ihrem Führer zugejubelt haben, welcher ihnen Arbeit und Essen usw. gab.
Die Kinder und Jugendlichen waren regelrecht stolz auf ihre Pimpfenuniform, bzw. der Hitlerjugend usw. und selbst Kinder waren bereit in den Krieg zu ziehen um für ihren Führer und der Sache zu sterben. Von dem Shit mit den KZ`s, bzw. was da wirklich los war, hatten die meisten vermutlich auch keine Ahnung. Denen wurde auch eingeimpft wie schlecht die Juden seien und all dem ganzen Mist. Ich sehe da auch so paar Parallelen zur DDR.
Aber wenn man halt dazu gehörte, in der Situation steckte, sich verblenden lies, hat man die Augen verschlossen, bzw. das Gehirn abgeschalten.
 
Ich kenne die Ambitionen von Klauski nicht. Die meisten hier aber wünschen sich für ihren kreativen Output eine breite Öffentlichkeit und hätten auch nichts dagegen, wenn dabei der ein oder andere Euro abfällt.
@rex Geld ist nicht meine Motivation, wenn ich die nach Dir folgenden Kommentare über das Aufwachsen und Erwachsenwerden in der DDR lese dann bestärkt es mich um so mehr dass es notwendig ist so einen Text zu veröffentlichen. Ich bin mir sicher daß der Text bei einer guten musikalischen Umsetzung nebenbei eine breite Öffentlichkeit treffen wird. Den meisten Deutschen gefallen englische Songs und dabei verstehen sie oft nicht mal den Text.

@musicdevil Ich finde es gut, dass du dich hier outest aber es lässt auch erkennen, dass du durch deine Erziehung in manchen Bereichen Defizite hast, die Dir nicht bewusst sind. Und es wundert mich, daß Du bis heute nicht erkannt hast, dass du betrogen worden bist! Du bist ein freier Mensch, nicht ein Körperteil deiner Eltern, ein verlängerter Arm oder ein hirnloser Sohn. Gibt es in deiner Vorstellung eine selbstkritische Betrachtungsweise? Eine Suche nach der Wahrheit? Ein Mensch, der an Gott glaubt könnte eine solche Haltung nicht haben, ohne Schuldgefühle zu entwickeln.

Also Dein erster Irrtum war der Westen ist schlecht, böse, hinterlistig, menschenverachtend (keine Ahnung was noch alles). Und nun lebst Du über 25 Jahren in dieser einst verhassten Gesellschaft. Was ist deine Erkenntnis?

Als ich neulich unser Grundgesetz in den Händen hielt bin ich in der Präambel über den Satz gestolpert „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

Da ist von Gott die Rede, als Instanz für Gewissen unabhängig von dem was Menschen sagen oder tun. Aber ich kann mir gut vorstellen, daß es für dich Gott nicht gibt, das würde auch deine Haltung erklären. Aber was findest du dann an dem Namen Devil toll? Als Werkzeuge des Teufels hat man die Menschen bezeichnet, die im Nazideutschland so unvorstellbare Grausamkeiten begangen haben und Menschen, die an Gott geglaubt haben und seinem Wort mehr vertraut haben als dem Wort von Menschen.

Da will ich lieber Werkzeug Gottes sein und will eintreten für Frieden und Freiheit, auch für die Andersdenkenden, durch Worte, Texte, die zum Nachdenken anregen, das sind meine Ambitionen.
 
Danke Klauski! Sehr beeindruckendes Statement und ich stimme 100 Prozent zu.

musicdevil hat sich ja heute zum Thema noch zurückhaltend geäußert, trotzdem aber entlarvend.

Ich habe übrigens als MiG Pilot viele Jahre lang den Luftraum überwacht und stand insofern ja doch direkt an der Grenze.

Als in den achtziger Jahren damals ein blutjunger Deutscher mit seiner Chessna in Moskau gelandet war da war natürlich bei uns der Teufel los. Im Ergebnis wurden wir etliche Male
alarmiert und ich selber bin gestartet um eine kleine weiße einmotorige Maschine zu finden....bevor ich mit meinem Partner startete haben wir uns verständigt:

Egal was geschieht, diese Maschine sehen wir nicht! Wir haben damals die Maschine schnell gefunden, gemeldet aber haben wir über Funk nichts. Ohne viele Worte war uns klar wir werden nicht den Wahnsinn mitmachen.
Sehr riskant für uns, dass war uns egal. Ich weiß inzwischen von 2 anderen Piloten die damals genauso gehandelt haben.
 
