Warum ProTools?

  • Ersteller onetwothree
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also wenn das rhetorische fragen waren (klang bisschen so, aber man ist da ja bei schriftlicher kommunikation nie ganz sicher), dann isses jetzt natürlich blöd dass ich so antworte, allerdings ist es tatsächlich so:

die zeit von DSPs geht zuende. DSPs hatten sehr lange ihre daseinsberechtigung (zumal zu dem zeitpunkt als du deine HDs gekauft hast!), nativ war lange zeit bestenfalls eine kompromisslösung. aber das ist eben inzwischen halt schon ganz schön lange her, und selbst monitoring durch plugins - welches in wahrheit deutlich weniger schlachtentscheidend ist als gerne in so forendiskussionen getan wird, war doch schliesslich analoges monitoring ebenfalls "direct" und jahrzehntelang für professionelles arbeiten völlig ausreichend - selbst das fällt eben inzwischen als letzter realer vorteil von DSPs weg. nativ hat da aufgeholt, demnächst wird dann wahrscheinlich überholt. es gibt keinen grund anzunehmen, die nächste oder übernächste intel-generation würde dann nicht bei 32 samples nicht nur gleich viel sondern dann erst doppelt soviel, irgendwann dreifach soviel performance bieten. CPUs schreiten einfach schneller voran als die entwicklung von audio-DSP, ist ja auch ganz logisch ob der grösse des markts.

insofern ist es aus meiner sicht noch nichtmal wirklich eine diskussion um das "ob" sondern nur um das "wann". glaubst du, die leute werden auch in ferner zukunft immer noch DSPs benutzen, zu einem zeitpunkt wenn dann eine einzelne multicore CPU dir die leistung von 30 HDX karten innerhalb eines 32-sample-buffers rechnet? wozu?

das ist ja ne abgetrennte diskussion von der stabilität der software. auch da gab es ja z.b. früher noch das argument, dass nativ-systeme, wenn sie dann mal an der oberlastgrenze liefen, super nervig zu bedienen waren weil die ganze UI verlangsamt. aber dann kamen die multicores und die programme wurden so designt, dass ein teil der CPU power stets fürs user interface reserviert bleibt, und dann war das auch weg. insofern, wenn wir jetzt mal rein davon reden, ob DSPs noch notwendig sein werden, dann wäre meine klare antwort nein. ich halte sie schon jetzt nicht mehr für notwendig.

trotzdem hab ich ne UAD, sogar zwei, ne quad und ne octo, und ich will sie nicht missen. warum?

je nun: nicht der leistung wegen. wenn ich jetzt mal sehr ähnliche vintage-leckerei-emulations-plugins vergleiche (z.b. softube und UAD) und mir ansehe, wie die aufwendigeren davon selbst in meinem 12-UAD-setup den auslastungsbalken sichtbar nach rechts schieben wenn ich eins öffne, während wirklich unzählige distanzen auf CPU basis nahezu unsichtbar im CPU meter bleiben, dann weiss ich: der leistung wegen brauche ich so ne UAD nicht mehr.

es geht da also inzwischen eher um was anderes, und wir hattens hier ja auch schon. es ist der schutz eines investments für den *hersteller*. ich profitiere als kunde ja dann auch davon, wenn es einem hersteller gut geht. mehr support, steter nachschub an neuen leckeren produkten, und ich muss keine sorge haben, dass der irgendwann webbricht und ich auf nicht mehr supporteter hardware rumsitze. aber ich muss auch andererseits durch den reifen hüpfen und mir diese DSP karten in den rechner stecken oder das externe teil irgendwo im eck rumstehen haben, obwohl rein von der rechenleistung so ein ansatz eigentlich inzwischen obsolet ist.

es geht da also nicht mehr wirklich um leistung. es geht darum, eine hinreichend crack-sichere umgebung zu schaffen (sicher für den hersteller meine ich damit), in der der hersteller ein funktionierendes geschäftsmodell hat, auf das er vertrauen kann. das ist dann auch für mich als kunde der vorteil, und ja, hersteller die ein solches geschäftsmodell im rücken haben, liefern dann auch dank eines höheren R&D budgets mit höherer wahrscheinlichkeit schöne, tolle plugins. ein klarer vorteil.

nur: das wars dann aber eben auch. ich finde man kann das schon klar benennen, dass es DAS ist, worum es heute noch geht, auch bei den anderen beispielen die du genannt hast (obwohl einige von denen wirklich schon langsam bisschen komisch riechen). die rein technischen vorteile hingegen sind massiv auf dem rückzug bzw zu grossen teilen bereits vom tisch.

