Le Deep House bizarre

  • Ersteller synthpark
  • Erstellt am
[Die Geräte und die Voraussetzungen hatten damals auch Tausende Andere, die aber nichts daraus gemacht haben, keine Vision hatten.

Ähm nein, damals hatte nicht jeder mal locker 10000-15000 DM übrig um sich ein kleines Setup zu kaufen.

Heute haben eben die Menschen, die damals kein Geld gehabt hätten, ein kleines Setup für lau.


Synthpark hat schon recht. Die Konkurrenz ist jetzt nicht mehr ausschliesslich vom Geldbeutel abhängig und somit ist es heute schwerer.

Man schaue sich DJ Antoine an. Niemand hat zu diesem Zeitpunkt grossartig House aufgelegt. Wenn in Lörrach Antoine auflegte, dann war die Hütte voll.

Antoine ist weder ein grossartiger DJ noch Producer (eher sein Kumpel Mad Mark). Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
 
Da fehlen wie gesagt die direkten Vergleiche, sonst bleibt das alles hypothetisch.

Finde das eher kurios, wie viele Bastler da draußen wahrscheinlich tatsächlich glauben, sie hätten damals nur "ne geile 909 und einen Juno Synth" haben "und damit ein wenig auf die Tasten zu drücken" müssen, um ein Carl Craig zu werden.
Dabei steht der Gegenbeweis klipp und klar auf dem Papier der Geschichte.
 
Da fehlen wie gesagt die direkten Vergleiche, sonst bleibt das alles hypothetisch.

Finde das eher kurios, wie viele Bastler da draußen wahrscheinlich tatsächlich glauben, sie hätten damals nur "ne geile 909 und einen Juno Synth" haben "und damit ein wenig auf die Tasten zu drücken" müssen, um ein Carl Craig zu werden.
Dabei steht der Gegenbeweis klipp und klar auf dem Papier der Geschichte.

richtig. Denn viele Punkte sind nicht angesprochen. ;)

Du bist Resident DJ in einem guten Nachtclub und kannst deine Tracks life ausprobieren (Mastering war damals nicht so verbreitet). Wer konnte das schon?

Du hast Zugang zu guten Mischpulten, Effektgeräten usw.

Hast Connections.

DJane Ellen Allien hat im Plattenladen gearbeitet, damit zugang zu den heissesten Scheiben vorweg. Auch ein wichtiger Faktor, als begnadeter Top DJ ist sie nie aufgefallen. Aber dann Jubiäum gefeiert im E-Werk. Vermarktung eben.

Wenn die Leute damals so geniale Visionäre gewesen wären, hätten sie ja vielleicht DrumnBass, Dubstep und anderes auch erfunden, aber dabei sind sie einfach bei ihrem Style geblieben.


Ich hab nie Platten nach Namen gekauft, sondern immer nach Klang, und da sind viele von nicht so bekannten Leuten wie Carl Craig.

Carl Cox ist genial als DJ. Jeff Mills hat seinen darken Stil, den er immer noch auflegt wie damals, fast die gleichen Platten. hab ich in NY erlebt.

Wie sind wir drauf gekommen? Ach ja, Harmonielehre :)

Aber schau Dir Basement Jaxx an: das sind für mich echte Helden. Machen gute Alben bis heute und gehen ein wenig mit der Zeit.
 
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Bestes Beispiel ist auch die TB-303 und Acid.
Das Gerät wurde von 1982 bis '84 gebaut. 1985 kam DJ Pierre auf den dann so genannten Acid-Sound damit, und erst 1987 erschien der erste Track damit. Dabei muss man einfach nur an den Reglern drehen, während das Ding läuft.
Wahrscheinlich würde jeder heute denken (auch nach deiner Aussage oben, dass man ja nur die Geräte gebraucht hätte): Wenn ich so ein Ding 1983 vor mir gehabt hätte, hätte ich natürlich Acid erfunden - da ist doch gar nichts bei.. Man muss ja nur laufen lassen und wild dran drehen!
Nur hatten damals Tausende eine 303, und niemand davon hat Acid erfunden. Also mit aller Wahrscheinlichkeit auch niemand der heutigen Leute, wenn sie damals schon alt genug gewesen wären und eine gehabt hätten.

