Ich denke es hat einfach ein immenser Wertewandel stattgefunden, bzw. der gesellschaftliche Anspruch an Musik aus der Dose hat sich verändert.
Beispiel Drums... wird wie oben bereits angesprochen sowieso grundsätzlich mit Click eingespielt (was oft mehr Probleme bringt als dass es dem dynamischen Spiel hilft), dann wird editiert und im Extremfall jeder Schlag zurechtgerückt. Das hätten damals mit Band und Rasierklinge wohl nur die absoluten Freaks gemacht.
Heute ist es bei größeren Produktionen normal, dass für jeden Song eine Unmenge von Gitarren, Heads und Cabinets getestet wird, um DEN Sound zu finden, danach das gleiche Spiel mit der Auswahl und Positionierung der Mics, etc, etc... Das ganze geschieht nicht nur, weil wir so einen Spaß daran haben, sondern ich denke, dass dahinter die Idee steckt "der Sound selbst muss ein Brett sein, sonst kann ich überhaupt nicht mit anderen Produktionen konkurrieren". Höre ich mir alte Platten von Aerosmith, Black Sabbath, Deep Purple und so weiter an, dann denke ich mir oft "hmm, an dem Sound hätten sie ruhig noch etwas arbeiten können", aber es ist trotzdem ein absolutes Brett, weil die Jungs selbst es durch ihr Spiel dazu machen.
Ich höre viele Platten und Demos von kleineren Bands, die das ganze in Eigenregie zusammengestrickt und miserabel gemixt haben, aber ich liebe viele der Platten, weil aus ihrem Spiel und ihrer Dynamik eine unheimliche Energie hervorgeht. Da ist Hochglazpolitur zweitrangig. Die Hochglanzpolitur wird allerdings von jedem größeren Label erwartet, denn sonst sind die Dinger nicht radiotauglich und Otto-Normal-Nichtmusiker bekommt unter Umständen überhaupt nicht mit wie gut die sind, sondern hört nur mumpfigen Sound, den er nicht gewohnt ist.
Weiterhin hat es natürlich auch viel mit der Produktion selbst zu tun... Das Beispiel Bigband war super, da ist nix mit jedes Instrument spielt einzeln ein (zumindest wird das nie so harmonisch klingen). Da geht vielleicht viel Zeit fürs Mikrofonieren drauf, aber dann läuft der Take und der hat zu sitzen.