ITB Mixing

A

AWF

Guest
Hi,

ich bekomme ja immer wieder mit, wie manche sich darüber beschweren, keine richtig gute Mixe "in the box" zaubern zu können.

Wenn es nicht breit genug ist, dann weil kein analog Summing. Zu harsch, weil keine Hardware usw.

Dabei bin ich mir sicher das folgende Dinge von diesen Personen nicht gemacht werden:

1) Levels vor dem Fader einstellen (deshalb gibt es in jeder DAW auch Trim Plugins). Ein Shaker kommt halt mit einem RMS von -6 dB im Kanal an, also wird der Channel Fader runtergefahren. In der analogen Welt wird am Input gedreht, warum also nicht digital? Am Schluss hat man eine "Welle" bei den Channel Fader bevor der Mix begonnen hat.

Klanghelm hat ein gutes Tool dafür:

http://www.klanghelm.com/VUMT.php

Man kann auch Disbalance zwischen Rechts/ Links oder Mitte/ Seite damit beheben.

2) Tape. Warum nicht Tape als zweites Plugin nach dem Trim Plugin? Kann harschen Sound nehmen, schöne Sättigung ins Spiel bringen. Tape ist immer interessant.

3) Non Linear Plugins. Auch die können etwas mehr Leben in den digitalen Mixer bringen.

4) Verschiedene EQs nutzen. Wenn man mit ein und dem selben Plugin die selben Frequenzbereiche anhebt, dann kann das auch klinisch wirken. Mal ein Pultec für die Kick, ein Neve für den Bass usw. Wir wollen doch Schweinerei.

5) Stereo Files werden nicht getrennt bearbeitet. Auch hier kann man viel erreichen, wenn man links und rechts getrennt bearbeitet. Das gilt auch für Hall oder Delay. Das bringt zusätzlich leben.
Warum also bei Overheads links und rechts exakt die gleichen Frequenzen anheben? Auf der einen Seite ist die Hihat und auf der anderen das Ride.

6) kein Oversampling. Es ist ein Unterschied ob ich ein Shelf bei 20 kHz ansetze oder bei 30 - 40 kHz. Bei 30 - 40 kHz wird wirklich das Airband angehoben und Frequenzen von 5-6 kHz weniger berührt. Bei 20 kHz nimmt man zu viel der oberen Mitten und Höhen mit, die wieder alles anstrengend klingen lassen. Da mit dem Q spielen macht es meist schlimmer.

7) zu viele Lowcuts. Lowcuts sind gut, aber nicht jede Spur benötigt eine. Wer digital mischt kann auch mal den Anlayzer zu rate ziehen. Der sagt auch sehr oft: "nimm ein Lowshelf und gut ist."

8) parallele Bearbeitung. Auch hier wird nicht sehr oft davon Gebrauch gemacht, obwohl analoge Leute wie Brauer immer wieder davon erzählen. Also, ich möchte analog klingen, mische aber nicht analog wie meine Vorbilder? Mal die analoge Welt kopieren schadet nicht.

9) Automatisation :) Keine Lust...und so. Liegt sicherlich auch an manchen DAWs, da macht es weniger Spass, aber ob das mit einer echten Konsole mehr Spass macht? Das gehört zu jedem Mix dazu. Automatisation muss sein.

Ich glaube das sind die Punkte die meist nicht gemacht werden.

Ich kann verstehen wenn man in der Mischmaschine nicht alles macht was man sonst macht (ist ja Spass-Mixing), aber bei eigenen oder fremden Projekten, die nicht für den Spass sind, sollte man doch etwas disziplinierter sein.

Und wenn selbst dann immer noch nicht alles gut klingt, dann liegt es nicht an ITB Mixing, sondern eher an die Spuren selbst (schlechte Aufnahmen) oder an einem selbst. Man muss auch bei sich selbst den Fehler suchen. Ich mache das Non-Stop und verbessere mich wohl auch gerade deshalb.