Genausowenig lag es damals auf der Hand (anders als du meinst), nur mit 'ner 909 und 'nem Juno-Synth Platten zu machen oder gar einen neuen Stil zu erfinden. Es gab jede Menge fette aufwendige Disco-Produktionen mit Bläser-Ensembles und allem Pipapo. Dass Kellerpartys mit Stroboskop und rohem minimalem Sound cool sein könnten, hatte schlicht niemand auf dem Schirm - womit später jeder, der Techno machte, als Basis-Sozialisierung aufwuchs.

Basement Jaxx.. verfolge zwar neue Alben von denen, aber z.B. auf dem letzten ist für mich nichts, was ich mir ein zweites Mal anhören würde.
 
ist doch alles richtig. Nur: nur wenn du was erfunden hast, heisst es nicht, daß Du besonders musikalisch bist und entsprechende Skills hast, damit die richtig super Scheiben zu machen. Du hast es halt erfunden, vielleicht mit einem gewissen Schuss Glück, so what? Heisst nur, dass Du einen Zeitvorteil hast und einen auf Platzhirsch machen kannst, bestenfalls. Bis andere die Mittel übernehmen und da noch mehr rauskitzeln als "Du". Nur weil einer Acid erfunden hat, wird er noch nicht gleich zum Evergreen.

Und das neue Basement Jaxx ist wieder richtig gelungener, extrovertierter, geistreicher Sound mit klarer Handschrift. Die haben sich selbst erfunden, wenn die mal ne 303 brauchen, dann nehmen sie die und hinterher ne Gitarre und was so in die Quere kommt.
 
Wenn jemand heute 'ne fette House-Nummer macht, die trotzdem zwangsläufig nur eine von vielen sein kann, wird der Track trotzdem nie den Stellenwert der damaligen stilprägenden Nummern haben. Es sind dann eben nur Derivate.
"Bis einer kommt, der mehr rauskitzelt" gilt also nicht wirklich.
Finde ich auch nervig, z.B. bei Kraftwerk, die vor Jahrzehnten faktisch aufgehört haben und als größere Vorbilder gelten als praktisch alle, die die Musik seither vorangebracht haben. Aber so ist es halt.
 
Da wäre ich mehr bei Hyp.

Finde, dass ein Carl Craig sowohl herausragende eigene Tracks gemacht hat und MACHT als auch als exzellenter Remixxer gelten darf. Zur Zeit habe ich zwar wenig Gutes von ihm gehört, aber nun gut.

Auch was die Innovationen in der Musik angeht, muss ich Hyp recht geben. Mal eben den Acid House erfinden.. Ich glaub so einfach geht das nicht. Leute wie Derrick May, kevin saunderson, carl craig usw sind im House Bereich Pioneere ähnlich wie es Louis Armstrong, Charlie Parker oder Miles Davis im Jazz waren. Letzterer hat den Fusion zwar nicht perfektioniert, aber dafür angestoßen bzw erfunden.
 
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Finde ich auch nervig, z.B. bei Kraftwerk, die vor Jahrzehnten faktisch aufgehört haben und als größere Vorbilder gelten als praktisch alle, die die Musik seither vorangebracht haben. Aber so ist es halt.

naja, Derivate ist doch etwas übertrieben, oder? Sonst braucht man gar keine Musik zu machen.
Ist Mozart nur ein Derivat von Palästrina? Bestimmt nicht, total absurde Vorstellung.

Die, die sagen, Kraftwerk hat Techno erfunden, sind doch meist nur die Nerds und Gelehrten. ;)

Aber wir sind total vom Thema abgekommen, denn das war die These: die Pioneere haben alle Harmonielehre drauf und wissen immer genau, wann sie davon abweichen. Gerade bei Acid klingt das besonders bizarr, außer bei so Oktavierungsgeschichten.
 