@SoulFrontier: Puh... sehr fette Gänsehaut. Danke. (und sonst? wie gehts dir?)

@klauski: Schön, dass du mit deinem Text hier so viel bewegst.

Liebe Grüße
Nina

Ps: egal, wie kritisch man musicdevils Vergangenheit sehen kann und wie sehr sein Standpunkt (und er als Person im allg.) zuweilen auch polarisiert, der Fred ist mMn keine geeignete Plattform, um einer Diskussion darüber wirklich gerecht zu werden. Daher bin ich bewusst raus aus der Nummer... aber macht nur. Ist ja auch eigentlich nicht mal richtig OT ;)
 
auch wenn der Text politisch bzw historisch aufrütteln soll, muss hier keine politische Diskussion geführt werden! Viele haben die Zeit in unterschiedlicher Form erlebt. Hier in diesem Forum reicht es beide Seiten zu respektieren. Dass es dem ein oder anderen persönlich nahe geht, ist nachvollziehbar, doch bitte: versucht Euch dahingehend hier zurück zu halten.
Wenn zeitgenössische Erfahrungen dem Text dienlich sind, ist das in Ordnung. versucht aber bitte diese nicht persönlich zu bewerten, niemand kennt gerade bei solch heiklen Themen die Hintergründe des einzelnen und sollte es gerade in der Öffentlichkeit vermeiden darüber zu urteilen.
Wem hier einige Statements nahe gehen und darüber diskutieren möchten, möge das bitte via PM machen.
Haltet Euch bitte ab jetzt daran.
Danke Euch
 
Na sheep auch wenn es mal etwas emotional wird ich sehe nicht das hier etwas aus dem Ruder läuft. Klar der Cherry und der music devil werden wohl keine Freunde mehr und die balgen sich eh wo immer sie in einem Thread aufeinander treffen.

Ich denke jeder hat seine Sicht und Erfahrung, der einzige wirklich böse Kommentar wurde freundlicherweise sofort gelöscht, also alles gut!
 
@electricSheep soso bin neu hier, gibts beim Moderator extra Punkte wenn man auf Danke klickt?
 
@electricSheep soso bin neu hier, gibts beim Moderator extra Punkte wenn man auf Danke klickt?


glaub ich nicht. Aber von mir gibts ein Dosenbier.




Prost.
 
Ich habe den janzen Fred mit Spannung verfolgt.
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Zunächst: Warum sollte man nicht einen Text über Vergangenes schreiben bzw. erst dreißig Jahre später veröffentlichen ...?

Ich bin einigermaßen "gefesselt" von den unterschiedlichen Biographien und daraus resultierenden Motivationen. Ich bemerke außerdem die immerhin erkennbare Contenance, mit der hier die "Argumente" ausgetauscht werden. Danke dafür.

Wollt' ich nur mal anmerken.
 
Zunächst: Warum sollte man nicht einen Text über Vergangenes schreiben bzw. erst dreißig Jahre später veröffentlichen ...?

Weil die Wunden offenbar immer noch nicht verheilt sind ...

Doch heilen kann man diese nur selbst, niemand anderes. Und erst recht keine falsch verstandene "Rechenschaft" ...
Nur soviel dazu.

Ich wünsche allen Beteiligten alle nötige Kraft, die inneren Barrieren zu überwinden um sich endlich von den Dingen lösen zu können, die einen immer noch beschäftigen und so die Energie abziehen, die man viel besser woanders reinstecken könnte - z.B. in die Musik :)
 
Doch heilen kann man diese nur selbst, niemand anderes.
@Dodo_1Das seh ich anders, Einsicht ist keine Selbstheilung, es ist der Weg dahin.
Wenn ich einen Fehler erkannt habe entsteht ein Schuldgefühl und es bedarf einer klitzekleinen Kleinigkeit, die uns Menschen so schwer fällt, einer Entschuldigung. Für mich heilsam und für den Betroffenen. Und nun kommt der Bogen zur Musik, sonst krieg ich noch nen Maulkorb: Ohne Schuldgefühle textet es sich besser, sonst gibt es immer so düstere Themen, andererseits ist Dosenbier auch nicht gerade mein Geschmack …
@lobotomeandyou: sorry bei uns trinkt man „Tannenzäpfle“

Grüzzi
 
Dann warte halt. Warte auf die Erlösung des Anderen.
So, und wenn er sie Dir jetzt nicht gibt? Und wer sagt überhaupt, dass er auch das Gefühl hat, sich entschuldigen zu müssen ....