Und nun könnt ihr mich steinigen :-D
 
Einige gute Anregungen in deinem Beitrag. Danke für die Mühe!
 
  • Danke
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Referenzen zu guten Profi-Songs wird wahrscheinlich auch nicht oft gemacht, da das recht frustrierend sein kann, wenn man den Sound nicht hinbekommt, den man sich wünscht.

Klar bekommt man den mit begrenzten Mitteln nicht hin, aber man kann versuchen dicht ranzukommen und das geht heute mit jedem guten Standard Sequencer und den mitgelieferten Bordmitteln. Man braucht da auch nicht eine Tonne zusätzlicher Plugs.

Weniger ist manchmal mehr, wenn man das wenige genau kennt und einzusetzen weiß.

Gruß

bbb
 
Weniger ist manchmal mehr, wenn man das wenige genau kennt und einzusetzen weiß.

Gruß

bbb

Das sehe ich ganz genau so!

Ich benutze zwar HW und weiss das ich meinen ITB Mix damit an bestimmten stellen aufwerten kann. Dabei dreht es sich aber meistens um die letzten 3%.

Ich habe vor einigen Jahren eine Zeit lang komplett ITB gemischt und manche meiner Freunde die ich sehr schätze fragten mich ob das über mein Vintage Siemens Pult gemischt worden sei.

;-)
 
Zu #6:

Kennst Du EQs die in dem von Dir genannten Frequenzbereich arbeiten?


Zu #7:

Kritisches Thema - das vorweg. Gegenfrage: Warum besitzen Konsolen in jedem Kanal ein Hochpassfilter? Und ein Denkanstoß: Analoger Mulm ist anders als digitaler Mulm und von letzterem gibt es im Low-Budget-Bereich meist mehr als genug.


Desweiteren: Mal über "angenehmes" Rauschen nachdenken. Und beachten, dass analoge Aufnahmen auf eingemessenen Bandmaschinen getätigt werden, aber Viele nicht darüber nachdenken, ob ihr AD-Umsetzer eingemessen ist, bzw. saubere Ergebnisse liefert.
 
Weniger ist manchmal mehr, wenn man das wenige genau kennt und einzusetzen weiß.

Gruß

bbb

Das sehe ich ganz genau so!

Ich benutze zwar HW und weiss das ich meinen ITB Mix damit an bestimmten stellen aufwerten kann. Dabei dreht es sich aber meistens um die letzten 3%.

Ich habe vor einigen Jahren eine Zeit lang komplett ITB gemischt und manche meiner Freunde die ich sehr schätze fragten mich ob das über mein Vintage Siemens Pult gemischt worden sei.

;-)

wow... Brew hat einen extrem geilen Bass Sound... wie hast Du den so hinbekommen?
 
Ich bin morgen im Studio dann schaue ich nach.
Das Arrangement und die Spielweise ist aber auch schon einfach top gewesen!
 
zusätzlich zu deinen Anregungen, möchte ich dringlichst darauf hinweisen, dass man sich schon vor der Aufnahme Gedanken machen sollte was im Endmix hinten dann rauskommt. Man möchte nicht glauben was ein gut aufgenommenes Signal viel unnötiges Geschraube am EQ erspart.
Auch den Punkt 7 kann ich zu 100% bestätigen !

zu Punkt 1: ich hoffe ich verstehe das nicht falsch, aber so wie du das beschreibst, hätte dann Gainstaging keinen Sinn ?
 
  • Danke
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zu Punkt 1: ich hoffe ich verstehe das nicht falsch, aber so wie du das beschreibst, hätte dann Gainstaging keinen Sinn ?