Mozart und andere Klassiker sind tatsächlich größere Individualisten als alle House-Musiker.
Die Eigenheit der Handschrift, die in einer Mozart-Sinfonie steckt, hat eine andere Größenordnung als die Eigenheiten unterschiedlicher House-Interpretationen.

Dazu passend auch dieser Artikel von kürzlich... In dem dargestellt wird, warum die klassische Musik für zukünftige Musik allgemein relevanter und impulsreicher ist als aller Pop:
www.theguardian.com/music/2014/sep/21/pop-belongs-last-century-classical-music-relevant-future-paul-morley

Ich weiß nicht, woher diese These mit Pionieren, die alle Harmonielehre drauf haben, kommt.
Bei Tracks, die nur aus 1-2 Takt-Loops und 1-2 Tonarten bestehen, ist ja gar nicht der Raum, um harmonische Wendungen und sonstige Eskapaden auszuloten. Die allermeisten bewegen sich dabei doch in klassischen Strukturen - ob sie davon wissen oder nicht. Bei deinem Track hier ist das anders.
 
Ich weiß nicht, woher diese These mit Pionieren, die alle Harmonielehre drauf haben, kommt.
Bei Tracks, die nur aus 1-2 Takt-Loops und 1-2 Tonarten bestehen, ist ja gar nicht der Raum, um harmonische Wendungen und sonstige Eskapaden auszuloten. Die allermeisten bewegen sich dabei doch in klassischen Strukturen - ob sie davon wissen oder nicht. Bei deinem Track hier ist das anders.

dann hab ich dich wohl falsch verstanden, als Du meintest

Das Interesse am Zustandekommen der speziellen Harmonien war auch nicht ironisch gemeint. Es kann halt spannend sein, über das Zustandekommen mehr zu erfahren. "Profis" können nach meiner Erfahrung meistens genau erklären, warum sie in welchem Zusammenhang von klassischer Harmonielehre abweichen.

Die allermeisten bewegen sich dabei doch in klassischen Strukturen - ob sie davon wissen oder nicht. Bei deinem Track hier ist das anders.

die Harmonieleehre von Techno ist gar keine in dem Sinne, das war in der Tat nur bei den Detroit Pioneeren noch vorhanden. Das da unten ist aber der spätere Technostyle, mit dem ich aufgewachsen bin. Wahllos rausgegriffen. Klingt für meine Ohren ganz easy alles, wie Balsam.
Selbst wenn es super monoton ist, war es aber doch vor allem fürs Mixen gedacht.

Bei 3:20 der dritten Scheibe kommt die typische "Techno-Ästhetik von Harmonieleehre" zum Ausdruck, es hat eben KEINEN klaren GRUNDTON, ist atonal (obwohl ich einen raushöre). Das ist das Faszinierende. Deshalb fand ich das geil. Daher hatten sich zeitweise sogar ernste Komponisten der Musik zugewand, weil sie eher atonal war, im Gegensatz zu heutigen Richtungen. Und dann gabs all die Leute, die konnten damit nichts anfangen und waren mehr auf Progressive Trance usw.

Die Ansätze sind halt in dem Sinne passee, aber im Ohr bleibt eben dadurch dieser Sound hängen, der jemanden wie mich für immer beeinflußt. Rentergequatsche :D





 
Bei den drei Tracks sind die melodischen und harmonischen Einheiten nur einen halben Takt lang, zwei Beats. Da kann man tatsächlich Beliebiges spielen, diese kleinen Einheiten definieren den Track dann mehr durch ihren Sound als durch die gespielten Noten. Außerdem haben sie keine Bassline.