Dann bleibst Du in Deiner Unerlöstheit gefangen.
Es bist nur Du allein, der Dich davon losbekommt. Nicht der "Böse", nicht die Entschuldigung, nicht Deine Mutter, niemand.
Doch solange Du mit dem Finger auf andere zeigst, solange Du sagst, dass Andere etwas tun müssen, solange bleibst Du mit Deiner Energie darin gefangen ...

Viel Spaß noch dabei :)

PS: Das heißt nicht, dass Du das gutheißen musst, was da getan wurde. Auch nicht, dass Du es nicht gut finden darfst, wenn die Entschuldigung kommt.
Doch das Warten darauf darf Dich nicht gefangen halten. Und das tut es leider noch viel zu viele ...
 
@Beyolie schreibt
Ich bin einigermaßen "gefesselt" von den unterschiedlichen Biographien und daraus resultierenden Motivationen. Ich bemerke außerdem die immerhin erkennbare Contenance, mit der hier die "Argumente" ausgetauscht werden. Danke dafür.


@ Cherry50
Na da kann ich ja beruhigt sein, wenn ich hier wenn schon nicht mit Musik, aber mit so gänzlich anderen Dingen noch ein wenig zur Unterhaltung beitragen darf.

Übrigens schreibe ich seit einiger Zeit an einem Roman aus meinem Leben mit meiner Biographie, der sich überwiegend mit diesem Thema beschäftigt.

Es gibt zwar schon eine ganze Menge davon, aber trotzdem ist jede Biographie einzigartig, und deswegen tue ich es einfach.

Ich hoffe, das ich es noch schaffe damit fertig zu werden.

LG Cherry50
@Edit: Und deswegen freue ich mich ganz besonders über den Text.
 
Cool, Cherry! Halte uns über den Fortschritt auf dem Laufenden. Einen LEser hast du schon mal sicher! :)
 
@MamaMuuht Also ich hab dann mal an den beiden ersten Strophen gebastelt, ich denke, wenn es einer geschafft hat, dann schaut er nach vorn - und jammert nicht den alten Zeiten nach aber er bedauert (betrauert?) natürlich seine Freunde

Einer von uns ?

Im Schutze der Nacht
hatte ich es geschafft.
Den Westen erreicht,
mit letzter Kraft

Damals war ich der Held
umstellt von Kameraleuten
und nach diesem Moment
sehne ich mich noch heute

Gefeiert, geachtet,
jedoch für sehr kurze Zeit.
konnt mein Glück nicht fassen
und verdrängte das Leid.

Ich war einer von drei’n, ?
unser Ziel war das Leben. ?
Wir haben für Freiheit
die Angst aufgegeben.

Ich war einer von drei’n ?
und ich hatte nur Glück,
?und nach all den Jahren
?schaue ich jetzt wieder zurück. ?

Doch Dich hab’n sie erwischt
und bedroht und beschwört
du hast nichts verraten
wurdest endlos verhört

In der trostlosen Zelle,
vergessen, verflucht,
hast du all die Jahre
nach der Wahrheit gesucht.

Vom ersten Moment an
warst du im Visier.
Und von unseren Plänen
da wußten nur vier.

Du warst einer von uns?
und dein Freund war der Feind. ?
Und in so vielen Nächten
?hast du verbittert geweint.

??Du warst einer von uns
?Dein Stolz wurde erstickt. ?
Und nach all den Jahren
?schaust Du fragend zurück.
 
Inhaltlich sag ich mal nix..ist mir hier zu heiss :D

Aber:



Doch Dich hab’n sie erwischt
und bedroht und beschwört



Klingt für mich falsch...müsste beschworen heissen...womit du dann ein Reimproblem hättest. ;)

Vllt besser "bekehrt"? Belehrt?
 
Hm also für mich klingt beides richtig. K.a. ob es da noch einen Unterschied in der Bedeutung gibt wie bei erschreckt und erschrocken, könnte gut sein
 
Nö, beschwört is nich jut; (rain grammadiggalisch, find' ich).

Vielleicht irgendwas mit ....kommen
.... vernommen
 
?Dein Stolz wurde erstickt. ?
Und nach all den Jahren
?schaust Du fragend zurück.

@Dein Stolz wurde erstickt
Finde ich sehr authentisch formuliert, obwohl mein Stolz zunächst erstickt wurde, dann aber
bis in die Gegenwart hinein ständig und erst recht wieder gewachsen ist.

@Schaust Du fragend zurück
wäre schon wieder der Beginn zu einem neuen Kapitel der gesamten Geschichte, denn viele Fragen bleiben offen.

Sehr schön Klauski, und Danke

Liebe Grüße
Cherry50
 

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