Wegen Punkt 1:

Für mich Persönlich hat es Vorteile:

a) ich habe keine heisse Spur und somit Luft nach oben und ich habe ebenfalls keine zu leise Spur. Hatte oft Spuren die so leise waren das ich den Channelfader zum Anschlag gefahren habe und diese immer noch vergleichen zum Rest zu leise war. Es ist für mich wie ein Rouhgmix

b) ich habe alle Fader so ziemlich auf 0 und kann diese auch besser bedienen, als wenn eine Spur irgendwo bei -26 dB herumhängt (weniger Spiel). Das Leveln ist für mich so um einiges angenehmer.

c) ich lerne die Spuren kennen. Man hört zwar einen Rough vom Kumpel, aber so hört man auch die Spuren einzeln. Für mich ist das sehr nützlich da ich dann schon bevor ich mit dem Mischen anfange weis was zu tun ist.

Beispiel:

eine Percussion Spur die im Song nur leise im Hintergrund spielen soll. Anhand des VU Meter sehe und höre ich z.B das diese Spur sehr viel Dynamik hat.
Versucht man eine Spur mit sehr viel Dynamik in den Hintergrund zu mischen, dann wird sie im vollem Arrangement evtl. immer wieder unter gehen. Ich weiß also das ich entweder diese Spur komprimieren muss und/oder die Höhen stark anheben, damit die Transienten durch kommen. Auch Transienten Modulator wäre möglich (1000 Wege führen nach Rom).

Auf alle Fälle weiß ich schon in diesem Moment was ich später machen sollte. Ich kann das dann in der Spur Notiz aufschreiben. Wenn ich dann irgendwann 50 Spuren weiter bin habe ich es nicht vergessen.

d) wie erwähnt kann ich auch Lautstärke Unterschiede die zwischen rechts und links schon mal korrigieren.

Für mich hat Punkt 1 einen wichtigen Stellenwert. Für mich ist halt dieser 8€ Meter von Klanghelm genau das richtige Tool. Man kann aber auch mit dem Free G oder anderem gut arbeiten.
 
Weniger ist manchmal mehr, wenn man das wenige genau kennt und einzusetzen weiß.

Gruß

bbb

Das sehe ich ganz genau so!

Ich benutze zwar HW und weiss das ich meinen ITB Mix damit an bestimmten stellen aufwerten kann. Dabei dreht es sich aber meistens um die letzten 3%.

Ich habe vor einigen Jahren eine Zeit lang komplett ITB gemischt und manche meiner Freunde die ich sehr schätze fragten mich ob das über mein Vintage Siemens Pult gemischt worden sei.

;-)

wow... Brew hat einen extrem geilen Bass Sound... wie hast Du den so hinbekommen?

Es gab da 3 Bass Tracks. Ich habe nur den Bass Cab mit dem U47 in einen BAE1073 genommen.

Da war nur ein EQ drauf sonst nichts.
 

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Aaaah :D Ja... ich glaube das U47 ist das Mic, was mein Kumpel für die Bassdrum nimmt meine ich... und er hatte mal alle Mics durchprobiert und das klang auch am besten am Bassamp. Er hat den AML 1073... sollte also auch machbar sein soundtechnisch...
 
hi awf,

danke, guter post, schön wenn man ab etwas Neues entdeckt, was sich zu probieren lohnt.
konkret für mich die Nr. 5 - Stereo Files werden nicht getrennt bearbeitet.... - Insbesondere die Hall, Delay, Raummic - Returns habe ich hier bisher nicht getrennt bearbeitet und werde das mal versuchen...

#1 sehe ich genauso und nutze hierfür mittlerweile PSP Triple Meter, VUMT ist aber ebenfalls super.
 
  • Danke
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Was ist denn ein '"NonLinear Plugin" ?
Danke für die Frage! Bei dem ganzen geballten Wissen der Experten hier habe ich mich gar nicht getraut danach zu fragen. :) Die Waves Plugins kannte ich auch dem Namen nach, aber was die nun genau machen, ist mir auch noch nicht klar. Hardware simulieren? Na gut, aber das machen doch viele.

Also Non-lineare Hardware? Hmmm ...


edit:
Aber für den Fred sei Dir aufrichtig gedankt, AWF. Sehr coole Empfehlungen.
 
An dieser Stelle muss ich wiedermal den Shoot out fordern. Von mir aus 64 Spuren, einmal analog und einmal digital summiert
 

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