das finde ich ist einfach eine realistische einschätzung der lage. und believe you me, ich hätte da auch durchaus einige DSP-investitionen vor mir selber zu rechtfertigen, aber hey, damals war der krempel auch alternativlos. jetzt halt nicht mehr. und ich bin auch sicher dass selbst wenn die grössten player es noch schaffen, nach dieser generation noch eine weitere DSP-generation im markt zu etablieren, es geht auf jedem fall dem ende zu. es ist doch schon jetzt einem protools user viel schwerer erklärbar, warum er noch ein grosses HDX braucht, wenn doch auch das native protools auf jedem dahergelaufenen imac schon mehr leistet als ein monster-HD setup der vorigen generation. ich bin mir *sehr* sicher, dass sie davon nicht mehr soviel an den mann bekommen wie noch von HD - der sprung, die künstliche limitierung und verkrüppelung ihrer nativ-versionen aufzugeben wie sie das lange jahre gemacht haben, der kommt ja nicht von ungefähr, ich denke schon dass sie da langsam unter zugzwang standen. und diese entwicklung wird sich denke ich nicht mehr umdrehen.

und uns als konsumenten kanns ja nur recht sein. die zeit, wo eine grossartige audio-produktionsumgebung zwangsweise soviel kosten muss wie früher ein HD setup (ganz zu schweigen von den anderen beispielen, oder wenn man mal in die frühen 90er oder in die mitte der 80er geht...weia....), diese zeiten sind jetzt halt rum. für uns doch nur gut.

in früheren jahren hab ich zumindest aufm laptop es dann immer noch wieder geschafft, den rechner komplett auszulasten. aber wenn ich jetzt selbst auf meinem absolut durchschnittlichen laptop mein grosses streichertemplate mit 6852394736987364 geladenen librarie-teilen laden kann, und es beantwortet das mit einem höflichen gähnen - ach, ist doch herrlich :) was sowas angeht, da kann ich nur sagen: tolle entwicklung, mit dem ganzen nativ-gedöns. darf gerne so weitergehen :)

und den extra-aufpreis für den kopierschutz in form von DSP-karten zahl ich auch trotzdem weiterhin gern, wenn es mit entsprechend hochwertigen plugins belohnt wird.

...zumindest vorerst noch :) aber die uhr tickt. man hat ja auch einfach schon soviele tolle plugins, irgendwann is ja auch genug. also ich bade z.b. inzwischen dermassen in für meine ohren wirklich hervorragenden filtern und dynamikprozessoren und hallalgorithmen undundund, da kommt man ja wirklich irgendwann an einen punkt wo man dann sagen muss "wenn das nicht reicht, dann liegts an dir selbst".

so, viel gelabert und lustig in vier verschiedene richtungen abgeschweift. mögest du es mir hoffentlich nachsehen :) ich übersehe dafür auch höflich das "pc schrauber" klischee dass dir rausgerutscht ist. du bist mac user, da kann man nicht anders, ich weiss das. war ja mal selber einer, ich weiss wie das ist ;-)
 
ach ja, den einen punkt vergessen: klangqualität spielt hier auf jeden fall keine rolle.

CPUs und DSPs machen am ende ja alle nur mathematik, und algebra klingt nicht :) klar, man könnte noch mit der frage nach internen auflösungen usw kommen, aber da sind ja inzwischen alle so weit im sicheren bereich und dann sicherheitshalber noch floating point, das ist auf jeden fall durch.
 
Und wenn man sich mal die aktuellen Absatzzahlen von Avid und die daraus folgenden Börsenkurse ansieht, dann wird man auch in der Chefetage bei Avid langsam gemerkt haben, dass HDX keine so grandiose Idee war. Der Mediacomposer verkauft sich nämlich dank Verzicht auf Hardwarebindung weiterhin relativ gut (naja auch nicht wirklich aber das ist ein anderes Thema). HDX Systeme liegen wie Blei in den Regalen. Ein mir gut bekannter autorisierter Avid Händler in der Medienhochburg Köln hat im letzten Jahr 1 ganzes HDX verkauft. In Worten eins.

Native Systeme gehen da deutlich besser über den Tisch. Und wenn AVID noch etwas mehr Arbeit in die Core Audio und ASIO Anbindung stecken würde, dann wäre allen geholfen.

Monitoring ist wirklich kein Problem mehr. Heutzutage.

Um die Drummerdiskussion noch einmal kurz aufzugreifen.

Sollte eine Latenz von 6ms insgesamt wirklich ein Problem für den Drummer darstellen, dann würde ich dazu raten für das Monitoring auf jeden Fall alle hohen OHs und vor allem alle Raum Mikrofone zu muten, denn die haben selbst bei einem Analogpult 6 ms (Aka 2 m Entfernung) oder mehr Latenz.

Und wenn der Kollege die Laufzeit eines 2 Meter hoch gehängten Mikrofons an einem Analogpult über Kopfhörer (ca. 6 ms Latenz zur Kick) als zu spät empfindet, würde ich vorschlagen er sollte sich mal bei Nativ Instruments als Drumcomputer bewerben. Allerdings muss dann in seiner Bewerbung stehen, dass er keine Humanize Funktion hat, denn bei einem 4/4 bei Tempo 120 würde er alle Hits inngelb einer 1/332 Note spielen. Das wäre nicht nur Guiness Buch verdächtig sonder vor allem ziemlich tot und leblos.
 
Danke für eure Einschätzungen. Dann bin ich ja gespannt, was die Zukunft so bringt.

Gruss
 

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