In deinem Track sind mindestens drei Ebenen melodisch und harmonisch am Zusammenwirken: Bassline, Chords und noch 'ne Melo drüber - und das in längeren Einheiten von 1-2 Takten.
Es fällt also mehr melodische / harmonische Information an, mit dessen Zusammenwirken das Ohr beschäftigt ist.
Wenn die drei Tracks noch eine (melodische) Bassline hätten und doppelt bis mehrfach längere Melo/Harmo-Einheiten, würde es erst richtig losgehen mit Befremdungsmöglichkeiten für das Gehör.
 
In deinem Track sind mindestens drei Ebenen melodisch und harmonisch am Zusammenwirken: Bassline, Chords und noch 'ne Melo drüber - und das in längeren Einheiten von 1-2 Takten.

klar, wir leben ja auch im Jahr 2014 :). Da sind drei Abschnitte, A B A. An A finde ich nicht, daß irgendwas komisch klingen soll, da harmoniert es für mein Ohr, Basston gibt die Grundtonart vor, alles andere wird dazu in Beziehung gesetzt (da ergeben sich dann zB QuartSept-Akkorde usw.), aber nicht immer mit der Terz und damit nicht Dur oder Moll, aber eigentlich hört mal klar Moll als Grundstimmung raus.

Und im Mittelteil ist es experimentell, durch die Chordrückungen und die Bassline ergeben sich immer andere Akkorde und Harmonien, außer wo die Bassline aussetzt, dann klingts reminiscent. Die Melo oben hat dann etwas Störfaktor, ist deshalb leiser gemischt und färbt das ganze nur ein. Ergibt dann ne eigenartige Stimmung, aber hat mir so gefallen. Clubathmosphäre 4 Uhr morgens, alles überschlägt sich, die Kick bombt, die Lichter werden greller, "die Drogen und der Alk wirken" (außer bei mir, ich nehm keine). So hab ich mir das ungefähr vorgestellt, Nachtfahrt. Das ganze ist dann recht verpult, wie Knutbert meinte, aber so 1-2 Takt Schemen find ich eh etwas ausgestampft.

Ich kanns mir harmonisch auch total leicht machen wie andere, paar Grundakkorde, Rest Sounddesign. Wird man sogar noch für "belohnt". Na egal. Ich mach jetzt meinen nächsten Track.

Im Track gibts ne uncoole Stelle mit weiblichen Vocs, müßte man ausbessern.

Bizarre Diskussion, hehe.

LG
 
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"Clubatmosphäre 4 Uhr morgens, alles überschlägt sich, die Kick bombt, die Lichter werden greller, "die Drogen und der Alk wirken"

Für diesen Zweck finde ich den Track zu wenig technoid, mit zu vielen Breaks, und auch zu clean.

Hier ist Musik von einem Bekannten aus einem anderen Forum, die für dieses Szenario besser passt meiner Meinung und die Verspultheit ebenfalls aus Disharmonien bezieht:
http://soundcloud.com/verform-records

Mal zwei derartige Tracks herausgegriffen aus den ersten dort:
Klordop - Full Spectre
Johnnyx Guitar - Parkdreamer

Das ist wirklich verspulte Club-Musik...

Danke auch noch für die theoretischen Erläuterungen... Hobby-Musiker legen bei Nachfrage ja gern den Mantel der Unergründlichkeit und Unhinterfragbarkeit der Inspiration darüber (wegen tatsächlicher Planlosigkeit, wie vermutet werden muss), während wie gesagt Profimusiker nach meiner Erfahrung meist genau erläutern können, warum sie an welcher Stelle welche Note gespielt haben.
(Es geht mir dabei nicht um das Abfragen, ob jemand Hobby- oder Profimucker ist, sondern ich frage sowas einfach aus Interesse an der Musik, bzw. was sich der Musiker wobei gedacht hat.)
 
Minimal Off-topic, aber mit Klardorp - Full Spectre sollte man niemanden um 3 Uhr früh laut beschallen, der auf einem anderen Film unterwegs ist. Unverantwortlich :D
 
  • Danke
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